Montag, 27. Juni 2011

DIO Disciples - Live Review C-Club Berlin


Berlin, Columbiaclub Konzertbericht – 22.6.2011
The Rods, DIO Disciples

Am 16. Mai 2010, also vor etwas mehr als einem Jahr, verließ Ronnie James Dio diese Welt und lies viele trauernde Fans zurück. Er ging als einer der größten Rocksänger aller Zeiten in die Musikgeschichte ein, und wer noch einmal die Chance hatte, ihn live zu sehen, der kann sich glücklich schätzen. Nach einigen Tributveranstaltungen und unzähligen Coversongs, die einem teilweise die Tränen in die Augen trieben, gibt es nun eine ganze Tour, deren Ziel es ist, Dio Tribut zu zollen. Mit dabei sind die ehemaligen Begleitmusiker Dios Rudy Sarzo (Bass, 2004-2010), Simon Wright (Drums, 1990-1991, 1998-2010), Craig Goldy (Guitar, 1986-1988, 1999-2002, 2003-2010) und Scott Warren (Keyboard, 1993-2010), die Gesangsparts des Meisters übernehmen Tim „Ripper“ Owens (Beyond Fear, Ex-Judas Priest, Ex-Iced Earth) und Toby Jepson (Gun, Toby and the Whole Truth, Ex-Little Angels). Wie zu erwarten, schmeckt nicht jedem Fan diese Veranstaltung, doch zumindest den Segen von Dios Witwe Wendy hat sie.
Die Fans sind dennoch kritisch, und viele bleiben lieber zu Hause. Der Columbiaclub ist nicht mal zur Hälfte voll, was zumindest dafür spricht, das heute nur Leute da sind, die auch tatsächlich Fans sind – diese positive Betrachtungsweise wird der Veranstaltung wohl am ehesten gerecht. Die Shirtpreise sind okay, und die schön aufgemachten Tribute Shirts werden auch gekauft.

Man kann sich darüber streiten, ob eine Vorband bei einer Tribut Veranstaltung sinnvoll ist, aber zumindest sind THE RODS eine gute, passende Wahl. Nicht nur, dass David Feinstein dort spielt, auch musikalisch passen THE RODS gut in einen traditionsbewussten Abend wie den heutigen rein, denn sie sind nicht nur seit ca. 1980 aktiv, sie klingen auch so. Und das gefällt den Leuten, jedenfalls wird das Trio lautstark abgefeiert. Und das durchaus zu recht, denn das Material ist definitiv gutklassig, und auch wenn David Feinstein die Doppelbelastung Gitarre/Gesang teilweise mehr schlecht als recht schultert, gleicht das der stimmlich an Biff Byford in den Achtzigern erinnernde Bassist/Sänger Gary Bordonaro wieder aus. Alles in allem ein solider Gig.

Dann ist es Zeit für die DIO DISCIPLES und dabei speziell für die Frage, ob die beiden Sänger die Herausforderung schultern können. Die Antwort fällt wie zu erwarten aus: Dio kann man halt nicht ersetzen, aber zumindest schaffen es die beiden, seine Werke würdigend zu interpretieren, wobei es interessant ist, den Kontrast zwischen Rippers spitzer, aggressiver Stimme und Jepsons eher unaufdringlichem und warmen Charakter zu beobachten. Beide zusammen geben den Songs zumindest ein Stück von ihrem alten Glanz, und den Rest macht das Publikum. Denn die Leute sind heiß darauf, Dios Meisterwerke noch einmal hören zu können und unterstützen die großartig aufspielende Band und die beiden Sänger von vorne bis hinten. So kommt man gar nicht auf die Idee, das man hier einer Mogelpackung beiwohnen könnte, denn die Emotionen sind von vorne bis hinten echt. So erweisen sich die Sänger als respektvoll gegenüber dem verstorbenen Sänger, stellen aber ihre Freude und ihre Passion am Singen in den Vordergrund und versuchen nicht, zwanghaft Trauer zu verbreiten – man will den Meister und sein Werk feiern, wie es ihm gebührt.
Eine interessante Frage ist die nach der Gestaltung der Setlist – eine Frage, die mit dem „Holy Diver“ Banner im Hintergrund eigentlich schon mehr oder weniger beantwortet wird. Der Fokus liegt auf Dio's Solowerken, und so startet der Set auch konsequenterweise mit „Stand Up And Shout“ und „Holy Diver“ als Doppelopener – vor allem für ersteres ist Rippers Stimme wie gemacht. Ebenso werden „Don't Talk To Strangers“ und „Egypt (The Chains Are On)“ - letzteres von Jepson gänsehautverursachend umgesetzt. Später sind noch „King of Rock'n'Roll“, „Straight Through The Heart“, „Killing the Dragon“, „The Last In Line“ sowie als Zugabe „Rainbow In The Dark“ und „We Rock“ dran. Ergänzt wird das Material die vier Rainbow Songs „Catch The Rainbow“, „ Man On The Silver Mountain“, „Stargazer“ sowie „Long Live Rock'n'Roll“ und die drei Black Sabbath Songs „Children of the Sea“, „Neon Nights“ und „Heaven And Hell“. Mir persönlich fehlen noch eine ganze Reihe von Songs, und ich schätze mal, das wird jedem so gehen. Aber zumindest ist die Setlist recht ausgewogen, denn bei einer Dio Tribute Veranstaltung ist es nur recht und billig, den Fokus auf sein Schaffen als Solokünstler zu legen.

Fazit: Definitiv eine der besseren Tributeveranstaltungen. Ruhe in Frieden, Ronnie James Dio.

Review von Felix Patzig

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