Live Review
Berlin, SO36 – 12.2.2010
Overkill, Suicidal Angels, Cripper, Savage Messiah
Thrash as Thrash can be. Die Oldschoolfraktion steht Kopf, als Overkill mit gleich drei thrashigen Vorbands hier aufschlagen. Dabei ist der Eintrittspreis mit 25 € für dieses Billing durchaus angemessen, während man am Shirtstand erkennt, dass Overkill schon nicht mehr richtig zum Underground gehören: Ein Shirt schlägt mit 20 €, die aktuelle CD „Ironbound“ mit 15€ zu Buche. Dementsprechend ist der Absatz auch nicht gerade überschwänglich, während die Vorbands ihr Merchadise sehr viel preiswerter verticken, und dementsprechend auch mehr verkaufen.
Was aber definitiv auch an ihrer Klasse liegt. Pünktlich um 19:00 Uhr eröffnen SAVAGE MESSIAH den Bandreigen und knallen dem leider sehr kleinen Häuflein Fans ihren knallharten, dabei aber immer melodischen und geschickt arrangierten Thrash der Marke alte Metallica und Megadeth vor den Latz. Vor allem die anwesenden Kuttenträger freuen sich über die trotz ihrer Ausgefeiltheit immer gut auf den Punkt kommenden Songs. Zudem zeigt sich die Band energetisch und spielfreudig und animiert das Publikum immer wieder zum mitmachen. Der Set konzentriert sich im Übrigen hauptsächlich auf das sehr empfehlenswerte aktuelle Album „Insurrection Rising“. Klasse Auftritt, schade, dass nicht mehr Leute da waren.
Und auch CRIPPER können kurze Zeit später überzeugen. Ihre Musik kommt sehr viel heftiger und unmelodischer daher, allerdings nicht weniger vielschichtig. Die Oldschoolfraktion wendet sich ab und verlässt nach und nach den Bühnenvorraum, doch auch so ist es schon ziemlich voll. Die Frontfrau brüllt sich durch den härtesten Set des Abends, und erinnert dabei immer wieder an Arch Enemy Frontschnauze Angela Gossow, während die Instrumentalfraktion zwischen technischem Anspruch der Marke Cannibal Corpse, Hochgeschwindigkeitsattacken und sattem Groove hin- und herpendelt, dabei aber nie den traditionellen Bezug verliert. Ein starker Gig, der auch das Publikum endgültig auftaut.
Da können die SUICIDAL ANGELS aber noch einen draufsetzen. Das Material der Griechen ist noch etwas traditioneller gehalten, zudem bringt der Vierer neben einer ordentlichen Portion Spielfreude auch viel Routine mit, und so dauert es nicht lange, bis die Meute komplett aufgeheizt ist. Das heißt: Massenweise Crowdsurfer, fliegende Haare und eine Clubtemperatur am Siedepunkt. SUICIDAL ANGELS könnten hier und heute auch locker die Headlinerposition besetzen, in der Form dazu sind sie auf jeden Fall. Tatsächlich wäre so mancher Headliner froh, diese Stimmung im Publikum entfachen zu können. So kann man den Auftritt auch nur als Triumphzug bezeichnen. Sehr geil.
Danach kommt die Band, auf die alle gewartet haben. Bereits zum Intro erschallen OVERKILL-Sprechchöre, und die Freude ist groß, als die Band mit „The Green and the Black“ vom aktuellen Album loslegt. Der Stimmungspegel ist von Anfang an extrem hoch, allerdings ist kaum zu übersehen, dass OVERKILL den Energielevel von Suicidal Angels zwar immer halten, aber selten übertreffen. In Anbetracht der Fanreaktionen ist das allerdings nur eine Randnotiz, und der starke Sound und eine 90-Minütige Best-Off Setlist, deren Hauptaugenmerk neben dem neuen Album vor allem auf den Frühwerken liegt, bringen den Nacken von ganz alleine in Bewegung. Dazu gibt es immer wieder Gelegenheit, die parolenhaften Refrains mitzubrüllen, was auch ausgiebig getan wird. In der Folge wärmt sich der Raum auch diesmal extrem schnell auf und das Stimmungsbarometer steigt beständig. Als dann nach einem Zugabeblock von drei Songs und einem gebührenden Sich-Abfeiern-lassen Schluss ist, lassen OVERKILL eine bierselig grinsende und durchgeschwitzte Meute zurück, die gerade eine Thrash-Show der Extraklasse erlebt hat.
Fazit: Heute Abend hat einfach alles gestimmt. Vier Bands haben uns allen im ganz großen Stil eingeheizt. Das mach ich auch gerne noch mal mit.
Review von Felix
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