Donnerstag, 11. April 2013

Rebellion 4 - Berlin, Astra


Zum vierten Mal lädt die amerikanische Hardcore Größe Madball weitere
Hardcore Bands ein, um Europa zu zerlegen. Man hat sich auch dieses Mal nur das Beste aus Europas, Amerikas und Kanadas Szene besorgt. Nur der frühe Beginn (18:45 Uhr) sorgt dafür, dass das Astra anfangs noch relativ leer ist. Der Opener hat damit den schweren Stand, sämtliche Leute von der Bar, dem Merchandise Stand oder vom Raucherbereich langsam in die Halle zu holen, denn vor ca. 20 Leuten im Astra zu spielen, sieht einfach nach nichts aus.
THE SETUP aus Belgien müssen hier von Beginn an alles geben, damit alle scheuen Zuschauer die Halle betreten. Von Vorteil ist der wirklich gute Sound vom Astra. So können Frontmann Jef und seine Jungs zumindest etwas Luxus erfahren. Das Licht steigt nach zwei Songs auch ein und verhilft THE SETUP zu einem voller werdenden Publikum. Umso weiter das Set der fünf Belgier voranschreitet, umso mehr füllt sich nicht nur die Halle und umso mehr Bewegung lässt sich ausmachen. Und was ist bei einem Hardcore Konzert schon wichtiger als genügend Bewegung, v.a. vor der Bühne?

AYS aus Wegberg sind als nächstes dran und erleben erst einmal den Luxus, dass die Halle dank dem Opener noch gefüllt ist. Des Weiteren haben sie auch von Anfang bombastisches Licht. Nur mit der Bewegung hapert es noch etwas. Frontmann Schommer klingt auch zunächst so, als würde ihm häufig die Stimme versagen, was angesichts seines eigenen kleinen Marathons auf der Bühne niemanden wundert. AYS schaffen es aber nach und nach, das Berliner Publikum zu begeistern und in Wallung zu bringen.

YOUR DEMISE übernehmen und lassen auch gleich kein Zweifel daran, dass man hier noch eine Schippe drauflegen kann, was die Bewegung im Moshpit angeht. Ed McRae versucht immer wieder, das Publikum anzustacheln. Wirklich gut ist die Songauswahl der Briten. YOUR DEMISE lassen hier kein Album aus und von Hits wie ‚Born A Snake‘ und ‚Miles Away‘ lässt sich Berlin sogar zum ersten Circle Pit hinreißen. Auch der erste Kontakt mit den Fans wird gesucht, als Frontmann McRae auf die Barrikade steigt. Ein schlauer Fuchs wird gemerkt haben, dass sich YOUR DEMISE bis zum Ende die Songs mit den Clean Vocals aufgehoben haben. Bei ‚The Kids We Used To Be‘ merkt man auch warum. Ed McRae trifft fast keinen Ton und versaut somit etwas den wirklich guten Gesamteindruck der Briten.

Dann ist die Hardcorewalze schlechthin an der Reihe. TERROR hätten auch selbst den Headliner mimen können, so voll wie die Halle plötzlich ist. Während das Licht mehr oder weniger Pause macht, legt die Band gleich los. Mit Hits wie ‚Keep Your Mouth Shut‘ oder ‚Push It Away‘ trifft Scott Vogel und sein Quartett genau den Nerv der Fans. Das Einzige, was den TERROR Frontmann hier wirklich stört, ist die Barrikade vor der Bühne. Nutzten sie die Bands davor für zaghaften Publikumskontakt, befiehlt Vogel den Fans einfach die Barrikade zu ignorieren. Und mal ganz ehrlich – Eine Barrikade auf einem Terror Konzert? Das passt so sehr wie Justin Bieber Fans bei Manowar! Jetzt erklimmen Stagediver die Bühne und immer wieder wirft auch Scott Vogel sein Mikrofon einfach in die Menge. Solch Energie findet man nicht häufig. Nachdem weitere Hits wie ‚Always The Hard Way‘ oder ‚Spit My Rage‘ aus den Boxen dröhnen, wird das Set ordnungsgemäß mit ‚Keepers Of The Faith‘ beendet. TERROR erklärt die Bühne zum Herrschaftsbereich der Fans und in Windeseile befinden sich etliche davon auf der Bühne und feiern. Die Hardcore Streitmacht aus Los Angeles hat wieder einmal bewiesen, dass sie gemacht wurden, um live zu spielen. Berlin ist TERROR-Territorium!

Dass es nun die kanadischen Freunde von COMEBACK KID mehr als nur schwer haben, war klar. Die Halle ist nicht mehr so prall, viele brauchen vielleicht eine Verschnaufpause, doch der hartgesottene Kern steht auch zu ‚Do Yourself A Favor‘ vor der Bühne. Die fünf Jungs aus Winnipeg liefern hier auch gleich eine gute Show ab, aber noch ist das Terror-Feeling nicht erreicht. COMEBACK KID bringen die Menge mit Songs wie ‚False Idols Fall‘ oder ‚Broadcasting‘ langsam wieder auf Betriebstemperatur. Jedoch gibt es nicht mehr so viele Stagediver und auch der Moshpit hat an Größe verloren. Das kanadische Quintett stört das aber reichlich wenig, denn es bekommt trotzdem noch eine Menge Unterstützung. Planmäßig schießen COMEBACK KID noch ‚GM Vincent And I‘ nach, bevor es mit tatkräftiger Unterstützung des Publikums noch ‚Wake The Dead‘ gibt.

Kann MADBALL jetzt die Landsleute noch überbieten? Man kann gleich vorab sagen, dass die Halle noch leerer wird als bei Comeback Kid. Trotzdem zieht die Band noch genug Leute und legt mit ihrem Old School Hardcore los. ‚Set It Off‘ läutet die Show ein. Der Moshpit läuft zwar, aber das Tempo wird in angenehmen Maßen gehalten. Auffällig ist auch der etwas lasche Sound. Vorher wirkte das alles besser. Auch die Stimme von Freddy Cricien ist nicht immer die sicherste und das graue Haar bei Gitarrist Mitts schimmert auch durch. Werden MADBALL langsam alt? Keine Spur davon bei der Show. Freddy Cricien kommt immer mehr in Fahrt und auch der Sound wird besser. Band und Fans haben sich auch aufeinander eingegroovt. Jetzt wirken auch Hits wie ‚Demonstrating My Style‘ oder ‚All Or Nothing‘.Mit ‚Pride‘ verlassen MADBALL dann vorerst die Bühne, nur um noch einmal mit einer Zugabe in bester Old School Manier das Astra zu zerlegen und mit den gewohnten Worten ‚Hardcore Still Lives‘ das Publikum in den Berliner Nachthimmel zu verabschieden.

Abschließend bleibt nur zu sagen, dass Madball auch im vierten Teil ihrer Rebellion Tour ein Hardcore Fest aufgestellt haben, das seines Gleichen sucht. Falls sie einen Fehler gemacht haben, dann Terror vor Comeback Kid zu verfeuern. Doch jede Band hat an dem Abend alles gegeben und überzeugt. So bleibt nichts weiter zu sagen als „Hardcore Still Lives!“

Lars Nitsche

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