Donnerstag, 1. März 2012

Placenta Live Review - Archiv Potsdam


Placenta + An Evening’s Dawn + Through The Hands Of Heroes

Archiv Potsdam

25. Februar 2012

Ein lauschiger Samstag, Ende Februar - PLACENTA laden zur frivolen Deathcore-Sause in die Landeshaupstadt Brandenburgs. Nachdem man am Vortag die „Disco Bananas“ in Frankfurt/ Oder zerlegt hat, stellt man sich heute dem flippigen Publikum im Archiv. Knapp 100 Schaulustige haben sich in den düsteren Gemäuern des Potsdamer Clubs versammelt, um drei Bands zu bestaunen, die ein Feuerwerk aus Breakdowns, Blastbeats und gutturalen Meisterwerken zelebrieren werden.




Während Berliner Konzerte um 22Uhr schon ihren Höhepunkt erreicht haben und die Besucher sich müde die Hand vor den Mund halten, um ihr Gähnen gekonnt zu überspielen, beginnen Konzerte in Brandenburg erst, wenn man der Geisterstunde näher rückt. So kommt es, dass man die ersten Töne von THROUGH THE HANDS OF HEROES erst kurz nach 10 erhorchen kann. Die fünf Sprösslinge ballern sich (leider) relativ unbeholfen durch ihr Set. Gute Songideen gehen leider durch zu viel technisches Gefrickel unter. Nicht jeder Song braucht Sweepings, Tappings und fingerverrenkendes Skalengewusel um fetzig zu sein. Etwas minimalistischer, und das extreme „Berliner U“ könnte sich bei den nächsten Konzerten geschwind in einen gescheiten Moshpit verwandeln. So kann man bei THROUGH THE HANDS OF HEROES leider nur einen einsamen Tänzer beobachten, dessen Bewegungen denen des Pokémons „Pantimos“ ähnelten. Dennoch ist es unterhaltsam die Jungs von TTHOH zu beobachten und schön zu hören, dass trotz alldem schöne Ansätze in allen Songs zu finden sind. Auch stimmlich hat sich die Formation verbessert, vor allem die Backings von Gitarrist Frodo überraschen. Nach einer knappen halben Stunde räumt man die Bühne für die folgenden AN EVENING’S DAWN.

Weiter geht’s also mit den nächsten fünf Jungspunden aus der Hauptstadt. Mit eingängigen Riffs holt man sich den ein oder anderen Tänzer mehr vor die Bühne. Im Verlauf der Show von AED sollte dann auch tatsächlich noch ein kleinerer Circlepit folgen. Choreografien ziehen sich durch’s komplette Set - angefangen beim im Kreis Hüpfen bis hin zum Suicide-Silence-Ich-muss-furchtbar-auf-die-Toilette-Gedenkmove , das ganze Programm. Unsicherheit kann man den Jungs zumindest nicht mal im Ansatz unterstellen. Man hat Spaß und bedankt sich.



Die Vormachtstellung haben heute Abend ganz klar PLACENTA. Gleich zu Beginn spuckt man der Masse mit „VIP OUT“ die volle Bandbreite Können ins Gesicht, die man auch noch in jeder einzelnen Sekunde des restlichen Konzertes spüren sollte. Es folgen „I Ain’t No Horse“ und „Who Am I“. Hat das Publikum aus der Draufsicht anfänglich wie ein “U” ausgesehen, so sieht man jetzt nur noch einen flinken Ameisenhaufen. Es wird getanzt, gemosht, gecirclepitet und mitgesungen. Sänger Sven Berlin schwingt seine Hüften stetig in alle Richtungen – sieht nicht besonders Metal aus, aber immerhin bleibt er im Takt. Ganz im Gegensatz zu Florin am Bass. Gesichtsentgleisungen par exellence, absolut nicht im Takt, jedoch definitiv ein Garant für Spaß. Vielleicht geht der ein oder andere Besucher nach dem Konzert deswegen auch verstört nach Hause. Man weiß es nicht. Die Basedrum ballert, der Blastbeat sitzt – Wir hören „Trendcutter“ (von der letzten EP „Brutalis“), gefolgt von „Fame By Name“.Der Rest des Abends ist ein großes Schaulaufen von Tobi Stein und seinen Vorderleuten. Als der letzte Song erklingt, schwitzt selbst der, der die ganze Zeit nur stand. „Replace Your Face“ ist der gekonnte Abschluss einer großartigen Show.

Fazit:

Wenn „der Tod“ ein Meister aus Thüringen ist, dann ist „Brillianz“ am heutigen Abend ein Meister aus Berlin. Und das mit großer Sicherheit. Denn sollte man den Auftritt von PLACENTA mit einem Wort beschreiben, so wäre dieses definitiv „brilliant“. PLACENTA ist in dieser Nacht der General, der von seinen Gefreiten unterstützt wurde. Der Klassenunterschied war deutlich zu erkennen, doch es wäre schön, wenn diese drei Bands öfter gemeinsam spielen würden – denn es funktioniert.

Setlist Placenta:

VIP OUT

I Ain't No Horse

Who Am I

Trendcutter

Fame By Name

All Things Runnable

Bella Fruit Verona

Brute Willis

Optimus Prime

Replace Your Face


PS: Mir fällt auf, dass Sven "The Body" Berlin schon ganz schön lange nicht mehr oberkörperfrei gespielt hat. Wer wird denn da seriös?

Review von Alexander G.

Fotos von Fabien Blackwater

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