Montag, 18. Januar 2010

Mayhem Live Volksbühne Berlin


Berlin, Volksbühne – 17.1.2010
Mayhem, Next Life


Das Mayhem mal eine Stadt mit einem Headlinerkonzert beehren, ist schon selten genug, und dann auch noch in einer ungewöhnlichen Location wie der Volksbühne, auf der normalerweise des Volkes Mimen um die Aufmerksamkeit des Auditoriums buhlen. In der Folge sieht man neben der Berliner Schwarzmetallfraktion auch viele Leute, denen man üblicherweise nicht auf einem Black Metal Konzert begegnen würde.

Leider hat die Band ihr Merchandise fast komplett verloren, so dass nur Hoodies (50 €) und Girlies (20 €) angeboten werden. Also behält man sein Geld lieber bei sich und sucht sich seinen Platz. Wobei gerade hier deutlich wird, wie groß die Unterschiede der Konzertkulturen zwischen dem durchschnittlichen Metalclub und der Volksbühne sind. Beginn ist hier gleich Einlass, realer Beginn ungefähr 20 Minuten danach. Das Theater ist nicht bestuhlt, also hockt man sich auf die Treppenstufen, die sich durch den ganzen Saal ziehen. Und dann kann es auch schon losgehen.

NEXT LIFE sind Norweger und ziemlich schräg. Nach einem Ambientintro legt das Trio los, und zwar heftig. Geboten wird schwer verdaulicher Stoff in der Schnittmenge aus Death Metal, Mathcore und Industrial, und zwar komplett instrumental. Ein Keyboard, eine Gitarre, ein Schlagzeug, mehr braucht man nicht. Der Gitarrist und Quasi-Frontmann zieht das gesamte epileptische Programm ab, während er seine synkopischen Rythmusriffs mit beeindruckender Tightness in die Menge feuert, der Drummer ist ein Timmingwunder und ansonsten recht unauffällig und der Keyboarder setzt die einzigen melodischen und meist reichlich schrägen Akzente und ist nebenbei wie ein wilder am bangen. Dazwischen wird sich schüchtern bedankt, und der Jubel ist auch nicht zu verachten, was überrascht, wenn man mal bedenkt, wie wenig diese Musik mit der des Headliners gemein hat. Sehr schön.

Danach ist es Zeit für MAYHEM. Bereits beim Intro steht der ganze Laden, und als MAYHEM „Pagan Fears“ anstimmen, kennen die Fans kein Halten mehr. Leider ist der Gitarrensound vor allem am Anfang total matschig, dafür kann man umso besser Hellhammers abwechslungsreichem Stil lauschen. Attila kommt heute mal aus dem Boden geschossen und taucht hinter einem Altar auf, den er dann besteigt, um von dort aus seine Weisheiten zu verkünden. Mit blutigem Corpsepaint verziert und in ein Papstgewand gekleidet kreischt und singt er heute auf uns ein. Eine Sense und ein auf dem Altar liegender Totenschädel vervollständigen das Outfit, in dem Attila heute seinen Auftritt zelebriert. Das ist durchaus nicht unpassend, denn der bewegungsfreudige Fronter ist eindeutig Meister der Zeremonie. In den Songs ist sein Auftreten dämonisch, dazwischen bedankt er sich hingegen immer wieder und zeigt sich bei aller Theatralik sehr kommunikativ. Das ist wohl die gute Seite daran, dass man MAYHEM nicht so oft sieht: Jede Show ist etwas Besonderes und bereitet der Band große Freude.
Nachdem der Sound etwas besser geworden ist, sind auch die Songs endlich klar erkennbar. Es gibt heute einen tollen Best-Off-Set mit Songs wie „Deathcrush“, „Anti“ und „My Death“, die atmosphärisch dargeboten werden. Keine Frage, MAYHEM hauchen ihrer Musik Magie ein, und erweisen sich damit als dem größten Teil der Genrekonkurrenz als weit voraus.
Leider ist nach etwas über einer Stunde auch schon wieder Schluss. Ein bisschen mehr hätte es gerne sein dürfen, vor allem, da durchaus noch Klassiker in der Truhe schlummern. Aber letztendlich ist das bei diesem Konzert Jammern auf hohem Niveau.

Fazit: Das Konzertjahr 2010 beginnt finster und Mayhem dürfen uns gerne noch ein bisschen weiter erfreuen.

Review von Felix

Keine Kommentare: