Mittwoch, 9. Februar 2011

Thin Lizzy Live Review C-Club Berlin


Berlin, Columbiaclub – 8.02.2011
Thin Lizzy, The Supersuckers

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Ausgerechnet zwei Tage vor dem heutigen Konzert verstirbt Gitarrenlegende Gary Moore, der u.a. mit Thin Lizzy bekannt geworden ist. Das sorgt bei dem einen oder anderen Besucher durchaus für einen melancholischen Moment vor dem Konzert. Wirklich überraschend ist das nicht, denn einerseits war Gary Moore zu recht einer der respektiertesten Gitarristen und wird dementsprechend von vielen zu recht betrauert, und von den heutigen Anwesenden dürften ihn viele live erlebt haben. Mir war das leider nicht vergönnt. Rest In Peace.
Der Blick richtet sich nun aber in die Zukunft und auf den anstehenden Konzertabend. Der Columbiaclub ist voller als erwartet, die meisten Anwesenden sind älteren Semesters. Von denen sehen einige so aus, als ob irgendwann der Familienalltag über das rebellische Rockerdasein gesiegt hat und man heute anwesend ist, um nostalgische Gefühle genießen zu können. Andere scheinen die Lederjacke nie abgelegt zu haben und stehen heute hier, um dem guten, alten Classic Rock zu huldigen, der ihnen so viel bedeutet. Jedenfalls komme ich mir dazwischen sehr jugendlich vor, denn die unter 30-jährigen sind zahlenmäßig schwach vertreten.
Die Shirtstände sind nur mäßig frequentiert, woran die mit 25 € ziemlich überzogenen Shirtpreise bei beiden Bands sicherlich ihren Anteil haben. Für dasselbe Geld bekommt man zudem ein aktuelles Thin Lizzy Doppel Live Album. Für mein Verständnis auch ziemlich überteuert, zudem steht in der ansonsten recht hübsch aufgemachten CD nicht mal eine Tracklist, man kauft also irgendwie die Katze im Sack.
THE SUPERSUCKERS bezeichnen sich selbst als "Greatest Rock'n'Roll Band in the World". Das würde ich so nicht unbedingt unterschreiben, denn der Mix aus einer Prise Lynyrd Skynyrd, ein bisschen Motörhead, etwas AC/DC und Bad Religion geht zwar gut in die Beine, wird diesem ambitionierten Titel, der etwas an Großfresse Ted Nugent erinnert, aber nicht so wirklich gerecht. Das ändert aber nicht am Unterhaltungswert der Amis, die von einem Spitzensound profitieren. Die Ansagen könnte man zwar gelegentlich ein bisschen abwechslungsreicher gestalten, einmal den Headliner grüßen reicht. Schwerwiegender wirkt sich allerdings aus, dass das Songmaterial auf Dauer ganz schön eintönig wird, weshalb man sich zwar über den Blitzstart freut, aber auch froh ist, wenn THE SUPERSUCKERS dem Headliner Platz machen.
Der legt nach erfreulich kurzer Umbaupause und mit noch erfreulicherem glasklaren Sound (nur die Keyboards fehlen irgendwie) mit „Are you ready“ los. Bereits hier zeigt sich: Die Iren waren früher vielleicht einen Ticken agiler, musikalisch sind sie jedoch nach wie vor großartig. Die doppelläufigen Soli perlen in Vollendung aus den Boxen und die Wucht von drei Gitarren wurde selten so effektiv genutzt wie von den Rockern. Weiter geht es mit „Waiting for an Alibi“ und „Jailbreak“, die die Stimmung weiter aufkochen lassen. Auch sonst haben die Iren bei der Setlist nicht viel falsch gemacht. Natürlich wird der eine oder die andere den einen oder anderen Song vermissen, aber mit “Sha-La-La“, „Whiskey in the Jar“, dem Phil Lynott gewidmeten „Rosalie“, „Don’t believe a word“, dem unvermeidlichen „Boys are back in Town“ oder dem Gary Moore gewidmeten „Black Rose“ kann man nicht viel falsch machen. Zudem demonstrieren die Gitarristen in „Still in Love with you“, wie man ausufernde, beeindruckende und mit viel Gefühl gespielte Soli in einem Song sachgerecht unterbringt.
Überhaupt, die Soli. Bei über 100 Minuten hat man natürlich genug Zeit, auch mal den einen oder anderen Instrumentalschlenker einzubauen, sei es ein atmosphärisches Keyboardsolo vor „Angel of Death“, ein donnerndes Drumintermezzo, das der Saitenfraktion eine kurze Pause verschafft und genauso lässig wie kompetent runtergeholzt wird oder die immer wieder eingebauten Gitarrenexkurse. Soli mögen in den Augen einiger Zeitgenossen alberner Egokram und veraltet sein, hier und heute wird der Beweis angetreten, dass das Gegenteil der Fall ist. Bei ausreichend langen Konzerten mit kompetenten Musikern, die ihre Instrumente nicht einfach nur technisch beherrschen, sondern auch ihre Emotionalität in ihr Spiel als gleichwertigen Partner zur Technik integrieren, ist dieses Element mindestens genauso wertvoller Konzertbestandteil wie der obligatorische Mitgröhlpart. Letzteren gibt es u.a. bei „Whiskey in the Jarr“, kommt aber ohne Stadion nur mäßig cool rüber.
Das einzige, woran zumindest anfangs etwas gespart wird, sind die Ansagen. Das macht aber gar nix, denn wir sind für die Songs da und nicht für das Gelaber. Phil Lynott und Gary Moore werden passend gewürdigt, die einzelnen Musiker werden vorgestellt, viel mehr braucht es nicht.

Fazit: Wir brauchen Bands wie Thin Lizzy, die uns das Rockkonzert in seiner Urform präsentieren und instrumental der aufstrebenden Konkurrenz zeigt, wo der Hammer hängt. Mehr davon!!!

Review von Felix P.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

War auch am 08.02.2011 im C-Club und habe dem nichts hinzuzufügen, genauso wars: Einfach grandios!

Gruß vom Schelm

Felix hat gesagt…

Dankeschön,da freu ich mich!

Rock City Radio Show hat gesagt…

Hier noch die Setlist:
Are You Ready
Waiting For An Alibi
Do Anything You Want To
Don't Believe A Word
Dancing in the Moonlight (It's Caught Me in Its Spotlight)
Massacre
Angel of Death
Still In Love With You
Whiskey in the Jar
Emerald
Wild One
Sha-La-La
Cowboy Song
Boys Are Back in Town
Killer On The Loose
Rosalie/Cowgirl's Song
The Rocker
Black Rose

Cheers,
Jens / Rock City Radio Show