Freitag, 9. März 2012

Enslaved Live Review - SO36 Berlin


Ein jeder richtiger Berliner Metaller hat an diesem Dienstag das SO36 auf seinem Abendprogramm stehen. Denn heute Nacht wird mit der vom Himmel gefallenen Truppe von GHOST BRIGADE und den fiesen Norwegern von ENSLAVED der Weltuntergang versprochen und so schwebt man also feengleich zur besagten Location.

Dort angekommen lässt man sich beim Support THE GEBRUDER GRIM erst einmal den Engelsstaub aus dem Hirn schütteln. Metal der alten Schule liefern uns die Mannen aus Berlin-Wedding. Auch wenn der Tanzsaal noch sehr überschaubar ist, geben die Jungs 20 min lang mit Songs wie „Kings of the Graves“, „The Pain“ oder „Northern Soul“ ihr Bestes und lassen feinste Bier-Trink-Stimmung aufkommen. Sauber. Ordentlich. Abtreten.


Abgehoben wird jetzt mit GHOST BRIGADE. Die ganz Harten setzen sich die finster Mine auf, die weichen Leute unter uns strahlen mit sehnsüchtigen Gesichtern vor sich hin. Vortrefflich schaffen es die Finnen epische Melodien mit derben Riffs und Chords zu kombinieren. Eben noch ein Traum, eben noch die weite hoffnungsvolle Sicht auf die Welt, so wird im nächsten Takt gänzlicher Optimismus zerstört, das Tor zur schwarzen Unendlichkeit geöffnet und der Blick ins verschwimmende Nichts beginnt. Ist es nicht schön, wenn ein Traum zerstört wird? „Breakwater“ vom aktuellen grandiosen Album „Until Fear No Longer Defines Us“ stellt dabei ein Meisterwerk dar. Feinster progressiver Metal, der sich langsam vorwärts kriecht, doomig das Gehirn erreicht, mit majestätischem Riffing das Herz streichelt und mit brutalen Growls die Nackenmuskulatur zerfetzt!!! Das Publikum ist gebannt, ergriffen und hypnotisiert. Egal von welchem Album die musikalischen Höchstleistungen stammen, das SO36 durchlebt jede Sekunde jedes Stücks mit vollem Körpereinsatz – ein Orgasmus für den Musikliebhaber. Eine Band, die man auf sich wirken lassen muss, während sie einen gleichzeitig zu Boden rammt und die Luftzufuhr abschneidet. Nach „Clawmaster“ bleibt nur noch ein mentaler Scherbenhaufen zurück – zusammen mit einem Lächeln. So war es immer und so wird es sein. Glanzleistung!

Setlist GHOST BRIGADE:

01. Lost in a Loop
02. Traces of Liberty
03. Breakwater
04. Deliberately
05. My Heart is a Tomb
06. 22:22 Nihil
07. Clawmaster
08. Soulcarvers

Zeit für die norwegischen Schlächter von ENSLAVED. Das Publikum stürmt aus den Vorräumen an die Bühne und dieses Mal setzen alle ihre finsteren Minen auf. Fronter Grutle Kjellson fühlt sich schnell zugehörig und erzählt uns mehrmals, dass er ein Berliner ist. Als Intro schwebt uns „Axioma“ entgegen bevor bei „Ethica Odini“ ein fetter Fleischregen auf uns niederprasselt! Extremitäten fliegen durch den ganzen Saal, die Schuppen des Nachbarn landen im eigenen Bier. Infernalisch und diabolisch präsentiert sich Grutle und will sich dabei die Krone erobern. Der klare Gesang von Keyboarder Herbrand Larsen lässt das Ganze allerdings mittlerweile ziemlich atmosphärisch wirken. Grutle erhebt mit seinen derben Vocals zwar die fleischige Keule, doch prozentual lässt Larsen seine Stimmbänder fast genauso oft erklingen. So bangen wir uns schwarzmetallisch weiter im Programm und schreiten nach „Raidho“ (ebenfalls vom aktuellen Album „Axioma Ethica Odini“) ein paar Jahre zurück und lassen uns „Fusion of Sense and Earth“ um die Ohren knallen, bei dem sich sogar der Teufel höchstpersönlich unters Publikum mischt. Sagenhaft!!! Der wichtige „Dies ist der beste Gig der Tour“-Spruch in die Runde geknallt (natürlich mit fanatischem Gebrüll aufgenommen) bevor weiter gedonnert wird. Fieser Black Metal, raffiniert kombiniert mit warmen Melodien und intensiven Riffs. Progressiv und komplex – da rappelt's in der Kiste!!! Die Biergläser werden erhoben und die Haare rotiert. Ein Traum! Gulaschkanone Grutle erzählt uns, an was ihn das Wort Wednesday gerade erinnert – ja ist ja gut und schön. Nur blöd, dass heute Dienstag ist! Natürlich wird der nächste Song (und leider auch schon letzte des regulären Blocks) dem Gott Odin gewidmet. Prost. Doch als wäre das alles nicht schon längst genug, trumpfen die Skandinavier noch mit einer sahnigen Zugabe der Extraklasse auf: „Immigrant Song“ von LED ZEPPELIN mit unfassbar genialem Gitarren Solo. Das Publikum ist glücklich, alle Bands haben sauber abgeliefert. Ein Abend, der in atmosphärische Welten führte: Düster, fremd, melancholisch sowie derb, gebieterisch und blutrünstig ...Was kann ein Metaller noch wollen?!

Setlist ENSLAVED:
01. Axioma (Intro)
02. Ethica Odini
03. Raidho
04. Fusion of Sense and Earth
05. Ground
06. Giants
07. Ruun
08. Return to Yggdrasil
09. As Fire Swept Clean the Earth
10. Allfadar Odinn

11. Immigrant Song
12. Isa
13. Slaget I Skogen Bortenfor

Review von Nadine A.

Fotos von Isabell K.
PHRENETICA Photography & Design

Alle Bilder des Abends

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