Dienstag, 20. April 2010
Subway To Sally Live Review Huxleys
Live Review
Berlin, Huxleys – 15.4.2010
Subway to Sally
Ein weiteres Mal lassen SUBWAY TO SALLY die Verstärker zu Hause und gehen ausschließlich mit akustischen Instrumenten bewaffnet auf Tour. Dabei galt ursprünglich die Maßgabe, das kein Song der letzten Tour gespielt werden sollte. Zudem wurde die Setlist weitestgehend von den Fans bestimmt, so das die Damen und Herren aus Potsdam beim arrangieren sicherlich die eine oder andere Nuss zu knacken hatten.
Auch beim Bühnenbild hat man sich einmal mehr viel Mühe gegeben. Statt den großen Holzstühlen gibt es diesmal eine Brachelandschaft mit einem kahlen Baum. Die Musiker nehmen ungefähr eine halbe Stunde nach dem offiziellen Beginn auf scheinbar zufälligen Sitzgelegenheiten um diesen Baum rum Platz. Allerdings sieht die Band mit ihren edlen Anzügen in der wilden Landschaft schon ein bisschen merkwürdig aus. Als Intro fungiert ein kurzes, sehr starkes Perkussionsolo von Trommelgast Nora Thiele, bevor sich auch die restlichen Musiker, einschließlich dem ebenfalls wieder eingeladenen B.Deutung, dazugesellen und mit „Die Schlacht“ ins Konzert starten. Der Song gibt die Marschrichtung des Abends ganz gut vor: Im Vergleich zur letzten Tour ist das Konzert viel rockiger und weniger folkig aufgebaut. Das erkennt man bereits aus der Setlist: Da Songs wie „Kruzifix“, „Kleid aus Rosen“ oder „Die Arche“ bereits bei der letzten Tour verbraten wurden, mussten diesmal Songs wie „Falscher Heiland“, „Veitstanz“ oder „Henkersbraut“ umarrangiert werden. Eine ungleich schwerere Aufgabe – und das hört man dem Set auch an. Während einige Songs komplett neues Potential entwickeln, beispielsweise das in der elektrifizierten Version poppige „Auf Kiel“, unerwarteterweise auch „Veitstanz“ oder „Eisblumen“, fallen andere eher ab. „Falscher Heiland“ zum Beispiel ist und bleibt eine Walze, und ist selbstverständlich auch unplugged unbedingt partytauglich. Das ändert aber nichts daran, das er elektrisch sehr viel intensiver wirkt. Und das dank dieser Einsprengsel eine entspannte Atmosphäre, wie sie bei der letzten Tour vorhanden war, heute nur stellenweise, wie z.B. bei „Versteckt“ aufkommt.
Dazu kommt, dass das Huxleys, meine absolute Berliner Lieblingslocation für gute Rock- und Metalmusik, für eine Unplugged-Show ein Atmosphärekiller ist. Somit fühlen sich die Fans auch eher dazu eingeladen, zu feiern und zu tanzen, anstatt andächtig zu lauschen. Das hat zweifellos seinen Reiz – und ich will den Gig ja auch gar nicht schlecht reden. Die Band ist nämlich gut drauf, man merkt, das es hier um das Auftaktkonzert der Tour geht. Da gehört ein herzlicher Umgang miteinander genauso dazu wie das Rumgerenne von Eric – den hält nämlich nach kurzer Zeit gar nix mehr auf seinem Hocker. Dabei schafft er es mehrfach, irgendwelche Technik aus den Instrumenten zu reißen, was den hektischen Einsatz eines Backliners zur Folge hatte. Und, um noch zwei drei Worte zur Setlist zur verlieren, die hat es absolut in sich. „Angelus“, „Herrin des Feuers“, „Wenn Engel hassen“ und so weiter….vieles war lange nicht mehr oder noch nie gespielt. Dazu kamen sogar ein paar ganz neue Songs. Und auch wenn nicht jedes Arrangement hundertprozentig passt, ist es doch eine Freude, diese großartigen Werke mal live zu hören. Vieles davon hätte ich auch gerne mal wieder auf einer elektrifizierten Tour.
Und so feiert man sich durch einen über zwei Stunden langen Set und fragt sich, nachdem dann doch ein paar bereits auf der letzten Tour gespielte Songs („Ohne Liebe“, „Sieben“ und „Julia und die Räuber“) den Reigen abschließen, wieso es denn schon wieder vorbei ist. So hab ich meine Konzerte am Liebsten.
Fazit: „Nackt I“ war ein Meisterstück mit großartiger Atmosphäre, stimmigen Aufbau und durch die Bank spitzenmäßig und mit viel Gefühl arrangierten Versionen älterer Lieder. In diesem Punkt kann „Nackt II“ dem Vergleich leider nicht standhalten. Was bleibt also? Die Band war gut drauf, das Publikum auch, also ist unterm Strich alles in Ordnung. Punkt.
Review von Felix
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