Freitag, 10. September 2010
Skeletonwitch Live Review Magnet Berlin
Live Review
Berlin, Magnet – 30. Bürokratie 3176
Skeletonwitch, Warbringer, Angelus Apartida
Knacks…Knacks…Knaaaaaaaaaaaaarx…okay, so hört sich also ein Genick kurz vor dem endgültigen Bruch an. Spüren tue ich es, denn Metalgöttern sei Dank, schon lange nicht mehr. Drei Vernichtungskommandos des traditionellen Thrash Metals haben diesen Schaden gemeinsam angerichtet. Leider wird Berlin seinem Ruf, kein gutes Pflaster für Kuttenbands zu sein, einmal mehr gerecht – der Laden ist nur mäßig gefüllt. Das garantiert aber immerhin, dass das Publikum für die Bands hier ist und nicht aus irgendwelchen Trendanhängseln besteht, die irgendwo mal Thrash Revival gehört haben. Die Bands verkaufen am Shirtstand Merchandise aller Art zu durchschnittlichen bis fanfreundlichen Preisen (Shirt 10-15 €). Nachdem der Shoppinghunger gestillt ist, kann man sich im gerade frisch umgezogenen Magnet umsehen. Der Laden ist nun zweiteilig und hat definitiv an Gemütlichkeit gewonnen. Bänke und gepolsterte Hocker laden zum hinfläzen und Kraft für die Bands tanken ein.
Der Opener ANGELUS APATRIDA kommt aus Spanien und ist das erste Mal auf Tour. Dementsprechend ist die Truppe hungrig wie eine Horde Löwen nach dem Winterschlaf (wenn Löwen denn Winterschlaf halten würden, ich weiß, ich weiß) und gibt von der ersten bis zur letzten Minute ihres halbstündigen Sets Vollgas. Die Musik ist dabei melodischer Thrash auf beständig hohem Tempo, der an die goldenen Bay Area Zeiten erinnert. Dafür bekommt man keinen Innovationspreis, und ich weiß auch nicht, ob das Getrümmer auf CD Spaß macht, aber hier und heute vor leider mehr als bescheidener Kulisse machen ANGELUS APATRIDA ziemlich gut Stimmung und lassen die Haare ordentlich fliegen. Während dieses Auftritts wird einem einmal mehr klar, warum diese Musik nie gestorben ist – sie ist einfach zu geil, um einfach zu verschwinden, nur weil der Trend weitergezogen ist.
Nach einer kurzen Umbaupause legen WARBRINGER dann los. Die Amis gehen im Vergleich zu den anderen beiden Bands sehr viel grooviger zu Werke und lockern ihre Hochgeschwindigkeitsattacken gerne mal mit ein paar Breaks auf. Dafür wird der Melodieanteil auf ein Minimum zurückgeschraubt. Das weiß augenscheinlich zu gefallen, denn WARBRINGER ziehen heute die größte Meute – der Club ist zumindest locker gefüllt. Zudem haben sie einen Frontmann, der ständig irgendwo zwischen Milchbubi und Psychopath schwankt und das Publikum immer wieder zu Höchstleistungen anstachelt. Somit gibt es sogar ein kleines und auch nicht besonders langlebiges Moshpitchen, während die Mehrheit des Publikums eher mal hauptsächlich den Nacken bewegt. Die Band spielt einen energetischen, gut durch mischten Set mit Songs wie „Jackal“ und „Shoot to kill“. Atempausen gibt es keine, bis nach leider schon 45 Minuten Schluss ist.
Zu SKELETONWITCH leert sich das Magnet dann wieder. Vollkommen unverständlich, denn die Band hält den Energielevel von Warbringer und trumpft zudem mit abwechslungsreichem Songmaterial auf, ohne dabei an Tempo zu verlieren. Zwischen Iron Maiden artigen Twin Guitars und Black Metal Raserei hat sich diese Band eine ganz eigene Identität geschaffen, die dennoch jederzeit im Thrash Metal verwurzelt ist. Die Setlist konzentriert sich auf die letzten beiden Alben und berücksichtigt das Debüt „At One with the Shadows“ erst am Ende des Sets. Songs wie „Vegeance will be mine“, „Submit to the Suffering“, „The Despoiler of Human Life“ oder „Beyond the Permafrost“ schlagen gut durch, lassen aber auch nicht die Abwechslung vermissen. Leider ist auch hier bereits nach ca. 45 Minuten Schluss. Kann den Amis mal bitte jemand stecken, dass das europäische Publikum durchaus in der Lage ist, auch ein paar Minuten mehr seine Aufmerksamkeit auf eine Band zu richten?
Fazit: Viel zu kurze Spielzeiten, aber ansonsten ist alles im grünen Bereich. Knacks…
Review von Felix
Fotos von Hilmar R.
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