Donnerstag, 21. April 2011
Ghost - Live Review White Trash Berlin
Berlin, White Trash – 19.4.2011
Ghost, Blood Ceremony
Nach The Devil's Blood scheint nun die zweite Occult Rock Truppe auf dem Weg nach oben zu sein. Jedenfalls sind Ghost Thema in sämtlichen relevanten Fanzines, und das, obwohl sie sich live bisher eher rar gemacht haben. Umso größer sollte eigentlich die Erwartung an den heutigen Gig sein, doch die Rechnung geht nicht so recht auf – was nicht zuletzt daran liegt, dass das Konzert kaum promotet wurde. Jedenfalls ist das White Trash nicht annähernd so voll wie vor nicht mal zwei Monaten bei The Devil's Blood, und das, obwohl mit Blood Ceremony ein nicht nur stilistisch passender, sondern auch keineswegs unbekannter Opener dabei ist. Tatsächlich sind die Fans auf Blood Ceremony mindestens so gespannt wie auf Ghost. Zudem gewinnen sie den internen Fanfreundlichkeitspokal gegen Ghost, denn während die Schweden ihre Shirts für freche 20 € verticken und die CD's bereits ausverkauft sind, nehmen Blood Ceremony für CD oder Shirt jeweils 15 €.
Kurz vor 22:00 Uhr geht es dann endlich los. BLOOD CEREMONY starten ohne Intro oder anderweitig großes Brimborium mit dem Opener ihres neuen Albums „The Great God Pan“ und schieben direkt „Hop Toad“ von ihrem selbstbetitelten Debüt hinterher. Das zeigt die Marschrichtung der Setlist ganz gut: Mit „Return to Forever“, „Children of the Future“ und „I'm Coming With You“ ist das Debüt ähnlich stark vertreten wie das aktuelle Album „Living with the Ancients“ mit „The Witch's Dance“, „My Demon Brother“ oder dem starken Rausschmeißer „Daughter of the Sun“. Der Sound ist gut, auch wenn das Keyboard häufig untergeht, das Zusammenspiel ist sehr tight, die Querflöteneinsprengsel von Frontfrau Alia O'Brien bringen Farbe in das Set. Gesanglich legt Alia auch eine starke Leistung hin, auch wenn sie an das Charisma von Jex Thoth, ihrer Kollegin von der gleichnamigen Band, nicht herankommt. Dafür ist das Einheitsgefühl bei BLOOD CEREMONY hoch, und die Kompositionen strahlen teilweise eine unglaubliche Leichtigkeit aus.
Nach einer langen Umbaupause kommen dann die in Kutten gehüllten Instrumentalisten von GHOST auf die Bühne. Leider ist mit dem Intro der Wurm drin, es übersteuert stark und wird mehrfach abgebrochen. Das treibt den Nervfaktor ziemlich grob nach oben, was einige Besucher dazu veranlasst, nach Blood Ceremony zu brüllen (warum sind die noch da, wenn sie keinen Bock auf GHOST haben?). Dann läuft das Intro übersteuerungsfrei, und auch der Papst kommt auf die Bühne. Was nun mit „Con Clavi Con Dio“ beginnt, ist nichts geringeres, als vollendete Blasphemie. Weihrauch für den Teufel, theatralische Gestik des Todespapstes, und schon wird aus dem White Trash der Vatikan der Hölle. Die Mischung aus boshafter, aber humorvoller Verballhornung von allem, was in der christlichen Messe heilig ist und der eingängigen, aber dunkel nuancierten Musik ist dabei ausgesprochen reizvoll und zieht die Zuschauer sofort in ihren Bann. Teilweise hat man das Gefühl, in einen Moshpit geraten zu sein, so stark ist der Druck von hinten. Hervorzuheben ist dabei das sehr saubere Zusammenspiel der Musiker – bemerkenswert vor allem, wenn man bedenkt, wie kurz diese Band erst existiert. Das einzig ärgerliche an der Performance ist, dass immer wieder zusätzliche Gesangsspuren und auch einige Gitarrenparts vom Band geholt werden – zwar nur als Unterstützung und nie als Playback, es raubt den entsprechenden Parts trotzdem einen Teil ihres Feuers, was sehr schade ist. Ebenfalls schade ist, dass zwar das gesamte „Opus Eponymous“ Album (einschließlich des Instrumentals „Genesis“ gespielt wird, aber kein neues Material vorgestellt wird, so dass die Gesamtspielzeit bei knappen 45 Minuten liegt. Das sind aber auch die einzigen Kritikpunkte an einem Auftritt, der mit „Ritual“ und einem Abendmahl seinen abschließenden Höhepunkt erfährt.
Fazit: Sehr guter, intensiver Auftritt, aber mehr Songmaterial tut bei Ghost Not
Review von Felix Patzig
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2 Kommentare:
schlecht promoted ist eine fiese unterstellung, wenn alle mit der promo sehr zufrieden waren aber die besucherzahl unter dem ausverkauften konzert von graveyard am gleichem abend gelitten haben. das publlikum war die gleiche zielgruppe.
Hm, ich kann nur von meinem Eindruck sprechen, und der ist, dass ich von dem Konzert im Vorfeld kaum etwas mitbekommen habe...weder online noch gedruckt. Diesen Eindruck habe ich von anderen Leuten, mit denen ich gesprochen habe, bestätigt bekommen.
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