Samstag, 1. Januar 2011

Subway To Sally Live Review Metropolis Halle Filmpark Babelsberg


Live Review
Potsdam, Metropolishalle – 30.12.2010
Subway to Sally, Saltatio Mortis, Mono Inc, Dunkelschön

Eins muss man Subway to Sally lassen: Nach dem im letzten Jahr etwas hastig zusammengeschusterten „Subway Festival“ schaffen sie dieses Jahr, ihren n Jahr zu spendieren. Die Umbaupausen wurde gestrafft, die anderen Bands sind vom Fans einen wirklich schönen und in sich runden Abschied aus dem alteVorbandcharakter des letzten Jahres zur gleichwertigen Attraktion im Gesamtpaket befördert worden. Auch das Drumherum (Stände u.ä.) vermitteln Festivalcharakter, wenngleich vier Bands während einer Abendveranstaltung natürlich immer noch kein Festival im Sinne von Hellflame oder gar Zita Rock ergeben. Wer dem kleinen Konzert im Lindenpark noch nachtrauert, wird auch in diesem Jahr keinen gleichwertigen Ersatz dafür bekommen, das muss man klar sehen. Das ändert aber nichts daran, dass die Etablierung der Veranstaltung ganz klar voranschreitet, und so verwundert es auch nicht richtig, dass es zum Ende hin ein ziemliches Gedränge gibt. Dabei gute Noten an die Garderoben: Die Jacken hat man verhältnismäßig schnell wieder – so schnell, wie es bei Veranstaltungen dieser Größe halt geht.

Nach einer kurzen Ansage von Eric Fish dürfen als erstes DUNKELSCHÖN auf die Bühne. Von einem Opener bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung erwarte ich prophylaktisch schon immer das Schlimmste, um mich umso mehr freuen zu können, wenn es nicht ganz so schlimm kommt. Das geht nicht nur hervorragend auf, sondern verschafft mir auch den ersten Adrenalinstoß des Tages, denn DUNKELSCHÖN sind nicht nur nicht schlecht, sie sind sogar ziemlich stark. Sängerin Vanessa Istvan hat eine Rockröhre par excellence, die immer wieder an Tamara Danz erinnert. Da verzeiht man es auch, dass das zerbrechliche Hauchen noch ausbaufähig ist. Das musikalische Gewand dazu aus einer Mischung aus häufig rein akustischem Rock, etwas Mittelalter und viel Folk. Das gibt eine schöne, märchenhafte Atmosphäre, ist in den richtigen Momenten aber auch treibend, vor allem, da Cellistin Monika Klüpfel gerne mal treibende Riffunterstützung gibt, während der Mittelalterhansel-für-alles Michael Kaiser vor allem an der Nyckelharpa glänzt und die Lieder mit schönen Melodien aufpeppt. Das alles ist sicherlich nicht wirklich neu, aber einfach sehr angenehm umgesetzt und schafft den Spagat zwischen Bodenständigkeit und einer gewissen fantastischen Aura spielend.

Ein Freund von MONO INC werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr. Die Lieder öden mich an und Keyboards aus dem Off gehören bei derartig keyboardlastiger Musik meiner Meinung nach mit Pfählung bestraft. Allerdings muss selbst ich Meckerkopf anerkennen, dass die Band gewachsen ist. Das Songmaterial ist immer noch dasselbe, dafür wird es aber eine ganze Ecke souveräner rübergebracht als noch vor nicht allzu langer Zeit, und die Ansagen von Sänger Martin Engler werden auch immer unterhaltsamer. Da die Band zudem einige Fans im Publikum hat, kann eigentlich gar nicht so tierisch viel schiefgehen, erst recht, da Subway to Sally Gitarrist Simon noch für einen Gastauftritt auf die Bühne kommt. Das Cover von „The Passenger“ ist und bleibt allerdings Geschmackssache, dafür ist zumindest „Voices of Doom“ mit einem starken Refrain gesegnet. Davor kommt allerdings noch das Solo von Drummerin Katha Mia, das aber, vermutlich verletzungsbedingt, heute nicht so recht überzeugen will (Katha hatte sich ein paar Tage vorher am Hangelenk verletzt, weshalb MONO INC sogar zwei Shows absagen mussten). Den Fans ist das herzlich egal, sie feiern ihre Lieblingsband ab.

Danach kommen SALTATIO MORTIS, laut Eric quasi Zöglinge von Subway to Sally. Und, alles was recht ist, die sieben Potsdamer sollten definitiv aufpassen, dass ihnen ihre Zöglinge nicht über den Kopf wachsen. In der Form, in der sie sich heute präsentieren, sind SALTATIO MORTIS jedenfalls nicht nur erste Liga, sie kämpfen auch um die Spitze. Die sechs Spielmänner sind gut gelaunt bei der Sache und feuern einen Hit nach dem anderen ab. Vor allem „Aus der Asche“ kommt heute zum Zuge, was ein beständig hohes Tempo verspricht. „Tod und Teufel“, „Prometheus“, „Spielmannsschwur“, „Falsche Freunde“ oder „Uns gehört die Welt“ werden noch von Songs wie „Wir säen den Wind“ oder „Tritt ein“ ergänzt. Dabei sind alle begeistert bei der Sache, aber der absolute Blickfang ist natürlich Sänger Alea der Bescheidene, der wie ein Derwisch über die Bühne tobt und das Publikum von Anfang bis Ende im Griff hat. Mitklatschen, hüpfen, Mitsingspielchen, das ganze Programm findet statt. Dazu braten die Songs schön, ohne dabei an Eingängigkeit zu verlieren. Dementsprechend hinterlassen SALTATIO MORTIS ein total abgekämpftes Publikum.

Das stellt SUBWAY TO SALLY vor ungeahnte Probleme: Das Septett muss ein schon recht erschöpftes Publikum wieder in Stimmung bringen. Und so verläuft der Start trotz wohltuender Songauswahl an der Spitze („Henkersbraut“, „Kleid aus Rosen“ sowie „Feuerland“) recht schleppend. Dankenswerterweise haben SUBWAY TO SALLY ihre Setlist vom Summer Breeze Festival nur wenig geändert und ergänzt, so dass es einiges selten gehörtes als Bonbon gibt (etwa „Maria“, „Kleine Schwester“, „Die Schlacht“ und „Kruzifix“), gemischt mit den Üblichen Anheizern („Schneekönigin“, „Veitstanz“, „Meine Seele brennt“, „Falscher Heiland“ oder „Das Rätsel II“) und einer, wie üblich, tollen Licht- und Pyroshow. Das zieht die Stimmung nach und nach wieder nach oben, erst recht, da zumindest Eric in Kämpferlaune ist und nach einer kurzen Anwärmphase durchaus bereit ist, sich ins Zeug zu legen und damit auch den Rest der Band nach und nach mitreißt. Der Wendepunkt kommt spätestens, als der groß angekündigte Special Guest, Sänger Asp von der gleichnamigen Band, auf die Bühne kommt, um zuerst zusammen mit Eric der ASP-Song „Zaubererbruder“ singt und danach noch alleine „Ich will brennen“ hinterher schiebt (ist mal jemandem die Ähnlichkeit des Refrains zum Refrain von „Was zählt“ von den Toten Hosen aufgefallen?). Die Songs klingen im Folkrockgewand stark und eingängig und werden dementsprechend ausgiebig bejubelt, und als Asp von der Bühne geht, gibt es sogar Zugaberufe. Die vorher etwas verhaltene Stimmung ist wie weggeblasen, die Fans sammeln noch Mal alle Reserven, um sie bei den noch verbleibenden Hits zu verfeuern. Das sind in der Zugabe natürlich die alten bekannten wie etwa „Sieben“, „Auf Kiel“ und dem unvermeidlichen „Julia und die Räuber“, die noch durch „Fatum“ ergänzt werden, bei dem die Dudelsackspieler von SALTATIO MORTIS auf die Bühne kommen und zusammen mit Eric einen beeindruckenden Sackpfeifengewitter bilden, das die epische Komponente dieses Songs noch stärker betont (Der vorhergehende Dudelsackchor bei „Veitstanz“ fällt dagegen eher unter unterhaltsam). Als dann der letzte Ton verklungen ist und sich Eric das letzte Mal bedankt hat, geht ein schönes Jahresabschlusskonzert vorbei.

Fazit: Auch ich als Skeptiker muss hier sagen: Subway to Sally und alle anderen Beteiligten haben an dieser Stelle alles richtig gemacht. Wer den Lindenparkkonzerten noch nachtrauert, muss das wohl auch weiterhin tun, alle anderen werden hier hingegen vorbildlich bedient.

Review von Felix P.
Fotos von Norwin K.

Alle Fotos vom Abend findet ihr auf unserer Facebook Seite.

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