Die unkonventionelle Post-Hardcore Truppe von LA DISPUTE macht auf ihrer Europa Tour an einem Samstagabend Halt in der Hauptstadt. Mit im Gepäck ist ein Programm voller Bands verschiedener Musikrichtungen, und alles versprach ein erfolgreicher Abend im Postbahnhof zu werden. Betritt man nun aber 18.30 Uhr den Club zum Einlass, so sieht man zunächst nur wenige Menschen. Langsam füllt sich der Club, doch als INTO IT. OVER IT. die Bühne betritt, wird es endlich voller und der Abend kann beginnen.
Wer INTO IT. OVER IT. nicht kennt, der ist bei dem ersten Anblick verwirrt. Nur ein Barhocker steht auf der Bühne, und auch nur ein Kerl platziert sich dort. Ja – INTO IT. OVER IT. besteht nur aus einer Person. Evan Weiss! Der beginnt mit einer einfachen Akkustikgitarre aber sofort die Menge in den Bann zu ziehen. Zwischen den Songs gibt Evan immer wieder kleinere Anekdoten über sich und die „Band“ zum Besten. Auch Scherze mit der Lichttechnikerin sind mit vom Programm. Doch INTO IT. OVER IT. begeistert nicht nur mit Charisma, sondern klingt auch noch klasse. So unterhaltsam wünscht man sich einen Konzertbeginn.
Mit MAKE DO AND MEND kommt nun ein Quartett der rockigeren Art aus Connecticut als radikaler Gegensatz zu Into It. Over It. Endlich ist der Postbahnhof auch gut gefüllt und kann sich sehen lassen. Kaum haben die vier auf der Bühne begonnen, starten auch schon die ersten Stagediver. Jetzt ist endlich auch Bewegung im Publikum angesagt. MAKE DO AND MEND zeigen sich sichtlich beeindruckt und dankbar über diesen Support des Publikums. Da kann auch ein kleines Tonproblem (Ironischerweise beim Song 'Lucky') nichts gegen ausrichten. Richtig laut wird es dann aber, als La Dispute Sänger Jordan Dreyer MAKE DO AND MEND bei einem Song mit seiner unverwechselbaren Stimme aushilft. Doch auch ohne weitere Unterstützung rocken MAKE DO AND MEND hier den Postbahnhof.
Anhand der Masse, die sich jetzt vor der Bühne versammelt, könnte man meinen, dass der Headliner jetzt schon dran wäre. Dabei kommt vor den Jungs aus Michigan noch TITLE FIGHT. Mit einem ruhigen Intro betritt der Vierer aus Pennsylvania die Bühne, nur um dann richtig loszulegen. Nicht nur die Jungs auf der Bühne, sondern auch das Publikum geht vollends mit. Stagediver springen von allen Seiten von der Bühne und auch vor der Bühne herrscht rege Bewegungslust im Pit. Sänger und Bassist Ned Russin wirkt dabei etwas schüchtern, als er die Fans darauf hinweist, dass man doch bitte Rücksicht nehmen soll. Berlin nimmt natürlich Rücksicht aufeinander. Allerdings kann es da schon einmal vorkommen, dass man im Eifer des Gefechts das Mikro von Sänger und Gitarrist Jamie Rhoden beim Stagediven umreißt. Beim letzten Song '27' ist nun kein Halten mehr und Berlin brüllt sogar die Lyrics lautstark der Band entgegen. Ein voller Erfolg für TITLE FIGHT aus Pennsylvania.
Und schnell wird es wieder leer vor der Bühne. Es verwundert schon, dass sich nach Title Fight die Reihen lichten. Doch als der erste Ton von den Headlinern anklingt, füllt sich der Saal wieder. Es ist auch nur verständlich, dass man nach drei großartigen Supportacts kurz mal frische Luft schnappen will. Man muss ja schließlich für LA DISPUTE wieder fit sein. Die fünf Jungs kommen auch relativ unspektakulär auf die Bühne, doch das war es auch schon, was an diesem Auftritt unspektakulär war. Das LA DISPUTE auf den Platten schon unkonventionell und für manche merkwürdig klingen, weiß man, aber erst Live entfaltet sich die Größe der Songs. Die emotionalen Passagen der Songs, sei es 'Said The King To The River' oder 'Harder Harmonies' kommen live erst richtig zur Geltung. Immer wieder lässt Jordan Dreyer auch das Publikum Passagen mitsingen, und das ist nicht nur textsicher, sondern vor allem auch laut. Wer nicht mitsingen kann, der betritt entweder den Pit oder headbangt mit. Zumindest steht niemand ruhig da. Die ekstatische Performance des Quintetts wird gefeiert und mit viel Applaus belohnt. Die Stagediver machen währenddessen dort weiter, wo sie bei Title Fight aufgehört haben. Doch ehe man sich versieht, kündigt LA DISPUTE mit 'Andria' den letzten Song des Abends an. Es wird noch einmal alles gegeben und jeder auf und vor der Bühne holt alles aus sich heraus. Doch noch lässt Berlin die Jungs aus Michigan nicht gehen. Schon während des Sets wurde vehement 'King Park' gefordert. Schnell kehren die Jungs zurück und geben Berlin das, wonach es schreit. Nachdem zunächst nur Jordan Dreyer und Gitarrist Chad Sterenberg noch zu zweit das Publikum einmal zur Ruhe kommen lassen, wird dann mit 'King Park' das große Finale eingeleitet. Der Saal bebt und tanzt, schreit und stagedived, was das Zeug hält. Als dann der letzte Part des Songs einsetzt ist Berlin voll und ganz da und singt mit Jordan Dreyer mit. So hinterlässt LA DISPUTE ein sehr zufriedenes Berlin und eine Menge glücklicher Fans.
Man hat es ja nicht oft, dass bei einem Konzert mehr oder weniger vier verschiedene Musikrichtungen aufeinandertreffen, doch genau das ist hier passiert. Noch seltener ist es dann, dass alle so überzeugen können. Sei es nun durch Charisma, Energie oder pure Emotionen, heute ist jeder auf seine Kosten gekommen – und das für nicht einmal 20 Euro! Abschließend kann man fernab der Bühne noch erwähnen, dass pro gekauften Artikel am Merchandise Stand ein Euro der Anti-Nazi-Kampagne zugutekam.
Lars N.
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