Sonntag, 9. Mai 2010

Ragnarök Festival 2010 Live Review

Live Review
Kreuth, Ostbayernhalle - 29.4.-1.5.2010
Ragnarök Festival

Gleich einem tosenden Orkan strömen sie aus ihren Kampfwagen, das Horn mit dem Trunk an der Seite hängend und Schlachtrufe wie „Heeeeeeeeeelgaaaaaaaaaaaaa“ oder „Tiiiiiiiiiiitten“ brüllend schlagen sie sich teils taumelnderweise durch Erschöpfung und Gerstensaft- und Honigweinkonsum ihren Weg durch Eisentore und Bierlachen, um in die Ostbayernhalle, die an diesem Wochenende ihr Walhalla sein soll, zu gelangen und den Kampfbarden aus dem Black und Pagan/Folk Metal zu huldigen. Das Ragnarök Festival in Bayern hat sie mit einem hochkarätigen Billing gerufen, und sie kommen. Das kleine, aber durchaus professionelle Festival hat ein paar echte Hochkaräter verpflichten können und überzeugt trotz recht eingeschränktem Genrespektrums mit einem abwechslungsreichen Billing. Auch sonst gibt es (fast) alles, was nötig ist, um den (un)gepflegten Freizeitheiden in gute Stimmung zu versetzen. Die Futterstände sind nicht eben umfangreich, dafür aber preiswert. Auch das Bier ist schnell und preiswert zu bekommen, genau wie der Met. Und wer hier noch nicht genug Geld gelassen hat, kann das noch im Metalmarkt neben der Schlafhalle verprassen. Dort gibt es von CD’s bis Schmuck so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Es ist im Übrigen auch schön, dass es auch eher mal keinen braunen Dreck zu kaufen gibt. Hier haben die Veranstalter Wort gehalten. Sehr schön zu sehen!
Der einzige Kritikpunkt, der den Genuss des Festivals etwas trübt, ist die Security. Die Jungs und Mädels mögen einen harten Job haben, und den tun sie zugegebenermaßen auch recht professionell, aber ich habe es selten erlebt, das die Security, die Besucher deutlicher spüren lässt, das sie eigentlich von ihnen nichts hält. Dazu passt die spießige Art, mit der die Füllung der Müllbeutel bei der Abgabe begutachtet wird – das gar nicht genug Müll herumliegt, um alle Säcke halbvoll zu machen, wird ignoriert. Egal, von so wem lass ich mir die Laune nicht verderben (und von der überpräsenten Polizei auch nicht).
Steht man dann vor der Bühne, erweist sich die Ostbayernhalle als recht gemütlich. Dankenswerterweise ist zumindest die hintere Tribüne offen gelassen worden, so dass man auch mal Pause machen kann. Der Sound ist Festivaltypisch nicht perfekt, aber meist erträglich. Leider fällt gelegentlich auf der linken Bühne die rechte P.A.-Seite komplett aus. Dabei gab es da häufig echt schöne Sachen zu hören…

Donnerstag:

Ravenlore: Die Eröffner des Festivals ziehen zumindest eine kleine Meute vor die Bühne, wobei der echte Besucheransturm heute eh noch ausbleibt. Die Performance von RAVENLORE ist gefällig, so dass sie das zahlenmäßig kleine Publikum schnell auf ihrer Seite haben, auch wenn die meisten natürlich noch ihre Kräfte für das Kommende sparen. (FP)

Thormesis: Vergleichbares gilt für THORMESIS. Trotz Corpsepaint ist die Musik des Quartetts unbedingt tanzbar. Manchmal wirkt sie sogar regelrecht walzerartig und das durch fehlendes Schwarz komplett unpandabärige Corpsepaint sogar regelrecht putzig. Zum reinfeiern ins Festival also genau das richtige. Sollte eine dunkle Grundstimmung das Ziel gewesen sein, so wird diese aber eindeutig verfehlt. (FP)

Imperium Dekadenz: Als eine der größten Senkrechtstarter der letzten Jahre dürfte man IMPERIUM DEKADENZ wohl allemal bezeichnen können, zu Recht, wie ich finde. Nachdem ich die Jungs aus dem Schwarzwald bereits im letzten August einmal live begutachten durfte und von ihrem Auftritt hellauf begeistert war, war meine Erwartungshaltung für diesen Gig entsprechend hoch. Leider zu hoch, denn obgleich kein Wunsch in Sachen Setlist offen blieb, hatte die Band mit einer mangelnden Atmosphäre zu kämpfen, was vor allem am lichtdurchlässigem Hallendach gelegen haben dürfte. Fackeln bei Tageslicht sind für mich eher blamabel, und auch sonst konnten sie ihren markanten, abwechslungsreichen Sturm aus Melancholie und Wut mangels atmosphärischer Untermalung nicht wie von mir gewünscht entfalten. Musikalisch gibt es aber wenig Abstriche zu machen, so dass ich trotzdem recht zufrieden mit ihrem Auftritt war. Aber ein Highlight waren sie diesmal nicht. (JK)

Carach Angren: Die zwei wichtigsten Soundpaten für CARACH ANGREN dürften Gorgoroth (alt) und Dimmu Borgir (neu) heißen. Und so verbindet man kleisternde Keyboardteppiche mit viel Blastbeat. Der Beginn ist dementsprechend etwas klebrig, aber nach etwas Einlaufzeit beginnt diese ungewohnte Mischung, ihre Wirkung zu entfalten. Darum kann man in Bezug auf das Black Metal Reinheitsgebot auch ruhig mal fünfe gerade sein lassen, denn zumindest gut unterhalten wird man sicherlich. Da stört es auch nicht, das ohne Bassist unten rum im Sound was fehlt. (FP)

Grailknights: Neben Arkona dürften die GRAILKNIGHTS der größte Publikumsmagnet heute sein. Umso bedauerlicher, das gerade sie sich um über eine Stunde verspäten, und damit auch alle folgenden Bands tüchtig Verspätung gewinnen. Immerhin zeigt die Aktion, dass die Superhelden eine begeisterte Fangemeinde haben, denn die mehr als halbvolle Halle zerstreut sich nur leicht. Als die GRAILKNIGHTS dann endlich loslegen, bekommt man auch die vollständige Kombination aus schönen Ohrwürmern und einer hochamüsanten Bühnenshow. Auf CD brauche zumindest ich diese Truppe nicht, aber auf der Festivalbühne avancieren sie leicht zu einem der Höhepunkte. Am Ende wird noch passender weise eine abgedrehte Version von Bonny Tylers „I need a hero“ gezockt. (FP)

Arkona: Aus dem fernen Russland beehren uns ARKONA nun schon zum zweiten Mal nach 2008 auf dem Ragnarök-Festival. Ihr Bekanntheitsgrad dürfte sich seitdem jedoch potenziert haben, was die gut gefüllte Halle bei ihrem Auftritt noch bestätigen dürfte und das obwohl durch die lange Verspätung der Gralsritter auf jede Pause zwischen den Auftritten verzichtet wurde, da Arkona ihren Soundcheck bereits während der Wartezeit ihrer Vorgänger erledigt hatten. Dem Auftritt selbst sollte dies aber nicht im Geringsten schaden. Ein abwechslungsreiches Feuerwerk aus slawischer Folklore und rabiater Härte, das getragen wurde von einer breiten Instrumentalisierung (Auch auf den Dudelsack musste man nicht verzichten) brachte das Publikum gut in Stimmung und die Halle (mich eingeschlossen) ließ sich entsprechend mitreißen. Fazit: Wo ARKONA draufsteht ist auch ARKONA drin! Das ist mitreißend, überzeugend, sehr tanzbar und die Stimme der jungen Russin Masha ist ohnehin phänomenal. (JK)

Belphegor: Nach der Komik und der Tradition kommt zumindest mir die stumpfe und absolut brutale Black/Death Walze gerade recht. Das scheinen nicht alle Zuschauer so zu sehen, denn die Halle ist bei BELPHEGOR leerer als bei Arkona. Die Anwesenden brüllen und bangen sich durch einen starken Set, an dem dankenswerterweise kein Pfund zu viel klebt. Die Setlist konzentriert sich auf die letzten drei Alben und hält eine Granate nach der anderen bereit. Helmuth ist blutbesudelt und seine Ansagen sind kurz und prägnant. Mit „Bondage Goat Zombie“ geht die Band nach einer energetischen Stunde von der Bühne. (FP)

Hellsaw: Diesen Energielevel können HELLSAW unmöglich halten. Dazu fehlt ihren Songs das berüchtigte gewisse Etwas. So ist es vor der Bühne auch sehr viel leerer als bei Belphegor, als die Österreicher ihren Set mit der Bandhymne beginnen. Sie wirken dabei vor allem routiniert. Vor der Bühne sammelt sich ein Mix aus Schwarzheimern und Feierwütigen, die noch bereit sind, nach Mitternacht auszuharren. (FP)

Slartibartfass: Die Halle hat sich zu dieser unheidnischen Zeit schon ganz gut geleert, vor der Bühne stehen die, bei denen der Alkoholismus über die Müdigkeit gesiegt hat. Und die feiern SLARTIBARTFASS auch ganz gut ab. Ich hingegen finde die Band stinklangweilig. Naja, jedem Tierchen sein Pläsierchen. (FP)

Freitag:

Heathen Foray: Obwohl die Menge vor der Bühne eher überschaubar ist, geben HEATHEN FORAY bereits gut Gas. Und sie haben nicht nur eingängiges Songmaterial am Start, sondern auch coole Instrumentalisten, die trotz ihres Könnens immer songdienlich spielen. Nebenbei hat Sologitarrist Bernd Zahn die geilsten Gitarren des Festivals am Start. (FP)

Ingrimm: Dagegen können INGRIMM trotz leicht gewachsener Meute nicht anstinken. Ihre Songs sind eingängig und feiertauglich, und die klassische Metalbesetzung goovt auch ganz gut, aber Sänger Fenris (nicht mit dem Darkthronedrummer zu verwechseln, den schreibt man mit „z“) trifft die Töne auch heute noch höchst selten, und sein Geshoute klingt irgendwie kraftlos. Zudem ist der Dudelsack auch weiterhin kaum integriert, was sich leider auch bei den vorgestellten neuen Nummern zeigt. Stimmung machen kann die Truppe allerdings trotzdem. (FP)

Nachtgeschrei: Als ich NACHTGESCHREI das letzte Mal gesehen hab, wirkte die Truppe auf mich wie eine Schülerband. Das hat sich definitiv geändert, die Herren haben an Ausstrahlung gewonnen. Das macht ihren In Extremo meets HIM Stil zwar auch nicht härter, sorgt aber zumindest für gute Unterhaltung und ist nebenbei auch sympathisch. (FP)

Ragnaröek: Dennoch sind es RAGNARÖEK, die als Sieger aus diesem Dreikampf der In Extremo Ableger als Sieger hervorgehen. Als böse Version von Saltatio Mortis krönen sie ihre eingängigen Songs mit Feuerspuckerei und dem Schmiedehammer. Die Truppe kann sich optisch nicht ganz zwischen Mittelalter und Gothic entscheiden, was aber gar nichts macht, denn mit ihrer rotzig-sympathischen Ausstrahlung haben sie das Publikum schnell auf ihrer Seite. (FP)

Skyforger: Die Letten spielen heute eine Folkshow ohne Schlagzeug und akustische Verstärkung, um dann morgen voll verstärkt mit ihrem neuen Album aufzutrumpfen. Die heutige Show zieht viele Leute vor die Bühne und dürfte zu den meistgefeierten des ganzen Festivals gehören. Das ist auch kein Wunder, denn SKYFORGER schaffen es spielend, einen sehr rauen und urwüchsigen Charme zu verbreiten, so dass die fehlende Lautstärke gar nicht auffällt. Leider kann den Zugaberufen nicht stattgegeben werden. (FP)

Van Canto: Und noch eine Band ohne E-Gitarre. Allerdings wird zumindest das Tempo wieder angezogen, was der Partylaune gut tut. Leider gibt es aufgrund von Verspätungen Soundprobleme, die gelöst werden müssen. Danach steppt aber der Bär. In „The Mission“ wird mal eben „Master of Puppets“ eingebaut, und am Ende kommt man noch mit „Fear of the dark“ um die Ecke. Niemand spielt so schöne Nichtgitarren wie VAN CANTO. (FP)

Sólstafir: Nachdem deutschen A cappella Feuerwerk von Van Canto betrat nun ein weiteres sehr exotisches Musikkollektiv aus dem fernen Island die Bühne. Den gekonnten Mix aus leicht psychedelischem Rock und rauer Kälte, der von einer einzigartigen Stimme, die fast komplett auf Shouts verzichtet, geführt wird, verträgt nicht jeder Magen. Für mich persönlich sind sie eine DER Gruppen des letzten Jahres, denn ihr Album „Köld“ ist in meinen Augen unvergleichlich. Zum Auftritt an sich gibt es für mich nur einen einzigen nennenswerten Kritikpunkt festzustellen, und das war die Kürze des Selbigen. Gerade Mal drei Songs gaben SÓLSTAFIR zum Besten, doch diese hatten es in sich. Für mich als Fan der Band war der Gig ein atemberaubendes Erlebnis, und viele Resonanzen aus dem Publikum die ich danach sammeln durfte, waren ähnlich. Auf ein baldiges Wiedersehen! (JK)

The Vision Bleak: Gothic oder nicht Gothic? Eigentlich scheißegal, denn THE VISION BLEAK gehen bei aller Melodramatik mit anständiger Grundenergie zu Werke und haben eine eingeschworene Fangemeinde. Die Ansagen sind kurz, die Songs sagen alles. Das alles ist wider erwarten nicht nur unterhaltsam, es reißt auch mit und ist nicht nur Theater. Daumen hoch. (FP)

Vreid: Es ist schon merkwürdig, das diese Band keinen Headlinerstatus hat, wenn man mal bedenkt, dass sie als einzige Band 80 Minuten Zeit haben. Zudem fahren sie mit Filmleinwand und Pyroshow den vermutlich größten Aufwand aller Bands. Das ist aber nur schmückendes Beiwerk, als VREID nach einem aus dem Soundtrack zu „Das Boot“ entlehnten Intro loslegen wie eine Feldhaubitze. Es wird bereits früh klar, dass dieser Auftritt etwas ganz Besonderes wird. VREID sind immer und überall eine engagierte Band, aber heute sprühen die Norweger nur so vor Spielfreude. Es passt einfach alles, von der Setlist über die Ausstrahlung bis hin zum showtechnischen Drumherum. Als dann noch Vegard Bakken, der Bruder des verstorbenen Windirsängers Valfar, auf die Bühne kommt, um ein paar Windir Songs zum Besten zu geben, ist dieser Gig endgültig einer der absoluten Höhepunkte des Festivals. (FP)

Ensiferum: Der Kontrast zum magischen Gig von Vreid könnte größer kaum sein. ENSIFERUM sind eine klassische Festivalband, die einfach immer und überall hinpassen, Fans ziehen und überzeugen. Das bedeutet natürlich eine starke Routine, die auch heute ihre Spuren hinterlässt. Die Band zieht die größte Fanschar des Festivals vor die Bühne (nur Equilibrium ziehen ähnlich viele Leute, aber ich schätze mal, das werden dieselben sein) und sorgt für ausgelassene Feierstunde. Dazu eine Setlist voller Hits, und alles ist in Butter. (FP)

Haggard: HAGGARD brauchen mal wieder lange für den Soundcheck. Das verwundert nicht richtig, denn auch wenn die Truppe heute in Kammermusikbesetzung unterwegs ist, ist es doch recht eng auf der Bühne. Das ist im Publikum nicht wirklich anders, es ist doch ziemlich voll vor der Bühne. Leider ist trotz langem Soundcheck der Sound eher mittelprächtig, was sich leider gerade bei dieser Band sehr negativ auswirkt. Ansonsten macht die Truppe aber alles richtig, verspricht, auf der Headlinertour vier Stunden lang zu spielen (Leute, ich nehm euch beim Wort) und verschwinden unter lautem Jubel von der Bühne. (FP)

Hollenthon: HOLLENTHON haben leider kein besonders großes Publikum, selbst als Kurzentschlossener komme ich noch locker in die zweite Reihe. Dabei gehen die Österreicher trotz Keyboard aus dem Off energetisch zu Werke. Das hat man gerade bei dieser Band auch schon anders erlebt. So werden die paar Anwesenden aber gut unterhalten, und auch die Band scheint gut Spaß zu haben. (FP)

Obscurity: Ein paar Nachtschwärmer schauen sich noch OBSCURITY an. Das ist immerhin gut für das Training der Nackenmuskulatur, und die Band ist hocherfreut, überhaupt noch Fans zu sehen. Dementsprechend geben sie alles und entlassen uns würdevoll aus dem zweiten Festivaltag. (FP)

Samstag:

Midnattsol: Der heutige Opener ist eine der wenigen mir bekannten Metalbands mit zwei Frauen im Line-Up (Gesang, Bass). Das schadet der Qualität keineswegs, sodass MIDNATTSOL das kleine Häufchen Frühaufsteher (wer ist eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen, den letzten Festivaltag schon um 12:00 Uhr beginnen zu lassen?) gut aufmischen. Sängerin Carmen Elise Espenæs wirkt zwar etwas schüchtern, animiert die Meute aber dennoch ständig zum Mitmachen. Da das Songmaterial stimmt, ist das auch von Erfolg gekrönt. (FP)

Helfahrt: HELFAHRT gehen danach ungleich heftiger zu Werke und versprühen nordische Kälte. Allerdings nur in der Klimaanlagenversion für Waldfreunde, denn die echte Black Metal Kälte werden heute andere beschwören. Das ändert aber nichts daran, das HELFAHRT heute genau ins Bild passen und die Helrunarfans aufwärmen können. Dementsprechend fahren sie auch gute Reaktionen ein. (FP)

Akrea: Da haben es die kurzfristig von Freitag nach hinten verschobenen AKREA schon deutlich schwerer. Nicht das ihr Stilmix nicht eingängig und feiertauglich wäre, es fehlt nur leider ein bisschen der Wiedererkennungswert. So finden sich zwar Feierwütige vor der Bühne, aber in die vom Alkohol durchtränkten Erinnerungen schaffen es AKREA eher selten. (FP)

Fjoergyn: Auch FJOERGYN haben zwar Freunde im Publikum, sind aber nicht gerade einer der Höhepunkte des Tages. Die Truppe ist motiviert und routiniert, aber nur in den seltensten Momenten stark genug, um wirklich Eindruck machen zu können. Schade. (FP)

Agathodaimon: Irgendwo zwischen Gothic, Death-, und Black Metal siedelt sich Dark Metal an, und als eine der dominierenden Größen dieses Genres kann in Deutschland die Mainzer Band AGATHODAIMON genannt werden. Diese waren daher vielleicht nicht die Kapelle, die am besten aufs Ragnarök passte, den Auftritt an sich muss man aber loben. Der Gesang war sehr abwechslungsreich, die Instrumentalisierung mitreißend und die Texte wechselnd zwischen rumänisch und deutsch. So haben AGATHODAIMON jedenfalls hohen Wiedererkennungswert und ein nicht allzu kleines Publikum von Anfang bis Ende begeistert. Ein Gelungener Auftritt. (JK)

Riger: Eine gestandene Größe des deutschen heidnischen Schwarzmetalls sind RIGER seit Jahren. Dementsprechend war die Halle sehr gefüllt und feierwütig, während die Mannen um Ingo Tauer auf der Bühne eine Mischung aus Klassikern wie „Auf die Ahnen“ oder „Wjerewulf“ und Songs vom neuesten Silberling „Streyf“, die recht ausgewogen war, darboten. Das kam an und wurde vom Großteil des Publikums begeistert mitgegrölt. RIGER überzeugten mich auch bei diesem Auftritt wieder einmal, obwohl ich schon bessere von ihnen gesehen habe. (JK)

Helrunar: Wie auch Riger sind HELRUNAR längst als eine feste Größe der deutschen Black/Pagan Metal Szene zu nennen und das ganz ohne Schnörkel in der Bühnenpräsenz. Da sie aber auch ohne diese und vor allem durch ihre gekonnte Symbiose von Texten in Deutsch und Altisländisch und einer sehr atmosphärischen Vertonung zu überzeugen wissen, ist diese auch gänzlich unnötig. So auch bei ihrem zweiten Auftritt auf dem Ragnarök-Festival (nach 2008). Dass ihre Fangemeinde längst keine kleine mehr ist, bewies die stark gefüllte Halle. Die Songauswahl enthielt Lieder von allen drei Alben der Münsteraner und kam ausnahmslos beim Publikum an. HELRUNAR Live, das lohnt sich immer! (JK)

Suidakra: Nach zwei musikalischen Interpretationen germanisch/nordischer Mythologie wandte man sich nun der keltischen Sagenwelt zu und zwar in Form der erfahrenen SUIDAKRA. Zum zweiten Mal sah ich diese Mischung Melodic-Death-Metal- und Celtic /Folk-Metal-Band nun live, und beim letzten Mal begeisterten sie mich sehr. Dieses Mal fiel jedoch recht schnell auf, das bei der Live-Performance mittlerweile auf den Einsatz des Dudelsackes verzichtet wurde. Für mich sind SUIDAKRA ohne Dudelsack aber nur drei Jungs mit Gitarre. Daher enttäuschte mich ihr Auftritt diesmal leider. Davon abgesehen spielten Sie ihr Set solide runter und bekamen recht positive Resonanz auf Seiten des Publikums, das sogar eine „Wall of Death“ zelebrierte. Ob die hier wirklich passte, ist aber eine andere Frage. (JK)

Ragnarok: Nach dem vielen Keyboard- und Offsynthiegedudel heute freue ich mich sehr über die Pandagesichter. RAGNAROK spielen schon seit Urzeiten Black Metal der simplen Sorte in der Tradition von Bands wie Darkthrone und Mayhem. Ein Fest für Black Metal Fans. Leider erweist sich das Songmaterial nicht als durchgängig zwingend, so dass sich der Set ab einem bestimmten Zeitpunkt totläuft. Immerhin taugt die Truppe als Aufwärmer für Gorgoroth. (FP)

Wolves in the Throne room: Irgendwie kann ich mir WOLVES IN THE THRONE ROOM auf einem Festival nicht so recht vorstellen. Und, naja, so richtig herpassen tun sie auch nicht. Soundprobleme scheinen die Musiker ernsthaft zu ärgern, das Publikum erstickt jede Atmosphäre durch Mitgeklatsche und Gebrülle im Keim, und die Zeit reicht leider nur für drei Songs. Und dennoch, selbst unter diesen widrigen Umständen ist und bleibt die Musik von WOLVES IN THE THRONE ROOM einfach nur hypnotisch und einzigartig. Schade, dass die Amis dieses Jahr wohl nicht mehr als Headliner nach Berlin kommen werden. (FP)

Skyforger: So sehr die Letten gestern bei der Akustikshow überzeugen konnten, so befreiend wirkt es, sie heute noch mal verstromt zu sehen. SKYFORGER lassen sich nicht lange bitten und bringen die Halle zum Kochen. Quasi nebenbei stellen sie ihr neues Album, und den Fanreaktionen nach zu urteilen, sollte dieses Album keinen Fan enttäuschen. (FP)

Equilibrium: Die erfolgreichsten Hallenfüller auf dem Festival dürften wohl neben Ensiferum EQUILIBRIUM gewesen sein, was zum einen am Bekanntheitsgrad der Band gelegen haben dürfte, zum Anderen aber auch schlicht an Neugier. Es sprach sich nämlich herum, dass nach Jahren des Erfolgs nun ein neuer Sänger am Mikrofon der Band stehen würde. Ein Unbekannter war dies jedoch nicht, denn „Robse“ ist als Frontmann von Vrankenvorde nach vielen Konzerten und einem sehr gutem Debütalbum längst kein Neuling mehr, und hat sich vor allem im Raum Berlin/Brandenburg eine beachtliche Fangemeinde, zu der auch ich gehöre, erkämpft. Ob er zu EQUILIBRIUM passen würde, hinterfragte ich jedoch mit Skepsis. Die Antwort ist aber ein klares JA. „Robse“ und EQUILIBRIUM stellten einen kraftvollen, energiegeladenen Auftritt zur Schau, in dem kein Klassiker ausgelassen wurde und auch komplett neue Songs gespielt wurden. Das kam dann auch mit entsprechender Resonanz bei der Masse an, und ich würde den Auftritt als durchweg gelungen bezeichnen. Einen Kritikpunkt gibt es für mich aber dennoch. Wenn man eine so keyboarddominierte Band wie Equilibrium ist, erscheint es doch recht schade wenn das selbige beim Auftritt nur vom Band läuft, doch so ist es bei EQUILIBRIUM eben. (JK)

Sarke: Nocturno Culto scheint auf den Geschmack gekommen zu sein. Auch dieses Jahr spielen SARKE ein paar ausgesuchte Festivals. Dabei ziehen sie mit ihrem doomigen, stark von Celtic Frost beeinflussten Black Metal viele Leute vor die Bühne und sorgen für Begeisterung. Und das man auch ohne Tom Warrior „Dethroned Emperor“ covert, überrascht nicht wirklich. Dazu gibt es noch zwei komplett neue Songs, und das Fanherz ist glücklich. Und die Zugabe aus auf die Bühne kommen, Jacke anziehen und wieder abhauen bestehen zu lassen, ist so frech, das es schon wieder kultig ist. (FP)

Gorgoroth: Und der geneigte Anhänger tiefschwarzer Kunst kann gleich vorne bleiben, denn mit GORGOROTH gibt sich eine der meisterwarteten Quasireunions im Black Metal die Ehre. Infernus hat sich seine Mannschaft zusammengestellt, ein Album herausgebracht und ist nun bereit, auf der Bühne um seinen Platz in der Black Metal Historie zu kämpfen. Und das tun er und seine Mitstreiter in aller erster Linie auf dem klassischen reduzierten Weg: keine pompöse Bühnenshow, nur ein Banner, ein paar wenige gekrächzte Ansagen, und ansonsten lässt man die Songs für sich sprechen. Die Atmosphäre ist frostig und dunkel, Pest braucht einen Moment, um sich warm zu krächzen, überzeugt danach aber mit fiesen Vocals und gelegentlich auch atmosphärischem Klargesang. Die Setlist bietet eine Mischung aus ganz alten und brandneuen Songs. Die reduzierte Show steht GORGOROTH meiner Meinung nach gut, das Echo des Publikums ist aber geteilt. Für einige der Höhepunkt des Festivals, während andere eher enttäuscht sind. Aber mit diesem Problem hat wohl jede Band zu kämpfen, die eine derartig lange und wechselvolle Geschichte hinter sich hat. (FP)

Kromlek: Dagegen wirken die Jungs von KROMLEK eher brav. Die sprechen wohl auch ein etwas anderes Klientel an, und das schiebt sich auch zu dieser unheidnischen Uhrzeit noch vor die Bühne, um der Band zu huldigen. Die bedanken sich ausführlich dafür und geben noch mal alles. (FP)

Ctulu: Und das gilt auch für CTULU, dem zweiten Teil der Samstags Nachtschicht. Die Band macht ihre Sache gut, aber ein großes Publikum findet sich nicht mehr. Zu viele wollen lieber noch ein Abschiedsbier auf dem Campingplatz zischen, zu viele sind bereits abgereist, zu viele können auch einfach nicht mehr. Das ist durchaus schade, denn CTULU sind fesselnd und überzeugend, und die wenigen anwesenden Gesichter feiern noch einmal, bis endgültig Schicht im Schacht ist. (FP)

Fazit: Trotz der paar Kritikpunkte hat das Ragnarök Festival sich insgesamt als fanfreundliches, angenehmes Festival präsentiert. Und wer so viele hochmotivierte Bands an den Start bekommt, braucht sich um seinen Status eh keine Sorgen machen.

Best-Off Ansagen:

Grailknights
„Wisst ihr, woher wir die ganzen Muskeln haben? Das kommt vom Bier!“

Belphegor:
Fan: „Heeeeeeeeeeeeeeeeeeelmuuuuuuth“
Helmuth: „Schnauze“

Ragnaröek:
„So gehet hinaus mit offenen Herzen, offenen Geschlechtsteilen und offener Nachkommenschaft“

Sarke:
„Ist euch sehr kalt? So wie einem Frostjunkie?“

Für euch waren auf dem Ragnarök Festival: Felix P. (FP), Jens K. (JK) und Diana M. (Fotos)

Weitere Bilder zum Festival findet ihr hier.

Alle Bilder sind Eigentum der Berlin Metal Legion!
Benutzung nur auf Anfrage unter info@berlinmetallegion.de

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