Montag, 17. September 2012

Freitod - Regenjahre (Review)

Freitod - Regenjahre

Label: Ván Records
Spieldauer: 52:05
Release: Bereits erschienen
Bandseite: Klick den Link
Genre: Suicide Metal/Post Black Metal
Tracklist:
  1. Regenjahre
  2. Der Trauersturm
  3. Neue Wege
  4. Letztes Wort
  5. Sterbenswert
  6. Nichtssagend
  7. Wenn Alles Zerbricht


FREITOD sind eine der vielen nach und nach auftauchenden Bands, die zwar eindeutig aus dem Black Metal kommen, dabei aber eine künstlerische Vision verfolgen, die sie weit über die Genregrenzen hinausträgt. Hilflos aber zumindest konsequent nennt die Öffentlichkeit diese Strömung Post Black Metal, erkennt aber häufig nicht das Potential, das in Bands wie FREITOD oder ähnlich gelagerten Acts steckt. Denn diese Band ist im ursprünglichsten Sinne progressiv, nämlich in der Art, dass sie Grenzen überschreitet und dadurch neue Gebiete erschließt. Mit ihren Einflüssen aus dem Alternativ (oder wie man diesen schwammigen Bereich sonst nennt) und teilweise auch Gothic und ihrer scheuklappenfreien Art, auch poppigen Cleangesang oder gut platzierte Dur-Ansätze in ihren Sound reinzubasteln, ist die Truppe der Gegenentwurf zu Bands wie Taake und Darkened Nocturn Slaughtercult, deren Beharren auf dem traditionellen Reinheitsgebot als Markierungspunkt allerdings mindestens genauso wichtig ist, denn es ist ein gutes Gleichgewicht zwischen dem Bewahren der Wurzeln und der Weiterentwicklung, das ein Genre am Leben erhält.
Die Zielgruppe ist also geklärt: Black Metal-Puristen sollten einen großen Bogen um „Regenjahre“ machen, und auch Fans des Debüts sollte man fairerweise vorher sagen, dass der Sound doch eine ganze Ecke sauberer und harmloser ist als auf „Nebel der Erinnerungen“, das der Mix aus Black Metal und Doom, der an frühe Shining erinnert hat, heute eher in Richtung Lifelover tendiert (von den Gitarren her auch Silencer) und dem Cleangesang mehr Platz eingeräumt wird. Anders herum sind die Songs in ihren Emotionen ausdrucksstärker und in ihrer Art einzigartiger als auf dem Erstling. Ein Quantensprung, ohne Frage, aber sicherlich einer, der nicht jedem schmecken wird. Wer jedoch das gut findet, was gerne Mal abfällig als „Studenten Black Metal“ bezeichnet wird, wird vermutlich auch mit „Regenjahre“ seine Freude haben – und wer einfach nur nach grenzübergreifend guter Musik im finsteren Bereich sucht, wird ebenfalls fündig.
Die Stärke des Albums ist dabei der Mut zu klaren, mitsingbaren Hooks, was durch die starken deutschen Texte noch unterstützt wird (Warum haben eigentlich so viele deutsche Bands Angst vor ihrer Muttersprache?). Der kreischige Gesang und die wenigen Blastparts sind dagegen eher ein solides Kontrastmittel, das seinen Zweck erfüllt, dabei aber eher unauffällig bleibt. In Vollenmdung findet man die genannten Elemente im Titelsong, im Longtrack 'Wenn alles zerbricht' und dem schon unverschämt eingängigen 'Sterbenswert', das ein bisschen wie das Black Metal-Gegenstück zu Edge Of Sanitys 'Black Tears' klingt, weshalb diese drei Songs die Höhepunkte und Reinhörtipps für dieses Album bilden. Wer für oben beschriebene Sounds allerdings sowieso ein offenes Ohr hat, kann sich das Reinhören sparen und sich „Regenjahre“ gleich komplett besorgen.
Fazit: Ein starkes, genreübergreifendes Düsteralbum.

Bewertung: 8,0

Review von Felix P.

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