Montag, 8. März 2010
Master Live Review K17
Live Review
Berlin, K17 – 5.3.2010
Master, Sacrificial Slaughter, Potential Threat, Destroy the Opposition
Während das K17 durch das Punkfestival „Punkrock Märzacka“ vor bunt- und kurzharigen Gestalten fast überläuft, findet man in der langen Schlange vor dem Club auch ein paar kleine, verschüchterte Gruppen Langhaariger, die eher Lust auf Moshen als auf Pogen haben. Während sich die die Fans der gepflegt einfachen Tanzmusik also auf in den großen Club machen, suchen die Headbanger den dritten Floor auf, wo eine kleine Bühne aufgebaut wurde, um das Vier-Band-Package (Walking Corpse mussten aufgrund einer grimmigen Lungenentzündung ihres Fontmannes Jim leider absagen) bei ihrem Tourstart zu beherbergen. Es ist mal wieder nicht besonders viel los, die meisten Besucher sind eher Vorbandfaul und stoßen erst zu Master dazu.
Vor einer Handvoll Leute legen die Kalifornier DESTROY THE OPPOSITION los. Die sehr jungen Sunnyboys spielen grindigen Death Metal in Abwechslung mit Grooveparts à la Six Feet Under. Die Jungs sind ziemlich nervös, und Shouter Ricky läuft über die kleine Bühne wie ein Zootiger in seinem Käfig. Der Anfang ist recht zäh, weil komplett melodiefrei, aber nach den ersten paar Songs läuft der Auftritt, der von den paar Anwesenden auch brav beklatscht wird.
Zumindest etwas voller ist es dann bei den Thrash-Außenseitern POTENTIAL THREAT, die uns in aller Ausführlichkeit vor Augen führen, das Pausen auch Kunst sind. Ihr Material ist vertrackt und uneingängig, hat aber trotzdem bangtaugliche Hooklines, und die Band ist bereit, sich ihr Publikum zu erkämpfen. Hier wird ganz groß gepost und Publikumsnähe gesucht, so dass es zum Ende des Gigs hin immer voller wird und am Ende sogar die Erste Reihe belegt ist. Das war definitiv mehr als ein Achtungserfolg.
Quasi das selbe Spiel wiederholt sich bei SACRIFICAL SLAUGHTER noch einmal: Das Publikum ist ob des technischen Materials der Truppe erstmal reserviert, aber die unbändige Spielfreude sorgt dafür, dass auch hier alle Lücken früher oder später geschlossen werden. Vor allem die in Oldschoolkutten gewandete Gitarrenfraktion macht mächtig Dampf. Der Schreck erfolgt dann im letzten Song: Der Bassist Shankar bricht zuckend zusammen. Die Band hört auf zu spielen, aus dem Publikum kommt eine Krankenschwester auf die Bühne, um dem sich immer noch windenden Bassisten zu helfen. Von der Band gibt es noch kein Statement, was genau mit Shankar los war, ich würde auf einen epileptischen Anfall tippen, bin aber ein absoluter Laie und habe so etwas auch noch nie gesehen. Diese Diagnose ist also sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Gute Besserung!!!
Die darauffolgende Umbaupause zieht sich dementsprechend, aber letztendlich legen MASTER nach kultigen „Ring of Fire“-Mikrofon-Soundcheck los. Der Headliner ist sicherlich auch die simpelste Band des Abends. Der inzwischen ziemlich gut gefüllte Floor geht von Anfang an gut mir, und Sänger/Basser Paul ist gut gelaunt und macht ständig Witze zwischen den Songs. Die Songs an sich rumpeln teilweise ganz schön, tight geht sicherlich anders, was bei der schweren Sodomschlagseite der Band aber kaum stört. Da ist es schon etwas unglücklicher, dass ein Song, ich glaube, es war „Dissuade Truth“, bin mir aber nicht sicher, komplett ausfällt, weil der Gitarrist ihn offensichtlich nicht spielen kann. Dafür gewähren uns MASTER aber einen Einblick in das in Kürze erscheinende Studioalbum „The Human Machine“. Leider ist einmal mehr nach viel zu kurzer Zeit (nicht einmal einer Stunde) Schluss. Eine Zugabe wird zwar noch gegeben, aber das 90-Minuten-Konzert scheint bedauerlicherweise immer mehr aus der Mode zu kommen.
Fazit: Trotz des letztgenannten Schönheitsfehlers war es ein tolles Konzert. Die Vorbands waren meiner Ansicht nach gut zusammen gestellt und haben gute Leistungen erbracht, und der Headliner hat das Publikum überzeugen können.
Review von Felix
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