Montag, 2. Mai 2011

Gamma Ray - Live Review Halford Berlin


Berlin, Rockcafe Halford – 26.4.2011
Gamma Ray, Mob Rules

12 lange Jahre ist es her, dass Gamma Ray das letzte mal in Berlin waren – eine lange Zeit. Und wie vor gar nicht allzu langer Zeit Rage stellen auch die Hanseaten fest, das ein Feld, das lange genug brach liegt, irgendwann auch wieder leckere Früchte gibt. Nicht, dass das heute ein riesiges Konzert mit ungeahntem Zuschauerzuspruch wäre – das kleine Halford ist nicht ausverkauft, aber die, die da sind, sind heiß auf Gamma Ray. Folge: Die Dichte an Gamma-Ray-Shirtträgern ist hoch und auch der Merchstand macht guten Umsatz, obwohl 20 € pro Shirt schon Schmerzgrenze sind und gebrauchte Seiten als Merchartikel doch ein bisschen lächerlich wirken.
Um neun Uhr betreten MOB RULES die Bühne. Den Sechser gibt es nicht erst seit gestern, und so überrascht die Bühnenpräsenz und die routinierte Show nicht wirklich. Trotz kleiner Bühne versuchen vor allem Sänger Klaus Dirks und Bassist Markus Brinkmann sich so viel wie möglich zu bewegen. Zudem übt sich Klaus zwischen seinen Gesangspassagen immer wieder als Animator, was ihm auch hervorragend gelingt. Musikalisch klingt das alles erst mal sehr solide. Der Titel verrät es schon, Black sabbath spielen im Sound eine nicht unerhebliche Rolle, werden aber mit einem typischen Power Metal Keyboard kombiniert, und das ganze bekommt dann häufig noch einen Geschwindigkeitsschub verpasst. Das ist unterm Strich durchaus solide, leider zieht das Sextett seine Songs gerne mal ein bisschen länger, als gut für sie ist. Das ist aber auch der einzige Makel an einem ansonsten soliden Anheizergig.
Kurz vor Halb Elf betritt Sven, seines Zeichens Inhaber des Halfords, die Bühne und sagt GAMMA RAY an, bevor ein Intro erklingt und der Fünfer auf die Bühne kommt, um mit „Anywhere in Galaxy“ in ein beeindruckend energiegeladenen Set zu starten. Die fünf Musiker sind blendend gelaunt und strahlen übers ganze Gesicht – Gammastrahlung versteht sich, schließlich jährt sich das Reaktorunglück von Tschernobyl heute zum 25. Mal. Kai Hansen kann und will heute jedenfalls nicht ernst bleiben und bringt am laufenden Band irgendwelche Scherze – gerne auch auf Kosten seiner Mitmusiker, die ihm in nichts nachstehen. Das ist total Happy Metal und tierisch unterhaltsam – und eine angenehme Abwechslung zu vielen Bands, die sich sehr ernst nehmen. Das hat genauso seine Berechtigung und ist in einigen Fällen auch definitiv nötig, aber die Spaß Fraktion ist mindestens genauso wichtig.
Aber das zentrale ist und bleibt die Musik, und auch hier lassen sich GAMM RAY nicht lumpen und spielen einen über zweistündiges Best-Off Set, der beinahe alle Alben umfasst. „Brothers“, „Money“, die Balladen „Farewell“ und „A While in Dreamland“, „Dethrone Tyranny“, „The Spirit“, „Hold your Ground“ usw. Dazu kommen noch als Zugaben „Insurrection“ und das Helloween Cover „Future World“ und die als Akustik Songs gespielten „Rebellion in Dreamland“ und „Send me a sign“. Letzteres gefällt nicht jedem, aber man muss Kai Hansen und Co. lassen, dass die Interpretationen gut gelungen sind. Weder will man auf Teufel komm raus innovativ sein, noch werden die Stücke langweilig – sehr lobenswert. Ansonsten kann man natürlich immer Stücke finden, die man vermisst (in meinem Fall vor allem „Heaven can wait“ und als weiteres Helloween Cover „I want out“) , aber bei zwei Stunden Spielzeit und einer so ausgewogenen Setlist ist das Jammern auf hohem Niveau.

Fazit: Ein geiles Konzert mit super aufgelegter Band und zumindest begeisterungsfähigem Publikum – auch wenn es, wie immer, erst mal einen Moment gebraucht hat.

Review von Felix Patzig

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi Felix, nettes Review!
Finde nur die Bezeichnung "Helloween-Cover" triffts nicht so ganz. Immerhin sind die Songs alle von Kai Hansen. Kann man sich selber covern?

;-)

Gruß,
Thomas

Felix hat gesagt…

Hi Thomas,

Danke für die Blumen.

Über Terminologien kann man sich immer streiten. Für mein Verständnis ist Gamma Ray keineswegs mit den Helloween in Keeper of the Seven Keys Phase gleichzusetzen, auch wenn Kai Hansen Future World und auch weite Teile des Albums Keeper I alleine komponiert hat (bei Keeper II sieht das ja ein klein wenig anders aus). Zu einer Band gehört ja nicht nur der bzw. die Songschreiber, sondern auch die Umsetzenden, die dem Song genauso (wenn auch nicht so intensiv) ihren Stempel aufdrücken. Und da die Besetzungen sehr verschieden sind, kann man meiner Meinung nach schon von Coverversionen sprechen. Um das mal zu illustrieren: Der Gesang von Michael Kiske ist ein zwingendes Merkmal des Orginals, einer der Gründe für dessen Beliebtheit. Und der ist in der Gamma Ray Version (zumindest in Berlin) nicht vorhanden. Dasselbe gilt für die musikalische Präsenz der Herren Weikath, Grosskopf und Schwichtenberg (R.I.P.). Damit finde ich den Begriff "Coverversion" schon angebracht, weil es ja dasselbe Lied ist, aber anders interpretiert wird. Wenn auch, zugegebenermaßen, ziemlich nah am Orginal.

Liebe Grüße
Felix