Montag, 4. Oktober 2010

Psycroptic Live Review K17 Berlin

Live Review
Berlin, K17 – 30.09.2010
Psycroptic, Cephalic Carnage, Ion Dissonance, Hour of Penance, Dyscarnate

“Death Metal is a way of life. A life in death.”
Mit Bands aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt, findet diese „Lebenseinstellung“ ihren Höhepunkt am 30. September im K17. Das Line-up, bestehend aus Psycroptic an der Front, Cephalic Carnage, Ion Dissonance sowie Hour of Penance und Dyscarnate, fast alle mit einer neuen Scheibe im Rucksack, bringt eine Menge Vorfreude mit sich.
Doch schon vor der Abenddämmerung kommen die ersten Probleme in der deutschen Metropolstadt zum Vorschein. Denn die Bombenentschärfung zum Nachmittag/Abend hin
am S Ostkreuz, zieht ein stundenlanges Verkehrschaos in Friedrichshain mit sich.

Da können einem die Drei von Dyscarnate schon etwas Leid tun. Jedoch schaffen es die Londoner mit ihrer intensiven und mörderischen Interpretation vom Todesmetal auch vor einer etwas dürftigeren Publikumsmasse zu bestehen. Mit druckvollem Sound und tiefer Stimme präsentieren sie sich von ihrer besten Seite.

Nach kurzer Unterbrechung tauchen auch schon Hour of Penance auf. Melodisches Intro zählt ein und schon scheppern die Italiener los. Bereits seit 1999 beweisen sie sich mit Brutal Death und intelligentem Songwriting über Moral oder Antireligon. Und auch heute zeigt sich Sänger Paolo „Hell-IO-Kabbalus“ Pieri äußerst animalisch und voller Power. Stimmung kommt nun in der gefüllteren Halle auf. Doch, als würde eine Problematik am Abend nicht reichen, schon nach dem zweiten Song, melden sich die ersten Schwierigkeiten am Schlagzeug zu Wort. Verwirrte Blicke in der Menge und ein paar Wortwechsel unter der Band. Doch kurz darauf wird gleich weiter an Blastbeats sowie tiefem und drückendem Gesang bedient. Vor der Bühne hält man sich doch ehr bedeckt und betrachte die ganze Performance mit Bedenken. Nach einer halben Stunde verabschiedet man sich mit „Misconception“ und hinterlässt, trotz hervorragendem Live-Auftritt, geteilte Meinung bei den Zuschauern.

Ließ sich die Stimmung anfänglich nicht in Worte fassen, so änderte sich dies schlagartig, mit dem Erscheinen der Mathcorler aus Montréal, Kanada. Ion Dissonance meisterten bereits Auftritte als Vorband von unter Anderem The Dillinger Escape Plan oder Meshuggah. Nun sind sie in die Hauptstadt gereist, um uns gehörig den Kopf zu verdrehen. Seit 2001 beglücken sie mit komplexem und technischem Riffing. Auf der K17 Bühne beweisen sie erneut mit gutem Sound und einer vollen Portion Chaos, was sie zu bieten haben. Die Mischung aus reiner Anarchie und druckvollen Breakdowns, wird sich noch mit gewissem Abstand zur Bühne betrachtet, findet allerdings spürbar Anklang im Publikum. Als dann „You People Are Messed Up“ ertönt, fällt schnell auf, dass die Band sich teilweise sehr auf das Spielen der Songs konzentriert, was das musikalische Gewirr optisch wenig unterstreicht. Kevin McCaughey und seine Screams sowie Antoine Lussier und Sebastien Chaput an den tiefgestimmten 8-Saitern, bringen dennoch eine Wucht in die Masse, die nur zu gern im Pit ausgelebt wird.
Mit der Bedingung, noch ein wenig mehr zu moshen und zu pogen, neigt man sich dann den letzten 3 Songs zu. Mit „Kneel“ traut man sich schon näher an die Bühne heran. „She´s Strychnine“ bringt mehr Laune in die Masse. Und letztendlich lässt sich „This Is the Last Time I Repeat Myself“ vom neuen Album die Ekstase unter den Fans nicht nehmen. Es wird mit gegrölt und die Beine geschwungen. Und dann wars das auch schon. Ein schneller Abgang nach einem erfolgreichen Auftritt.
Nun wird schon etwas mehr vor der Bühne gedrängt, als Cephalic Carnage die Bühne betreten. Anfänglich ist man etwas verwirrt, da das Line-up die US-Amerikaner aus Denver, Colorado als Hauptact angekündigt hatte und sich nun doch vor Psycroptic einreihen. Doch schnell ist die anfängliche Konfusion wieder vergessen und man lässt sich von der Band beeindrucken. In Scorpions-Shirt rennt Lenzig Leal von einem Punkt zum Anderen und lässt brachiale Grunts und Growls durch die Halle fliegen, während Blastbeats an den Drums mit technischem Gitarrenriffing um die Wette rennen. Schon seit 1996 gelingt es den fünf Deathmetalern Stimmung zu machen, was auch an diesem Abend gelingt, denn nicht nur die Fans sind damit beschäftigt die Haarpracht zu schütteln, sondern auch die Band reißt alles an körperlicher Aktivität aus sich heraus. Obwohl man sich musikalisch nicht wirklich festlegen will, schaffen sie ein durchaus ein taktreiches und zugleich ungeregeltes Arrangement zu treffen. In Kombination mit gutem Klang lässt sich auch dieser Auftritt mit lautem Beifall bekunden.

Wie nun schon erwartet, lassen sich auch endlich Psycroptic blicken. Lange gefaselt wird hier nicht. Die Australier legen sofort los. „Horde In Devolution“ zählt ein und oberkörperfrei lässt Jason Peppiatt die ersten Schreie vernehmen. Selbst Fans, die sich mehr auf Ion Dissonance spezialisiert hatten kommen hier nicht zu kurz. Beats meet Geballer, an die Gitarren wird abwechslungsreich rangegangen und der Gesang bringt sich von Grunts über Screams bis Growls mit ein.
Gleich darauf wird mit „Lacertine Forest“ die Schnelligkeit angehoben und auch wenn die Gäste sich noch zurückhalten, lässt sich die Band nicht beirren.
Es schließt sich Vielfalt an, als das Midtempo Stück „ A Calculated Effort“ ruhigere Takte vorgibt und sich auch schon wieder eine rasantere Komposition wie „Observant“ anschließt.
Aus den Boxen tönt die richtige Einstellung an Bass und Melodie und vor der Erhöhung lässt man sich auch nun zu etwas mehr Bewegung animieren.
Man nährt sich der Ziellinie und donnert als letzte Schritte „The Colour of Sheep“ auf die Saiten. Rapide sowie beschaulich, düster, druckvoll. Man fährt noch ein letztes Mal alles an Vielfältigkeit auf, was man zu bieten hat und lässt die letzten menschlichen Ventilatoren auskreisen. Und man durchreißt das Zielband. Der Abend ist geschafft, Bands und Fans ebenso. Beim nächsten Mal hoffentlich mit mehr Stimmung, doch auch soweit war es eine durchaus befriedigende und erfolgreiche Nacht.

Setlist – Psycroptic:

01. Horde in Devolution
02. Lacertine Forest
03. New One
04. A Calculated Effort
05. The Isle of Disenchantment
06. Observant
07. Initiate
08. The Colour of Sleep

Review von Kathi

Keine Kommentare: