Montag, 7. März 2011
Paganfest 2011 - Live Review C-Club Berlin
Berlin, Columbiaclub – 06.03.2011
Korpiklaani, Unleashed, Moonsorrow, Varg, Arafel, Kivimetsän Druidi
Ein weiteres mal fährt die Paganfesttour durch die deutssprachigen Lande, um die Freizeitheiden mit ihren Klangwerken zu unterhalten. Die Tour erfreut sich ungebrochener Beliebtheit, auch wenn der Andrang nicht mehr ganz so groß ist wie bei der ersten Tour dieser Art im SO36. Das Billing hält eine gute Mischung aus Tanzmusik, Geknüppel und Tiefgang bereit, wobei der Schwerpunkt traditionell auf ersterem liegt. Der Einlass erfolgt problemlos, so dass man schnell im Club ist und die Merchstände begucken kann. Sämtliche Shirts werden dort für 20 € angeboten und sind damit gerade noch im erträglichen Rahmen, CD’s wandern für 10-15 € über den Tresen. Den Vogel schießen hier Varg ab, die nicht nur für einen gedruckten (!!!) Patch fünf Euro verlangen, sondern für den selben Preis auch Schminke verkaufen – ein roter und ein schwarzer Stift. Wenn man sich die Gesichter der Fans so anschaut, scheint sich dieser Artikel auch nicht so recht durchzusetzen.
18:30 Uhr ist ein ziemlich früher Konzertbeginn, Festivaltour hin oder her. Der Grund wird wohl darin liegen, dass man um Mitternacht fertig sein wollte. Soweit, so gut, aber wenn man schon zu so einer unheidnisch frühen Uhrzeit anfängt, ist es ein absolutes Unding, die erste Band KIVIMETSÄN DRUIDI bereits vor Einlass auf die Bühne zu schicken. Als ich kurz nach offiziellem Einlass ankomme, sind die Finnen schon wieder von der Bühne. Einigen Anwesenden zu Folge war die Show im besten Fall unterhaltsam, für die meisten jedoch eher dröge.
ARAFEL heißt die neue Band vom ehemaligen Equilibrium Fronter Helge. Deren Musik ist zumindest etwas rauer und basischer gehalten als die von Helges alter Band. Es gibt zwar ab und an mal passende Einspielungen, aber vom großen Synthiekleister bleibt das Publikum verschont. Was ARAFEL eigentlich machen, ist solider Pagan Metal, mit dem sie hier und heute durchaus Reaktionen hervorrufen können. Einziges Manko: Die Geige von Nasha ist nur an einigen Stellen des Raumes zu hören – sehr schade, denn die Dame versteht ihr Handwerk. Alles in allem nicht gerade das nächste große Ding, aber sehr solides Genrefutter.
Als ich VARG das erste Mal auf dem Legacy Fest gesehen habe, waren sie irgendwie putzig, musikalisch eher unspannend, aber lustig. Seitdem sind zwei Alben herausgekommen und die Kontroverse um Sänger Freki hat die Band im Gespräch gehalten. Was davon der Band ihre Fangemeinde eingebracht hat, ist im Nachhinein schwer zu beurteilen. Fakt ist: Die Band hat seit dem Legacy Fest stark an Ausstrahlung gewonnen und Songs wie „Blutaar“, „Wolfskult“, „Viel Feind, viel Ehr“, „Schildfront“ oder der Opener „Wir sind die Wölfe“ werden textsicher mitgegröhlt. Musikalisch und textlich hat sich indes nicht so viel getan, der Horizont ist in beiden Bereichen nur ein paar Schritte entfernt. Und bei aller Ausstrahlung ist Frekis Gesang kaum mehr als ein heiseres Krächzen. Das gefällt heute ziemlich vielen Leuten, ob das auf Dauer reicht, wird man sehen müssen – im Vergleich zu dem, was noch kommt, stinken VARG nämlich weitgehend ab.
MOONSORROW sind heute für die Atmosphäre und den Anspruch zuständig und erledigen diese Aufgabe mit der üblichen Bravour. Mit fünf wunderschönen, aber nicht ganz so leicht verdaulichen Überlangstücken inklusive Taktwechseln, wunderschönem, wenn auch manchmal leicht schiefem mehrstimmigen Gesang und ausgedehnten Atmoparts, die abwechselnd Feuer und Eis heraufbeschwören, spielen sie sich durch ihre 50 Minuten. Die Mischung aus altem und neuem Material ist gelungen, auch wenn die Finnen bei solchen Touren grundsätzlich Songwünsche offen lassen müssen – ich würde mir mal wieder eine Headlinertour mit etwas ausgedehnterer Spielzeit wünschen. Dennoch können MOONSORROW die meisten Zuhörer mitreißen. Ein starker Gig, der heute seinesgleichen sucht.
Die Exoten heute sind UNLEASHED. Ihr klassischer Death Metal passt nur bedingt ins Paganbilling, die Verbindung zu den anderen Bands entsteht nur über die Texte. Aber UNLEASHED wären nicht UNLEASHED, wenn sie sich davon ernsthaft aus der Ruhe bringen lassen würden. Dankenswerterweise ohne Alkoholerscheinungen spielen sich die Schweden durch einen Set, der zwar eine klare Betonung auf das neuere Material legt („Wir kapitulieren niemals“, „Midvinterblod“, „Black Horizon“ oder „Hammer Batallion“), die alten Unleashed Scheiben aber zumindest nicht komplett vergisst („Into Glory Ride“, „Don’t wnat to be born“). Während Oldschoolfans die Perlen also mit der Lupe suchen, sie aber zumindest gelegentlich finden, kommen Fans der neuen, eingängigeren und thrashigen Ausrichtung voll auf ihre Kosten. Dazu ist Jonny Hedlund einfach mal ein Charismabolzen, der die Fans problemlos auf seine Seite bekommt. Dazu noch ein guter Sound, und alles ist im grünen Bereich.
Das Zitat des Tages zum Thema KORPIKLAANI kommt eindeutig vom Kollegen Kalle. „Willste was haben, was der Geiger hat?“ „Ja, nee, was hat der denn?“ „3,8 auf’m Kessel“. Das ist an sich eine ziemlich passende Zusammenfassung des Gigs, mit einer Ungenauigkeit: Die gesamte Bande ist derartig voll, dass der Gig absolut keinen Spaß macht. Die Ausstrahlung liegt nahe beim Nullpunkt, spielerisch sind die Songs zwar halbwegs sauber, aber irgendwie ausdruckslos. Sorry Leute, so machen Konzerte einfach keinen Spaß! Viele Fans ziehen eine Fresse wie drei Tage Regenwetter, nur wer selbst betrunken genug ist, versucht noch, Stimmung zu machen. Das erfüllt in vollem Maße die Kriterien zur absoluten und ganzheitlichen Spaßlosigkeit, so dass es sich viele Leute sparen, den Gig bis zum Ende zu gucken. Ich schließe mich ihnen an. Schönen Dank auch…
Fazit: Dankenswerterweise konnte der Headliner das Konzert nicht komplett versauen, da ansonsten alle Bands in ihrer Fangemeinde Stimmung gemacht haben. Die unschönen Begleiterscheinungen, die solche Festivaltouren mit sich bringen (schlechter Sound, kurze Spielzeiten etc.), waren wie immer vorhanden, aber nicht überpräsent. Insofern also bis zum nächsten Mal.
Review von Felix
Die Bilder des Abends folgen!
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3 Kommentare:
Besonders die Beschreibung von Varg könnte zutreffender nicht sein *thumbs up*
Mann,Alter!Wann gibts denn jetzt die Bilder des Abends?
Korpiklaani überings sehr zutreffend!
Unsere Livebilder findet man in unserer Facebook Gallerie. Da wir gerade an einer eigenen Arbeiten, muss man sich bis mit der bei FB zufrieden stellen.
http://www.facebook.com/media/set/fbx/?set=a.159097427476661.37980.107086546011083
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