Dienstag, 7. Juni 2011
Saxon - Live Review Postbahnhof Berlin
Berlin, Postbahnhof Konzertbericht – 05.06.2011
Saxon, Crimes of Passion, Vanderbuyst
Nach Iron Maiden und Accept machen Saxon das Wochenende im Namen des klassischen Heavy Metal voll. An einem Sonntag Abend wollen sie noch einmal den finalen Schlag setzen – nicht gerade die besten Voraussetzungen, denn die Kraft der Fans dürfte genauso nachgelassen haben wie die Finanzen. So verwundert es auch nicht wirklich, dass der Postbahnhof anfangs nicht besonders gut gefüllt ist. Zwar kommen später noch einige Fans, die sich die Vorbands gespart haben, dennoch bekommen Saxon den Postbahnhof erwartungsgemäß nicht voll. Am Shirtstand gibt es heute etwas Besonderes: Zum letzten Mal wird die limitierte, sechsstündige Version des Saxon Films „Heavy Metal Thunder“ verkauft – zum stolzen Preis von 35 Euro. Die reguläre Version, die bald in den Handel kommt, wird nur vier Stunden enthalten. Der Absatz der signierten DVD's ist gut, noch bevor Saxon überhaupt auf der Bühne stehen, ist das Ding ausverkauft. Ansonsten ist der Shirtabsatz eher schwach, denn zum einen haben die meisten Fans bereits ein Shirt, zum anderen schlagen die Shirts mit 25 € zu Buche – damit sind Saxon an diesem Wochenende Mittelfeld, aber kaum noch fanfreundlich. Immerhin dürfen die Vorbands ihre Shirts für 15 Euro verkaufen.
Die erste Vorband sind heute VANDERBUYST. Und während einige Redaktionsmitglieder unheilbar und tödlich mit dem VANDERBUYST Virus infiziert sind, reicht es bei mir bisher nur für einen grippalen Infekt. Sprich: Die Holländer sind ziemlich geil! Wer auf klassischen Heavy Metal steht, kann mit dem Trio nicht viel falsch machen. Zudem zeigt man sich trotz der Dreierbesetzung sehr bewegungsfreudig und vermittelt auf diese Weise gute Stimmung. Eine Band dieses Formats hätte ich mir als Anheizer für Iron Maiden gewünscht. Dennoch muss die Band noch am Songmaterial werkeln, wenn sie den Sprung zum Headliner schaffen will. Das Potential ist da, es will nun herausgelockt werden.
Dasselbe von CRIMES OF PASSION zu behaupten, wäre des Guten wohl etwas zu viel. Der Höhepunkt des Sets ist auch heute wieder das metallisch umgesetzte Cover von „Holy Diver“, ansonsten spielt das Quintett einen soliden und technisch sauberen Gig. Über solide kommt man allerdings auch heute nicht hinaus, so dass die halbe Stunde sich ganz schön zieht. Sänger Dale versucht noch, Stimmung zu mache, es gelingt ihm aber nur in den ersten beiden Reihen. Man hat definitiv schon viel schlechtere Bands gesehen – aber auch schon viel bessere.
Nun ist die Bühne mit einer schon fast überdimensionierten Lichtanlage für SAXON angerichtet, die mit „Hammer Of The Gods“, dem Opener vom am Freitag veröffentlichten neuen Album „Call To Arms“, starten. Traditionell schieben die Briten direkt „Heavy Metal Thunder“ hinterher. Biff wirkt anfangs müde und abgespannt, findet aber mit jedem Song mehr zu der Bühnenenergie zurück, für die er bekannt ist und singt wie immer einfach großartig. Die Instrumentalfraktion ist hingegen von Anfang an gut drauf und demonstriert zeitlos gute Spielkunst und Performance. Der Sound ist so wie er sein soll, druckvoll, laut, differenziert – Lob an die Tontechnik, das hat man im Postbahnhof schon viel schlechter gehört. Fehlt nur noch eine bombige Setlist. SAXON spielen ein paar neue Sachen, von denen vor allem der Titelsong und „Back to '79“ zu überzeugen wissen, streuen dann mit „Demon Sweeny Todd“ noch einen potentiellen Liveklassiker der Zukunft ein (wie kann man nur so durchschlagend und gleichzeitig so hymnisch sein?), setzen aber ansonsten auf ihre größten Hits („Denim And Leather“, „Motorcycle Man“, „Crusader“, „The Eagle Has Landed“, „Wheels Of Steel“, „747 (Strangers In The Night)“, „Princess Of The Night“, „And The Bands Played On“) und setzen dann noch ein paar schöne Raritäten dazu („Rock'n'Roll Gypsy“, „Play It Loud“, „I've Got To Rock (To Stay Alive“). Absolut kein Grund zur Klage also. Die Folge: Trotz des locker gefüllten Raums kommt grandiose Stimmung auf, und die Hitze steigt von Song zu Song. Biff ist mit jedem Lied verschwitzter, und nach kurzer Zeit läuft er zu Hochform auf und heizt das Publikum mit seinen Ansagen und Mitsingspielchen an. Die Haare fliegen, die Fäuste sind in die Luft gereckt und das berliner Publikum gibt alles. Dazu noch schöne Instrumentalsoli, und die Welt ist in Ordnung. Dementsprechend hört man nach dem Konzert auch nur positive Kommentare. So und nicht anders hat ein klassisches Heavy Metal Konzert auszusehen.
Fazit: Das ist kein altes Eisen, das ist wahrer Stahl! Mögen uns Saxon noch lange erhalten bleiben.
Review von Felix Patzig
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1 Kommentar:
war saugeil wie ich es erhofft habe.
auch die vorbands haben mir gut gefallen.
insgesamt gefiel es mir besser als maiden.
aber das lag an der location
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