Donnerstag, 25. November 2010

Sabaton Live Review C-Club Berlin


Live Review
Berlin, Columbiaclub - 23.11.2010
Sabaton, Alestorm, Steelwing

Eins wird einem bei Betrachtung der ständig wachsenden Menschenmenge vor dem Columbiaclub klar: Sabaton sind groß geworden. Bereits früh ist der Club gut gefüllt. Das Merch geht weg wie warme Semmeln, obwohl die Preise eher Mittelfeld als wirklich günstig sind (bis zu 20 € für ein Shirt). Viele Leute kleiden sich in ein Sabaton Shirt. Und auch begeisterungsfähig ist das Publikum: Die Leute sind den ganzen Abend über gut gelaunt und schreiwütig, so dass man sich teilweise eher an ein großes Stadionkonzert erinnert fühlt.

Bereits STEELWING profitieren von dieser Begeisterung. Ihr Iron Maiden Gedächtnissound kommt von Anfang an gut an. Dabei sollte man aber auch anmerken, dass die diversen Touren und Festivals der Band spürbar gut getan haben. So souverän und spannend habe ich diese Band in den letzten Monaten jedenfalls nicht gesehen. Das bügelt auch die Schwächen im Songmaterial wieder aus. Mit „Roadkill (or be killed)“ beschließen STEELWING ihren starken Set unter starkem Applaus.

Dagegen haben ALESTORM heute einen eher schwachen Tag erwischt. „Heavy Metal Pirates“ ist ein starker Opener, deckt aber sofort Soundprobleme auf, die Gitarre ist viel zu leise, was den Sound extrem käsig macht. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, ist Sänger Christopher Bowes heute extrem heiser und greift auf dem Keyboard sehr unpräzise. Da können die Piraten froh sein, dass sie eine reine Partyband sind, bei denen das alles nicht so sehr ins Gewicht fällt. Sie haben ihre Fans, die alles noch mal rausreißen, so dass es letztendlich doch noch ein amüsanter Gig wird. Als dann zum Ende des Sets noch ein neuer Song sowie mit „Nancy the Tavern Wench“ und „Captain Morgan’s Revenge“ noch zwei Schunkelgranaten ausgepackt werden, mag man der Band eigentlich schon nicht mehr so recht grollen. Das ändert aber nix daran, dass man ALESTORM schon in viel besserer Form gesehen hat.

Nun wird man sehen, ob SABATON den Ansprüchen ihres gesteigerten Statusses gerecht werden können. Der Doppelopener „Ghost Division“ und „Uprising“ lässt in dieser Hinsicht keine Fragen offen. Die militäraffinen Spaßvögel nehmen mit, was mitzunehmen ist, und das Publikum lässt sich willig zum tanzen, headbangen, hüpfen, pogen und mitbrüllen überreden. Sänger Joakim hat die Meute fest im Griff und wirkt von der ersten bis zur letzten Sekunde sehr souverän. Zusammen mit dem Rest der Band schüttelt er sich eine Hymne nach der anderen aus dem Ärmel und erhöht auf diese Weise die Temperatur im Columbiaclub ständig.
Auch im Bezug auf die Setlist macht die Band alles richtig: Es kommen nur Mitgröhler zum Einsatz - wobei sich die Frage stellt, ob die Band überhaupt andere Songs hat. „Cliffs of Gallipoli“, „40:1“, „Attero Dominatus“, „Primo Victoria“, „Metal Machine“, „Metal Crüe“. Den einzigen Makel, den man hier erkennt: SABATON stagnieren in kreativer Hinsicht ganz offensichtlich. Wer mich jetzt mit Schimpf und Schande übergießen will, möge bitte mal die Strophen von „Attero Dominatus“ und „Uprising“ vergleichen – das sind die selben Akkorde und die selbe Melodie. Das macht in der Livesituation allerdings wenig.
Denn die Menge ist zum Feiern da. In den Songpausen fliegt Unterwäsche auf die Bühne, die Joakim grinsend auf dem Mikroständer drapiert. Das Teil sieht teilweise recht überfüllt aus. Die Partystimmung wird auch deutlich, als Joakim den Song „Final Solution“ ansagt und dabei anmerkt, dass dies sicher kein Partysong sei (der Song handelt vom Holocaust). Zumindest Teile des Publikums ignorieren das und hüpfen weiter durch die Gegend.
Einen Kritikpunkt muss ich aber leider wieder einmal bringen: Für einen Headliner sollten 90 Minuten Spielzeit eigentlich Pflicht sein, SABATON gehen aber (inklusive Zugabe) bereits nach 75 Minuten. Sicher, ihre größten Hits haben sie gespielt, aber niemand heute wäre böse über vier oder fünf weitere Songs gewesen.

Fazit: Davon abgesehen haben SABATON – wie gesagt, alles richtig gemacht. Das Publikum verschwindet verschwitzt, aber zufrieden in die Nacht.

Review von Felix P.

2 Kommentare:

Kalle hat gesagt…

das Sabaton nach so früher Zeit von der Bühne gegangen sind, lag an der Verletzung vom Drummer. Er hatte Probleme mit dem Rücken und nicht wirklich länger ausgehalten.

Felix hat gesagt…

Ah, okay, das wusste ich nicht...dann ziehe ich meine Kritik in diesem Punkt zurück.