Live Review
Berlin, Magnet – 03.10.2010
August Burns Red, Bless the Fall, Of Mice & Men
Wir schreiben das Jahr 2003. Jon Hershy führt mit seiner Highschool-Flamme namens August eine Beziehung, die jedoch alles andere als harmonisch verläuft, so dass er sich gezwungen sieht ihr ziemlich schnell wiedet den Laufpass zu geben. Wäre der Großteil der weiblichen Wesen in Trauer versunken, so entschließt sich August zu einer Furie zu mutieren. Jon zählte zu seinem Leben einen Irish Shetter namens Redd. Diesem wiederfährt allerdings ein grausames Schicksal, als August sich dazu hinreißen lässt, sich zu rächen und ihn lebendig in seiner Hundehütte zu verbrennen. Kommentiert wird dies am folgenden Tag von der Lokalzeitung mit der Überschrift: „August burns Red“. So finden die Jungs aus Lancaster, Pennsylvania nach kurzer Zeit ihren Namen.
7 Jahre später, die Highschool bereits hinter sich gelassen, haben August Burns Red sich gut in den christlichen Metalcore etabliert. Touren mit As I Lay Dying oder Misery Signals reihen sich bereits in ihre Biografie ein. Nun steht wieder ein Besuch in Berlin an. Mit dabei: Bless the Fall und Of Mice & Men. Schnell sieht man wie begehrt dieses Packet ist, denn schon zwei Wochen vorher heißt es: Ausverkauft!!! Nachdem immer wieder aufs Neue doch noch Karten auftauche, steht es dann nach einigem hin und her doch fest!
Schon eine halbe Stunde vor dem Anpfiff füllt sich das Magnet ungeahnt rasant, während aus den Boxen die knallenden Klänge von Burning Skies dudeln.
Kurz nach Neun baut sich auf der Bühne eine dichte Nebelwand auf, die durch dumpfe Scheinwerfer erhellt wird. Als Intro ertönt „A Milli“ und gleich springen Of Mice & Men auf die Bühne. „Those in Glass Houses“ wird sofort in die Menge gescheppert, das Magnet dreht durch und das Sold-Out-Feeling findet den Weg in die Gemüter. Unter den vielen Capträgern gibt es kaum jemanden, der sich diesem Post-Hardcore mit brachialen Breakdowns, klarem Gesang und tiefen, kraftvollen Shouts, entziehen könnte. Als dann auch der zweite Klassiker, der Jungs aus Southern California, „Second&Sebring“ anballert, zeigt sich, dem hervorragendem Debütalbum, welches in diesem Jahr erschien, steht die Live Performance in Nichts nach. Auf und vor der Bühne wird herumgesprungen und man will einfach nicht schlapp werden. Als sich „They Don´t Call It the South for Nothing“ in die Setlist einreiht, ist der einzige Blickfang nur Bassist Dane Poppin, der sich auf rätselhafte Weise durch die Masse an Gästen kämpft und plötzlich auf dem Tresen stehend, auf die Saiten einschlägt und sich dann in der Horizontalen hin und her wälzt. Wie man es sich denken kann, wird dies von Sänger Jerry Roush nur mit einer wüsten Handgeste bekundet. Mittlerweile steigen die Temperaturen, doch der Frontmann weiß immer noch zu begeistern. Mit einer kleinen Reise in seine Highschoolzeit, als er noch Deutschunterricht hatte, wird mit seiner Erinnerung an Fragen wie „Darf ich bitte auf die Toilette gehen?“ ein Lacher bei fast jedem erzielt. Der finale Song spielt ein, voller Erschöpfung legt sich die Band auf den Boden während die finalen Minuten gespielt werden und nach vollen 30 Minuten, die einem wesentlicher kürzer vorkamen, ist der erste Berliner Gig geschafft und Alles im Magnet ist überzeugt – Of Mice & Men: eine wahnsinnig gute Wahl.
Phoenix, Arizona schicken zur Unterstützung die Post-Hardcorler Bless The Fall. Beau Bokan und seine vier Mitbestreiter an den Instrumenten lassen es nicht minder krachen, als sie kurz nach ihrem marschierend, melodischem Intro auf die Bühne stürtzen. Schon während des ersten Songs erheben sich die ersten Hände zu einem schwankenden Meer und trotz der dominierenden Cleanvocals weiß man sich zu Breakdownparts zu bewegen. Von Bassist Jared Wrath kommen die Shouts, was dem Ganzen gewissten Druck und Härte verleiht. Auch sie betreten das erste Mal die Magnet Bühne und fühlen sich sofort spürbar wohl, was man besonders daran sieht, dass sie sehr publikumsnah besonnen sind. Wirklich beeindruckend ist, wie es der Leader schafft, die Fans mit Aufforderungen zu Stage Dives und Moshparts im Griff hat. Bei soviel Party dürfen Songs wie „Rise Up“ oder „Hey Baby“ natürlich nicht fehlen. Die Laune kommt umso mehr, als auch Beau sich an den Shouts probiert, die Gitarren ihre üblich fetzigen und abwechslungsreichen Riffs zocken und Drummer Matt Traynor auf die Trommeln schmettert. Das sich hier nun schon einige mehr als bei OM&M drängen, ist für das Verhindern der Schweißproduktion nicht gerade ideal, baut allerdings ein super Feeling auf, was sich dem Motto „Let´s Party“ als durchaus dienlich erweist. Auch Bless the Fall haben Interesse an einer kleinen Deutschstunde und lassen sich das charmante Wort „Schnapsdrossel“ nahelegen. Und gleich darauf ist es auch wieder vorbei. Der Sound war klasse, die Stimmung auch, die Stilumsetzung … Naja.
Trotzdem lässt man sich die Vorfreude auf den Hauptact nicht nehmen und freut sich in einer weiteren Pause zum Luft schnappen, den Merchstand betrachten oder um das schon längst transpirierte Getränk aufzufrischen.
Um 21:54 geht dann das Licht aus, vor der Bühne herrscht das Schweigen Einzug. Plötzliches Flutlicht und wieder Stille.
Als dann das Strobolicht den Raum erhellt und die Nebelmaschine auf Touren kommt, sieht man die ersten Bewegungen auf der Bühne. Applaus und Pfiffe, Electro-Intro und die Show beginnt! August Burns Red ballern sogleich mit ihrem Klassiker „Composer“ drauf los und die treibenden Drums werden sofort mit einem Moshpit bekundet. Das ausverkaufte Konzert feiert mit Temperaturen um den Siedpunkt und knallhartem Sound. Auch das zweite Stück „Thirty and Seven“ schlägt ein, ein Meer aus Händen kommt auf und Sänger Jake Luhrs lässt das Alpha-Tier raushängen. Man holt sich immer wieder Unterstützung im Publikum und sogar die ersten Stage Dives finden den Weg über die Köpfe der Menge. Obwohl der Sound weniger klar an die Ohren tritt, wird einem auf der Bühne ein einfach beeindruckendes Maß an Druck und Kraft geboten. Der Sänger hüpft von A nach B und auch die Instrumentalisten tauen immer mehr auf und neigen sich den Fans zu.
Weiter geht es zu „Meddler“. Bassist Dustin Davidson an den Backvocals. Harte Breakdowns werden an intensiv melodische Parts gereiht, welche vom Sänger beeindruckend dominant in den Raum treten. Er springt von einer Ecke in die Andere, breitet die Arme über dem Publikum aus, als würde er über allem wachen und lässt sich unerwartet nach vorn fallen, um selbst zu Stage diven.
Es geht weiter über „Marianas Trench“, melodisch ruhig und folgend wird rapides Tempo angelegt, zu bekannten Metalcorebrechern wie „The Truth of a Liar“ und „Back Burner“. Große Achtung bekommt die Band, als sich die Gesichter Tomatenfarben färben und der Schweiß von der Decke tropft, die Energie jedoch kein Stück nachlässt. Selbst ein schnelles HighFive mit Fans ist für den Gitarristen drin, man merkt: Die Band lebt ihre Songs durch und durch. „Redemption“ stellt nun das Ende dar. Druckvoll, Blastbeats und zum Schluss ein rollender Abgang. Händeklatschen und Zugaberufe.
Ob da noch was kommt?
Na aber! Und das nicht zu schlecht!
Matt Greiner platziert sich und legt sofort mit einem Drumsolo los. Mit viel Tempo, treibender Doublebass sowie Standartbeats zieht er um die drei Minuten Alles in seinen Bann. Gleich darauf ertönen Sirenenklänge an den Gitarren und „White Washed“ gibt in den letzen Minuten noch einmal Grund zum Ausrasten und letzten Stage Dives. Und dann war es das auch endgültig.
Zusammenfassend:
Of Mice & Men lieferten eine super Live-Show ab. Teilweise sogar noch besser als auf Platte. TOP!
Bless the Fall waren sehr enttäuschend, denn obwohl sie eine Menge an Energie und Publikumskontrolle zu bieten hatten, litt die musikalische Umsätzung doch sehr.
August Burns Red war, wie erwartet, ein absolut lohnenswerter Act. Kraft, Druck, musikalisch noch überzeugender als die Aufnahmen. Große Augen, konzentrierte Lauscher, offener Mund! Schlicht und weg: geil!
Setlist – August Burns Red:
01. Intro
02. Composure
03. Thirty & Seven
04. Meddler
05. Speech Impediment
06. Marianas Trench
07. Up Against the Ropes
08. The Truth of a Liar
09. Back Burner
10. Redemption
11. Drumsolo
12. White Washed
Review von Kathi
2 Kommentare:
August Burns Red Hui! Bless The Fall Pfui! und Of Mice and Men waren besser als auf CD^^
und Kritik is auch Hui!!! Top! und Geil!
Gibt's irgendwo Bilder von dem Konzi? Oder hast du evtl. sogar selbst welche?
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