Eine der bekanntesten Berliner Metal Bands schaut nach langer Zeit wieder einmal daheim für einen Gig vorbei. WAR FROM A HARLOTS MOUTH ziehen heute einige Fans in das Bi Nuu, doch bevor die Party steigt, haben Lars und Kathi die Ehre mit Gitarrist Simon Hawemann ein kleines Sitin zu veranstalten.
Was Simon zur aktuellen Tour, der Fanbase in Australien oder dem anstehenden Album sagt? Hier mehr:
BML: Schon aufgeregt vor der Show heute?
Simon: Nicht so sehr. Hat sich ja jetzt die Tage eingespielt und einroutiniert und von daher passts.
BML: Wie ist es nach Langem wieder in der Heimat zu sein?
Simon: Naja, viel hat man ja davon nicht. Wir sind erst gegen frühen Nachmittag angekommen und von daher… Cool auf jedenfall wieder hier zu sein und hier zu spielen, aber so richtig viel von zu Hause hat man nicht. Hatte keine Zeit mal nach Hause zu fahren oder so und die anderen hatten alle Stress, mussten was reparieren oder irgendwas. Also keiner hat wirklich was davon, das wir heute mal zu Hause sind.
BML: Wie läuft die Tour bisher? Ist irgendwas Besonderes oder ganz Schlimmes passiert?
Simon: Alles wunderbar, die Bands sind nett, Shows waren cool.
Ist was ganz Schlimmes passiert? Nö, ich sag mal nicht. Die Amerikaner und die Australier sind natürlich scharf auf Sightseeing. In Holland guckt man sich natürlich die Coffeeshops an. In Hamburg wird natürlich ins Rotlichtviertel gegangen. Aber irgenwelche aussergewöhnlich spektakulären Sachen sind nicht passiert, ausser plattgefahrene Reifen und sowas. Aber dass ist so das Übliche.
[BML: So lange man immer gut ankommt.]
Ja, bis jetzt sind wir immer überall angekommen.
BML: Ihr wart vor Kurzem in Australien. Wie war das für euch?
Simon: Eine krasse Erfahrung auf jedenfall. Erstmal so weit weg zu sein. Ist ja nun quasi am anderen Ende der Welt, wenn man drüber hinaus fliegt ist man ja schon wieder quasi auf dem Rückweg. Ist auf jedenfall verrückt. Alles ist anders. Die Kultur ist eine recht Junge, das merkt man auf jedenfall auch.
Ja, die Tour selbst war auf jedenfall auch cool. Die Jungs von THY ART IS MURDER haben uns ja dahin geholt und wir haben sie jetzt hierher geholt, das war so die Idee. Und ja, coole Shows, sehr gutes Feedback und hoffentlich dann, mit dem nächsten Album, können wir nochmal hin fliegen. Wär auf jedenfall ne gute Sache. Hat definitiv sehr viel Spaß gemacht und war interessant mal zu sehen, wie die Szenestrukturen anderswo sind. Also man hat so ein bisschen das Gefühl, dass die musikalisch noch ein Schritt hinterher sind, dass nicht immer alles sofort da ankommt. Was in Zeiten des Internets zwar schwierig ist… Normalerweise war das früher ja immer so, dass die Szenen überall anders waren, und heute ist es nicht mehr so, weil alle durchs Internet wissen was cool ist und wie man sich anziehen und bewegen muss. Trotzdem gabs da noch ein bisschen Unterschiede. Ich sag mal so, ein zwei Jahre zurück könnte man fast sagen. Es ist teilweise so von den Sachen, die die Kids sich da gerade so anhören. War aber aufjedenfall ne coole Sache. Ich fands sehr angenehm.
BML: Und die Stimmung oder die Resonanz allgemein, ist die so viel anders als jetzt in Deutschland zum Beispiel?
Simon: Die Leute waren etwas kommunikativer auf jedenfall. Also die sind mehr auf einen zugegangen. Haben mehr darüber gesprochen. Offensichtlich gibt’s jetzt auch wenig Vergleichbares wie unsere Musik, da. Von daher hatte man schon das Gefühl so ein bisschen einen Exotenbonus zu haben. Ist ja auch klar, aufgrund der Entfernung. Und das hat man den Leuten auf jedenfall auch angemerkt.
BML: Unterscheiden sich die Shows von denen hier?
Simon: Nein eigentlich nicht. Die Shows sind ähnlich. Die Leute sehen wie gesagt größtenteils ähnlich aus. Die üblichen Dresscodes. Es ähnelt sich schon stark. Eher in der Mentalität merkt man dann halt Unterschiede, aber weniger bei der Show selber. Tanzen ein bisschen anders, aber das sind jetzt alles so Unterschiede, die sind höchstens messbar in kleinen Dezimalschritten. Aber so offensive Unterschiede gibt’s nicht, so dass man jetzt sagt: „Boa, das ist hier jetzt aber ganz anders!“.
BML: Wart ihr sonst schonmal irgendwo, wo das Publikum ganz anders war? Man hört immer Osteuropa sei so …
Simon: Osteuropa – die sind immer sehr dankbar auf jedenfall und lassen sich sehr mitreißen. Und da merkt man halt, dass die nicht so übersättigt sind. Ich finde, hier sind mittlerweile so viele Touren. Also sind jetzt hier durchgegangen, durch Europa, Deutschland besonders. Berlin ist gerade auch so eine Stadt wo jede Tour quasi Halt macht. Und ich finde man merkts den Leuten auch an, dass das son bisschen ins eine Ohr rein und aus dem anderen wieder rausgeht. Es gibt schon Regionen wo das nicht so ist, auf jedenfall. Wo die Leute einfach heiß sind.
Andererseits gibt’s auch Regionen da kommt auch nie was durch und wenns mal so ist, dann gibt’s keine Szene und es kommt trotzdem keiner. Also es ist immer ne Gradwanderung auf jedenfall. Man kann sich nie darauf verlassen, dass man irgendwo hin geht und nur weil da nicht so oft was ist, heißt das nicht, dass da sofort der totale Mörder-Abriss ist. Kann halt auch einfach sein, dass es da keine Szene gibt. Da gibst schon starke regionale Unterschiede.
BML: Du sagstest, mit dem nächsten Album hofft ihr vielleicht wieder rüber zu gehen. Was wartet auf uns, was wartet auf euch, was habt ihr im Petto?
Simon: Ja, also wir arbeiten auf jedenfall am neuen Album. Haben schon ein paar Songs geschrieben. Das wird auf dem neuen Label rauskommen, das wird nächste Woche bekannt gegeben.
Ich sag mal, unser letztes Album war so der Punkt, wo wir unseren Stil gefunden haben. Ich mein, die Alben haben sich ja immer recht auffällig von einander unterschieden. Und jetzt haben wir aber so ein bisschen unsere Nische gefunden, auf dessen Basis wir unsere Songs schreiben. Von daher wird’s einen ähnlichen Vibe haben, hoffentlich, aber natürlich auch eine Weiterentwicklung innerhalb dieses Ramens halt, den wir uns so gesteckt haben. Also es wird auf jedenfall sehr düster, unbequem …
[BML: Metal halt…]
… Ja, genau. Richtig.
[BML: Sonstige Expiremente kann man so nicht erwarten?]
… Ne, man kann aufjedenfall weder irgendeinen Dubstep-Mist noch irgendwelche Euro-Dance-Schranz-Scheiße erwarten. Das überlassen wir den ganzen Teenagern. Sowas auf jedenfall nicht.
Wir haben eine kleine Idee was mit einem Komponisten zusammen zu machen. Das ist aber alles noch son bisschen… Da gibt’s, sag ich mal, im Moment nur einen kreativen Austausch in Form von Wörtern und Ideen. Es werden Ideen ausgetauscht, was man machen könnte. Schaun wir mal, was daraus wird. Das wär auf jedenfall ne coole Sache.
Ich hab da zufällig mal son Komponisten-Typen kennen gelernt, der aber selbst ganz abgefahrenes Zeug macht. Halt unbequeme, unschön klingende Sachen und jetzt nicht so Mozart-Geklimper, das würde natürlich wieder weniger zu uns passen. Und ja, da gibt’s die Idee so ein bisschen was miteinander zu verweben. Schaun wir mal, was daraus wird. Ob man da was auf die Beine stellen kann. Wär auf jedenfall ne coole Sache, denk ich.
BML: Wartet sonst was in der Zukunft auf euch, wo ihr sagt, da wollt ihr unbedingt noch hin, das muss unbedingt noch sein oder seid ihr da eher so, abwarten und gucken?
Simon: Ja, wir sind da immer eher so, wir schauen was sich ergibt und nehmens mit.
Worauf wir richtig krass Bock hätten ist zum Beispiel nach Japan zu kommen. Das wär son Traum, den wir uns gern erfüllen würden. Das war schon mal kurz in Planung, hat dann leider nicht geklappt. Ja, müssen wir einfach schaun, ob sich da was ergibt. Aber im Moment steht nichts weiter an. Im Moment konzentriert sich alles auf die Tour und dann darauf das Album fertig zu machen, ins Studio zu gehen, nen Releaseplan irgendwie auszuarbeiten, sich dazu Gedanken zu machen, was man Cooles machen könnte dazu. Und dann kanns losgehen. So wie es halt immer so ist, wenn das alles so langsam Form annimmt mit dem Album, dann werden sich wieder ein paar neue Chancen auftun und wir werden gucken was davon wir wahr nehmen wollen werden.
BML: Und warum jetzt genau Japan? Wegen der extravaganten Szene oder einfach auch mal Sightseeing, weil man da nicht so oft hinkommt?
Simon: Alles! Aus persönlichen Motiven würd ich gern mal nach Japan. Mich interessierts einfach, ich hab da Bock drauf dahin zu kommen, kulturell gesehen. Und es ist wohl zum Touren auch ziemlich cool. Also ich würds gern einfach mal erleben. Wir waren in Amerika, wir waren in Australien. Amerika, Australien und Japan waren so die drei Ziele die ich in meinem Leben hatte, wo ich gern mal mit der Band hin wollen würde und Japan ist auf jedenfall noch offen.
BML: Du hattest den anstehenden Labelwechsel erwähnt.
Simon: Ja, wir waren bis jetzt bei Lifeforce Records und jetzt dann nicht mehr.
Ich sag mal so, so ein Plattenvertrag hat ja immer eine gewisse Laufzeit und die war abgelaufen. Und wir hatten schon auch Lust uns an was anderem auszuprobieren. Und es ist halt ein Label was, ich denke, viele nicht unbedingt erwarten werden, obwohl es streng genommen musikalisch extrem gut passt. Auf dem Label sind viele meiner extremeren Lieblingsbands und von daher halte ich das schon für eine coole Sache. Ja mal schaun, wie die Leute drauf reagieren. Ich kann mir gut vorstellen das viele, gerade der jüngeren Fans, das Label nicht mal auf dem Plan haben, hoffentlich aber auf den Geschmack kommen und sich ein paar Sachen von dem Label mal anhören. Ist wie gesagt vieles großartiges Zeug drauf, vieles was sicherlich auch in einer oder anderer Form Einfluss auf uns hat, musikalisch. Also von daher fühlen wir uns da extrem gut aufgehoben und es wird spannend zu sehen was sich daraus ergibt. Ob man auf den Weg auch nochmal ein anderes Publikum erreicht als das Übliche halt.
BML: Hat damit auch der Logo-Wechsel zu tun? Weil bisher kannte man ja euer Logo relativ weit und jetzt ist ja dieses Neuere erstellt worden.
Simon: Ja, das haben wir schon eine ganze Weile rumliegen gehabt. Wir haben aber darauf gewartet, wann wirs denn benutzen. Das hat aber nichts mit dem Labelwechsel zu tun. Das hat sich jetzt einfach so in letzter Zeit ergeben. Wir haben es ja auch letztes Jahr schon angefangen langsam zu benutzen. Es ist so, das wir uns an unserem alten Logo einfach ein bisschen satt gesehen hatten und was machen wollten, was irgendwie besser visuell zu unserer Musik passt. Und ich finde, dass das mit dem neuen Logo… Ja, das sieht einfach metallischer aus. Durch dieses säulenartige, alles ein bisschen mächtig, bedrohlich, groß und das find ich persönlich ganz passend.
[BML: Das finden wir auch. Es sieht anders aus, aber passt auf jedenfall. Beim anderen dachte man sich so, das kennt man schon, so sehen viele Logos aus und das Neue ist auf jedenfall einzigartiger und hat etwas mehr Wiedererkennungswert. Und das ist etwas - Wiedererkennungswert.]
Ja, das denke ich auch. Es sind auch ein paar Ideen eingeflossen. Das zum Beispiel das A kein A sondern so ein Omegasymbol ist. Wir haben ja das Omegasymbol nochmal einzeln rausgestellt. Und das ist auf jedenfall ganz cool. Also wir wollten sowas Symbolhaftes mit einbringen ins Logo, um auch eben so einen Wiedererkennungswert… Im Marketing würde man Coorporate Identity sagen. Sowas wollten wir auf jedenfall unserem Logo hinzufügen und sind auch ganz zufrieden damit wie das geworden ist.
BML: Soweit von unserer Seite. Gibt es noch etwas, was du gerne loswerden möchtest?
Simon: Was will ich noch loswerden? Ich hoffe das heute viele Berliner am Start sind. Und kann ansonsten nur sagen, wir treten übern Sommer etwas zurück, um uns um unser Album zu kümmern, was nicht heißt, das wir nicht da sind, sondern einfach das auf Hochtouren gearbeitet wird im Hintergrund. Einfach am Ball bleiben und gegen Herbst/Winter wird dann auf jedenfall ein neues Album rauskommen und da hoff ich das alle am Start sind.
BML: Da wünschen wir natürlich viel Spaß und viel Erfolg noch bei der Tour und mit dem neuen Album.
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