Live Review
Berlin, K17 – Rage, Jaded Heart, Seven
Sieben Jahre lang waren Rage nicht mehr in Berlin – damit stehen sie in guter Tradition von traditionellen, vor allem deutschen, Heavy- und Thrash Metal Bands, die Berlin eher mal meiden, denn ein gutes Pflaster für diese Bands ist die Hauptstadt selten. Allerdings scheint die lange Liveabstinenz ihre Wirkung getan zu haben: Das K17 ist nicht nur proppevoll, die Leute sind bereits sehr früh da, so das keine Band vor leerem Club spielen muss, obwohl der Einlass mit 19:00 Uhr angegeben ist, die erste Band aber schon um 19:30 auf der Bühne steht. Auch der Shirtstand ist rund um die Uhr gut bevölkert, die Preise reichen alleine beim Headliner von 10-20 €, teuerstes Stück ist die Rage Banane für 10.000 €. Das Gästebuch am Shirtstand ist im Übrigen eine Entwicklung, die andere Bands unbedingt übernehmen sollten.
Die Power Metaller SEVEN haben schon angefangen, als ich eintreffe. Viel verpasst habe ich dabei wohl eher mal nicht. Die Musik der Tschechen kann wohl noch am ehesten mit „ganz nett“ umschrieben werden, und auch an der Bühnenpräsenz hapert es noch. Das ein Solo von Bassist und Gitarrist mit Akkuschraubern statt Plektren gespielt werden, ist sicher ein netter Gag, kann aber auch nicht verhindern, dass der Club etwas leerer wird. Erst mit dem angespielten „Black Night“ von Deep Purple kommt zumindest etwas Stimmung auf.
JADED HEART übernehmen nach der kurzen Umbaupause dementsprechend ein kaum aufgewärmtes Publikum, so dass sie etwas Zeit brauchen, um das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Die sympathische deutsch-schwedische Truppe hat aber genug Hits im Gepäck und ist auf der Bühne trotz beschränktem Platz sehr souverän, so dass bei jeder Animation vom Sänger mehr Leute mitmachen, auch wenn die Haare nach wie vor nicht so recht fliegen wollen. Immerhin schafft es die Band, den verdienten Applaus einzuheimsen, und hat selbst offenbar viel Spaß auf der Bühne(„Unser Sänger gibt nachher auch Autogramme, aber eigentlich will er nur mit euch saufen“).
Da können RAGE sofort anschließen. Die Truppe freut sich augenscheinlich, mal wieder in Berlin zu spielen und gibt vom ersten Moment an Vollgas. Die Performance ist schön anzuschauen, wenn auch gelegentlich etwas selbstverliebt. Das tritt jedoch schnell in den Hintergrund. Der Sound ist klar und transparent, aber trotzdem druckvoll. Als einzigen Kritikpunkt könnte man die Setlist sehen, bei der zumindest am Anfang fast nur Songs vom neuen Album(„The Edge of Darkness“, „Hunter and Prey“, „Into the Light“, „The Beggars Last Dime“) gespielt werden – etwas Abwechslung wäre zumindest mir lieber gewesen.
Als Band und Publikum warm geworden sind, folgt mit dem neuen Longtrack „Empty Hollow“ der erste Höhepunkt – und auch wenn das echte Orchester schon irgendwie fehlt, verursacht der Song Gänsehaut.
Als dann pünktlich zur Konzertmitte eine Gitarre von Viktor Smolski ausfällt, muss die Band die Setlist umstellen. Dabei fällt zwar „Straight to Hell“ runter, dafür werden spontan „Higher than the sky“, „Soundchaser“ und „War of Worlds“ gespielt – was die ohnehin schon gute Stimmung noch ein weiteres mal nach oben trieb.
Die Zugabe wird dann von „Set this world a fire“ und „Down“ bestritten, bevor die Band pünktlich nach 90 Minuten Schluss macht und nach umfangreicher Danksagung an das Publikum und unter Zugaberufen die Bühne verlässt.
Fazit: Mir persönlich fehlen ein paar Songs, aber man kann halt nicht alles haben, und die Spielzeit war okay. Das ist aber auch wirklich der einzige Kritikpunkt, das Konzert war sehr schön, und auch das Umfeld hat weitgehend gestimmt.
Review von Felix
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