Montag, 13. Juni 2011

Accept (Interview )

Interview
Accept

BML: ACCEPT sind zurück – mit neuem Sänger. Als ihr Marcs Stimme das erste Mal bei Songs von ACCEPT gehört habt, was war das für ein Gefühl?

Peter: Das war so eine Art Neugeburt. Die Band war ja vorbei, Udo wollte nicht mehr und wir haben gedacht, wir finden nie einen, eigentlich haben wir auch gar nicht gesucht. Und als wir dann den Marc gehört haben, da war das wie eine Neugeburt der Band. So fühlen wir uns ja auch. Deswegen sage ich ja auch, das „Blood Of The Nations“ für mich das erste Album der zweiten Phase von ACCEPT ist. Und diese zweite Phase kann noch mehr.
Stefan: Bei mir war es so, dass das Management mich angerufen hat, ob ich mir vorstellen könnte, wieder mit ACCEPT was zu machen. Hinterher kam allerdings, dass es nicht mit Udo sondern mit neuem Sänger stattfinden soll. Da habe ich erst gedacht: „Hm, das könnte schwierig werden“. Dann habe ich die ersten Sachen gehört, und mein Bauchgefühl hat sofort gesagt: „Mit dem kann es funktionieren!“. Wie man weiß, kann das ja auch nach hinten losgehen. Gerade bei einer Heavy Band mit neuem Sänger, die so lange weg gewesen ist, kann das wirklich ins Auge gehen. Aber ich hatte ein sau gutes Gefühl, und schlussendlich hat es sich ja bewahrheitet.

BML: Als die Reunion bekanntgegeben wurde, waren die Reaktionen ja alles andere als begeistert – gerade bezüglich der Demoaufnahmen. Macht einen das erst einmal nervös?

Peter: Ach, die Demos sind ja nur rausgekommen, weil wir uns so gefreut haben. Wir waren begeistert, wie kleine Kinder, und haben uns gedacht: „Komm, die machen wir ins Internet!“. Manchmal denkt man ja nicht, wie weitreichend das wird. Als die ersten Kritiken dann kamen, waren wir auch schon am Schreiben und hatten die ersten paar Stücke. Da wussten wir schon, dass das ziemlich super werden würde, insofern war uns das dann auch ziemlich Wurst. Die ersten paar Tage war es aber schon schwierig...
Stefan: Man muss dann aber auch wirklich sagen: Diese Aufnahmen sind ohne Hermann und ohne mich entstanden, was ja nochmal den Wahrheitsgehalt von dem, was Peter und Wolf gesagt haben, untermauert, die ja gesagt haben: Es war spontan, es war eine Session und es ist logisch, dass Hermann und ich nicht da waren. Denn zu diesem Zeitpunkt war ja überhaupt noch nicht die Rede davon, die Band, wie sie jetzt ist, zu starten. Das kam einfach aus deren Euphorie heraus, verstehst du? Es ist nichts gelogen. Die haben einfach gedacht: „Hey, das könnte echt was geben“, ohne dabei zu bedenken: Einmal im Netz immer im Netz. Oder was dann damit geschieht.
Peter: Manchmal ist es ja auch schön, wenn man erst mal was vorschiebt, wo die Leute nicht so begeistert sind, und dann kommt aber etwas richtig Gutes hinterher.

BML: Ist ja sicherlich auch ein Ansporn...

Peter: Naja, wir haben uns da halt rein gekniet und gesagt, wir müssen ein Album machen, das die Fans gut finden, nicht das wir gut finden oder die Plattenfirma, oder irgendjemand anders, sondern die Fans. Und wie macht man das? Irgendwie haben wir es offenbar raus gefunden. Das sagen wir natürlich nicht weiter...

BML: Ab einem bestimmten Punkt sind die Kritiken komplett ins Positive umgeschlagen, so nach dem Motto: „Das hätte ich jetzt nicht mehr erwartet.“ Gab es auch negative Stimmen zum Album?

Peter: Da muss ich ganz ehrlich sagen, die kann man vielleicht an einer Hand abzählen, aber die Kritiken waren auch nicht so sehr an dem Album, die waren an der Tatsache, dass wir ACCEPT sind ohne Udo. Das hat dann mit der Musik überhaupt nix zu tun, aber weil Udo nicht dabei war, war es einfach Scheiße. Aber es war eine tolle Sache, wie z.B. Götz vom Rock Hard in seinem Heft geschrieben hat, dass er noch nie so froh war, sich geirrt zu haben. Das ist dann natürlich eine tolle Sache.
Stefan: Die letzten Barrieren sind dann aber auch wirklich gefallen, als dann die ersten Konzerte gelaufen sind. Ich meine, im Studio, seien wir mal ehrlich, da kannst du viel mauscheln, wenn es denn darauf ankäme. Aber auf der Bühne nicht, da musst du die Hosen herunter lassen. Und so mancher hätte das in der Form auch nicht erwartet. Es wurde uns dann häufig gesagt, dass das einfach auch nur Lebensfreude und Spaß, an dem was wir tun, sein kann. Und das sagt ja auch schon einiges aus. Und da kannst du die Leute auch nur begeistern oder beeinflussen, indem du einfach einen super Job machst und das, was du liebst, so gut wie möglich tust.

BML: Marc hat ja alle Texte geschrieben. Hat er da von euch Vorgaben bekommen, in welche Richtung es gehen soll?

Peter: Wir haben ja die meisten Sachen bei mir zu Hause geschrieben, und wir haben ihm die Themen manchmal vorgegeben. Ideen zu „No Shelter“ und „Pandemic hatte ich schon vorher und hab ihm dann gesagt, dass er mal was in die Richtung machen soll, auch bei „The Abyss“. Und er hat sich dann einfach hingesetzt und hat was dazu geschrieben.

BML: Am 8. Mai 2010 war das erste Konzert in der neuen Besetzung, und seitdem wart ihr fast ununterbrochen auf Tour, nur im August habt ihr das Album aufgenommen und in November und Dezember habt ihr nochmal Pause gemacht. Das unterstreicht ja nochmal, dass ihr das aus Spaß an der Sache macht, sonst könntet ihr euch ja so einen Zeitplan gar nicht aufbürden, oder?

Peter: Ja, es macht Spaß, ich glaube, wenn ich ehrlich bin, hat es noch nie so viel Spaß gemacht wie jetzt. Viele Dinge sind anders. Früher ging es mehr um den Lifestyle, Rock'n'Roll, Drugs. Gut, wir haben keine Drogen genommen, aber Alkohol. Und dieser Lifestyle war eben besonders important, und heute ist important, wie gut man spielt, wie viel Spaß man auf der Bühne hat, heute ist alles ganz anders, verstehst du? Heute geht es darum, dass das Konzert geil war und die Leute richtig geil drauf waren. Wie machen wir das noch besser? Wir arbeiten eben immer daran, uns in irgendeiner Form zu verbessern, und das ist der große Unterschied zu damals, glaube ich.

BML: Andere Bands, die wieder zusammenkommen, spielen gar keine Headlinerkonzerte mehr, sondern nur noch die Festivals. Bei euch ist es genau umgekehrt. Ihr seid wieder voll da, schon fast wie eine junge Band.

Stefan: So fühlen wir uns auch. Ich glaube jetzt nicht mal, dass das eine Trotzreaktion war, oder? Naja, vielleicht ein bisschen, irgendwie hat es vielleicht auch mit geschwungen. Was sicherlich mit geschwungen hat, war „Jetzt erst recht!“. Denn es ist egal wie alt du bist – wenn du manche Kommentare liest, bist du nicht immer Elefant. Da denkst du dir dann schon: „Jetzt geht's aber los hier!“, so mit altem Eisen und so und wie soll denn das live gehen, das können wir uns ja gar nicht vorstellen – das motiviert, selbstverständlich motiviert das. Sonst kannst du deinen Scheiß auch gleich zu Hause lassen oder wo auch immer, und sagst: „Live? Nö, kommt nicht in Frage.“

Peter: Und natürlich kommt dann noch dazu, dass der Metal der Achtziger so ein Stück weit verschwindet. Priest verziehen sich, okay, Maiden sind noch da, aber ansonsten ist ja kaum einer noch da, und der Trick ist sicherlich, ein Album raus zu bringen, das die Achtziger ein Stück weit zusammenpackt, so wie es früher war und wie es mit einem Sound von 2010 klingen kann. So geil kann das sein, so viel Spielfreude kann das haben. Und auch bei den jungen Fans gilt es zu zeigen, wie der Achtziger Metal wirklich war, die meisten wissen das ja gar nicht. Die kennen ja nur Black Metal, Thrash Metal, Death Metal, White Metal, whatever, da gibt es ja tausende verschiedene Metals. Und diesen, nennen wir ihn mal Riff Metal, das ist ein guter Name, Riff Metal mit geilem Gepose, der verschwindet, fürchte ich. Noch ein paar Jahre, und dann ist der weg. Wenn sich Maiden nochmal verabschieden und Priest, dann ist ja keiner mehr da. Ronnie ist jetzt gestorben, das ging ja auf einmal ganz schnell. Dementsprechend ist es für die Metalwelt, wie auch für uns selber, natürlich schon ziemlich wichtig, das wir wieder da sind, das Bands wie wir oder auch andere Bands aus den Achtzigern, nochmal richtig gute Alben machen. Einfach um den traditionellen Metal wieder ins Leben zu rufen. Und dann gibt es ja die Chance, dass ein gewisser Crossover einsetzt, dass Leute, die was anderes hören, sich das dann auch mal anhören.

BML: Man sagt ja, neue Bandmitglieder lernt man auf Tour erst richtig kennen. Wie war das bei Marc?

Peter: Naja, ich hab Stefan jetzt erst mal richtig kennen gelernt...
Stefan: Aber hallo!

BML: Spricht, ihr seid jetzt auf Tour richtig schön zusammengewachsen.

Stefan: Das ist tatsächlich so. Und wenn du dir zum Beispiel Youtube-Aufnahmen anhörst, wie wir gestartet sind und wie wir uns jetzt anhören, dann hörst du einen klaren Unterschied. Es ist ja logisch, je mehr du tust, desto mehr schweißt dich das auch zusammen, und das ist sehr schön zu sehen. Das ist einfach so ein natürlicher Reifeprozess.

BML: In eurer Begeisterung wurde ja auch schon wieder ein neues Album angekündigt. Im Herbst wollt ihr ins Studio, gibt es schon Songs, die fertig sind?

Peter: Auf meinem Mac ist schon Zeug drauf, das natürlich jeder gerne hören möchte, das weiß. Nee, aber mal ernsthaft. Wir haben für „Blood Of The Nations“ ungefähr 40 Riffs geschrieben und 20 davon liegen da noch, zu denen sind wir noch gar nicht gekommen. Und das ist natürlich gut, darauf aufzubauen. Wenn du ein Riff mal vor anderthalb Jahren abgelegt hast und dir das dann nach anderthalb Jahren nochmal anhörst, dann fällt dir da gleich noch was anderes zu ein. Es gibt schon reichlich neue Sachen und ich glaube, wir haben eine gute Chance. Es wird natürlich schwierig, denn Sachen wie „Teutonic Terror“, die sind schon geil, die schreibst du ja auch nicht jeden Tag. Das sind Glücksgriffe, und ich hoffe, dass wir das nochmal machen können, aber ich bin mir ziemlich sicher. Ich glaube schon. Ich meine, wir haben ja eine gewisse Arbeitseinstellung. Wir arbeiten richtig hart daran, wir geben nicht auf und wir geben uns auch nicht mit irgendetwas zufrieden, es ist nie gut genug. Es ist gut genug, wenn die Zeit abgelaufen ist, wenn man nichts mehr hin bekommt und abgeben muss. Aber ich glaube, wir haben noch eine riesige Chance als Band, wenn wir noch mal so ein Album machen. Wenn wir das noch mal toppen könnten und die Karriere dann richtig losgeht, das wäre gut für den Metal im Generellen.

BML: Meinungen werden heute viel schneller ausgetauscht als früher. Mit dem Internet kann jeder seine Meinung über die ganze Welt senden. Sehr ihr das positiv oder haltet ihr das für schwierig?

Peter: Ich finde schon, dass die Möglichkeit, mit den Fans auf einer Daily Base im Kontakt zu stehen, super ist. Ich meine, wir spielen eine Show, und am nächsten Tag liest du schon die Reaktionen. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch so Miesmacher, die einfach nur alles scheiße finden, so Blabbermouthfotzen, die in ihren Kellern sitzen und denen es einfach Spaß macht, so gemeine Sachen zu sagen. Manchmal ist es dann unterm Belt, und dann hört man halt nicht hin. Aber prinzipiell finde ich das schon gut.

Stefan: Es ist Fluch und Segen gleichermaßen. Das Internet ist halt Worldwide und es müssen sich halt einige auskotzen, und die finden sich dann megatoll und megawichtig, und scheinbar haben die echt nix anderes zu tun. Ich habe ja keine Ahnung, was das dann für ein Leben ist, aber das möchte ich dann auch nicht wissen. So oft wie die das mache, man kann sie ja relativ schnell ausmachen, die Genossinnen und Genossen, frage ich mich schon, wo da der Lebensinhalt ist, mal ehrlich. Aber ansonsten ist das eine tolle Sache. Du machst ja nicht nur für dich alleine Musik, auch, sonst würdest du es ja nicht machen, aber es ist toll, Reaktionen zu bekommen. Es ist schon eine andere Form der Kommunikation.

Peter: Es ist ja nicht nur eine Form der Kommunikation, es ist ja auch ein Werbemittel. Als junge Band hast du heute die Chance, dir einen Fankreis aufzubauen mit deinen Facebookleuten, das ging ja früher gar nicht. Und da es keine Record Companies mehr gibt, die dir Geld geben, um auf Tour zu gehen, ist das natürlich ein Tool, das du benutzen kannst, um deine Konzerte bekannter zu machen. Das ist natürlich toll, das ging ja früher gar nicht. Da hättest du jemanden treffen müssen, der hätte dann anderen Bescheid sagen müssen Und heute kannst du was posten, kannst ein kleines Video dazu machen, kannst kreativ sein, zum Beispiel in Youtube. Es gibt ja viele Leute, die sehr kreativ sind, auch viele Fans von uns, die Musikvideos machen, die nehmen unsere Musik und machen da ein super Video daraus. Das finde ich super, dass die Fans den Schritt weitergehen und man das auch sieht. Das haben die wahrscheinlich früher auch schon gemacht und haben in irgendwelche Bücher gemalt, aber heute sieht man das halt.

Okay, dann sind wir am Ende. Habt ihr den Fans noch irgendetwas zu sagen?

Peter: Ein letzter Gruß.
Stefan: Was jeder machen sollte, ist sich das neue Video zu „Pandemic“ anschauen. Das ist auf Youtube und auf der Nuclear Blast Side. Das ist absolut super, das hat unser Freund Dave Blass gemacht, ein berühmter, Director und Producer in Los Angeles, und es ist wie ein Comic Buch, but really, really cool!

Interview von Felix Patzig

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