Dienstag, 3. Mai 2011

Shai Hulud - Live Review Cassiopeia, Berlin


Shai Hulud, Ligeia, Constellations, The Blackout Argument
23.04.2011 – 20:00 Uhr

Berlin, Cassiopeia

Während sich heute im Cassiopeia die alternativen Sportler treffen um dort am Skateboard-Wettbewerb teil zu nehmen, findet im Konzertbereich ein Event statt, wie wir es selten zu erleben bekommen. 4Life Concerts und Avocado booking präsentieren stolz: SHAI HULUD, LIGEIA, CONSTELLATIONS und THE BLACKOUT ARGUMENT. Verschiedene Genre, wie Hardcore, Metalcore und Mathcore rütteln einem heute für nur 13 EUR einmal kräftig die Ohrmuscheln durch. Na dann aber mal auf zur „The Ugly American´s Tour“.

Bereits mit der Einleitung von The Blackout Argument wachsen die Erwartungen, da die Power Jungs aus München nicht nur hier die Anheizer geben werden sondern auch zu späterer Stunde im Magnet Club als Hauptact erscheinen. Doch bevor es hier losgeht, sieht man erst einmal dabei zu, wie mehrere in die obere Etage gleiten in Vorfreude auf das Kommende. Am Rand der Diskotanzfläche sieht man auch schon Rapper Casper auf der Couch rumgammeln. Dier Erwartungen steigen somit weiter, da dieser ja mit den Münchnern den Song „Overweight Against Heartless“ teilt und man kommt auf den Gedanken, das jeden Augenblick Comeback Kid Sänger Andrew Neufeld durch die Tür schneien könnte um auch bei „Satisfying Angst“ zu unterstützen.

Um 8 befinden wir uns nun im unteren Bereich des Cassiopeias. Im mittelmäßig gefüllten Raum ertönt das Intro, zu welchem sich THE BLACKOUT ARGUMENT vor der Bühne zusammenstellen, die Arme umeinander legen und wie vor einem Football Spiel noch ein wenig Mut und Kraft tanken. Und dann geht es auch schon los. „High Treason On Your Own“ wird angespielt und die Musiker legen sich sofort in die Vollen. Leider strahlen die Gäste eher wenig vor Begeisterung, sehen aber auch nicht desinteressiert aus. Dennoch zeigt Sänger Raphael Schmid so viel Enthusiasmus, das er es nicht einmal einen Song lang schafft sein Mikro in einem Stück zu halten – entweder fällt es runter oder das Kabel fliegt im Alleingang über die halbe Bühne. Neben den gelangweilt wirkenden Fans, lässt auch der Sound wieder einiges zu wünschen übrig. Wie man es aus dem Cassiopeia kennt kämpfen Bass und dumpfer Ton wieder um den ersten Platz. Was das Auftreten der Jungs angeht gibt es eigentlich nichts zu bemängeln bis auf, dass sich fast jeder Song wie der andere anhört und gerade das scheint die Besucher vom Mitgehen abzuhalten. Nun ist es auch schon etwas leerer vor der Erhöhung geworden und wir nähern uns dem Ende. „Satisfying Angst“ wird angespielt, aber nirgendwo lässt sich Andrew Neufeld blicken und auch beim letzten Song „Overweight Against Heartless“ bleibt die Unterstützung durch Casper, ebenfalls zur Verwunderung des Blackout Argument-Anhangs, aus. Er steht lediglich am Merchandise Stand und sieht zu. Eigentlich ziemlich schade, wir sind es offenbar einfach nicht wert das komplette Paket zu bekommen.

Na hoffentlich gestaltet sich das Ganze im Magnet positiver.

Wie angekündigt packen sie dann auch ihre Sachen und machen sich zum Aufbrechen bereit.

Im Cassiopeia wird aber keineswegs Feierabend gemacht. Hier beglücken uns nämlich als nächstes die Berliner CONSTELLATIONS. Zusammengewürfelt aus verschiedenen Bands wie Mortal Storm und With Abandon zocken sie relativ frisch in der Hauptstadt. Heute haben sie die „große Ehre“ auf der Cassiopeia Bühne ihr Glück zu probieren. Wer hier mit Cleanvocals, melodischen Riffs und etwas zum Schunkeln rechnet, liegt falsch! Die fünf Jungs legen gleich mit knallhartem Hardcore los. „Auf-die-Fresse-Stimmung“ könnte man da meinen. Die Leute stehen herum und schauen schon wesentlich angetaner drein, doch von Bewegungslust ist immer noch nichts zu merken. Jeder einzelne Song bietet an sich die perfekte Vorlage zum Abgehen, doch so wirklich nach vorn traut sich keiner. Da sind lediglich die Fotografen und Videodreher am Werk. Die Mischung aus Twostep und Breakdowns veranlasst die Musiker auf der Bühne mit vollem Körpereinsatz dabei zu sein und auf und ab zu springen. Bis dann der letzte Song „Holding On“ ertönt und so den sehr guten Auftritt abschließt. Noch ein letzter Verweis auf den nächsten Auftritt am 21.05. auf der Party „Drop the Bomb 5.0“ und dann verschwinden sich auch schon wieder von der Bühne.

Nun weiter mit dem Besuch aus Massachusetts, LIGEIA. Nachdem sie 2009 ihre Trennung bekannt gaben, überraschten sie die Fans nur ein Jahr später mit dem erneuten Zusammenschluss. Zwar nicht mit einer neuen Platte im Petto, dafür aber mit einer ganzen Tasche voll Tour Daten in den Staaten und auch Europa.

Die vier Männer lassen nicht lange auf sich warten. Sofort begeben sie sich vor die wartende Menge und beginnen mit „Bad News“ die ersten Tanzenden an diesem Abend zu präsentieren. Sänger Keith Holuk macht zwar stimmlich einen eher weniger fitten Eindruck, dafür verausgaben sich die Musiker jedoch umso mehr. Der Sound ist wieder einmal nicht sonderlich überzeugend, es wird wieder viel mit Bass gearbeitet und die melodischen Gitarrenparts treten nicht so gut in den Vordergrund, wie man es gerne hätte. Dafür macht es jedoch umso mehr Spaß Keith dabei zu zusehen, wie er sich in einer Tour auf dem Boden krümmt und ins Mikro brüllt sowie dem Vergnügen im Publikum beizuwohnen. Mit dem neuen Song „Sweet Sense“ und dem Klassiker „I´ve Been Drinkin“ wird dann noch einmal gepunktet, als jeder aufgefordert wird den Refrain lautstark mitzusingen. Der letzte Song „I´m Sorry You´re Ugly“ wird angespielt und mit einem befriedigten Grinsen können wir in die Pause gehen.

Leider ein ziemlich kurzer Auftritt, wenn man bedenkt, dass The Blackout Argument doch auch eine volle Stunde Spielzeit aufs Parkett legten. Dennoch spreche ich wahrscheinlich für viel, wenn ich sage: Endlich sind sie wieder da!

Nach einer weiteren kurzen Pause beehren uns nun Shai Hulud. Seit mittlerweile 16 Jahren zeigen sie, was man in Pompano Beach, South Florida unter ordentlichem Mathcore mit leichten Metalcore-Einflüssen versteht. Und gerade diese Mischung bringt das Cassiopeia dazu fast aus allen Nähten zu platzen. Da möchte man auch keine Zeit verlieren und beginnt auf der Stelle los zu rocken. „Solely Concentrating…“ wird angespielt und ohne zu Zögern wird losgetanzt, der Sound knallt nur so um sich, Sänger Matt Ian Mazzali treibt die Meute wild gestikulierend an... Und zack – da ist auch schon die Bass Drum kaputt. Jedoch kein Grund zur Sorge, Drummer Matt Covey bekommt das schnell wieder in den Griff.

„For the World“ wird angespielt, Bassist und Gitarristen springen hin und her, ja wirklich alle verausgaben sich bis in die kleinste Zelle. Erstaunlicherweise wird diesmal auch durch ziemlich guten Sound gepunktet. „Given Flight by…“ fordert dann erstmals die volle gesangliche Unterstützung der Fans, während man sich vorn im Abriss befindet. An Härte wird noch mit „Darkest Blood“ eins drauf gesetzt, soviel vertragen die Instrumente aber wieder nicht. Das Mikrofon fällt komplett aus, was zur Folge hat, das der Soundmann zum ersten Mal an diesem Abend ein paar kritisierende Worte von Mazzali erfährt. Dieses Problem wird ebenfalls schnell unter Nervosität geregelt und dem Chaos ist keine Grenze mehr gesetzt. Gäste springen zum Sänger auf die Bühne, grölen jeden einzelnen Song mit – die Stimmung passt absolut.

Mit dem zwölf Song „This Wake I…“ wird nun das Ende des Auftritts angekündigt, was einiges Murren mit sich zieht, aber nicht davon abhält noch einmal alles zu geben. Mit dem letzten Ton springt dann noch ein Fan auf die Bühne, bereit zum Stagediven. Allerdings ein etwas unpassender Zeitpunkt - jetzt, da der Song bereits zu Ende ist.

Das sieht auch der Frontmann so und überredet seine Kollegen schnell, noch weiter zu machen. Und es folgen drei weitere Songs, zu denen sich auch ein paar Weitere zum Crowdsurfen hinreißen lassen. Niemand kommt auf die Idee seine Kräfte auch nur eine Sekunde einzusparen. Mit dem 15ten Song „Love Is The Fall Of Every Man“ wird nun aber der Schluss eingeleitet. Die letzten Pogos und Circle Pits und mit vielen Worten und Händeschütteln wird sich verabschiedet.

Mit einem solchen Abend hatte ich nicht gerechnet.

The Blackout Argument legten mit einer vollen Stunde Spielzeit einen ziemlich unerwartet langen Auftakt hin, beeindruckten aber mit einer ganzen Ladung Power. Leider lief der Sound nicht ganz so geschmiert und auch die Gäste ließen dezente Langeweile durchblicken. Hoffentlich lief es im Magnet Club besser.

Constellations brachten danach mit wesentlich mehr Härte ein wenig Abwechslung rein. Guter Auftritt, von dem die meisten schon angetaner zu sein schienen. Sound wie immer nur passabel, doch den Auftritt am 21.05. bei der Drop the Bomb Party sollte man nicht verpassen!

Ein absolutes Highlight für mich und offenbar auch für einige Weitere waren dann Ligeia. Man hatte schon um die Trennung getrauert, doch nun darf man sie zu recht mit breitem Grinsen und ausgestreckten Armen wieder auf den Bühnen willkommen heißen.

Den perfekten Abschluss lieferten dann Shai Hulud. Trotz kleinen Problemen mit den Instrumenten schafften sie es dennoch mit ihrem Auftritt das Partyfeeling aufleben zu lassen.

Ganz großes Kino!

Ligeia – Setlist:

01. Bad News
02. Beyond A Doubt
03. Teenage Wasteland
04. Sweet Sense [New Song]
05. I´ve Been Drinkin
06. I´m Sorry You´re Ugly

Shai Hulud – Setlist:

01. Solely Concentrating On the Negative Aspects of Man
02. Let Us At Last Praise The Colonizers Of Dreams
03. For The World
04. To Bear The Brunt Of Many Blades
05. Given Flight By Demon´s Wings
06. My Heart Bleeds The Darkest Blood
07. Scornful Of The Motives And Virtue Of Others
08. A Profound Hatred Man
09. The Creation Ruin
10. The Bonds Of Those Who Have No Understanding Of Consequences
11. Misantrophy Pure
12. This Wake I Myself Have Stirred

Zugabe:

13. Hardly
14. Set Your Body Ablaze
15. Love Is The Fall Of Every Man

Review von Kathi V.

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