Sonntag, 9. Mai 2010

Eisregen Live Review K17

Eisregen Live Review
+ Nachtblut | Gore

Seit langer Zeit mal wieder ein Abend im K17. Dieser Gedanke galt wohl nicht nur für mich, sondern ebenfalls für viele der anströmenden Besucher; solche Einlassschlangen war man dort gar nicht mehr gewohnt. Doch wenn EISREGEN zur Schlachtbank rief, galten wie immer Ausnahmezustände.

Opener des Abends waren NACHTBLUT. Anfangs noch von vielen als eine kleine Abklatschband von Eisregen bezeichnet, muss wohl spätestens an diesem Abend jeder zugeben, dass dem absolut nicht so ist und sie sich mit ihrem eigenen Stil deutlich von dem Headliner unterschieden.
Erfolgreich eröffneten sie. Nichts von gelangweilten Gesichtern im Publikum. Schon beim Intro und des darauf folgenden ersten Songs „Ketzer“ vom ersten Album wiegten sich und kreischten die Massen mit. Die Stimmung wurde immer ausgelassener, vor allem, als NACHTBLUT nach „Schreckenschor“ „Blutgräfin“, „Kreuzigung“ und den Opener des zuletzt erschienen zweiten Albums „Antik“ spielten. Man mochte gar nicht mehr glauben, dass dies die erste Band war.
Unter ausgelassenem Mitgegröle und Geschrei folgten „Mein Gebieter“, „Heiliger Krieg“, und „Augenschein“. Die Band selbst lieferte zudem eine grandiose Show und der Sound war stimmig; sogar in der ersten Reihe gab es am Klang nichts auszusetzen, was bei Bands mit Keyboard nicht immer der status quo ist (wie man dann auch bei EISREGEN leider feststellen musste).

Der vermeintlich letzte Song war „Kreuzritter“. Allerdings wollte das Publikum sie danach keinesfalls von der Bühne lassen, lautstark wurde von Askeroth, Skoll, Greif, Sacerdos und Lymania eine Zugabe gefordert. So setzen die Osnabrücker ihrem Auftritt mit „Blutgerüst“ – einem der beliebtesten Lieder ihres ersten Albums – und dem Hidden Track des zweiten, dem Cover „Alles nur Geklaut“, die Krone auf und verabschiedeten sich unter begeistertem Geklatsche einer johlenden Menge.

Playlist:

Intro
Ketzer
Schreckenschor
Blutgräfin
Kreuzigung
Antik
Mein Gebieter
Heiliger Krieg
Augenschein
Kreuzritter

Zugaben:
Blutgerüst
Alles nur Geklaut

Als zweites kam GORE an die Reihe; wobei es noch Backstage bis zur letzten Minute diskutiert wurde, wie die Reihenfolge der Vorbands sein sollte: NACHTBLUT oder GORE zuerst. Letzteren stand es rein rechtlich zu, allerdings stellten sie mit ihrem Death-Grind-Gemisch einen krassen Bruch zu den beiden anderen Bands dar, die von ihren Stil eigentlich sehr gut harmonierten.
Eröffnet wurde mit „Revelation of the Flesh“ und „Stabwound Penetration“, gefolgt von „Killing Penitz“. Jonas raste wie angestochen ganz nach Grind-/Deathcoremanier die Bühne auf und ab, während Gitarrist Robert und Bassist Daniel eine headbang two-posing Show hinlegten.
Die Euphorie im Publikum legte sich im Gegensatz zu Nachtblut ein wenig. Es schien, dass nur der eingesessene Gorefanclub zu dieser Musik richtig abgehen wollte. Der Großteil genoss die Musik lieber still stehend und mit nickenden Köpfen.

Aber die Menge taute mit der Zeit wieder auf. GORE schaffte es, als extremer musikalischer Bruch zwischen EISREGEN und NACHTBLUT doch noch zu begeistern, so dass bei ihrem neuen Song Chocked by a Cock in den ersten Reihen ein wahres Headbangfieber ausbrach. Geschlossen wurde mit ihrem amüsanten Hit „Tittenfick“, bei dem nicht wenige mit einem Grinsen mitbrüllten.

Playlist:

Revelation of the Flesh
Stabwound Penetration
Killing Penitz
Chocked by a Cock
Napalm Flame
Behead the Pope
Perish
Tittenfick

Das K17 hatte sich während der zwei vergangenen Stunden noch gehörig gefüllt, so dass nun die gesamte Konzerthalle brechend voll war. Schon beim Aufbau wurden Roth und Co unter mehr als gefälligem Applaus und lauten „Eisregen,Eisregen“-Sprechchören begrüßt. Die Menge schien schon vor Beginn des eigentlichen Auftritts komplett auszurasten. Als noch zwei riesige Banner mit einem barbusigen Jesus untertitelt mit „Jesus stinkt“ aufgestellt wurden, gab es kein halten mehr.
Den Aufbau abgeschlossen, verabschiedete sich EISREGEN dann mit „Tschüss, bis zum nächsten Mal“ und unter den lauten zurufen „Zugabe“ begann das Konzert; EISREGEN-Humor eben.
Als Intro gab es neben Roths kleinem Vortrag über Jesus mit „Meine Tote russische Freundin“ gleich voll eins in die Fresse. Weiter ging es mit einem Lied vom neuen Album „Tod senkt sich herab“, welches natürlich in EISREGEN-Fankreisen schon auswendig einstudiert war und mitgesungen werden konnte. Glücklicherweise wurde sich nicht allzu sehr auf das neue Album fixiert (lediglich „Westwärts“, „N...8(!)Verzehr“, der namengebende Titel „Schlangensonne“ und „Kai aus der Kiste“ wurden zum Besten gegeben), sondern es wurde eine bunte Mischung durch fast alle Alben serviert: Sowohl Songs von Krebskolonie („Krebskolonie“, „Futter für die Schweine“, „Thüringen“), Farbenfinsternis (s.o.), Blutbahnen („Eisenkreuzkrieger“), Hexenhaus („Elektrohexe“) als auch Wundwasser („Ripper von Rostow“, „Blutgeil“) waren dabei. Auch die Liebhaber des letzten Albums Knochenkult kamen mit „19 Nägel für Sophie“ sowie „Treibjagd“ auf ihre Kosten. Begleitet wurde alles selbstverständlich von einer tobenden Masse und tosendem Beifall, so dass man die Jungs(und Franzi) nach immerhin 13 Liedern gar nicht von der Bühne lassen wollte. Unter dem bekannten „EISREGEN“ EISREGEN“ wurde vehement und unumstößlich nach Zugaben verlangt, die es natürlich auch geben sollte. Nach zwei weiteren Songs gab es eine Aufforderung von Michael nach ein wenig überdurchschnittlichem Engagement: Wer ein Fanset haben wolle, ab auf die Schultern oder rasend mittanzen, am besten beides: Frauen würden ihre Chancen durch Ausziehen des Shirts steigern; Männer durch anlassen.... irgendwie kannte man die Sprüche schon. Natürlich war folgendes Elektrohexe, was bei einem EISREGEN-Konzert nicht fehlen durfte und von einem das Tanzbein schwingenden und donnernd mitsingendem Saal begleitet wurde. Abgeschlossen wurde der Abend durch, wer hätte es anders erwartet, „Thüringen“. Wobei EISREGEN einmal mehr unter Beweis stellten, dass die symbolische Bedeutung des „E´s “ (in „Thüringen“) durchaus seine Berechtigung findet.

Playlist:

Meine Tote Russische Freundin
Tod senkt sich herab
Krebskolonie
Das Liebe Beil
Westwärts
N8Verzehr
1000 Tote Nutten
19 Nägel für Sophie
Ripper von Rostow
Schlangensonne
Treibjagd
Kai aus der Kiste
Futter für die Schweine

Resümee: NACHTBLUT haben einen selten gelungenen Auftakt geliefert. Der Genre-Bruch mit GORE war etwas befremdlich, hat aber dem Gesamtkonzert an sich in Bezug auf Stimmung nicht geschadet. EISREGEN lieferten -anhand des Publikums abzulesen- eine grandiose Show, wobei ich persönlich sagen muss, dass wohl nur extreme Eisregenfans noch beim 4ten Mal Liveshow nicht gelangweilt auf die Bühne starren, wenn Roth der Menge seine üblichen Textpassagen zwischen den Songs entgegen schleudert.

Review von Diana M.

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