Dienstag, 17. August 2010

Wacken Open Air 2010 Bericht

Live Review Wacken Open Air, 4.-7.8.2010

Einmal mehr rief Deutschlands lautester Acker zum feiern, saufen und rocken. Das Line-Up war dabei das stärkste der 21 jährigen Geschichte des Festivals. Umso erstaunlicher, dass die Veranstalter erst im April das Sold-Out Schild ans Gelände nageln konnten. Ein Zeichen, dass der viel geschmähte Wacken-Tourismus endlich nachlässt? Zu wünschen wäre es, und der Campground und das Festivalgelände sind dieses Jahr auch mehr in Metallerhand als die letzten zwei Jahre. Ansonsten hat sich nicht viel verändert: Der Mittwoch ist vollständiger Zirkustag geworden, bevor am Donnerstag das eigentliche Bandprogramm beginnt. Die vielen Stände für Fressalien pendeln preislich zwischen überteuert und glattem Wucher, wobei die Stände direkt am Campground als positive Ausnahme erwähnt werden sollten. Die Wege sind naturgemäß weiterhin recht weit, vor den Bühnen ist es meist am frühen Nachmittag schon sehr voll. Dringend getan werden muss etwas am Sound. Der ist selbst bei einigen großen Bands (z.B. Grave Digger, Alice Cooper, Overkill) häufig zu leise und/oder undifferenziert. So kann man an sich starke Auftritte auch kaputt machen.

Mittwoch:
Victims of Madness: Die Forumscoverband gibt auch dieses Jahr ein paar mehr oder weniger hölzerne Coverversionen von Metalklassikern zum Besten. Die Stimmung ist ganz gut, das Zelt ungefähr halb gefüllt, so dass VICTIMS OF MADNESS ihren Spaß haben.

Movienight
The Story of Anvil: Ich versusche mich hier zum ersten Mal an einer Filmkritik, seid also gnädig mit mir. „The story of Anvil“ ist ein hoch emotionaler Film über die Geschichte einer der ersten Heavy Metal Bands. Nach ein paar einleitenden Worten einiger Szenegrößen (u.a. Lemmy, Tom Araya, Lars Ulrich) über die Bedeutung der Band für den Metal folgt ein kurzer Rückblick auf die Geschichte der Band, bevor der eigentliche Bericht über die Europatour 2005 und die Studioaufnahmen zum aktuellen Album „This is Thirteen“. Er fängt die Stimmung der and in jedem Moment gut ein, egal ob die Band gerade zu neuen Höhenflügen ansetzt oder zum dutzendsten Mal die Welt untergeht. In einigen Momenten erinnert er sogar an die Metallica-Doku „Some kind of Monster“, ohne aber in dessen Weinerlichkeit zu verfallen. Man merkt in jedem Moment, dass man es hier nicht mit übersättigten Rockstars zu tun hat. Stattdessen sieht man eine Band, die für ihre Passion kämpft und trotz aller Widrigkeiten stehen geblieben ist.

Metallocalypse: Die Story ist nicht der Rede wert, die Witze sind auf Erdkernniveau. Das macht ab 1,5 Promille Spaß, aber seien wir ehrlich, würde sich kein Schwein dafür interessieren. Eine Serie für Leute, denen Spongebob zu anspruchsvoll ist…

Until the Light takes us: Dieser zweischneidige Film stößt in der Movienight auf das größte Interesse. Inhaltlich wird die Geschichte des norwegischen Black Metal von einigen Protagonisten, vor allem Fenriz (Darkthrone) und Varg Vikernes (Burzum).Während ersterer dabei einen durchaus sympathischen Eindruck macht, gibt letzterer erwartungsgemäß viel Unsinn von sich (u.a. rassistische Parolen und ein ziemlich verklärtes Bild des eigenen Werdegangs), der leider unkommentiert so stehen gelassen wird. Dieser Mann mag ein musikalisches Genie sein, er ist leider auch eine intellektuelle Nullnummer. Sein Charisma ist leider trotzdem hoch gefährlich, was sich auch im Publikum zeigt, dass bei jeder sensationsheischend gezeigten brennenden oder abgefackelten Kirche frenetisch jubelt und applaudiert. Ansonsten ist der Film nur mäßig spannend, glänzt aber mit ein paar feinen Details (z.B. zum Thema Artworks).

Mambo Kurt: Und alle Jahre wieder kommt MAMBO KURT und orgelt uns einen. Ich sehe die Show im Zelt, aber eigentlich ist es eh egal, denn es passiert immer dasselbe: Mit spaßigen Coverversionen orgelt Mambo die Busuffskis ins Delirium. Schöne Aktion: MAMBO KURT lässt das Publikum zwischen Metal/Rock und Electro-Trash wählen.

Donnerstag:
Apocalyptica: Wie im letzten Jahr kann man auch dieses Jahr am Festivalshirt ablesen, wer den Secret Gig spielt. Dabei spielen die APOCALYPTICA einen 45-Minuten Set auf dem für diese bewegungsfreudige Band viel zu kleinen Red Bull Stage. Da der Sound zudem sauber, aber viel zu leise ist und die Finnen nach dem Doppelschlag „Wherever I may roam“ und „Refuse/Resist“ eher auf Balladen und Alternativrocker setzen (darunter zwei neue Songs), so dass die Stimmung zuerst recht verhalten ist. Erst als die härteren Songs (u.a. „Fight Fire with Fire“ und „In the Hall of the mountain king“) ausgepackt warden, geht es richtig los, und das Ende fälltmit “Master of Puppets” versöhnlich rockend aus.

Skyline: Bei allem Respekt vor der Geschichte des Festivals, aber SKYLINE sind an dieser Stelle absolut überflüssig. Ausstrahlungslos werden ein paar Metalklassiker heruntergeholzt, nur um sich selbst feiern zu können. Lediglich die Gastauftritte von Doro Pesch und Udo Dirkschneider sorgen für ein gewisses Interesse.

Danach gibt es einmal mehr die Metal Hammer Awards. Man kann sich sicherlich fragen, ob der Metal einen Echo braucht, aber immerhin sind die meisten Wahlen nachvollziehbar. Dafür war die pathetische Sabina Classen als Moderatorin sehr viel unterhaltsamer als der nüchterne, manchmal etwas verplante Schmier.

Alice Cooper: Für mein Verständnis ist der Schockrockopa der eigentliche Auftakt zum Bandprogramm. Und das ist ein sehr starker Auftakt. Sicherlich sind die meisten Utensilien seiner Show uralt, aber sie sind nach wie vor extrem unterhaltsam und ersticken eventuelle Längen im Keim. Die Show beginnt mit „School’s out“ und endet mit „School’s out“ – offenbar traut ALICE COOPER seinem Superhit „Poison“ nicht auf einem Metalfestival. Vollkommen zu Unrecht, denn der Song wird abgefeiert wie kein zweiter.

Mötley Crüe: Da können die Glammer und Poser gut anschließen. Hits, Pyros und große Show sind die Grundpfeiler dieser Show, die sicherlich kaum jemanden kalt lassen kann. Vince Neil ist super bei Stimme und hat die Meute von der ersten bis zur letzten Sekunde im Griff. Die feiert MÖTLEY CRÜE von vorne bis hinten.

Iron Maiden: Eins vorneweg: Der Auftritt vor zwei Jahren war phänomenal und über jeden Zweifel erhaben. Performance, Bühnenbild, alles hat gestimmt. Die Setlist sorgt dieses Mal hingegen für einiges Magengrummeln. Klar, auch IRON MAIDEN wollen nicht immer dieselben Songs spielen, aber fünf Klassiker (u.a. „Hallowed be thy name“,“Running free“) sind einfach mal zu wenig. Der Rest stammt von den letzten drei Alben plus der neuen Single (u.a. „These Colours do’t run“, „Dance of Death“). Keiner dieser Songs kommt auch nur annähernd an die vermissten Glanztaten dieser Band heran. Natürlich ist es trotzdem ein über alle Zweifel erhabener Auftritt und einer der Höhepunkte des Festivals. Allerdings steigt die Stimmung beim Erklingen von „Fear of the Dark“ doch noch einmal stark.

Ronnie James Dio Gedächtnisnacht: Die Filmnacht im Gedenken an die verstorbene Sängerlegende ist ähnlich gut besucht wie der Black Metal Film am Tag davor. Nach ein paar einleitenden Worten von Dios Arzt und seiner Frau wird der Konzertfilm vom Wackenauftritt 2004 gezeigt (u.a. mit interessanten Versionen von „In the sign of the southern cross“, „Heaven and Hell“ und „Don’t talk to strangers“), der musikalisch und emotional komplett überzeugen kann. Der Applaus ist fast wie bei einem echten Livekomzert, man sieht auch die eine oder andere Träne. Danach wurde wohl noch der letztjährige Auftritt von Heaven and Hell gezeigt, aber da vorher noch mit Metalocalypse ein Stimmungsumbruch kam, bin ich gegangen.

Freitag:
Job For A Cowboy: Am frühen Nachmittag des Freitags schleichen sich die amerikanischen Deather von JOB FOR A COWBOY auf die Bühne und spielen mit hartem Geknüppel auf. Songs der aktuellen und letzten Scheibe werden vom Wackener Publikum gleichermaßen abgefeiert. Allerdings scheint des Sängers Stimme ein wenig angeschlagen zu sein, denn die vermeidlichen Shouts kommen bei mir nur an, als wären es Töne einer sterbenden Krähe. Jonnys Gegrunze im Gegensatz dazu lässt wiederum keine Wünsche offen. Wünsche dann doch beim Sound im Allgemeinen: Wer auf Gitarren steht musste sich schon nach ganz vorne stellen um die ein oder andere Frequenz zu erhaschen. Das Publikum scheint weniger davon tangiert zu sein und feiert die Band ab. Beim Bandkracher "Entombment of a Machine" verlangt die Band eine mächtige Wall of Death, welche sich noch als fataler Fehler heraus stellen sollte. So wurde den ambitionierten fünf Amerikanern beim letzten Song "Embedded" wegen jener Aktion der Sound abgestellt. Natürlich verlässt die Band danach sichtlich angepisst die Bühne und ein Verantwortlicher des W:O:A kommt auf die Bühne und liefert die Begründung, dass sobald eine Wall of death, ein Circle- oder ein Moshpit angefangen wird, jeder Band der Saft abgedreht wird. Loveparade sei dank ...

Dew-Scented: Als ich verschlafen aus meinem Zelt krabbele und in Richtung Gelände wanke, stelle ich überrascht fest, dass das Gelände bei DEW-SCENTED schon gut gefüllt ist. Ich bekomme nur den letzten Song mit, aber der Stimmung nach könnte ich was verpasst haben.

Amorphis: Auch AMORPHIS füllen das Gelände weiter und fesseln die Massen. Dabei gehen die Finnen, die irgendwie immer auf der Grenze zwischen Gothic und Death Metal agieren, sehr enthusiastisch. Sehr gut!

Orphaned Land: Da können ORPHANED LAND ganz gut anschließen. Die Israelis glänzen mit toller Setlist und großer Spielfreude. Dazu sammeln sich in den ersten Reihen die israelischen Besucher und die arabischen Fans, um zusammen zu feiern, so dass ORPHANED LAND ihrem Anspruch als Botschafter des Friedens gerecht werden können. Schön! Einziger Kritikpunkt: Es kommen leider extrem viele Hintergrundeinspielungen (Backing Vocals, Keyboard).

Ill Nino: Nachdem der Metalcore auf dem Wacken fest etabliert ist, soll nun wohl der NuMetal dran kommen. ILL NINO wirken mit ihrem Groove exotisch. Sie haben damit viele Zuschauer und auch einige Fans im Publikum, dennoch hält sich die Stimmung außerhalb des Pits in grenzen.

Die Apokalyptischen Reiter: Nach mittlerweile drei Jahren kehren DIE APOKALYPTISCHEN REITER zurück nach Wacken und geben dazu noch ein neues Lebenszeichen von sich! Nach einem längeren Intro geht es sofort los mit "Wir sind das Licht" und einer donnernden "Revolution". Der, auf der Bühne niemals still stehende, Fuchs trägt eine Jacke die er auch IN EXTREMOs letztem Einhorn geklaut haben könnte. Stimmlich ist der Herr wie gewohnt bestens in Form, genau wie das Wackener Publikum, welches sich als sehr textsicher erweist. Nachdem es schlimmer wurde, Friede mit uns war und die ein oder andere heisere Kehle nach Bier schrie, trumpfte die Band mit "Adrenalin" auf. Herrvoragend tight spielend überzeugt auch der neue Mann an der apokalyptischen Gitarre: Ady. Die Mähne ist geschüttelt, ein weiteres Bier leer und die Thüringer Reiter wollen uns mit einer neuen Melodie beschallen. "Boten einer neuen Zeit" heißt das gute Stück und knüpft musikalisch nahtlos an die letzten Reiterplatten an. Harter, schneller Beginn, übegehend in eine ruhige Strophe und einen druckvollen Refrain der lyrisch, mal wieder, herrlich bestückt ist. Die Band spielt und der gar wenig und nur in Latexmaske und Unterhose bekleidete Dr.Pest tobt mit seiner Peitsche über die Bühne, rutscht auf seiner Rutsche hinunter und schaukelt vor seinem Keyboard herum, bis er dann "Nach der Ebbe" mit einem schönen Tastenintro beginnen muss. Der Auftritt neigt sich nun dem Ende und so wird "We will never die" eingeleitet und man sieht weit und breit niemanden, der nicht in irgendeiner Weise angetan von diesem Auftritt ist. Als Zugabe dürfen wir alle dann noch einmal den "Seemann" singen, doch dann ist nach einer hervorragenden Show endgültig Schluss.

Voivod: Dann doch lieber die kanadischen Space Thrasher. Wobei die Crowd vor der Bühne durchaus als erlesen bezeichnet werden kann. VOIVOD stört das nicht, sie geben von vorne bis hinten Gas und lassen mit gut durchmischter Setlist mit Betonung auf den Highspeed Songs die Haare lassen.

Freiwild: Die neben Betontod größte Hoffnung auf den nach wie vor unbesetzten Onkelzthron zieht viele Menschen vor die Bühne. Leider ist der Sound viel zu leise und die Musiker auf der Bühne ziemlich verloren, zudem fehlt es an Abwechslung im Songmaterial – da müssen FREIWILD definitiv noch dran arbeiten. Trotz mitgröhlender Fans, ein Triumphzug sieht wahrlich anders aus.

Lizzy Borden: Theater oder Oper? Ich entscheide mich für das Theater in Form von LIZZY BORDEN (anstatt von Kamelot) und werde mit der Zweitbesetzung von Alice Cooper belohnt. Die Truppe ist sicherlich schön anzuschauen und –hören, aber es hat schon seinen Grund, dass sie im Zelt spielt und nicht auf der True Metal Stage.

Broilers: Die zweite Punkcombo des Tages sorgt vor halbgefülltem Zelt für gute Laune. Dem erstaunlich textsicheren Publikum präsentieren die BROILERS einen begeisternden Gig mit Best-Off Setlist und viel Spielfreude und legen damit ein Statement für mehr Punkcombos auf Metalfestivals. Immer wieder gerne.

Grave Digger: Zum 30-jährigen Jubiläum der True Metal Urgesteine haben GRAVE DIGGER einiges vor: Großes Dudelsackintro, die A Cappella Metaller Van Canto als Backing Chor, Hansi Kürsch und Doro Pesch als Gäste, Sänger Chris Bodenthal im William Wallace Kostüm. Vor allem aber: Die Geburtstagskinder präsentieren uns das gesamte „Tunes of War“-Album. Dadurch fallen ein paar andere Hits hinten runter, aber das verzeiht man gerne.

Slayer: SLAYER sind SLAYER. Man mag sie, oder halt nicht. Und damit könnte man das Review eigentlich schon beenden. Die Amis spielen einen Best-Off Setlist mit ein paar neuen Songs (u.a. „World Painted Blood“, „Hate Worldwide“) und ein paar Überraschungen (z.B. „Dead Skin Mask“) sowie den üblichen, zahlreich vorhandenen Klassikern. Tom Araya kann leider nicht mehr headbangen, ist immer noch arg verschüchtert (für seine erste Ansage braucht er rund 5 Minuten) und sagt eher mal wenig, dafür ist Dave Lombardo das coolste Metaldrumbiest aller Zeiten.

Anvil: Quasi als Fortsetzung der Movienight treten die aus persönlichen Gründen wieder zum Trio geschrumpften ANVIL auf. Sänger Lips spricht von einem Moment „später Gerechtigkeit“, hat aber ansonsten nur Unsinn im Kopf. Der Grimassenkönig macht einige Ansagen über seinen Gitarrentonabnehmer, spielt das übliche Dildo Solo mit einem Vibrator (also ein Vibrato Solo) und haut im Minutentakt kultige Sprüche raus. Dennoch ist es die Musik, die im Mittelpunkt steht, und die ist natürlich großartig, egal ob das neue „This is Thirteen“ oder der Klassiker „Metal on Metal“ gespielt wird.

Secrets of the Moon: Krasser könnte der Kontrast nicht sein. Ein Fest des Dunklen, Mystischen, Elitären wird im Zelt vor einer Hand voll Anhänger zelebriert. SECRETS OF THE MOON transportieren Magie und dunkelste Emotionen in ihren mächtigen, progressiv angehauchten Black-Doom Metal Brocken. Höhepunkt des Sets ist das großartige, eiskalte „Queen Among Rats“. Ich habe diese Band jetzt drei Mal gesehen, und jedes Mal, wird sie mächtiger, überlegener und, vor allem, böser.

Samstag:
Kampfar: Nachdem die Black Metaller letztes Jahr absagen mussten, sind sie heute hier und gehen bis in die Haarspitzen motiviert an ihren Gig ran. Problem dabei: Die heiße Mittagssonne erstickt jede frostige Atmosphäre im Keim. Trotzdem liefern KAMPFAR einen starkeen Gig mit viel zu geringem Zuspruch.

Overkill:Wie so viele andere Bands auch haben OVERKILL mit schwachem Sound zu kämpfen. Das gilt sowohl vor der Bühne wie auch offenbar auch für den Monitorsound. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum diese Band derartig unpräzise zusammen spielt. Das machen die New Yorker aber mit viel Energie und einer tollen Setlist (endlich wieder „Wrecking Crew“!) wieder wett, so dass am Ende alle zufrieden sind. Schönes Finale mit „Fuck you“, in das „Overkill“ integriert wird.

W.A.S.P: Das schöne am schwachen Sound: Man kann erkennen, ob die Playbackverdächtigen W.A.S.P live spielen. Und das tun sie – größtenteils jedenfalls (für einige der Chöre würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen wollen). Da W.A.S.P zudem eine starke Setlist am Start haben (u.a. „Helion“, „Wild Child“ etc., leider fehlt mal wieder „Animal“) und die Musiker gut in Form sind, wird dieser Auftritt schnell zum Höhepunkt.

Týr: Gegen Samstagabend wurde es dann vor Wackinger Stage wieder rammelvoll, wie an den Vortagen bei EQUILIBRIUM UND TORFROCK. Doch diesmal sollten die vier Färöer Buben von TÝR, wie DIE APOKALYPTISCHEN REITER, nach 3 Jahren wieder für das heilige Wackenpublikum aufspielen. Bestens gerüstet kamen die Wikinger wieder in Kettenhemd und Rüstung auf die Bühne und knallten sofort mit "By the Sword in my Hand" los, leider gab es dann bei einigen Solipassagen Gitarrenprobleme auf Seiten Terji Skibanaes, die dann aber behoben werden konnten. Die Band und die Masse geben Vollgas und die Setlist macht dieses Mal den neuen aber auch wiederum den langjährigen TÝR Fan glücklich. Endlich wieder im Set vorhanden: der färöische Kettentanz "Reign Smidur", wobei hier allerdings fast keiner mitsingt, da sich augenscheinlich niemand dazu bereit erklärte, einen Text auf Färöisch auswendig zu lernen. Wie dem auch sei geht es weiter mit "Hold the Heathen Hammer High", der bei diesem Auftritt aber nicht der am meisten gefeierte Song gewesen sein sollte, sondern (auch endlich wieder dabei) "The Wild Rover". Jeder singt hierbei mit und für das Ende eines gelungenen Auftrittes gibt es dann obligatorisch "Ramund Hin Unge". Sänger Heri bedankt sich nochmal herzlich, war des Auftrittes über aber ungewohnt schweigsam. Der Applaus blieb allerdings nicht aus und TÝR verließen wie Gewinner die Stage.

Edguy: Was hat happy mit Heavy zu tun? Das erklären uns heute EDGUY Mit starken Ansagen, gewohnt starken Songs, einem tollen Bühnenbild und Spaß, Spaß, Spaß führen sie uns durch eine Stunde zwischen Komik und Headbanging. Da der Etatbasser es aufgrund von eigenen Nachwuchserwartungen beinahe nicht geschafft hätte, wurde Markus Großkopf, der natürlich auch ein paar Songs mitspielen darf.

Immortal: Pyros, Corpsepaint, Trallalla. Dazu klirrender Black Metal der Extraklasse. IMMORTAL spielen ein kurzes, aber intensives Set mit Betonung auf die letzten zwei Alben. Abbaths Feuerspuckeinlage fällt heute leider aus, dafür gibt es immerhin eine Laola-Welle. Die Norweger sind gut aufeinander eingespielt, so dass selbst, als bei „Beyond the north Waves“ die Gitarre ausfällt, niemand aus seiner Routine kommt – auch wenn das Bandkeyboard danach aus dem Takt ist. Starker Auftritt.

Despised Icon: Einen ihrer letzten Auftritte durften dann die Kanadier von DESPISED ICON auf dem größten Metal-Fetsival Europas abhalten, bevor sie sich dann 2 Wochen später auf dem Summerbreeze Open Air gänzlich verabschieden werden. Es ist mittlerweile sehr spät und ihr Konzert läuft parallel zu SOULFLY, sodass man es der Fülle des Headbangers Ballroom anmerkt. Dem Spaß wird aber kein Abbruch beschert und die 6 Deathcore-Maschinen prügeln sich durch ein Programm das sich gewaschen hat. Alle Hits sind dabei, vor allem von der aktuellen Platte "Day of Mourning". Ganz anders als bei den größeren Bühnen, wird hier der Band kein Sound abgedreht, obwohl hier eine Masse an Pits zugange ist das ein entspanntes Schauen aus der ersten Reihe unmöglich ist. Jedoch genau richtig für ein DESPISED ICON Publikum. Ganz besonders zu erwähnen ist der Drummer der Band. Jener besitzt ein unglaublich hohes Maß an Tightness, dass man vergisst ob man Männlein oder Weiblein ist. Der Abschlusssong "MVP" reißt dem Zelt fast die Ummantelung weg. Der Song wird mit gefühlten 280 bpm durchgeknüppelt und die Arme des Drummers sind der Geschwindigkeit halber kaum noch zusehen. Schade, dass diese sechs Knaben bald nicht mehr gemeinsam Musik machen.

Bilder vom Konzert gibt es hier.

Soulfly: Mit IMMORTAL im Vorprogramm geben SOULFLY einen lustigen Kontrast ab. Die Musik von Max und Co. wird allerdings von vorne bis hinten abgefeiert. Warum auch nicht? SOULFLY hatten zwar noch nie den besten Sound auf der Bühne, aber machen einfach Spaß. Und wenn dann noch SEPULTURA Hits wie „Refused - Resist“ und „Roots Bloody Roots“ dabei sind hat man sowieso gewonnen.

Fear Factory: FEAR FACTORY sind heute vor allem eins: unglaublich schwer! Die wiedervereinigte Industrial Legende startet vor sich lichtenden Reihen mit einem bärenstarken Set und lässt sich auch vom einsetzenden Regen nicht die Stimmung vermiesen. Es macht einfach Spaß, dieser Band zuzuhören, wie sie ihren eiskalten Stahl in anspruchsvolle und trotzdem eingängige Songs gießt.

U.D.O: Im stärker werdenden Regen und zu später Stunde haben U.D.O mit nachlassendem Publikumsinteresse zu kämpfen. Wirkt die Show deshalb so lieblos? Trotz wohltuender Songauswahl mit vielen Acceptklassikern bleibt der Vortrag blutleer und übermäßig routiniert. Die vielen Instrumentalsoli tun da ihr Übriges. Schade.

The Devil´s Blood: THE DEVILS BLOOD sind eine Band die immer zu einer Diskussion anregen. Der eine mag den rockigen Sound nicht, der andere liebt sie dafür. Mancher kommt mit der Performance auf der Bühne nicht klar, der andere hat aber verstanden um was es da geht. Ich selber liebe die Band und ihre Songs und war daher voll und ganz zufrieden mit ihrem Auftritt. Nur leider gab es an diesem Abend nicht gerade den besten Sound im Zelt und THE DEVILS BLOOD konnten mit ihrer Headliner Show auf dem PARTY.SAN um einiges mehr Punkten. Denn dort stimmten Licht und Ton Verhältnisse.

Fazit: Wer nach Wacken fährt, weiß, was er bekommt: Metalgigantomie mit allen positiven und negativen Nebeneffekten. Und das will man halt, oder man will es nicht.

Best Of Ansagen:

Orphaned Land:
Sänger Kobi Fahri (bekleidet im Leinentuch): “Ich bin NICHT Jesus.“

Anvil:
Sänger Lips: „Ich bin ein alter Hippie. Ich glaube an Liebe, Frieden und ganz viel Gras rauchen.“

Broilers:
Sänger Sammy (verhaut sein Gitarrenintro): „Okay, wir sind hier auf einem Metalfestival, hier sollte man seine Gitarrensoli kennen.“

Für euch waren da: Alex, Felix, Patrick, Marko und Lars

Außerdem steht für euch in den nächsten Wochen unser Video vom WACKEN OPEN AIR 2010 für euch bereit. In dem Video sind schöne Impressionen vom Festival und vor allem Interviews mit BLIND GUARDIAN, SOULFLY, BROILERS, DORO und den DIE KASSIERER.

Weitere Bilderimpressionen vom Festival findet ihr hier.

Der Wackenbericht und das Video entstand in Zusammenarbeit mit PITCAM und der BERLIN METAL LEGION.

Danke an: 030 Berlin und BERLIN MUSIC.TV

Alle Bilder sind Eigentum von PitCam und der Berlin Metal Legion!
Benutzung nur auf Anfrage unter patrick.kiraproductions@googlemail.com

Keine Kommentare: