Nennen wir das Kind beim Namen: Das Konzert ist mit mäßig besucht noch sehr
wohlwollend umschrieben. Und nennen wir auch den Schuldigen beim Namen: Die an der Abendkasse verlangten 21,50 (die sogar noch eine Preisreduktion darstellen, angekündigt waren 26,50) sind für eine Band mit zwei lokalen Supports ganz schön viel. Auch die Promotion war nicht das Gelbe vom Ei, richtig bekannt war der Gig nicht. Daraus resultiert ein knapp halb volles Haus.
Bei PORTA INFERI kann der Sänger sogar zu jedem Besucher einzeln gehen. Das tut er dank schnurlosem Mikro auch, ebenso wie einer der Gitarristen. Dazu heizen die blutverschmierten Kerle die Stimmung mit Songs aus der Schnittmenge zwischen Death Metal und Grind an und passen damit perfekt zum Headliner. Ihre Spielfreude ist überschäumend, und selbst wenn die eine oder andere Songidee nicht so zwingend ist, machen die Neubrandenburger („Die Stadt der tausend Wasserleichen“) das mit viel Einsatz wieder wett.
Dagegen passen FIRST AID mit ihrem Oldschoolthrash nicht so recht ins Billing. Der Fünfer genießt Heimvorteil und glänzt mit viel Engagement, allerdings fehlen noch ein paar Songs oberhalb des Genredurchschnitts, um länger als eine knappe halbe Stunde lang interessant zu sein.
Die gibt es bei ASPHYX wiederum zu Genüge. Die Holländer konzentrieren sich auf ganz neues und ganz altes Material, wobei der Fokus auf dem großartigen aktuellen Album „Deathhammer“ liegt. In über 100 Minuten (!) schießen ASPHYX aus allen Rohren, verkörpern dabei aber immer den liebenswerten Death Metal-Kumpel, der zwar heftige Musik mit Kriegslyrics spielt, aber ansonsten ein ganz freundlicher und gemütlicher ist. Vor allem Martin Van Drunen kommt mit seinen deutschen Ansagen einfach unheimlich knuffig rüber, kann aber auch manchmal fies werden („Wir sollen 'M.S. Bismarck' spielen? Den haben wir schon gespielt, bist du taub oder hast du da grad Raucherpause gemacht?“). Eben erwähnter gehört zusammen mit 'Minefield', 'Der Landser', 'Last One On Earth', 'Asphyx (Forgotten War)' und 'Deathhammer' auch zu den Höhepunkten der Show. Bestärkt werden diese Songs durch einen extrem lauten und drückenden Sound, der in den ersten Reihen die Ausmaße eines akustischen Tsunamis erreicht. Ein derartiger Druck ist auf Festivals gar nicht zu erreichen! Die Band spielt nicht unbedingt tight, gleicht das aber durch ihre Spielfreude und ihren Einsatz aus. Die Performance ist ein Tritt gegen das Schienenbein aller Leute, die behaupten, dass Death Metal immer hundert Prozentig präzise klingen muss – ASPHYX sind das nicht mal annähernd, dafür sind sie hundert prozentig lebendig. Da ist es nur logisch, dass das Publikum trotz seiner zahlenmäßigen Unterlegenheit eine ordentliche Lautstärke erreicht. Und natürlich kann man die Musiker nicht ohne Zugabe gehen lassen. Diese lautet 'Last One On Earth' und entlässt ein durchgeschwitztes, aber glückliches Publikum in die Nacht.
Fazit: Eine der besten Death Metal Bands, die zu bekommen ist!
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