Donnerstag, 26. Mai 2011
The Intersphere - Live Review Magnet Berlin
Berlin, Magnet Club – 23.5.2011
The Intersphere, Dioramic, Caesars Rome
Besonders stark gefüllt ist das Magnet noch nicht, als ich kurz vor Beginn eintreffe. Es ist halt ein Montagabend, dementsprechend haben es viele Leute offenbar vorgezogen, ihren Wochenendkater auszukurieren. Die Anwesenden sind dem Billing entsprechend eher die Alternativ Szene aus Kreuzberg-Friedrichshain als die Headbangerfraktion. Einige Bands von letzterer dürfen sich in Sachen Preispolitik gerne ein Beispiel an den heutigen Bands nehmen: Einheitliche Shirtpreise von 12 €, und vor allem Dioramic haben viele schöne Motive am Start.
Recht pünktlich betreten die Alternativ Rocker CEASARS ROME die Bühne. Die liefern ein Paradebeispiel für intellektuelle Weinerlichkeit – der Gesang wirkt verzweifelt, das Gezappel theatralisch. Für mein Empfinden will die musikalische Umsetzung aber nicht so recht zünden. Natürlich ist es einfacher, optische Show zu machen, wenn man nur einfache Songs hat, aber wenn die Songs anfangen, gleichförmig zu klingen, dann ist irgend etwas ganz grob falsch gelaufen. Das Grunge Erbe dieser Musikrichtung wird hier ziemlich deutlich: einfache Powerchordkombinationen, Ein-Ton-Soli, gleichförmige Rythmik – wobei der Drummer der einzige ist, der zumindest gelegentlich Akzente setzen kann. Wie es besser geht, zeigt sich beim Rausschmeißer, der mit variierter Taktgebung und interessanten Harmonien glänzt. Das noch nicht sehr zahlreich Publikum frequentiert den Auftritt mit höflichem und durchaus wohlwollend gemeinten Applaus.
Zu DIORAMIC wird es dann voller – Höchststand für heute, der Headliner bekommt auch nicht mehr Leute zusammen. Und, alles was recht ist, der Vierer hat sich seit der Tour mit Meshuggah weiterentwickelt. Aus der schüchternen Progressive Death Metal Band hat sich ein souveräner Act abseits aller Genreeinteilungen entwickelt. Die Noise/Industrial Kante wird mit einer ordentlichen Core Schlagseite gewürzt, in die sich Moshparts genauso einreihen wie Meshuggah Taktwechsel, ein ordentlicher Schuss Opeth-Melodik und teilweise auch einfach nur guter, treibender Metal. Das Soundfundament wechselt sich zwischen Gitarre, Bass und Keyboard ab, während an den Drums abgefahrene Fills und Breaks abgespuhlt werden. Das ganze wird dann in einer angenehm selbstironischen Art präsentiert, die den Set umso unterhaltsamer macht. Dementsprechend taut das Publikum schnell auf, und während die Band, die zwischen den Songs noch ihre Witzchen macht, geben die Musiker im laufenden Betrieb alles, so dass am Ende eine Gitarrensaite dran glauben muss.
Und auch THE INTERSPHERE haben das Publikum schnell auf ihrer Seite. Bereits der Opener hat alles, was ich bei Ceasars Rome vermisst habe: Abwechslung und emotionale Aussage, die über die einfache Performance hinausgeht. Dazu noch einen Fronter mit kauzigem Charisma, der die Blicke auf sich zieht. Musikalisch geht es progressiv zu, ohne zu abgefahren zu werden, ungefähr eine Stunde lang wird ein bisschen geschrammelt, aber viel mehr gefühlvoll gezockt. Das reißt auch das Publikum mit, so das bei den Coreparts Moshpits entstehen und auch sonst alles am tanzen und zappeln ist. Das einzige, was die Truppe sich sparen könnte, ist das überflüssige Zugabespielchen, aber das nervt mich bei vielen Bands. Dafür bedankt man sich beim „regulären“ Schlusssong ausführlich beim Publikum, was die Spielfreude trotz der recht leeren Kulisse (die die Musiker gar nicht zu bemerken scheinen) noch authentischer macht. Dafür Daumen hoch.
Fazit: Eine Doppelheadlinerbesetzung, die es in sich hat, mit Fanfreundlichkeit glänzt und definitiv ein größeres Publikum verdient hat.
Review von Felix P.
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