Sonntag, 27. Februar 2011

The Devil's Blood - Live Review White Trash Berlin


Berlin, White Trash – 26.2.2011
The Devil’s Blood, Heretic

Nur eine einzige Show spielen die holländischen Occult Rocker The Devil’s Blood in diesem Jahr, bevor es an die Arbeiten zum nächsten Album geht. Diese Show findet in einem der passendsten Clubs statt, die Berlin für eine Band dieser Art zu bieten hat, im urigen White Trash mit schmaler, aber tiefer Bühne und Kellercharme, der dem dunklen, mysteriösen Charakter von The Devil’s Blood und dem schmutzigen Sleaze der Vorband Heretic mehr als gerecht wird. Mit 19:30 ist der Showbeginn recht früh angesetzt, weshalb sich der Club nicht von Anfang an komplett füllt. Am Ende des Abends stapeln sich die Fans allerdings schon fast.
Am Shirtstand findet man Shirts, Vinyl und CD’s aller Bands zu sehr fanfreundlichen Preisen (teilweise nur 10 € für ein Shirt), der Absatz erreicht seinen Höhepunkt aber erst nach der Show. Die meisten Frühankommer stellen oder setzen sich einfach irgendwo hin und warten auf den Beginn der Show.

Nur ein paar Minuten nach dem offiziellen Beginn betreten HERETIC die Bühne. Anfangs sehen sie aber ein bisschen wie bestellt und nicht abgeholt aus. Erst nach drei Songs schließt sich der Graben zur Bühne so langsam, und zumindest ein paar Hardcorefans fangen an zu headbangen. Der schmutzige, an Venom angelehnte Sound der vier Holländer ist nicht besonders revolutionär, doch die Energie dieser Musik reißt nach kurzer Zeit mit. Meistens im Midtempo gehalten, simpel strukturiert und allgemein recht abwechslungslos, aber schön rotzig dargeboten. Als sich mehr Leute in den ersten Reihen sammeln und mitmachen, spornt das auch die Band noch einmal an. Einige Fans sind von dem Quartett so begeistert, dass sie mehrfach die Bühne stürmen und die Menge zum mitmachen animieren wollen oder ein Mikrophon stehlen, um Publikumsstimmen einzufangen, die dann aber eher spärlich kommen. Mit unter anderem „Hellfire Satanist“, „Gods N Slaves“, „Mr. Chainsaw“, „Angeldestruction“ und „Horns of Hell“ schaffen HERETIC den Spagat zwischen dem aktuellen Album „Gods over humans, Slaves under Satan“ und der Compilation „Praising Satan“, wobei mir das mit einem herrlich stumpfen Text gesegnete „Black Metal Overlords“ heute fehlt.

Kurze Zeit später betreten THE DEVIL’S BLOOD die Bühne, und die Stimmung könnte unterschiedlicher kaum sein. Zwischen den abgedeckten Monitorboxen brennen Kerzen, als die Instrumentalisten die Bühne betreten und aus Rückkopplungen eine Art Intro starten, zu dem Bandleader SL rituell Blut ins Publikum schüttet, bevor er zu seiner eigenen Gitarre greift und der Opener „Come, Reap“ angestimmt wird, bei dem auch die Sängerin die Bühne betritt. Dieser wie auch die folgenden Songs sind bereits aus anderen Konzerten bekannt, Neuerungen in der Setlist gibt es nicht, aber die Songs werden mit einer bisher unerreichten Intensität zelebriert, die zwischen meditativem Zuständen und ungezügelter Wildheit hin- und herschwingt. Liegt es daran, dass sich die Band in der langen und intensiv genutzten Festivalsaison eine wahnsinnige Routine erspielt hat, dass es das letzte Konzert für längere Zeit sein wird, dass Ambiente und Sound stimmen oder dass sich die Band von den kommenden Aufnahmen inspiriert fühlt? Oder vielleicht auch an dem allem? Jedenfalls wirkt die Musik so stark und packend wie noch nie. Absoluter Höhepunkt ist dabei der Longtrack „Voodoo Dust“, der gekonnt variiert wird und mit einem magischen, fesselnden Jampart aufwartet. Ähnliche Teile gibt es auch in anderen Songs wie etwa „The Anti-kosmik Magick“ oder „The Heavens cry out (for the Devil’s Blood)“. Überhaupt wird viel improvisiert und variiert, sodass einem auch ohne neue Songs musikalisch viel unentdecktes geboten wird, in dessen Erforschung man versinken kann. Gleichzeitig geht der rote Faden aber nie verloren, und nur wenige Bands bekommen es hin, Songs so übergangslos ineinander überfließen zu lassen wie THE DEVIL’S BLOOD. Ganz großes Kino sind dabei fliegende Wechsel wie zwischen „River of Gold“ und dem schneller und rockiger als im Orginal gespieltem „A Waxing Moon over Babylon“ oder dem Roky Erickson Cover „White Faces“ und „The Anti-kosmik Magick“. Schlusspunkt ist das eingängige, stampfende „Christ or Cocaine“, das bis zur letzten Konsequenz gepusht wird und mit dem Zerreißen der Saiten der Gitarre von SL endet. In einer Feedbackorgie klingt das Konzert nach 90 Minuten dann aus.

Fazit: Wie gesagt, so stark wie im White Trash habe ich die Holländer noch nie erlebt. Wenn sie sich diese Form erhalten können, dann steht einem Aufstieg nichts mehr im Wege.

Setlist The Devil’s Blood:
1. Come, Reap
2. River of Gold
3. A waxing Moon over Babylon
4. House of 10.000 Voices
5. Rake your Nails across the firmament
6. The Heavens cry out (for the Devil’s Blood)
7. White Faces (Roky Erickson Cover)
8. The Anti-kosmik Magick
9. The Graveyard Shuffle
10. Voodoo Dust
11. Christ or Cocaine

Review von Felix P.

Hier
geht es zu den Live Fots.

Keine Kommentare: