Freitag, 12. November 2010

Imperial Never Say Die Live Review Huxleys Berlin

Imperial Never Day Die Tour 2010 - Huxleys Berlin
Parkway Drive, Bleeding Through, Comeback Kid, We Came As Romans, Emmure, War From a Harlots Mouth und Your Demise

Pünktlich nach der jährlichen Hell on Earth Tour, die nicht durch die größten Namen, dafür durch eine Menge Live Spaß überzeugen konnte, kommt am Karnevalsbeginn ein Package nach Berlin, was eigentlich nur seines gleichen sucht. Das Pendant zu Hell on Earth - die Never Say Die Tour stoppt in Berlin. Ein Vergleich mit der Hell on Earth liegt natürlich nah und der erste Unterschied ist schon die Wahl der Location. Vom SO36 ging es ins tiefste Neukölln zum Huxleys. Mehr Platz für die strömenden Massen. Trotzdem ging es erst schleppend los. Lange brauchte es bis das Huxleys zumindest einigermaßen gefüllt aussah. 17 Uhr Einlass ist in einer Woche einfach nicht machbar für Schüler, Studenten oder das arbeitende Volk. Und auch 18 Uhr Beginn, so stand es auf der Trinity-Concerts Seite, konnte nicht ganz realisiert werden. Was bei Hell on Earth noch bombastisch klappte, schien hier das erste Manko zu werden. Aber durch den Beginn ab 18.30 Uhr wurde das Huxleys doch noch pünktlich zur ersten Band voll.

Die erste Band passte schon wie die Faust aufs Auge in dieses Package. Die aufsteigende Post-Hardcore Band WE CAME AS ROMANS machte den Anfang und brachte das Huxleys gleich zum bewegen. Allerdings war bei vielen nur leichtes Kopfnicken angesagt. Nur wenige starteten einen Pit, der aber zunächst nur aus Herumgeschubse bestand. WE CAME AS ROMANS konzentrierten sich aber auch zunächst auf eine einstudierte Performance. Die zwei Gitarristen und der Bassist konnten mit Boyband Bewegungen beeindrucken. Synchrones Gitarrenhochschwingen oder im Kreis hüpfen. Alles war bis ins kleinste Detail einstudiert. Aber auch musikalisch konnte die Truppe einen guten Einstieg bieten. Allerdings merkte man jetzt schon die extreme Lautstärke, die das Huxleys heute den 1500 Leuten bat. Man konnte nur hoffen, dass die Verantwortlichen das im Laufe des Tages wieder hinbiegen. WE CAME AS ROMANS lieferten trotzdem einen guten Auftritt ab und waren ein brillianter Einstieg für den Abend, wenn auch nur wenig Bewegung in den Menschenmassen zu sehen war. Trotzdem sind die 25 Minuten Spielzeit eigentlich zu wenig. Die US Amerikaner hätten auch locker mehr spielen können und noch eine weitaus ausgefeiltere Perfomance abgeliefert. Vorerst wird man also nicht herausfinden welche Moves WE CAME AS ROMANS noch gebracht hätten, wäre mehr Zeit vorhanden gewesen.
Das wollte Nummer zwei von sieben jetzt natürlich ändern. Es wechselte einmal der Stil und auch das Aussehen der Band. Eine von zwei Hardcore Bands des heutigen Abends eroberte jetzt die Stage. Und YOUR DEMISE fiel zunächst vor allem durch das Outfit auf. Sänger und Gitarrist traten mit dem Klamotten und dem Charme einer 80er Jahre Punk Band auf. Aber Gas gaben sie wie jede Hardcore Band die ihre Musik mit Herzblut spielte. Allerdings schaffte es auch YOUR DEMISE nicht, dass das Huxleys richtig bebte. Sie gaben alles und spielten sich die Finger wund, aber nur ein kleiner Pit und Kopfnicken war das Ergebnis. Dennoch waren YOUR DEMISE keineswegs eine schlechte Wahl. Auch wenn der Stil hier natürlich in der Unterzahl war, so kam die Hardcore Truppe wirklich gut an und darf sich wohl über einige neue Fans freuen. Auffällig war auch, im Vergleich zur Hell on Earth Tour, dass trotz der Absperrung keinerlei Crowdsurfer zu sehen waren. Vielleicht musste Berlin erst auftauen, aber die Absperrung ist für eine Hardcore Band eher hinderlich als hilfreich. Was ist eine gute Hardcore Band ohne Stagediver? Richtig, irgendwas fehlt dann immer. Trotzdem kann man YOUR DEMISE dafür ja nicht die Schuld geben. Die versuchten immer alles aus der Crowd rauszuholen. Allerdings bleibt der extrem laute Sound das Manko an diesem Abend. Bei YOUR DEMISE waren die Gitarren extrem laut und kratzten bzw. schmerzten in den Ohren.

Apropos Schmerzen. Bei der nächsten Band konnte man sich hundertprozentig auf einen ersten großen Pit vorbereiten. WAR FROM A HARLOTS MOUTH kehrten Heim. Mit einem neuen, extrem gelungenen Album, im Gepäck erklommen die Experimental Deathcoreler die Bühne und legten gleich los. Erneut ohne Choreografie und auch ohne 80er Jahre Punk Outfit, dafür mit viel Energie spielten die Berliner ein Best-of Brett und endlich ging im Publikum auch endlich was ab. Und WFAHM hatten auch gleich eine neue Idee. Kein Circle Pit, kein normaler Moshpit sondern ein Tornado of Death! Nachdem die Erklärung, die etwas umständlich war, verstanden wurde, konnte Berlin das, einigermaßen gut, umsetzen. Eines ist klar, WFAHM hat hier vielleicht eine neue Art des Moshpits erfunden. Das zudem noch Circle Pits und eine Wall of Death zum Zuge kam, war keine Überraschung. Auch die Absperrung war für WFAHM nicht wirklich ein Hindernis, auch wenn WFAHMs wirkliche Klasse dadurch nicht ganz ausgespielt werden konnte. So ging halt Nico einfach zu den Fans herunter, ließ sie mitsingen und war der erste Crowdsurfer. Singend, auf Händen getragen wurde ließ er das Publikum zu Höchstleistungen auflaufen. Selbst die verpönte Wall of Death fand hier wirklich viel Anklang. Außerdem kam kein Album bei dem Auftritt zu kurz und die Berliner konnten hier wirklich einen Heimsieg feiern. Selbst wenn der Heimsieg für WAR FROM A HARLOTS MOUTH nur 30 Minuten dauerte. Eigentlich schade, da sie bestimmt noch mehr hätten rausholen können. Allerdings verwiesen die fünf Berliner auf den 29.12. wo sie zusammen mit Final Prayer die Bühne betreten. Für jeden eigentlich ein Pflichttermin.

Wie ein Pflichttermin sah der Auftritt auch für den Frontmann der nächsten Band aus. EMMURE aus New Fairfield waren an der Reihe und wenn Your Demise als Punks auftreten können, dann darf EMMURE auch wie eine Hip Hop Crew aussehen. Aber das Aussehen spielt hier keine Rolle, obwohl man ihnen es abgekauft hätte. EMMURE hatten an diesem Abend auf jeden Fall den besten Sound. Und, obwohl er aussah wie ein Rapper, ist Frank Palmeri ein Vocal-Monster. Dass er an diesem Abend einige Passagen eher rappte, war kein Problem, denn EMMURE wurden vom Publikum maßlos gefeiert. Man könnte meinen sie wären auch Berliner Jungs. Während sich die Instrumentalisten wirklich ins Zeug legten bei ihrem Auftritt, sah Vocal-Monster Palmeri oftmals gelangweilt aus. Wenig Bewegung und wenn, dann sahen diese nicht wirklich enthusiastisch aus. Manchmal erinnerten sie auch ein wenig an die Bewegungen die Fred Durst live macht, allerdings passen die bei ihm besser zur Musik. Und so konnte man Frank Palmeri die Aussagen, dass er die Zeit genießt nicht wirklich abkaufen. Aber man darf darüber hinwegsehen, wenn man sich den Auftritt als Ganzes anguckt. Da haben EMMURE überzeugt und ein Brett abgeliefert. Das Publikum war sichtlich begeistert und für EMMURE waren die 40 Minuten Spielzeit genau richtig. Perfekt genutzte Zeit mit einem guten, wenn auch immer noch zu lautem Sound.

Dann war es Zeit, dass die Bühne nicht nur musikalisch, sondern auch optisch überzeugte. Mit Marta Peterson war für über 50% der Anwesenden, zumindest für alle Männer und bestimmt auch einige Frauen, der optische Höhepunkt nun auf der Bühne. Das BLEEDING THROUGH allerdings nicht nur durch Marta punkten, sondern auch durch gute Musik zeigten sie dann im Anschluss. Frontmann Brandan Schieppati, gekleidet als würde er gleich in einen Pool in Orange County springen, versprühte gewohnt viel Energie und animierte die Meute gleich zum mitmachen. Allerdings zeigte sich jetzt wieder Berliner Trott. Nur langsam und lediglich nach Aufforderung schafften es die Berliner einen Pit zu starten. Und das geforderte Crowdsurfen ging auch nur schleppend los. Dabei spielten BLEEDING THROUGH eine großartige Setlist mit den Hits aller Alben. Auch wenn durch die 40 Minuten Spielzeit Hits wie "On Wings of Lead" auf der Strecke blieben, so versuchten sie trotzdem das Beste zu spielen. Gegen Ende des Sets wurden die Berliner trotzdem lockerer und machten richtig mit. Und wer beim finalen "Kill to Believe" sich nicht bewegte, konnte immerhin noch Marta Petersons Anblick ein letztes Mal genießen. Dennoch überzeugten BLEEDING THROUGH musikalisch und mit guter Live Performance, wurden allerdings durch viel zu lauten und dadurch wirklich miesen Sound beeinflusst. Es bleibt dabei, dass das Huxleys es nicht schaffte den Sound auf humane Weise zu korrigieren.

Das tat der Stimmung jetzt allerdings keinen Abbruch, denn man kam dem Finale nahe. Für viele der Anwesenden war die nächste Band allerdings schon das große Finale. Mit Sprechchören gefordert und empfangen kamen COMEBACK KID aus Kanada auf die Bühne. Die zweite Hardcore Band des Abends und diese schaffte es noch mehr als Your Demise die Leute mitzureißen, auch wenn natürlich von Anfang an wieder Stagediver einfach fehlten. Schade eigentlich. Trotzdem erreicht zum ersten Mal an diesem Abend die Energie und die Stimmung den Siedepunkt und der Pit lief wirklich ohne Aufforderung oder Motivation. Auch COMEBACK KID spielten querbeet durch alle ihre Alben durch und machten so jeden Fan glücklich. Selbst die Mitsingpassagen liefen wie geschmiert und die Kanadier erkannten, dass sie hier auch locker Headliner gewesen sein könnten. Am Ende war es eigentlich schade, dass COMEBACK KID auch nur 45 bis 50 Minuten zur Verfügung standen, denn wäre es nach dem Publikum gegangen, dann hätten sie noch zwei oder drei Songs mehr spielen können. Die Crowd nutzte die Zeit aber perfekt und bot den Kanadiern eine Show, wie sie es verdient haben. Um noch einmal den Vergleich mit der Hell on Earth Tour zu nehmen, so wäre auch ein Club ohne Absperrung besser gewesen, sodass die ganze Energie des Auftritts sich hätte noch besser entfalten können. Aber COMEBACK KID hätte bestimmt in einem Club wie dem SO36 eine Show wie Terror bei der Hell on Earth Tour abgeliefert. Schade eigentlich, das ist aber auch der einzig verschenkte Punkt. Gemeinsam mit dem immer noch extrem lauten Sound, der allerdings jetzt nicht so sehr störte, da das Verhältnis von Gitarren und Stimme geändert wurde. Alles in Allem kann man also COMEBACK KID keine Vorwürfe machen, sondern ihnen nur zu einem extrem gelungenen Auftritt gratulieren und auf eine baldige Widerkehr hoffen.

Gehofft haben manche auch den ganzen Abend, dass endlich der Moment kommt, wo die momentan vielleicht beste Metalcore Crew derzeit die Bühne betreten darf. Und jetzt drängten die Massen nach vorne. Sprechchöre durch den ganzen Saal und nachdem das Banner enthüllt wurde, übrigens waren sie die einzige Band des Abends mit einem eigenen Banner, drehten alle durch. Nachdem dann die ersten Töne erklangen und PARKWAY DRIVE endlich die Bühne erklomm gab es für alle kein Halten mehr. Bewegung bis auf die Tribünen oder Logen. Der Pit war von Sekunde Eins startklar und drehte frei. PARKWAY DRIVE zeigten sich auch von ihrer besten Spiellaune und boten dem Publikum ein Brett aus allen Alben. Für jeden Fan, sei es von den alten oder den neueren Alben, war etwas dabei. Und bei "Romance Is Dead" brüllte auch jeder den berühmten Spruch "So, cry me a fucking river, bitch!". Die Halle bebte und PARKWAY DRIVE überzeugte durch Musik und sympatische Ansagen. Was bei Emmure noch das Manko war, ist hier das große Plus. Der durch und durch sympatische Sänger gab den ganzen Auftritt über alles. Höhepunkt war auch das Schlauchboot mit dem man Leute crowdsurfen ließ. Und nachdem die Bühne noch einmal von "Deep Blue" auf ein Cabana Feeling umgestaltet wurde gaben sich PARKWAY DRIVE noch einmal die Ehre und spielten natürlich die geforderte Zugabe. Blickte man durch die Zuschauer sah man überall mindestens Kopfnicken, aber eigentlich immer mehr als das. Und nach 60 Minuten PARKWAY DRIVE ging auch dieser Abend zu Ende. Die Australier waren dann doch würdige Headliner und versprachen eine baldige Rückkehr in die Hauptstadt. Man darf gespannt sein.

Never Say Die überzeugte am Ende nicht nur durch Namen, sondern auch durch sehr gute Live Performances und Bands, die wirklich alles gaben. Um den abschließenden Vergleich mit der Hell on Earth Tour heranzuziehen muss man sagen, dass Never Say Die zwar teurer war, aber auch die größere Halle bat. Und eigentlich bleibt es jedem selbst überlassen welche der jährlichen Hard-/Metal-/Deathcore Shows er besucht. Beide boten einen Riesenspaß für vergleichsweise wenig Geld. So entließ auch die Never Say Die Tour erfreute Gesichter und verschwitzte, mit Spuren des Pits gezeichnete Fans in die verregnete, kalte Berliner Nacht.

Review von Lars N.

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