Samstag, 22. Oktober 2011

Texas In July Live Review Comet Club, Berlin


Live Review
18.10.2011 - 20:30
Berlin, Comet Club
TEXAS IN JULY, TASTERS, MADISON AFFAIR

Die Jungs von TEXAS IN JULY ließen sich das letzte Mal vor genau einem Jahr in Deutschland blicken. Damals machten sie jedoch keinen Halt in Berlin und waren auch nur Vorband für WE CAME AS ROMANS. Das wird sich jetzt ändern. Zusammen mit TASTERS starten sie in der Hauptstadt ihre Europatour. Bei der Wahl des lokalen Supports fällt die Entscheidung auf MADISON AFFAIR.

Die Berliner finden sich bereits eine halbe Stunde früher auf der Bühne ein und stehen als Anheizer einem spärlich besuchten und leicht schläfrig wirkendem Comet Club entgegen. Ist den Fünfen allerdings egal, mit ihrer Mischung aus Hardcore, Metalcore und Electronic legen sie gleich los, wobei sofort das größte Manko des Abends auffällt. Der Sound! Gitarren sind nur als Schein wahrnehmbar und der Bass verschwindet im Soundmatsch. Das hält die Jungs nicht davon ab die Songs durchzuprügeln. Nur blöd, dass alle Einspiele von Band kommen und das in einer Lautstärke, die die Band überflüssig wirken lässt. Auch Gesangspassagen übernimmt das Playback, obwohl beide Sänger auf der Bühne stehen. Wenn dann auch noch vom Gitarristen und Cleansänger Yuri die Einsätze dermaßen vermasselt werden, erscheint das Bild eher peinlich als professionell. MADISON AFFAIR geben sich dennoch nicht zu wenig Mühe, wie die ganz Großen zu posen und schaffen es erstaunlicherweise sogar einige Gäste zum „Moshen“ zu bewegen. Nach 30 Minuten zweifelt man dann immer noch, an der Tauglichkeit der Jungs und hofft, dass der nächste Gig, die Record Release Party im Magnet, mit mehr Bravur gemeistert wird. Bis jetzt ist es nur TEXAS IN JULY gut zu sprechen, denn die Jungs wissen ganz offenbar wie man gut da steht.

Mit großen Umbaumaßnahmen, einem Synthesizer und sechs Bandmitgliedern stehen nun TASTERS auf dem Programm. Die Frage, wie sich die Jungs da auf der Bühne wohl herumdrängeln wollen wird relativ schnell beantwortet: Wenn schon so viel Platz vor der Bühne, darf man den wenigstens als Musiker nutzen! Das Berliner Publikum hat sowieso schon eingeschüchtert in die hinteren Ecken verzogen, also setzt Sänger Daniele Nelli noch eines drauf und beginnt mit viel Enthusiasmus und Bewegung zu performen. Immer wieder geht er auf die Leute zu und versucht so zu animieren. Doch Bewegung bleibt eine Seltenheit. Selbst die "erzwungene" Wall of Death schaut nicht wirklich nach Spaß aus. Trotzdem wird es im Comet Club voller, sodass wenigstens mehr Leute TASTERS betrachten können, was sich wirklich lohnt. Auch wenn der Sound wieder ein Schatten seiner selbst ist, versuchen die Sechs alles und geben ihr Bestes. Leider versinken die Gitarren und insbesondere erneut die hohen Töne im Niemandsland des Clubs. Cleanvocals könnten im Verhältnis zu den Shouts einiges mehr an Volumen vertragen, sodass Herr Nelli dabei immer wieder von Keyboarder Fabrizio Pagni unterstützt wird. Auch vereinzelte Bewegung unter den Gästen schafft es nicht mitzureißen und das Rumgepose der Band hilft dem Auftritt nicht unbedingt. Aber auch hier wäre ein ausgewogener Sound wohl Gold wert gewesen. Mit einem Verweis auf TEXAS IN JULY und einem noch schnell daher gesagten "We love you" hauen die Jungs "Please Destroy This World" aus den Boxen und geben dann ab an den Headliner.

TEXAS IN JULY machen sich sogleich an den Umbau, bei welchem die nächsten Probleme auftreten. Das Equipment vom Drummer scheint nicht zu funktionieren und bereitet Sorgen. Nach Aushelfen vom MADISON AFFAIR Drummer kann man jetzt nur noch auf guten Sound hoffen. Denn gerade hier sollten die Gitarren zu hören sein. Doch Problem bleibt das Schlagzeug. Das Equipment funktioniert zwar, Basedrum und Standtom sollten jedoch für mehr Wucht sorgen. Durch Aufforderung von Sänger Alex Good gesellt sich der mittlerweile volle Club direkt vor die Bühne und mit „It´s Not My First Rodeo“ wird der Pit eröffnet. Was bei MADISON AFFAIR und TASTERS noch spärlich bis gar nicht ging, flutscht nun richtig. Die Jungs in guter Spiellaune, hauen eine gute Mischung aller releasten Scheiben raus. Der Sound stellt sich zwar hier als bester des Abends heraus, doch Gitarrist Chris Davis zeigt sich unkonzentriert und verspielt sich häufiger und auch Alex kämpft beim Singen mit einigen Schwierigkeiten, die Luft bleibt weg und einige Passagen wirken oft gehetzt. Das man den Bass immer noch nicht hört ist nur eine weitere Randanekdote dieses Abends. Man schafft es dennoch das Publikum zu animieren und zeitweise sogar mitsingen zu lassen. Trotzdem, in dem kleinen Comet Club nach dem "biggest circle pit" zu fragen ist reine Blasphemie! Die Fans drehen dennoch ihre Runde, legen sich energiegeladen ins Zeug und lassen das Ganze nach einer guten Party aussehen. Nach vollen 50 Minuten ist der Spaß dann leider auch schon wieder vorbei - Ganz klar zu wenig für eine Headliner Show. Mit den Stücken „Elements“ und „Hook, Line & Sinner“ lässt man den Abend ausklingen und gibt nochmal jedem ein kleines zufriedenes Grinsen mit auf den Heimweg.

Abschließend kann man vor allem TASTERS für diesen gelungenen Auftritt und den eigentlichen Sieger des Abends gratulieren. Bei den Italienern stimmte, bis auf den Sound, eigentlich alles. MADISON AFFAIR waren nicht unbedingt so erfolgreich wie man es vielleicht gedacht hatte und geben Anlass, eine nächste Show mit ihnen auf der Bühne, vorher zu überdenken. TEXAS IN JULY haben teilweise viel Potenzial verschenkt und sind uns noch Einiges schuldig geblieben. Doch eine kontinuierliche Steigerung im Laufe des Abends, bis hin zur erträglichen Feier zu TIJ ist nicht abzustreiten und somit bedanken wir uns fürs Erscheinen und wünschen weiterhin noch viel Spaß auf der Tour.

TEXAS IN JULY - gespielte Songs:

- Introduction
- It´s Not My First Rodeo
- Aurora
- Dreamer
- Satellites
- Cyclops
- Lancaster
- 1000 Lies
- One Reality
- Elements
- Hook, Line & Sinner

Review von Lars N. und Katharina Vogel

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