Dienstag, 18. Oktober 2011

Sick Of It All - Live Review SO36 Berlin

Berlin, SO36 Konzertbericht – 14.10.2011
Sick Of It All, Shai Hulud, All For Nothing, Suffer Survive

1986 in New York vereint, kurz darauf die erste EP im Rucksack, stürmen sie auch schon die großen Bühnen, wie zum Beispiel die des CBGB´s. Nicht lange später erscheint das erste Album „Blood, Sweat & No Tears“ und steil geht es Berg auf. Die Rede ist natürlich von SICK OF IT ALL, die es geschafft haben den Hardcore grundlegend mitzuprägen. Jetzt, 25 Jahre später, zeigen sie keinen Deut Müdigkeit. Für den 1. November ist die neue Scheibe “Nonstop” angekündigt und auch eine Tour lässt sich zur Feier des Jubiläums nicht vermeiden.

Mit dabei aus Pompano Beach, Florida: SHAI HULUD, die Niederländer ALL FOR NOTHING und die deutsche Supportrolle übernehmen SUFFER SURVIVE. Womit uns ein Abend voller Spiel, Spaß und Oldschool Hardcore versprochen wird.

Lange Rede, kurzer Sinn – SUFFER SURVIVE wollen nicht warten und beginnen glatt etwas früher. Sänger Andreas zieht in engem H2O-Tanktop alle Augen auf sich und hofft so, vom zu basslastigen Sound ablenken zu können. Im SO verteilen sich gerade mal um die 30 Leute. Die Band knallt trotzdem mit TwoStep- und Breakdown-Parts um sich und weicht dabei nicht vom guten Oldschool-Klang ab. Getanzt wird nicht wirklich, dafür aber umso mehr geklatscht. Noch ein kurzer Verweis auf die EP, die sich jeder am Merchstand for free schnappen darf und der letzte Song „Live to Fight“ tönt an. Die Saitenschläger stehen leider größtenteils nur auf der Stelle und schunkeln leicht hin und her. Andreas hüpft zwar von A nach B und schreit allen aggressiv entgegen und auch Lichttechnik kommt nicht zu selten zum Einsatz. Dennoch hat man ein wenig Zweifel, ob die Jungs ihren Auftritt vollends genießen können. Im Großen und Ganzen können wir das aber und so heißt es, den letzten Ton ausklingen lassen, den „Like“-Button daheim gedrückt und in die Pause gegangen.

Nun zu den Niederländern ALL FOR NOTHING. Die fünf kommen auf die Bühne und legen sofort mit „Start At Zero“ los. Sängerin Cindy van der Heijden teilt im übertragenen Sinne kraftvolle linke Haken aus und auch der Sound haut nahezu um. Schade nur, dass die Gitarren etwas zwischen den bassigen Tönen untergehen. Im Raum zählen sich schon ein paar mehr Gäste, die mittels deftiger Portion Hardcore, zum Tanzen bewegt werden. Während die Gitarristen Sebastian Buijsman und Ernst Jan Smits immer wieder aufs Publikum zu gehen, schafft es letztendlich doch Cindy, mit energiegeladener Stimme, die Leute anzuheizen. Eine kurze Pause, in der sich für das zahlreicher Erscheinen bedankt wird und Bewunderung für SICK OF IT ALL, die nach „25 fucking years“ immer noch wissen, wie es geht! Um nicht allzu lange zu unterbrechen, werden die Gäste näher zu kommen und der Zerstörung zu „All For Nothing“ und „Black Hearted“ beizuwohnen. Keine falsche Scheu – der Circle Pit darf ruhig noch größer werden. Eine weitere kleine Pause, in welcher auf die „Hardcore Help Foundation“ verwiesen wird. Und nachdem man Frau van der Heijden zuvor schon für ihr Durchhaltevermögen bewunderte, gibt sie bei „I Will Arise“ noch mehr. Im Moshpit, fühlen sich einige so sehr mitgerissen, dass die erste offenbar erstzunehmende Rangelei entsteht… und der Gedanke kommt auf - die Anwesenheit der „Hardcore Help Foundation“ wäre jetzt gar nicht so schlecht. Wieder Zusammenreißen und beim letzten Track „Tough Talk“ noch einmal das Chaos aufleben zu lassen. Und dann wird sich auch schon verabschiedet.

Wir neigen uns allmählich dem Höhepunkt. Doch erst einmal begeben sich SHAI HULUD an ihre Instrumente. Die Jungs sind nun mittlerweile seit stolzen 16 Jahren im Musikbusiness unterwegs und füllen dank ihrem Mathcore die Halle mit dementsprechend vielen Fans. Sofort stellt sich Vocalist Matt Ian Mazzali hinter das Mikro und „Love Is The Fall Of Every Man“ dröhnt uns entgegen. Auf die Drums wird eingeschlagen, der Masse ordentlich entgegen gebrüllt – Schade nur, dass sich die Gitarren wieder kaum durch kämpfen können. Die Euphorie fällt durch den Raum und jeder der die Lyrics beherrscht, stürmt immer wieder nach vorn um Mazzali ein wenig zu unterstützen. Mit dem folgenden „Set Your Body Ablaze“ und „Hardly“ lässt man keinen zur Ruhe kommen und haut jeden um. SICK OF IT ALL werden als nächster Act angekündigt, doch man hat das Gefühl ein Großteil des Publikums ist nicht wegen des Headliners anwesend. Während die Jungs jedem klar machen, wie sehr sie sich auf der Bühne wohl fühlen, häufen sich die technischen Probleme… Der Banner im Hintergrund fällt aus und zeigt stattdessen eine optisch nett wirkende Windows-Fehlermeldung. Was passt dazu besser als eine Ladung Rückkopplungen am Mic? Egal, die Jungs machen einfach weiter und fordern alle indirekt auf, beim letzten Song „For the World“ nochmal alles zu geben. Jetzt aber genug ausgepowert.

Die Halle ist fast am Platzen. Unter den Gästen wächst die Aufregung. Das Licht wird gedämmt, der Beamer angeschmissen und während „Souvenir“ aus den Boxen dringt werden uns die besten Bilder der letzten 25 Jahre präsentiert. Nach und nach begeben sich die Jungs unter Gejubel on stage und hauen „Built to Last“ rein. Leider klappt das mit dem denkwürdigen Auftritt nur bedingt, denn auch wenn zwischen lautem Fangesang und kraftvollem Erscheinen der Musiker mitgerissen wird, fragt man sich sofort: Fehlt da nicht ein bisschen viel Gitarre? Die sind nämlich nur mit ganz viel Anstrengung im Hintergrund herauszuhören. Nicht beirren lassen! „Take the Night Off“ oder „Machete“ bieten genug Grund zum Feiern, da achtet man eher weniger drauf, dass der Soundtechniker länger braucht um Probleme zu beseitigen. Für die, die es noch nicht wussten – Im Jahr 1992 spielten SICK OF IT ALL ihre erste Deutschland Show im Cassiopeia. Somit ein großes Dankeschön an alle unterstützenden Fans! „Us vs. Them“ wird mit den Fans angestimmt, gefolgt von einem Meer aus Händen, welches die ersten Stage Diver mit sich bringt. Als dann darum gebeten wird zwischen „Disco Sucks Fuck Everything“ und „The District“ zu entscheiden fällt das Ergebnis schwer bestimmbar aus. Also kurzer Hand für Letzteres entschieden und die Tanzfläche mit einem Chaos aus Crowdsurfern, Moshern und laut singenden Fans überfluten. Man kann schwer sagen, ob Musiker oder Publikum mehr Spaß haben. Müde wird bei dieser Party niemand. Um noch eins drauf zu packen, wird „Braveheart“ angespielt und der Raum geteilt. Man ahnt was kommt und bereitet sich auf Schlimmes vor. Doch als Pete Koller „Scratch the Surface“ ins Micro brüllt, werden alle Erwartungen übertroffen, denn das komplette SO36 verfällt in einen einzigen Pit. „Good Lookin´ Out“ wird als letzter Song angekündigt, worauf hin jeder noch einmal alles gibt. Feierabend will aber noch keiner machen! Also Zugabe-Rufe aus allen Ecken. Die Jungs kehren schnell von der Erfrischungspause zurück und sagen dem Kindergarten ab, denn jetzt wird es mit „Uprising Nation“ und „Step Down“ Ernst! Wer bisher noch Energie in sich hatte, sieht nun mehr als ausgelaugt aus, dafür aber mehr als zufrieden aus. Wir bedanken uns und wünschen den Jungs nach diesem Mega-Gig genug Kraft für weitere 25 Jahre!

SICK OF IT ALL - Setlist:

01. Souvenir (Intro)
02. Built To Last
03. Take The Night Off
04. World Full Of Hate
05. Machete
06. Death Or Jail
07. We Want The Truth
08. Us vs. Them
09. Just Look Around
10. Waiting For The Day
11. District
12. Injustice System
13. A Month Of Sundays
14. Pushed Too Far
15. Die Alone
16. The Divide
17. Sanctuary
18. My Life
19. Call To Arms
20. Scratch The Surface
21. Good Lookin´ Out
22. Uprising Nation
23. Step Down

Review von Katharina Vogel

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