Dienstag, 2. November 2010

Shining Live Review K17 Berlin


Berlin, K17 – 29.10.2010
Shining, Enthroned, Svart Crown, Botritis Cinerea

Die Musik von Shining scheint gut zum Herbst zu passen, denn obwohl Shining vor einem halben Jahr schon einmal in Berlin waren und dabei keinen besonders guten Zulauf hatten, ist das K17 diesmal recht voll. Ein Teil des größeren Erfolges dürfte von Enthroned kommen – Die Pandas sind in aller Munde und in der Schwarzmetalszene ausgesprochen beliebt. Am Shirtstand sind sie mit ähnlich viel Material vertreten wie Shining und haben genauso viele Interessenten. Kein Wunder bei den eher geringen Preisen. Dafür sind die beiden Vorbands irgendwie gar nicht oder wenig vertreten, was schon schade ist.

Wobei: Zumindest im Fall BOTRITIS CINEREA wird wohl kaum jemand Interesse haben. Bei allem Respekt vor den simplen Wurzeln des Black Metal und bei allem Lokalpatriotismus, das Gerumpel auf der Bühne eignet sich höchstens zum Aufwärmen für das nächstjährige Oktoberfest. Kälte und Finsternis bleiben dem Auftritt genauso fern wie jeglicher musikalischer Anspruch. Ab und an, in lichten Momenten, erinnert das ganze Gebräu dann entfernt an Bathory. Meistens erinnert es aber nur an Montag Mittag, wenn die Müllabfuhr kommt.

SVART CROWN sind zwar auch nicht gerade innovativ, aber trotzdem viel besser. Ihr Gebräu erinnert stark an Behemoth und gelegentlich auch an Nile, immer mit einer schwarzen Note. Damit sind sie die eindeutig die Exoten des Billings, werden aber dennoch wohlwollend aufgenommen. Die Haare fliegen, und zumindest in den ersten Reihen steigt die Stimmung rapide. Zudem bekommt man zum ersten Mal einen Vorgeschmack darauf, wie dieser Club voll aussieht. Die Band selbst läuft technisch zu Hochform auf und bietet teilweise vertracktes Songmaterial, das aber dennoch recht eingängig ins Ohr fließt.

ENTHRONED können die Stimmung noch einmal steigern. Als souveräner Co-Headliner führen sie durch eine Stunde Programm und bieten dabei alles, was einen klassischen Black Metal Gig ausmacht. Eine tiefschwarze Atmosphäre, klirrender Klang, ein nicht zu sauberer Sound und reichlich Headbangfutter. Und tatsächlich machen die Leute auch gut mit und freuen sich über die Schwarzhymnen. Dazwischen wird genretypisch nur ab und an mal der Songtitel ins Mikro gegrunzt. Dennoch – wer genau hinschaut, sieht auch, wie viel Spaß ENTHRONED auf der Bühne haben, den sie in frostiger Energie umsetzen.

Zum Schluss nun SHINING. Wie üblich verzieht sich ein Teil des Schwarzmetalpublikums, dafür sieht man ein paar andere, die bisher draußen gewartet haben, reinkommen. Sänger Kvarforth ist total fertig, wankt wie kurz vor der Ohnmacht über die Bühne, liefert dabei aber seine übliche, absolut großartige Gesangsleistung ab. Man kann von diesem Mann halten, was man will, aber seine Musikalität ist selten erreicht. Erst beim dritten Song fällt mir das Blut auf, das ihm die Arme herunter fließt. Wenn man ihn in seinen Gesangspausen etwas genauer beobachtet, erkennt man, das er sich während des Konzertes andauernd ritzt. Das Blut läuft in jedem Song schneller. Doch etwas ist anders als in früheren Shows, in denen er sich offen und sogar mit einem gewissen Stolz geritzt hat und auch das Publikum dazu aufgefordert hat. Er tut es an dieser Stelle regelrecht heimlich, nur wenn man genau hinschaut, sieht man den Prozess.
Eine dunkle Show also. Dazu passt die gegenüber der letzten Show etwas variierte Setlist, die auch endlich wieder „Plågoande O’Helga Plågoande“ sowie „Längtar Bort Från Mitt Hjärta“ enthält und trotz allem stolze 90 Minuten umfasst – eine absolute Ausnahmeleistung im Black Metal. Gegenüber dem Publikum ist Kvarforth weiterhin höflich. „Wir sind zwar müde, aber wenn ihr eine lange Show haben wollt, dann spielen wir eine lange Show“ – eine löbliche Einstellung, die ein Maximum an Fannähe verrät. Andere Bands gehen schon bei mittelschwer erhöhtem Alkoholpegel vorzeitig von der Bühne.
Das Publikum lässt sich von der schwer depressiven Show gerne gefangen nehmen und bangt bei den krachigen Stellen, wippt bei den langsamen und singt auch die Texte gelegentlich mit. Nach den 90 Minuten brüllen sie immer noch nach einer Zugabe – und verlassen dann erschöpft den Club. Ein Start-Ziel Sieg.

Fazit: Wann wird endlich aufgehört, Konzertabende künstlich aufzublasen? Zumindest die erste Band hätte man locker weglassen können. Zu Shining ist zu sagen: Wer zu einer Shining Show geht, sollte wissen, worauf er/sie sich einlässt. In diesem Sinne hat man heute alles bekommen, was man sich als Fan wünschen konnte.

Review von Felix P.

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