Annihilator Live Review C-Club
Berlin, Columbiaclub - 14.10.2010
Annihilator, Sworn Amongst, Adimiron
Es ist schon eine ganze Weile her, das Annihilator in Deutschland als Headliner unterwegs waren. Zu ihrem neuen, starken selbstbetitelten Album ist es mal wieder soweit. Der große Ansturm bleibt dabei leider aus, auch wenn der Columbiaclub zumindest halb gefüllt ist und es nicht das befürchtete Konzert vor vier oder fünf Reihen gibt. Berlin ist selten gut zu den traditionellen Spielarten, und das wird einem heute mal wieder klar. Leider verpassen es Annihilator mit einer verkorksten Preispolitik beim Merchandise auch, das vorhandene Publikum für sich Werbung laufen zu lassen. Während die beiden Vorbands mit preiswertem Merch am Start sind, kostet bei den Headlinern ein Shirt 25 Euro.
Das billige Merch nützt einem aber gar nichts, wenn das Songmaterial extrem durchwachsen ist und zudem stilistisch nicht zum Headliner passt. So wie bei ADIMIRON aus dem sonnigen Italien. Die Truppe spielt Metalcore mit einigen technischen Einschüben. Letztere definieren die Musik und haben auch einen gewissen Unterhaltungswert, reichen aber nicht, um der Musik Identität zu geben. So ist die Stimmung auch sehr verhalten, auch wenn sich die Band sichtlich Mühe gibt, das Publikum aufzuwärmen. Wann hört endlich diese Unsitte auf, irgendeine Band als Support zu nehmen, die nichts mit dem Rest der Tour zu tun hat? In solchen Fällen hat niemand etwas davon.
SWORN AMONGST passen da schon viel besser. Es ist ein Phänomen: klassischer Thrash macht live fast immer etwas her, selbst wenn, wie in diesem Fall, das Songmaterial tendenziell eher austauschbar ist. Die Briten haben zwar ein paar Startschwierigkeiten, können das Publikum danach aber schnell auf ihre Seite ziehen. Die ersten Haare fliegen schüchtern durch die Gegend und die Lautstärke des Publikums steigt auch an.
Dann endlich ANNIHILATOR. Jeff Waters, Dave Padden und Begleitmanschaft steigen mit „Ambush“ in einem fulminanten Set ein, dessen Gewicht klar auf den älteren Werken liegt. „Welcome to your Death“, „Set the World on fire“, „The Box“, „Crystal Ann“ und „The fun palace“ laufen gut rein und werden von den neueren „The Trend“, „Clown Parade“, „Plasma Zombies“ und „Betrayal“ sinnvoll ergänzt. Diese Songs werden mit sichtbarer Spielfreude und einem konstant hohen Energielevel dargeboten. Jeff und Dave wechseln sich beim Gesang ab, was dem Set noch zusätzliche Abwechslung gibt, und beide sind trotz Erkältung in bestechender Form. Jede Note der Gitarrenparts und jeder Ton im Gesang sitzt, als wären die beiden mit Gitarre und Mikrofon auf die Welt gekommen. Auch die Rhythmusfraktion ist Weltklasse und Bassist Alberto Campuzano steuert nebenbei noch starke Harmoniegesänge bei. Dementsprechend bekommen ANNIHILATOR das bei den Vorbands noch sehr reservierte Publikum schnell auf ihre Seite. Dabei gibt es allerdings zumindest anfangs kaum Ansagen. Die Bühnenenergie des Vierers ist aber auch einfach zu bestechend.
Einen Schnitt gibt es, als kurz vor dem Ende noch ein Medley aus „Phoenix Rising“ und „Sounds good to me“ kommen. Die gefühlvoll gespielten Balladen gönnen dem Nacken nach 90 Minuten eine wohlverdiente Pause, lässt die Stimmung aber auch etwas absinken. Dafür gibt’s danach aber noch einmal das volle Oldschool Brett mit „Phantasmagoria“, „Crystal Ann“ und dem unvermeidlichen „Alison Hell“. Damit endet dieses Konzert erstaunlich knapp vor der Zwei-Stunden Marke. Die hätten ANNIHILATOR sicher gerne voll gemacht, aber 12:00 ist nun einmal Curfew.
Fazit. Ein absolutes Hammerkonzert. Es bleibt zu hoffen, dass Annihilator in Zukunft wieder die Aufmerksamkeit bekommen, die ihnen zusteht.
Review von Felix P.
Fotos von Fabien Blackwater
Alle Live Bilder gibt es hier.
Ein Interview mit ANNIHILATOR folgt in den nächsten Tagen.
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