Sonntag, 4. Juli 2010

Slayer Live Review C-Halle Berlin

Live Review
Berlin, Columbiahalle – 3.7.2010
Slayer, The Haunted, Daath

Die Fußball WM zeigt Folgen: Obwohl das Spiel zwischen Deutschland und Argentinien längst gelaufen ist, finden sich eine halbe Stunde vor Beginn des Konzerts nur eine Handvoll Thrashveteranen und Jungmetaller in der Columbiahalle, die vor zwei Jahren trotz größerem Vorbandpaket und mitten in der Woche von Anfang an voll war. Heute werden erst kurz vor Beginn von Daath die Ränge überhaupt aufgemacht.

DAATH lassen sich von der nicht mal halbvollen Halle nicht beirren und erweisen sich schnell als die beste Vorband, die Slayer seit langer Zeit dabei haben. Dementsprechend bekommen die Amis von Anfang an gute Reaktionen und sogar einen Moshpit. Und auch während des Konzertes brüllt kaum jemand nach Slayer – das hat man auch schon anders erlebt. Nach einer halben Stunde verlassen DAATH die Bühne und lassen ein gut aufgeheiztes Publikum zurück.

Da bietet es sich für THE HAUNTED die Gelegenheit, noch einen draufzusetzen. Dabei scheitern die Schweden aber grandios. Klar, der Jubel ist lauter und der Moshpit größer, weil einige WM-Alkoholleichen aufgewacht sind und der Laden jetzt voll ist, aber auch die Slayer-Sprechchöre werden von Song zu Song lauter. Der Grund dafür ergibt sich aus der Musik – THE HAUNTED sind die Weichspüler im heutigen Billing, halbgare Götheborg-Riffs treffen auf die eine oder andere Thrash-Anleihe, und der Sänger brüllt sich energiearm durch den Set, während sein Cleangesang ähnlich schief wie der einer gewissen Lena ist. Das – das soll hier nicht verschwiegen – finden immer noch genug Leute stark, aber viele halt auch nicht.

Dann ist es endlich soweit: Nach über einer halben Stunde Pause (in denen mindestens 15 Minuten lang nichts gemacht wurde) steigen die Thrash-Titanen SLAYER mit dem Titeltrack ihres aktuellen Albums „World Painted Blood“ ein. Direkt darauf folgt ebenfalls vom aktuellem Album, „Hate Worldwide“. Überhaupt, bis die ersten Klassiker aus den Boxen schallen, vergeht eine Weile, in denen das Publikum mit „Cult“, „God hates us all“ oder „Jihad“ vorlieb nehmen muss. Dazu ist leider Jeff Hannemans das ganze Konzert über kaum zu hören. Klingt nach zähen Start? Leute, wir reden hier über SLAYER!!! Da gibt’s keinen zähen Start. Die Gitarrenfront braucht lediglich ein einziges Riff, um sämtliche Thermometer mit Lichtgeschwindigkeit nach oben schießen und aufplatzen zu lassen. Noch bevor Tom das erste Mal ans Mikro tritt, ist man bereits in einem Rauscherlebnis gefangen, aus dem man in den nächsten 90 Minuten nicht rauskommt. SLAYER stehen nicht umsonst für Härte, Authenzität und Kompromisslosigkeit. Da stört es auch nicht, das der Filmbildschirm der letzten Touren heute zu Hause geblieben ist. Dass Konzerterlebnis ist auch so wahnsinnig intensiv, woran die protzige Lichtshow zwar ihren Anteil hat, es aber nicht bestimmt. Es gibt nur wenige Pausen zwischen den Songs, in denen sich Tom aber außergewöhnlich kommunikativ zeigt („Warum seit ihr so leise? Ihr habt gerade ein WM-Spiel gewonnen, ihr müsstet jetzt richtig geflasht sein!“). Und gerade als man denkt, die Stimmung kann nicht mehr steigen, packen SLAYER mit „War Ensemble“ den ersten Klassiker aus. Danach ist die Setlist gut durchmischt, neben unsterblichen Klassikern wie „Seasons in the Abyss“ oder „Raining Blood“ gibt es seltener gespieltes wie „Mandatory Suicide“ und „Disciple“. Großartig. An der Decke der Columbiahalle tropft das Kondenswasser gleich hektoliterweise und in den ersten Reihen herrscht akute Zerquetschungsgefahr. Pausen gibt es nicht, das ist ein Naturgesetz, und das von der Bühne gehen vor dem Zugabeblock wirkt auch eher gekünstelt. Nach der Rückkehr wird das Publikum noch mit „South of Heaven“, „Silent Scream“ und dem obligatorischen „Angel of Death“ beglückt, bevor sich die Musiker noch kurz am Bühnenrand feiern lassen und die völlig erschöpfte Masse in die Nacht entlassen wird.

Fazit: SLAYER sind SLAYER sind SLAYER!!! Daran ändern auch die total überteuerten Shirtpreise nichts.

Setlist Slayer

1.World Painted Blood
2.Hate Worldwide
3.Cult
4.Disciple
5.War Ensemble
6.Expendable Youth
7.Jihad
8.Beauty Through Order
9.Seasons in the Abyss
10.Hell Awaits
11.Mandatory Suicide
12.Chemical Warfare
13.Raining Blood
14.South of Heaven
15.Angel of Death

Review von Felix

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