Montag, 2. Juli 2012

Hellfest 2012 - Festivalbericht


Hellfest Open Air – Clisson – 15.-17.6.2012

Warum nimmt man von Berlin aus 1500 Kilometer auf sich, um zu einem Mammutfestival zu fahren? Weil Reisen nun mal bildet und es sich auch bei näher gelegenen Alternativen in der gut besetzten deutschen Festivallandschaft durchaus lohnt, mal einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Gut, eigentlich ist es vor allem das reizvolle Billing, dass das Dreiergespann der BML an die französische Atlantikküste zieht und die frontale Attacke auf die französische Festivalkutur wagen lässt. Einmal angekommen entpuppt sich das Hellfest allerdings als verhältnismäßig entspanntes Festival, das trotz vergleichbarer Größe ohne den Kirmescharakter des Wacken Open Air auskommt und für den gemeinen Headbanger genauso viel bereit hält wie für den Moshpitprügelknaben und den Undergroundnerd eines beliebigen Subgenres. Dreh- und Angelpunkt des angenehm entzerrten und selten überfüllten Geländes sind insgesamt sechs Bühnen: Zwei abwechselnd bespielte Hauptbühnen, ein großes Zelt mit der Altar- (Death Metal) und der Temple Stage (Black Metal), ein kleines Zelt mit dem Valley (Doom Metal) sowie ein ebenso kleines Zelt mit der Warzone (Core). Durch das weitgehend nach Genres aufgeteilte Programm halten sich die Überschneidungen, Ärgernis aller großen Festivals, in Grenzen. Das Dumme an den Zelten ist, dass sie ziemlich unter dimensioniert und teilweise bereits bei den Nachmittagsbands komplett überfüllt sind. Der Sound ist auf allen Bühnen sehr durchwachsen und wird auf den Hauptbühnen immer wieder verweht. Eine zweischneidige Sache sind die parallel zu den Auftritten stattfindenden Soundchecks. Sie straffen zwar das Programm, agieren bei einigen Konzerten aber auch als Störfaktor.

Das Gelände an sich hat definitiv seinen Reiz: Eine Art Park mit abends feuerspuckenden Rostskulpturen und teilweise daran angepasste Merch- und Getränkestände verleihen dem ausgedehnten Raum zwischen den Bühnen ein Flair irgendwo zwischen Mad Max und Planet der Affen, die Bäume laden aber auch immer wieder zum Ausruhen ein. Der größte Nachteil des Areals ist seine mangelnde Wetterfestigkeit, der immer wieder auftretende Regen verwandelt den Boden in eine Sumpflandschaft, in der man sich gerne mal wie der Knabe im Moor vorkommt. Für das leibliche Wohl ist in zwei Fressalienecken gesorgt, das Essen ist meist teuer, aber dafür reichhaltiger und meist auch qualitativ besser als hierzulande. Das macht wohl die französische Küche, die Getränkepreise sind unterm Strich jedenfalls so ähnlich wie bei uns. Dasselbe gilt für die Merchpreise im gestauchten und daher ständig überfüllten Metalmarkt und dem offiziellen Merchandise.
Hauptkritikpunkt ist die Toilettensituation: Es gibt nirgendwo genug Toiletten um die Besuchermassen versorgen zu können. Dazu sind die vorhandenen nicht mit genügend Klopapier ausgestattet und meist nach recht kurzer Zeit in absolut indiskutablen Zustand.

Freitag:

BENEDICTION sind der passende Wachmacher und Festivalstarter. Die Briten heizen dem Publikum 40 Minuten lang mit D-Beats und gut abgehangenem, nie zu hektischen Riffing ein. Das Publikum ist bereits gut drauf und feiert die Death Metaller. (fp)

Bereits schnell wird klar: Auf dem Hellfest fangen Bands eher zu früh als zu spät an. Manche Bands nutzen die zusätzlichen Minuten für weitere Songs, manche halt nicht, aber Zuspätkommer haben immer das Nachsehen. Das ist auch bei SOLSTAFIR nicht anders, die heute den bisher besten Gig hinlegen, den ich je von ihnen gesehen habe. Die Band erschafft magische Klangwelten von erhabener Schönheit, stark und doch zerbrechlich wie die Natur, die sie inspiriert. Ganz, ganz groß! (fp)

Irgendwie hat man ENDSTILLE schon besser gesehen. Der Wahnsinn der Band ist einer vom Alkohol zusammengehaltenen Routine gewichen, mit der die Kieler zwar immer noch ihre Fans bei der Stange halten können, der aber das Feuer abhanden gekommen ist. Trotz wohltuender Songauswahl will der Schlachtkreuzer nicht so recht in Fahrt kommen. (fp)

DISCHARGE sind einer der verkannten Hauptinspirationsgeber des extremen Metal und dementsprechend natürlich Pflichtprogramm. Bemerkenswert genug, dass es die Hardcorerecken überhaupt noch gibt, ist deren Show unterm Strich auch durchaus sehenswert, denn wo bei The Exploited langsam eine gewisse Legasthenie einsetzt, retten DISCHARGE ihren Punk auch in ein reiferes Alter und können dementsprechend komplett überzeugen, auch wenn die ganz wilden Hüpforgien natürlich nicht mehr drin sind. (fp)

Auf Scheibe sind DARKSPACE eine unglaublich intensive Reise in dunkle Realitäten, doch auf der Bühne bleiben sie weiterhin nur ein seichter Schatten ihrer eigenen Stimmung. Die Statik, die das umfangreiche Playback einschließlich Schlagzeug mit sich bringt, wird auch durch die drei Bühnenmusiker nicht aufgelockert. Die Stimmung hält sich dementsprechend in Grenzen. Warum diese Band überhaupt eine Bühne betritt, ist mir komplett schleierhaft. (fp)

ORANGE GOBLIN im Valley lassen einen umgehend an indische Fernverkehrszüge und Tokyoer U-Bahnen denken, so voll ist es im Zelt. Kein Wunder, denn die Briten sind die Kokser unter den Doombands, sprich: Entspannt ist hier gar nix, stattdessen wird beständig Feuer gegeben, und die Orangenen haben ganz offensichtlich Spaß an ihrem Auftritt. Dementsprechend tropft das Kondenswasser von der Decke und die Haare fliegen meterweit. (fp)

Würde man es böse formulieren wollen, könnte man behaupten, dass der Verlust von Sänger Steve Lee (R.I.P.) GOTTHARD zumindest an der Livefront kaum geschadet hat. Bekanntermaßen liegt mir eine solche Bosheit komplett fern, weshalb ich mich auf die Feststellung beschränke, dass die Schweizer ihren melodischen Hard Rock auch weiterhin unter großem Jubel in die Menge bringen können und mit Nic Maeder einen würdigen Nachfolger gefunden haben. (fp)

Kaum jemand hat wohl damit gerechnet, dass man NASUM noch einmal zu Gesicht bekommt. Doch die schwedischen Grindhelden haben beschlossen, der Welt noch einen letzten Abschiedsgruß zu senden, und zwar in Form einer Welttournee mit Rotten Sound-Sänger Keijo Niinimaa, der sich bereits nach kurzer Zeit als perfekte Wahl entpuppt. Nach einem beklemmenden Intro, bei dem ein gasmaskiertes Brautpaar unter Gewehrsalven und Sirenen den Hochzeitsmarsch antritt, legt die Truppe urgewaltig, aber mit viel Spielfreude los und zimmert einen ultrabrutalen, aber nie stumpfen Set aufs Parkett. War schön mit euch, Jungs. (fp)

Das eine Band wie MOONSORROW auf Festivals so gut funktioniert, ist ein ganz eigenes Phänomen. Trotz Überlangnummern und gewollter Sperrigkeit haben die Finnen den Temple schnell auf ihrer Seite. Der Mischung aus Epik, Melodik und Härte kann man sich aber auch schwer entziehen, und so können sie es sich sogar leisten, eine viertelstündige Nummer als Abschluss zu bringen. (fp)

Warum so viele Leute den Big4-Gig von MEGADETH so schwach empfunden haben, erschließt sich mir bis heute nicht (zumindest, wenn man den beschissenen Sound außen vor lässt), aber heute haben die Amis tatsächlich einen ziemlich bescheidenen Tag erwischt. Grund dafür ist neben den Soundverwehungen und der mangelnden Ausstrahlung der Mitglieder in erster Linie die unpassende  Songauswahl, die zu sehr auf die Mittelphase setzt und auch vom aktuellen Album eher die Schwächen als die Stärken bietet. Erst als zum Ende hin das Tempo angezogen wird und mit 'The Mechanix' noch ein echter Bonbon aus der Versenkung geholt wird, platzt der Knoten. (fp)

Für eine nicht unerhebliche Anzahl Fans sind KING DIAMOND einer der Hauptgründe, nach Clisson zu pilgern, und dank Regen und den parallel aufspielenden Amon Amarth sind es unterm Strich genau diese Leute, die am Ende des Auftritts noch vor der Bühne stehen. Bewegungs- und Bangfreiheit ist also genug vorhanden, während der King zum zweiten Teil seiner fulminanten Rückkehr nach Europa ansetzt. Eine bombige, auf alte Sachen setzende Setlist (u.a. 'The Candle', 'Vodoo', 'Up From The Grave' und die Mercyful Fate-Göttergabe 'Come To the Sabbath'), eine brillant aufspielende Band, ein an der Grenze zur Göttlichkeit agierender King und eine sehr augenfreundliche Show lassen den Auftritt zu DEM Highlight des Festivals werden. (fp)

Samstag:

11:05 ist eine Scheißzeit für Black Metal, aber GLORIOR BELLI ist das komplett wurscht, denn konventionellen Black Metal spielen die eh schon lange nicht mehr. Stattdessen füllen sie die schwarzmetallischen Abgründe mit den brackigen Sumpfwassern Floridas, was Groovemonster von finsterer Brillanz hervorbringt. Die Truppe wirkt wie vom strengen Black Metal-Korsett befreit und tobt energetisch über die Bühne. Wenn es ihr gelingt, ihre Nische auszubauen, werden sie auch bezüglich ihres Publikums bald unabhängig von der Black Metal-Szene sein. Zu gönnen wäre es diesen Freigeistern. (fp)

Das Gegenteil von den Innovatoren Glorior Belli sind die irischen Thrasher GAMMA BOMB, die mit ihrem Sound live zwar Spaß machen, aber nicht darüber hinwegtäuschen können, dass die schon wieder abgeflaute Thrash-Revival-Bewegung kaum neue Akzente setzen konnte und ihre Akteure sich weitgehend auf das Wiederkäuen längst bekannter Trademarks beschränken. Für eine angenehme halbe Stunde reicht es, für einen bleibenden Eindruck eher nicht. (fp)

Es fühlt sich ein bisschen strange an, von Berlin nach Frankreich zu fliegen und dann eine Berliner Band zu sehen, doch es ist unbestreitbar, dass NECROS CHRISTOS zu den Höhepunkten des Tages zählen. Unglaublich düster und tonnenschwer riffen sie sich durch zumeist neue Songs und beweisen dabei immer wieder eine angenehme Musikalität. Leider geht ihnen zum Ende hin etwas die Spielzeit aus, dennoch gehen sie heute definitiv als Gewinner vom Platz. (fp)

ASCENSION bei Tageslicht? Vor dem Publikum eines Riesenfestivals? Die Band verlässt heute erstmalig den schützenden Undergroundkokon und ist mit Publikum konfrontiert, dem eher nach Feiern als nach Finsternis zu Mute ist. Das Licht wird vom Zeltdach abgedämpft, doch das Interesse an einer der aktuell besten Black Metal Band ist nicht besonders groß. Dennoch versprüht der Auftritt die übliche Magie, überfordert einige Neugierige aber auch ganz offensichtlich. ASCENSION haben, anders als viele andere Newcomer, keine Probleme mit großen Bühnen, dennoch sind sie auf den üblichen Undergroundfestivals besser aufgehoben. (fp)

Wer mit 'Independent' in seinen Set startet, kann eigentlich nur gewinnen, und so nehmen uns SACRED REICH in einen Urlaub mit Sun, Fun and Guns mit. Der Platz vor der Bühne ist gut gefüllt, und die Meute hat gut Spaß an den Eigenkompositionen der Band und dem tollen Black Sabbath-Cover 'War Pigs'. Phill Rind ist definitiv der lässigste Thrash-Frontmann aller Zeiten. (fp)

URIAH HEEP starten bei brütender Hitze, die ihrem sonnigen Gemüt durchaus gerecht wird. Bereits früh packen die engagierten Rockveteranen ihre alten Hits aus und bekommen damit das Publikum schnell auf ihre Seite. Könnte diese Band sich mal entscheiden, ein paar Euro weniger für ihre Shows zu nehmen, hätte sie auch ein viel größeres Publikum, denn showtechnisch gibt es definitiv wenig zu meckern. (fp)

Immer wieder SHINING, immer wieder pure Magie. Wer Sänger Kvarforth als dummen Geisteskranken abtut, mag damit nicht ganz falsch liegen, lässt dabei aber außen vor, dass Musik eher mit echter Emotion als mit falsch verstandenem Intellekt zu tun hat. Und die Musik des schwedischen Suizidkomamndos ist nicht nur grundehrlich, sie ist auch unglaublich intensiv und bewegend, in ihrer Genreeinteilung nicht zu begrenzt und schwankt beständig zwischen Wurzeltreue und Innovation. SHINING fährt heute die beste Gitarrenfraktion auf (neben The Devil's Blood und meilenweit vor allen Hauptbühnenbands), Kvarforth schreit, flennt, jammert und singt unerreicht, und das Zelt füllt sich beständig. (fp)

Nach der lahmen Performance auf dem Metalfest sieht man hier, was Onkel Tobi offenbar braucht, um sich entfalten zu können: Eine Aerosmith-angemessene Bühne und Sonnenlicht. Der Party-Rock-Metal von EDGUY eignet sich einfach für das Sonnenlicht besser als für die tiefe Nacht, und Tobi wickelt mit nur mäßig gekünsteltem Charme die Fans um den Finger. Gute-Laune-Musik, die heute auch ihre Wirkung entfacht. (fp)

Man kann sich darüber streiten, ob eine Band wie WITHIN TEMPTATION auf einem Metalfestival eine so hohe Position verdienen, sie selbst scheinen sich der Herausforderung durchaus bewusst zu sein und gehen mit vollem Körpereinsatz an die Show. Einzige Ausnahme: Der unglaublich gelangweilt aussehende Keyboarder. Musikalisch ist alles im grünen Bereich, ohne zu perfekt zu wirken, und Sharon ist eine hoch charismatische Frontfrau, die auch einige bereits an der Nachbarbühne wartenden Machine Head-Fans noch auf sich aufmerksam machen kann. (fp)

MACHINE HEAD sind heute nichts geringeres als die absolute Dominanz: Spielerisch über jeden Zweifel erhaben und mit der Ausstrahlung eines wahren Headliners gesegnet demonstriert das Quartett eindrucksvoll, dass es auch gegenüber den tollen „The Blackening“-Shows noch einmal eine deutliche Steigerung geben kann. Die Band konzentriert sich auf die letzten beiden Alben und streut nur gelegentlich auch ältere Songs ein, was sich als kluge Entscheidung erweist. Selbst eine Halbballade wie 'The Darkness Within' wird von vorne bis hinten abgefeiert, und bei den Speedgranaten à la 'Asthetics Of Hate' oder 'This Is The End' nimmt der Druck auf die Absperrungen bedrohliche Ausmaße an. Der Platz vor den Hauptbühnen ist so voll wie sonst nie, und die Securities werden der Masse an Crowdsurfern kaum Herr. Diese Band ist noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung angekommen! (fp)

Einen deutlich gestrafften Set bieten heute THE DEVIL'S BLOOD. Die Jam-Einlagen halten sich in deutlichen Grenzen, um Platz für weitere Songs zu schaffen, ohne die Spielzeit zu grob zu überziehen. 'The Time Of No Time Evermore' fungiert unerwarteterweise als Opener, ansonsten ist der Set absolut hochwertig, wenn auch spielzeitgeschuldet überraschungsarm. Dem dreistimmigen Gitarrenspiel zu lauschen ist wie immer ein Hochgenuss, und seit dem Drummerwechsel gibt es zudem eine gleichwertige Rhythmusfraktion, die den Songs noch einmal etwas Extraschub veropasst. 'Christ Or Cocaine' wird um einen unerwarteten ruhigen Part ergänzt, der das Ende der Show noch weiter aufwertet. (fp)

Axl, ist das dein verdammter Ernst? Die Fans tanzen, singen und freuen sich, und du egomanisches Arschloch schaffst es nicht, mehr als ein bisschen Dienst nach Vorschrift zu machen? Die Setlist will ich dir noch durchgehen lassen, aber dein spannungs- und emotionsloses, unglaublich arrogantes Auftreten, das gehört mit Prügel bestraft, und deine komplett substanzfreie Coverversion von Pink Floyds 'Another Brick In The Wall' eignet sich höchstens noch als Folterwaffe für irgendwelche dunklen Verliese gemeiner Schurkenstaaten. Hättest du eine Band um dich gescharrt, hätte die dir noch die Kastanien aus dem Feuer holen können, aber Mietmusiker, denen du nur als Geldquelle wichtig bist, sind ein schlechtes Auffangnetz. Nein, Axl, hättest du nicht deine unglaublich treuen Fans – nur die Treuesten aller Treuen haben überlebt - dann wärst du längst am Bettelstab, und ich würde das Gerechtigkeit nennen. Wer einen Funken Gunnersspirit erleben will, schaut sich morgen Slash an. (fp)

Den Deckel machen heute also BEHEMOTH drauf, die weitgehend mit der selben Show auftrumpfen wie vor zwei Wochen auf dem Metalfest. Die Schwarzkonfettieinlage kommt mir irgendwie komisch, aber Songauswahl und Präsenz halten höchsten Standarts stand, und Nergal ist zwar noch nicht komplett wiederhergestellt, aber offensichtlich ist seine Band seine Therapie, die es ihm von Woche zu Woche besser gehen lässt. „Wisst ihr, wie großartig es ist, am Leben zu sein?“ Selten verursachte dieser eine Satz eine solche Gänsehaut. Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Rückkehr und möget ihr uns bis zum Weltuntergang erhalten bleiben. (fp)

Sonntag:

Ich hatte schon einige beschissene Wecker, aber AOSOTH nehmen wohl die Spitzenposition ein. Schade, eigentlich kann so ein früher Blastbeat müde Knochen munter machen, aber die Truppe hat trotz gestiegener Spielqualitäten keinen Funken Charisma gewonnen, und das Songmaterial ist einfach nur unglaublich belanglos. Reaktionäre Krrachfans spenden vorsichtig anerkennenden Applaus, der Rest krabbelt ins Bett zurück. (fp)

YEAR OF NO LIGHT dröhnen und schleppen, dass es nur so eine Freude ist, und finden damit ganz offensichtlich ein paar Freunde. Ihren Stummfilm lassen sie Heute leider zu Hause, und für die Uhrzeit ist der Kram irgendwie auch nicht aktiv genug. So bleibt eher der Respekt vor dem Gesamtkunstwerk als die Begeisterung über den Auftritt. (fp)

Pagan Black Metal, irgendwie episch, gar nicht schlecht, aber irgendwie unauffällig. WINTERFYLLETH sind eine engagierte Band und haben auch ihre Freunde im Publikum, um mehr als solides Genrefutter zu werden sind aber noch die ganz großen Momente nötig. (fp)

Für ALCEST ist der Valley eindeutig zu klein. Selbst mit Schwertern, Handgranaten und wüsten Drohungen ist kein Durchkommen mehr, weshalb ich die Band vor dem Zelt genieße. Das Songmaterial entfaltet auch hier genug Charisma, um den geneigten Fan zu halten, auch wenn einem der Kontakt mit den Musikern fehlt. Nächstes mal bitte auf der Hauptbühne! (fp)

FORGOTTEN TOMB gelten als eine der wegweisenden Bands im Suicide Black Metal, haben heute aber mit mangelndem Publikumsinteresse zu kämpfen. Der Grund dafür wird rasch ersichtlich, denn die Performance ist wenig mitreißend, um nicht zu sagen, dröge. Das Charisma der Musiker hält sich in Grenzen und der Klassenunterschied zur ebenfalls aufspielenden Genrekonkurrenz könnte größer kaum sein. Schade um die an sich guten Songs. (fp)

Im Valley spielen ACID KING auf, deren schwerer Doom in Dreierbesetzung von den Doom-Anhängern wohlwollend aufgenommen wird, die aber kaum mehr als solides Genrefutter liefern. Das ist aber auch schonmal was, und wer an langsamen, schweren Riffs und harten Schlägen aufs Kit Spaß hat, wird erstklassig bedient. (fp)

Was genau sind ANAAL NATHRAKH jetzt eigentlich? Und wie kann man sich einen so beschissen zu schreibenden Bandnamen ausdenken? Wie auch immer, die Melodic Black Grind Helden stellen das Zelt ordentlich auf den Kopf, haben aber wie die meisten Sonntags-Bands unter der frühen Abreisewelle zu leiden, die damit einher geht, dass viele Leute Montag halt schon wieder arbeiten müssen. Die Band macht das beste daraus und ordentlich Stimmung. (fp)

Während meine beiden Mitschreiber/innen zu den RIVAL SONS in ekstatische Tanzbewegungen verfallen, erschließt sich mir der Reiz dieser Led-Zeppelin-Blues-Rock-Truppe nur mäßig. Oh, versteh mich keiner falsch, die Band hat gute (wenn auch nicht außergewöhnlich geile) Songs am Start und macht auch bezüglich ihrer Performance vieles richtig. Bis sie auf halber Strecke dann den Faden verliert und sich in endlosen, leider nicht einmal besonders spannenden Jams vergeht. Weniger ist manchmal mehr, und ein straffer Set auf einem Festival pures Gold wert. (fp)

BLUE ÖYSTER CULT gehören zumindest einmal im Leben zum Pflichtprogramm jedes Rockfans.  Ihre doppelläufigen Gitarren und ihre Gesangsharmonien waren in den Siebzigern revolutionär und haben es vom Zahn der Zeit fast unberührt ins neue Jahrtausend geschafft. Als Psychedelic Rock Band darf man bei Liveshows zu dem auch etwas weniger Show machen, was das Altern in Würde doch sehr vereinfacht. Die Band bietet alles, was man von ihr erwartet, bastelt schöne, wenn auch gelegentlich etwas zu lange Songvariationen und glänzt mit großer Spielfreude. (fp)

Bobby Liebling ist eine der Ikonen des Doom Metal, und PENTAGRAM hauen das Valley nochmal ordentlich voll. Dabei können sie sich den einen oder anderen Durchhänger in der Setlist durchaus erlauben, denn trotz allem sind sie definitiv der Doom Metal-Sieger des Tages. Schwer, aber immer noch beweglich riffen sie sich durch ihre knappe Stunde Set. Die Stimmung ist gut, und wer sich mental schonmal auf den Ozzy-Auftritt vorbereiten will, ist hier genau richtig. (fp)

IHSAHN setzt sich stilistisch perfekt zwischen alle Stühle und fühlt sich dort auch noch ausgesprochen wohl. Zudem erweist er sich als Sitzriese, der auch vom Boden aus mit den Stuhlsitzern mithalten kann. Pop-Refrains treffen auf jazzige Akkorde, Black Metal Raserei auf Synthies und eine angenehme Prog-Kauzigkeit. Klingt verkopft? Ist es auch, macht aber ein paar Avangarde-Fans trotzdem Spaß und entwickelt dank vollem Körpereinsatz der Bandmitglieder auch einiges an Charisma. (fp)

Wer sich ein Bild von ARCTURUS machen will, der stellt sich einfach den clean gesungenen Mittelteil von Dimmu Borgirs 'Progenies Of The Great Apocalypse' vor und dehnt diesen auf eine Dreiviertelstunde aus. Pathos-getränkter Dark Metal steht also auf dem Programm, und das zieht in Kombination mit dem Regen nochmal viele Leute ins Zelt. Wer auf die Originale steht, wird vermutlich auch die Show von ARCTUTUS irgendwie gut finden. (fp)

Fangen wir mal mit dem positiven am heutigen OZZY OSBOURNE&FRIENDS-Auftritt an: Ozzy singt verdammt gut, noch mal um eine ganze Klasse besser als letztes Jahr auf dem Wacken, so dass man seine Erwartungen nicht einmal wirklich runterschrauben muss. Die Band, sowohl die reguläre wie auch die Gäste Geezer Butler, Slash und Zakk Wylde (der mit seinen schwerfälligen Bewegungen noch am besten zum Meister passt) spielt famos auf und entwickelt dabei sehr viel mehr Interaktion als man es bei einer Begleitband erwarten könnte. Leider sorgt man sich durch den kurz vor dem Auftritt einsetzenden strömenden Regen offenbar um Ozzys Gesundheit, weshalb der Set massiv gekürzt wird und somit nur die Standarts zum Zug kommen ('Bark At The Moon', 'Mr. Crowley', 'Suicide Solution', 'I Don't Know', 'Crazy Train', 'Iron Man', 'Paranoid', 'War Pigs'), die aber großartig dargeboten werden, für ältere Semester eine Zeitreise darstellen und für uns Jüngere eine astreine Geschichtsstunde sind. Trotz der viel zu kurzen Spielzeit: Famos! (fp)

Review von Felix Patzig

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