Live Review
29.03.2012
Berlin, Magnet Club
Basement, Man Overboard, Trapped Under Ice, Your Demise
Sie gelten als eine der kontroversesten Bands in ihrem Genre und haben mit der Veröffentlichung ihres neuen Albums "The Golden Age" ihre Fanbase wieder einmal gespalten. Trotzdem ließen es sich die Berliner nicht nehmen, YOUR DEMISE auf ihrer aktuellen Tour zu bewundern. Immerhin hatte man auch gleich drei Bands zur Unterstützung dabei.
Gegen 19:25 Uhr war es dann endlich so weit und der Magnet Club versammelte sich vor der Bühne um die erste Band zu bewundern. Mit BASEMENT hatte man sich Unterstützung von zu Hause mitgebracht. Der zu 40% gefüllte Club lauschte aufmerksam, aber dabei blieb es auch. Während anfangs auch die Gitarren nicht mitmachten, die sich aber im Laufe des Auftritts perfekt einpegelten, so war es das Zusammenspiel zwischen Band und Publikum, welches gar nicht funktionierte. Besser gesagt sprang es gar nicht erst an. Während BASEMENT passend zu ihrer melodischen Musik, die gleichzeitig düster erschien, sich eher spärlich bewegten, so stand das Publikum nur da. Maximal konnte man hier und da mal ein leichtes Kopfnicken vernehmen, aber große Bewegung kam nie auf. Dazu kam der Fakt, dass der Sänger bei seinem Gesang oftmals etwas daneben lag und das ganze etwas schief klang. Ansonsten war der Sound aber klasse. Jedes Instrument war gut zu hören und für die Ohren ein Genuss. Das war aber auch das Beste an dem Auftritt. Selbst die Ansagen zwischen den Songs wurden nur dahingenuschelt, sodass niemand den Namen des nächsten Songs verstand. Während der Club zwar voller wurde, wurde der Auftritt an sich aber nicht besser. Fakt ist: BASEMENT und Berlin werden so schnell keine Freunde. Nach 30 Minuten beendete man das Ganze und räumte, begleitet von vornehmem Applaus, die Bühne.
Mit MAN OVERBOARD kamen die nächsten Engländer zum Zuge. Die vier Briten wollten es jetzt besser machen als ihre Landsmänner zuvor und Berlin für den Hauptact anheizen. Der Pop Punk der Briten war zumindest eine nettere Abwechslung. Auch das Publikum geht mehr drauf ein und kommt etwas mehr in Bewegung. Es soll aber nur bei diesem kleinen bisschen mehr bleiben. Ein stärkeres Kopfnicken wird hervorgerufen bzw. zartes Headbangen, aber sonst bleibt auch MAN OVERBOARD nichts übrig, als auf stehende Berliner zu blicken. Die vier Briten versuchen auch auf der kleinen Bühne etwas Bewegung zu machen, laufen aber nur langsam warm. Allgemein fehlt auch hier die Interaktion mit dem Publikum und die Ansagen bleiben auch lieblos und dahingenuschelt. Auch der geforderte Applaus für Basement kommt nur zögerlich und sehr zart. Allgemein bleibt das Publikum auch beim Ansagen der folgenden zwei Bands ruhig. Man könnte sich fragen warum viele überhaupt auf dieses Konzert gegangen sind? Auch für MAN OVERBOARD war Berlin kein großartig erfolgreicher Stop auf der Tour. Man konnte kurz nach halb 9 nur hoffen, dass es bei den beiden größeren Bands etwas mehr abgeht, sonst wäre der Abend ein Reinfall gewesen.
Siehe da, kaum sind die großen Hardcore-Jungs aus Amerika an der Reihe wird es nicht nur voller vor der Bühne, es machen sich sogar Leute zum moshen bereit. Kaum haben TRAPPED UNDER ICE die Bühne betreten, glaubt man auf einem völlig anderen Konzert zu sein. Sofort ist der Pit eröffnet und sogar Stagediver fliegen in Scharen von der Bühne. Frontmann Justice Tripp hat sofort den Draht zum Berliner Publikum gefunden und lässt die Fans immer wieder ums Mikro kämpfen. Berlin will sich textsicher beweisen und prügelt sich fast darum. Auch auf der Bühne geht endlich die Luzy ab, da TRAPPED UNDER ICE den Berlinern richtig einheizen wollen. Es war nicht nur mehr Stimmung als bei beiden Vorbands zu spüren, nein auch die Hitze stieg im Club. Da musste sich auch Justice Tripp freimachen. Allgemein war der Sänger in bester Laune und ließ oft das Berliner Publikum ran, die dieser Aufforderung nachkamen. Er stachelte sie auch immer wieder an den Pit noch größer zu machen, noch mehr zu stagediven und allgemein zu moshen. Und siehe da, Berlin hört und legte richtig los. Auch der Roadie von TRAPPED UNDER ICE darf bei einem Song ran und den Merch Stand mit der Bühne tauschen. Ansagen werden hier allerdings zwischen den Song rar gehalten, da die kurze Spielzeit knüppeldick mit Songs vollgestopft wird. Eigentlich wird keine Sekunde zum Verschnaufen gelassen. Die Amerikaner zeigen sich in bester Laune und können das Publikum bestens auf den Headliner einstellen. Man könnte sogar fast meinen viele seien nur für TRAPPED UNDER ICE gekommen. Selbst als man über den Frontmann stagedived und ihn damit kurz aus der Fassung bringt, bleibt der ruhig. Einen zweiten Vorfall wie in Essen gibt es heute Nacht nicht in Berlin. Nach 30 Minuten verlassen TRAPPED UNDER ICE die Bühne und hinterlassen fröhliche Berliner, die nun in Erwartung des großen Headliners sind.
Nach 20 Minuten Umbaupause ertönt ein poppiges Intro und die fünf Jungs von YOUR DEMISE betreten relativ unspektakulär die Bühne. Anders als eventuell angenommen wird es nicht leerer vor der Bühne. Im Gegenteil, es wird eher noch voller und alles drängt sich nach vorn. Kaum ist der erste Ton vom ersten wirklichen Song ertönt, geht die Party in Berlin erst richtig los. Der Moshpit ist eröffnet und Sänger Ed McRae fordert das Publikum zum bewegen, mitsingen und stagediven auf. Man will den Amerikanern in nichts nachstehen. YOUR DEMISE sind zwar auf ihrer Tour für das neue Album, allerdings konzentriert man sich bei der Songauswahl eher auf die vorherigen Alben. Während dabei vor allem Songs aus "The Kids We Used To Be..." im Vordergrund stehen, kann das Publikum nicht viele Reaktionen zu den Song von "The Golden Age" zeigen. Auch bei den fünf Briten darf ein Gastsänger zwischenzeitlich auf die Bühne, der aber weniger durch seine gute Gesangsleistung, sondern mehr durch seine extravaganten Tanzmoves auffällt. Auffällig bleibt aber, dass Ed McRae die häufig auftauchenden clean Passagen selten selbst singt. Zumeist lässt er das Berliner Publikum diese Aufgabe übernehmen. Er ist sicherlich live nicht der sicherste Clean-Sänger, doch er kann sich ruhig mehr zutrauen. Die Passagen, die er wirklich singt, klangen nämlich gar nicht so schlecht. Zu "These Lights" gab es dann die erste große Ansage. YOUR DEMISE kümmern sich wenig um die Meinung der Hater, sondern ziehen ihr Ding durch - Vorbildliche Einstellung! Die Stimmung könnte aber im Publikum kaum besser sein. Der Pit läuft durch und auch die Stagediver nehmen kein Ende. Immer wieder wird waghalsig der Weg ins Publikum gesucht und gefunden. Allgemein kommen auch die neuen Songs von "The Golden Age" nicht schlecht an. Mit den letzten drei Songs hat sich YOUR DEMISE aber ein extra Bonbon für die Tour ausgedacht. Mit "MMX", "Miles Away" und dem, Zitat Ed McRae, "Lieblingssong der Fans" "The Kids We Used To Be..." wird die Stimmung noch einmal nach oben katapultiert. Da stört auch die doch komisch wirkende Danksagung an Impericon nicht. Auch die großartige Stimmung bei "The Kids We Used To Be..." ist einer der Höhepunkte an diesem Abend. Der Tiefpunkt kommt aber nach 40 Minuten. YOUR DEMISE gehen von der Bühne und sofort geht die Clubmusik an. Keine Zugabe. Nicht einmal die Rufe dafür werden zugelassen. So gut die Show war, so mies war der Abgang der Briten. Es wirkte als flüchtete man förmlich von der Bühne und suchte das Weite, dabei war Berlin vor allem bei den letzten Bands voll dabei.
Es bleibt als um 22.30 Uhr ein fader Beigeschmack. Die Show war gut, allerdings alle Spielzeiten zu kurz. Vor allem, dass YOUR DEMISE ohne Zugabe verschwinden ist eine Zumutung. Warum hat man den Bands nicht mehr Zeit gegeben? Vor allem TRAPPED UNDER ICE und YOUR DEMISE hätten von mehr Spielzeit nur noch mehr profitiert. So war der Eintrittspreis von 20 Euro nur teilweise gerechtfertigt und man kann nur hoffen, dass YOUR DEMISE beim nächsten Halt in Berlin mehr Zeit investieren können. Schade eigentlich. Potential nicht vollkommen ausgeschöpft, obwohl die Ansätze da waren!
Setlist YOUR DEMISE:
1. Scared of the Light
2. Shine On
3. Forget About Me
4. Nothing Left But Regret
5. Life of Luxury
6. These Lights
7. Burnt Tongues
8. Born a Snake
9. MMX
10. Miles Away
11. The Kids We Used to Be...
Review von Lars N.
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