Live Review
Berlin, Lido – 07.11.2010
Maroon, After the Burial, The Eyes of a Traitor, The Agonist
Aufs Neue steht ein Besuch im Lido in Kreuzberg an. Diesmal, um sich von den Metalcorelern Maroon gehörig den Kopf wegpusten zu lassen.
Mit dabei: After the Burial, aus Minnesota, USA, die Briten The Eyes of a Traitor und die kanadischen The Agonist.
Bevor es los geht, muss dieses Paket jedoch erst einmal ausgiebig bei einer Portion Käsepommes besprochen werden. Man ist sich schnell einig: Maroon überzeugen heute hoffentlich mehr als beim Beastfest und After the Burial werden schon vor Beginn zum erwartungsvollsten Act erklärt.
Doch um noch fair bei der Sache zu bleiben, schließt man die Unterredungen ab und begibt sich zu 19 Uhr vor die Tür des Lidos.
Kaum über die Schwelle getreten macht alles noch einen ziemlich verschlafenen Eindruck. Am „Vegan-Leben“ - Infostand gibt sich der Ansprechpartner gemütlich desinteressiert an seiner Umwelt und auch in den hinteren Ecken zählen sich insgesamt erst um die 10 bis 20 Leute (Personal mit eingeschlossen).
Den Anfang der Veranstaltung scheinen also schon alle sehnsüchtig zu erwarten.
Erstmal in Ruhe Bier geholt und dann kann es an sich auch schon los gehen.
Wirklich viel hat man bisher noch nicht von The Agonist gehört, dabei sind sie doch schon seit 2004 auf den Bühnen unterwegs.
Anfangs ist es in der Halle absolut ruhig. Ein paar sitzen auf den kaputten Kinostühlen in der hinteren Ecke. Während sich die Spannung dezent in Grenzen hält, platzieren sich die Musiker nach und nach mit dem Rücken zum Publikum.
Mit einem Mal setzt das Bassspiel an und gleich darauf wird auch schon losgeballer. Sängerin Alissa White-Glaz springt auf die Bühne und beginnt zu shouten und zu growlen. Zwar ohne viel Körpereinsatz, dafür aber mit umso druckvolleren Cleanvocals, werden alle Ahnungslosen schonmal in Erstaunen versetzt. Besonders das reizvolle Outfit lenkt gerade im ersten Song hervorragend vom nicht ganz so perfekten Sound ab. Trotz der minimal schrillen und etwas zu lauten Stimme und minimal aufdringlichen Lichteinstellungen ist die Masse nicht abgeneigt. In den Songs wird ziemlich drauf losgeprügelt und alles zwischendurch abwechslungsreich mit Breakdowns versetzt. Auch der klare Gesang kommt in jedem Stück nicht zu kurz, wenn es jedoch oft nicht harmonisch passend erscheint. Als dann noch „Born Dead, Buried Alive“ ertönt, fängt das Chaos an, seinen Lauf zu nehmen, denn das Funkmic beginnt nur noch Rauschen von sich zu geben, bis im sechsten und somit letzten Song die komplette Bühnentechnik ausfällt. Licht, Sound … nichts funktioniert mehr. Nach ca. 30 Sekunden läuft dann zwar alles wieder. Dennoch kommt man nich umhin einen bösen Blick auf die ganze Sache zu werfen.
Nach einer kurzen Pause geht es dann auch gleich weiter mit den fünf Jungs von The Eyes of A Traitor aus Harpenden in Hertfordshire, UK. Seit mittlerweile 4 Jahren machen sie mit ihrem Metalcore die Veranstaltungen unsicher und konnten sich auch schon bei einigen einen guten Namen machen. Als man sich nämlich umblickt, sieht man einen Menge angetaner Gesichter und sogar die ersten Moshenden.
Sänger Jack Delany hält sich anfangs noch sehr versteckt auf dem Boden, um an das dort stehende, kniehohe Mic zu kommen. Bis dieses dann endlich beim 2ten Song gegen eines ausgetauscht wird, welches der Mützenträger dann auch mal in die Hand nehmen kann.
Es ist schon irgendwie mitreißend, wie viel Energie und Druck die Engländer auf die Bühne mitbringen. Selbst dass die Cleanvocals des Gitarristen nicht immer sehr authentisch wirken, machen Songs wie „Escape these Walls“ dennoch einfach nur Spass.
Technisch an den Gitarren, ab und an melodisch sowie mit einer Menge Geballer und Breakdowns und einem Sänger, der mit keinem Song nachlässt. Im Großen und Ganzen ein sehr guter Auftritt mit leichten Startschwierigkeiten, durch den Sound, später aber umso überzeugender.
Auf in die vorletzte Runde mit After the Burial und ihrem Mathcore aus Minnesota, USA. Ohne lange Umschweife wird gleich mit „Cursing Akenaten“ losgelegt, was die Fans sofort mitreißt. Auch als sich ein neuer Song anreiht, wird überzeugt. Besondere Pluspunkte bekommt Sänger Anthony Notormaso dafür, dass er nicht nur bei den üblichen Shouts und Screams bleibt, sondern sich auch nicht zu wenig an Pigsqueals probiert. Ebenfalls für sich spricht der druckvolle und zugleich klare Sound.
Während sich die Musiker auf der Bühne alle Mühe geben, versucht man auch im Publikum etwas anzuheizen, doch der Erste versagt kläglich an mangelnder Unterstützung zu Stage Dives und ist somit gezwungen wieder von der Erhöhung zu hüpfen.
Erneut muss der Sound gelobt werden, als auch beim dritten Song besonders die Achtsaiter gut zur Geltung kommen. Man hüpft, man mosht, man macht Party ohne Ende und selbst als sich bei „Aspiration“ das Gitarrenkabel auf mysteriöse Weise selbst demoliert, wird mit einem Lächeln darüber hinweg gesehen. Weiter geht’s mit „Isolation Theory“ in die letzte Runde mit einer Mischung aus Geknüppel, Melodie und Breakdowns. Bis zum Schluss wird gefeiert und zum Ende hin erscheinen Maroon auf der Bühne und beginnen das Schlagzeg Stück für Stück auseinander zu bauen . Davon lässt sich Drummer Dan Carle natürlich nicht beeindrucken und spielt einfach weiter, bis nur noch die Bass und Snare zu benutzen sind. Die letzten Takte erklingen und dann ist es auch schon vorbei. Für einige Verhältnisse vielleicht ein etwas kurzlebiger Auftritt, dafür allerdings umso beeindruckender.
Nun das von allen langersehnte Finale der Vegan-Straight-Edger Maroon aus Nordhausen.
Während des Soundchecks halten sich alle noch in gemäßigtem Abstand zur Bühne auf, stürmen jedoch mit einem Mal nach vorn, als sich die Musiker an ihre Plätze begeben. Lange gefackelt wird nicht. „Berlin“ wird von Sänger Andre Moraweck nach vorn gebeten und gleich darauf haun sie auch schon „The Worlds Havoc“ in die Menge. Was allerdings nicht sofort angenommen wird. Auf der Tanzfläche macht man sich ehr rar und hinterlässt schon beim Anfang ein merkwürdig elektrisiertes Feeling. Dieses, ehr negative Empfinden, steigt mit dem nächsten Stück, wo sich die Agressivität unter den Fans noch stärker zeigt. Möchte man es auch tanzen nennen, besteht dennoch der Eindruck, dass die meisten nicht unbedingt wegen der guten Musik gekommen sind.
Auf der Bühne lässt man sich jedoch nicht aus der Fassung bringen. An den Vocals wird druckvoll vorgelegt und auch der Sound setzt sich kraftvoll durch.
Erneut muss man darum bitten, sich etwas mehr zur Bühne vorzutrauen, doch auch diesem Aufruf folgen wieder nur wenige.
Mit den Worten „Ich liebe diesen Song!“ wird „This Ship Is Sinking“ eingeleitet und nun kommt auch schon ein wenig mehr Partystimmung auf. Die Energie auf der Bühne ist schon sehr beeindruckend und auch in den ersten Reihen wird mitgemacht, was das Zeug hält. Das Mic wird an sich gerissen und alle beteiligen sich lautstark an „Reach the Sun“.
Natürlich darf der absolute Abriss in der Setlist, in Form von „Wake Up In Hell“, nicht fehlen. Dieser fällt dennoch sehr schwach in der Masse aus, sodass es wesentlich interessanter ist mit anzusehen, wie sich die anderen Bands zu Maroon gesellen und mit ihnen den Tourabschluss feiern. Der letzte Breakdown ertönt, die Bands lassen sich ausgiebig gehen und endlich stecken sich auch die Fans an und fangen an das Ganze in eine Menge Spass umzuwandeln.
Die Anderen verlassen dann wieder die Bühne, um Maroon ihrer Arbeit zu überlassen und es ertönt der letzte Song „Schatten“. Energiegeladene Musiker und Fans und als dann noch die Gäste in Massen auf die Bühne strömen, gleicht es dem perfekten Abschluss. Marschierend wird das Ende eingeleitet und dann war es das auch schon.
Nach 25 Tagen auf Tour findet sich in Berlin die Abschlussfete der Bands ein. Während sich The Agonist mit einigen Problemen rumschlagen mussten, bewiesen sie dennoch Professionalität. Auch wenn nicht jeder Geschmack getroffen wurde, lieferten sie allerdings einen wunderbaren Auftakt.
The Eyes Of A Traitor hauen einfach nur kraftvoll in die Menge rein und steigern die Vorfreude merklich.
Die perfekte Stimmung erreichen After the Burial. Technik, Sound, Stimmung – Einfach alles passt.
Als dann auch noch Maroon einen energiegeladenen Auftritt hinlegen, ist an diesem Abend nicht mehr zu zweifeln.Trotz der merkwürdigen Spannung im Publikum, ließ sich das Konzert dennoch genießen.
Setlist – After the Burial
01. Cursing Akenaten
02. NEW ONE
03. Berzerker
04. A Steady Decline
05. Forgiving a Future Self
06. Aspiration
07. Isolation Theory
Setlist – Maroon
01. The Worlds Havoc
02. Stay Brutal
03. 24 Hour Hate
04. This Ship Is Sinking
05. Leave You Scared and Broken
06. Reach the Sun
07. Steelbath Your Heart
08. Annular Eclipse
09. Sword and Bullet
10. Wake Up In Hell
11. Schatten
Weitere Bilder findet ihr in unserer Facebook Galerie.
Review von Katharina V.
Fotos von Martin L.
1 Kommentar:
mit licht aus ton aus etc. bzgl. der ersten band war absicht...genauso wie der kurze mikroständer...genauso der beckenabbau...genauso wie wie die toilettenpapierschlacht...sowas nennt man letzten tourtag!;P
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