Sonntag, 19. Juni 2011
System Of A Down - Live Review Wuhlheide Berlin
Berlin, Wuhlheide Konzertbericht – 15.06.2011
Dredg, System Of A Down
Ein warmer Sommertag in Berlin. Hohe Temperaturen, Sonne brannte auf die Köpfe und mehrere Tausend Leute strömten in die Wuhlheide. Der Grund - SYSTEM OF A DOWN! Nach einer gefühlten Ewigkeit sind die Ausnahmekünstler wieder in Berlin. Nach Trennung und Solo Projekten haben sie wieder zusammengefunden und starteten ihre Reunion Tour 2011. An einem Mittwoch um 17 Uhr Einlass zu machen ist eigentlich eine Schweinerei, trotzdem füllte sich die Wuhlheide schnellstens. Pünktlich um 19 Uhr starteten dann Dredg die Show.
Die vier Jungs aus San Francisco und ihr Sound aus Alternative und Progressive Rock, gaben ihr Bestes, die 17.000 Besucher auf System of a Down vorzubereiten. Vor dem Wellenbrecher wurde mitgemacht, hinter dem Wellenbrecher hielt sich die Begeisterung aber in Grenzen. Dabei konnte man weder dem Elan der Band, noch dem Sound Vorwürfe machen, beides war wunderbar. Doch die Leute waren halt nur wegen System of a Down hier. Trotzdem ließen sich Dredg nicht von ihrer soliden Performance abbringen und schleuderten Berlin 7 Songs um die Ohren. Stilistisch waren sie vielleicht auch nicht unbedingt die passendste Band, aber was passt schon zu System? Alles in Allem war Dredg eine solide Vorband, die sich sehr viel Mühe gaben die Menge auf Sytem of a Down vorzubereiten, was ihnen in den 30 Minuten mehr oder weniger gelang.
Trotzdem war die Zeit danach um Einiges aufregender. Spätestens als der große weiße Vorhang vor der Bühne heruntergelassen wurde, drehte die Menge durch. Es waren auch nur 20 Minuten an Umbaumaßnahmen bis die eingespielte Musik stoppte und man plötzlich die ersten Töne vom "Prison Song" hörte. Mit Lichtspots sah man schon die Silhouetten der Band hinter dem Vorhang. Nachdem man mehrmals den Anfang des Songs spielte fiel der Vorhang und die Begeisterung kannte keine Grenzen mehr. Wer jetzt noch still stand machte einiges falsch. Nach dem furiosen Auftakt und dem danach folgenden "Soldier Side Intro" wurde mit "B.Y.O.B." noch eine weitere Schippe draufgelegt. Man merkte förmlich wie die Lust der Band am Auftreten wieder erweckt worden war. Auch merkte man, dass Berlin mehr als nur textsicher war, jede Nuance des Songs konnte Berlin mitsingen, mitsummen oder sonstiges. Gerade beim vierten Song "I-E-A-I-A-I-O" war man auch gefordert. Es sollten jetzt auch nur noch die besten Songs folgen, eine Setlist voller Hits also. Auch "Chop Suey!" durfte da natürlich nicht fehlen und war der große Höhepunkt der ersten Hälfte des Konzerts. Die ganze Wuhlheide sprang, sang und tanzte so gut man nur konnte. Mit steigender Euphorie des Publikums stieg aber auch die Spiellaune der Band, die immer mehr aus sich raus kam. So wurde auch das langsame "Lonely Day" von Berlin gefeiert und jeder der 17.000 Menschen begleiteten Daron beim Gesang. In dem ganzen Tohuwabohu fiel auch der erste Banner, auf dem der Schriftzug der Band zu sehen war und enthüllt wurden, nach einem großen weißen Tuch im Hintergrund, die Holy Mountains. Doch noch war es nicht Zeit für den Song. Zunächst wurde Berlin mit "Bounce" aufgefordert genau dieser Tätigkeit nachzukommen. Der ganze Innenraum der Wuhlheide war am wild herumspringen und auch auf den Rängen konnte es kaum einen halten. Nach "Kill Rock 'n Roll" gab es bei "Lost in Hollywood" ein Highlight für die Band. So gab es wirklich jemanden, der die Ränge hinaufgesurft ist. Dieser wurde auch in den letzten Zeilen des Songs von Daron verewigt. Der nächste große Höhepunkt, wobei jeder Song ein Höhepunkt an sich war, war Aerials. Nicht nur, dass Serj auch zur Gitarre griff, nein auch ganz Berlin stimmte ein und begleitete den Gesang. Und bei "Cigaro" verhalf man sich zunächst einer ruhigen Version. So sorgte es für viele Lacher als Daron mit melancholischer Gitarrenbegleitung "My Cock is much bigger than yours" sang. Natürlich folgte dann noch die eigentliche Version des Songs, wobei schon allein die ruhige Version extrem amüsant war. Aber so durfte die ganze Wuhlheide noch einmal "My Cock is much bigger than yours" brüllen. Auf der Zielgeraden gaben sich System of a Down noch einmal viel Mühe, hatten aber bestimmt nicht mit so einem verrückten Berliner Publikum gerechnet. So gab es beim Song "War?" doch wirklich einen riesigen Circle Pit im hinteren Teil des Innenraums. Selbst die Band konnte so eine Verrücktheit nicht vorhersehen. Nach "P.L.U.C.K." und "Sartarabad" ging es nun in den letzten Atemzug der Show, welcher mit Toxicity und einem großen Banner in Form des ersten Albumcovers eingeleitet wurde. Ganz Berlin holte, wie auch die Band, noch einmal alles auch sich raus und spätestens als Daron "Let's get ready to rumble" im besten Michael Buffer Stil durch die Wuhlheide brüllte, war man bereit für den letzten Song. "Sugar" bildete den Abschluss einer Show, die Berlin ewig in Erinnerung bleiben wird. Jeder gab noch einmal alles und wer jetzt noch stillstand, der war definitiv fehl am Platz. Eine Zugabe gab es nicht mehr, aber eigentlich hatte System of a Down hier alles gespielt, was das Hit-Repertoire hergab. So war nach 105 Minuten wirklich Schluss.
Wer an dieser Show was zu kritisieren hat, der hat keinerlei Ahnung von guter Live Performance. Die Band gab alles, das Publikum holte das Letzte aus sich und auch aus der Band heraus und man konnte sich eigentlich gegenseitig begeistern. Natürlich sind T-Shirt Preise von 35 € extrem abschreckend, aber wer ein Shirt will, soll das doch einfach bestellen, man war ja wegen der Musik da. Auch das System nur die nötigsten Ansagen machte, war nicht schlimm. Es waren auch dann nur die typischen Ansagen gegen Amerika und deren politisches System. Übrigens wird in den USA bald wieder gewählt, das nur als Anmerkung. Einzig schade war der frühe Beginn des Konzertes, weswegen man wegen der Sonne die Lichtshow der Wuhlheide im Prinzip gar nicht sehen konnte. Aber das wäre auch nur Kritik auf dem höchsten Niveau.
Am Ende bleibt nur zu sagen, dass System of a Down furios wieder zurückgekehrt sind. Vielleicht beglücken sie uns noch mit einem Album? Eines ist dann aber klar, dass der dazugehörige Auftritt in Berlin wieder ein Riesen-Highlight wird.
Review von Lars Nitschte
Ergänzung von Patrick: Definitiv war dies kein schlechts Konzert, aber dennoch habe ich etwas zu kritisieren. Die Spielzeit war definitiv zu kurz und auch der Sound hätte noch mehr Lautstärke vertragen. Die oberen Ränge hätten sich bedankt.
Im Gegensatz zu der letzten Show in der Treptow Arena wirkte die Band nicht gerade vertraut und glücklich, aber dafür viel fitter an ihren Instrumenten.
Was soll man schon vermuten, wenn eine Band mit mehreren Nightlinern anreist.
Setlist Dredg:
1. Ode To The Sun
2. Hung over On A Tuesday
3. Upon Returning
4. Pariah
5. The Thought Of Losing You
6. Down To The Cellar
7. Bug Eyes
Setlist System of a Down:
1. Prison Song
2. Soldier Side - Intro
3. B.Y.O.B.
4. I-E-A-I-A-I-O
5. Needles
6. Deer Dance
7. Radio/Video
8. Hypnotize
9. Question!
10. Suggestions
11. Psycho
12. Chop Suey!
13. Lonely Day
14. Bounce
15. Kill Rock 'n Roll
16. Lost in Hollywood
17. Forest
18. Science
19. Holy Mountains
20. Aerials
21. Tentative
22. Cigaro
24. War?
25. P.L.U.C.K.
26. Sartarabad
27. Toxicity
28. Sugar
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1 Kommentar:
"Wer an dieser Show was zu kritisieren hat, der hat keinerlei Ahnung von guter Live Performance." Genau, nur der Schreiberling hat den einzig wahren Durchblick! Alle anderen niemals! Aber vielleicht solltest du zunächst lernen, einen fehlerfreien Text ohne ständige Wortdopplungen zu verfassen, bevor du dich zur allwissenden Gottheit bestimmst ...
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