Dienstag, 26. Januar 2010

Hypocrisy Live Berlin Columbia Club (Review)


Live Review
Berlin, Columbiaclub – 25.1.2010
Hypocrisy, Survivors Zero

Stress, Kälte, miese Laune, Aggressionen: Manchmal saugt das Leben einfach. Und was macht man da? Man bringt den Tag hinter sich und lässt sich dann die volle Death Metal Keule geben. Und die spielt netterweise genau heute im Columbiaclub. Bereits vor Einlass ist eine stattliche Zahl Fans anwesend und begehrt gesittet Eintritt. Drinnen geht’s zum Shirtstand, der mit 20 € für ein Shirt oder eine signierte CD wohl eher zu den preislich oberen im extremen Metal gehört. Sieht man sich den bereits vorhandenen Bühnenaufbau an, weiß man auch, warum, denn trotz Vorhang ist die protzige Lichtanlage erkennbar. Die Vorband Hatesphere entfällt heute ersatzlos, woran sich allerdings nur die wenigsten Besucher ernsthaft zu stören scheinen.

Dementsprechend liegt es an SURVIVORS ZERO, die Menge gute 45 Minuten lang aufzuwärmen. Und das gelingt den Finnen mit Bravour. Ihr Death Metal, den sie gelegentlich mit klassischen Thrash-Einflüssen oder eine Prise unverweichlichenden Göteborgmelodien anreichern, geht gut in Hals und Beine. Zudem geht die Truppe sehr engagiert zu Werke, was vom Berliner Publikum mit späterer Spielzeit auch immer mehr honoriert wird. Mit dem gut gespielten und härtetechnisch nachgeschraubten Kreator-Cover „People of the Lie“ sind dann endgültig alle Dämme gebrochen. Keine Frage, solche Vorbands wünscht man sich.

HYPOCRISY starten danach bereits mit dem Doppelopener „Valley of the Damned“ und „Hang him High“ vom aktuellen Album „A taste of Extreme Divinity“ voll durch. Danach beginnen sie einen triumphalen, anderthalbstündigen Streifzug durch ihre Diskographie, bei der jeder einzelne Song, und das zu Recht, von der ersten bis zur letzten Note abgefeiert wird. Ihrem Ruf als etwas andere Death Metal Band werden HYPOCRISY in jedem Fall gerecht. Das schadet ihrem Ansehen aber nicht im Geringsten.
Die bereits vor Beginn der Show imposant aussehenden Scheinwerfer entfalten bereits beim ersten Song ihre Wirkung und untermalen die Musik sehr effektiv, ohne zum einfachen Spielzeug zu verkommen. Dafür meinen Respekt. Der Sound ist an sich zwar klar, leider ist Peter Tägtgrens schicke Explorergitarre zu leise, so dass seine Soli zumindest am Anfang der Show ziemlich untergehen. Ein Schönheitsfehler, der die Stimmung aber nicht zu kippen vermag.
Das liegt vor allem an der Bühnenpräsenz der Band. Die Band ist einerseits routiniert genug, als das auch eine kurzzeitige technische Störung sie nicht aus dem Tritt bringt, andererseits aber auch unglaublich spielfreudig. Das bedeutet nicht nur viel Bewegung auf der Bühne, sondern auch das gesamte Programm an Posen. Man merkt den Herren ihren Spaß jederzeit an, und Peter ist eindeutig der Grimassenkönig, dessen Mundwinkel sich heute sicherlich ein paar Kilometer bewegt haben. Zudem glänzt er mit sympathischen Ansagen („And now we play a lovesong: Let the knife do the talking“).
Das sorgt natürlich auch für Stimmung im Publikum, das sich zeitweise gar nicht entscheiden kann, ob es jetzt brüllen, Matte schwingen oder moshen soll. So kommt Bewegung in die Menge, und obwohl der Columbiaclub wohl nicht ausverkauft ist, wird es doch ganz schön warm. Am Ende wollen die Fans HYPOCRISY gar nicht gehen lassen und schreien noch nach einer Zugabe, als die Musik vom Band längst wieder läuft. Ein bemerkenswerter Abschluss für einen bemerkenswerten Konzertabend.

Fazit: Hypocrisy haben sich 90 Minuten in Bestform präsentiert. Die für Death Metal Verhältnisse sehr lange Spielzeit kann da schon als programmatisch gesehen werden. Hypocrisy haben mir den so ziemlich besten, abwechslungsreichsten und intensivsten Gig beschert, den ich in diesem Genre erleben durfte. Und auch Suvivors Zero haben sich in Topform präsentiert, und machen hoffentlich noch viel von sich reden. In diesem Sinne: Metal statt Antidepressiva!

Setlist Hypocrisy:
1. Intro (from F.O.H.)
2. Valley of the Damned
3. Hang him high
4. Fractured millenium
5. Adjusting the Sun
6. Eraser
7. Pleasure, Osculum, Penetralia (MEDLEY)
8. Apocalypse, 4th Dimension (MEDLEY)
9. Killing Art
10. A coming Race
11. Let the knife do the talking
12. Weed out the Weak
13. Fire in the Sky
-
14. Intro (from F.O.H.)
15. Roswell 666
16. Warpath
17. Final Chapter

Review von Felix



Fotos vom Auftritt gibts hier!

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