Montag, 28. Dezember 2009
Motörhead Berlin, Arena Treptow (Review)
Berlin, Arena Treptow – 11.12.2009
Motörhead, Der W., Black Stone Cherry
Obwohl Motörhead sämtliche Metalfestivals headlinen und auch sonst zu den unangefochtenen Leitwölfen des Heavy Metal gehören, fanden ihre Berlinkonzerte bisher in der Columbiahalle statt. Die ist zwar beileibe nicht klein, doch es spricht eindeutig für Motörhead, dass sie trotz ihrer trendresistenten Musik selbst nach über 30 Jahren noch einmal den Sprung in eine doppelt so große Konzertlocation schaffen. Leider gehört die Arena nicht gerade zu den Glanzhallen Berlins. Geht das industrielle Ambiente noch voll in Ordnung, ist der Sound einmal mehr recht matschig. Dies mag bei Motörhead weniger stören als z.B. bei Dream Theater, gehört aber zu den unschönen Begleiterscheinungen des Wachstums.
Ich komme leider sehr verspätet in der Halle an, so dass ich BLACK STONE CHERRY komplett verpasse. Nimmt man die Anzahl der Anwesenden als Maßstab, scheint das Interesse an der Truppe doch recht groß gewesen zu sein. Jedenfalls ist es drinnen gut voll, und draußen kommt man gut rein, ohne die Engpässe, die einen normalerweise bei Hallen dieser Größe erwarten. Die Reihen schließen sich auch schon, als DER W., der als Ersatz für die mit Line-Up-Problemen belasteten Thin Lizzy da ist, mit seinem Deutschrock beginnt. DER W. hat in Berlin vergleichsweise viele Fans, ungefähr die halbe Halle geht mit, der Rest wartet auf seine dreckige Rock’n’Metal-Kost. DER W. ist schlau: Er erleichtert seinen Set weitgehend von den Balladen und trumpft abwechselnd mit stampfenden Riffrockern und schnellen Nummern auf. Dabei verlässt er sich nicht allein auf sein Debüt, sondern bringt noch verschiedene andere Projekte, z.B. eine Rockversion von „Gewinnen kann jeder“ von seinem Fußballprojekt mit Daniel Wirtz, mit ein, um den Set abwechslungsreicher zu gestalten. Ansonsten präsentiert sich der Meister in Topform, albert herum, und bedankt sich immer wieder für den starken Support. Allerdings fehlt noch das berühmte gewisse Etwas, um sich auch außerhalb seines großen Namens einen Platz auf den Bühnen der Welt sichern zu können, und von dem emotionalen Wackenauftritt ist hier nichts zu spüren. DER W. muss noch beweisen, dass er das Ende der Onkelz musikalisch überlebt hat.
MOTÖRHEAD müssen dagegen nichts mehr beweisen. Gott persönlich knarzt ins Mikro: „We’re Motörhead, and we play Rock’n’roll“, dann beginnt er mit „Iron Fist“, und die Menschen sahen, dass es gut war. So ungefähr funktioniert der Beginn eines MOTÖRHEAD-Konzertes, und zwar immer wieder. Und es wirkt immer wieder. Denn auf MOTÖRHEAD-Konzerten weiß man, was man bekommt. Überraschungen sind außerhalb der Setlist selten, und auch heute zelebrieren die Briten einmal mehr ihre von viel Whiskey und noch mehr Dezibeln bestimmte Routine, die den Fokus direkt auf die starken Songs legt. Und davon gibt es heute einmal mehr reichlich. Natürlich fehlen einige eigentlich unverzichtbare Klassiker wie „Sacrifice“ oder „Killers“, denn unverzichtbare Klassiker gibt es bei MOTÖRHEAD inzwischen einfach mal ein paar zu viele. Dennoch wird der Besucher hoch verwöhnt. „Stay Clean“, „Killed by Death“, „In the Name of Tradegy“ etc. werden so überzeugend dargeboten, wie es halt nur diese Band kann. Dazu gibt es mit dem Twisted Sister-Cover „Shoot’em Down“ und der „Eat the rich“-B-Seite „Cradle to the Grave“ noch zwei besondere Genüsse, die das Programm abrunden. Und natürlich gibt es einmal mehr das legendäre Schlussduo „Ace of Spades“ und „Overkill, aber erst nach ein bisschen Gebrüll des Publikums. Das „Bisschen“ kann man dabei wörtlich auffassen, denn die Masse ist erschreckend faul und vertraut offenbar darauf, dass die Band von alleine noch einmal rauskommt. Schwach Leute, ganz schwach. Vor dem erwarteten Doppelschlag gibt es dann noch den „Whorehouse Blues“, und dann ist Schluss.
Fazit: Operation gelungen, Unsterblichkeit bewiesen.
Review von Felix
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen