Donnerstag, 13. Oktober 2011
Inquisition - Live Review K17 Berlin
Berlin, K17 Konzertbericht – 30.9.2011
Inquisition, Revenge, Corpus Christi, The Stone
Inquisition gehört nicht gerade zu den Black Metal Bands, die sich live rar machen – eine löbliche Ausnahme zu vielen anderen hochklassigen Acts des Genres. Die Rechnung geht rein vom Publikumsinteresse her auf – das Konzert ist gut besucht und trotz der durchaus bekannten und vom Publikum geschätzten Vorbands ist der Headliner heute der übermächtige Fokus, um den sich alles zu gruppieren hat. Viele Leute laufen in Inquisition Merch rum, und bereits früh ist erkennbar, das die Vorbands kaum mehr als ein netter Zusatz sind. Am Shirtstand ist, wie bei Black Metal Konzerten üblich, alles im grünen Bereich – für den Preis, für den hier Shirts, Cd's und Vinyl über den Tresen gehen, bekommt man von Maiden oder Slayer noch nicht einmal einen Einwegbecher lauwarmes Wasser.
Bei THE STONE läuft es nicht so richtig rund. Der Sound ist verwaschen, das Publikum reserviert. Die üblichen K17 Ausgangsbedingungen, aber THE STONE sind heute auch wirklich nicht mehr als ein mäßig solider Anheizer. Performance und Songmaterial wirken austauschbar, der mitreißende Moment fehlt komplett. Ab und an kommt dann doch noch mal ein kalt klirrendes Riff oder ein gelungener Gesangseinsatz, aber im Großen und Ganzen bleiben THE STONE verzichtbar.
Das ist bei CORPUS CHRISTI nicht anders. Wer mehr als solides Genrefutter sucht, wird hier nicht fündig werden. Das sind, nimmt man die Publikumsreaktionen zum Maßstab, erstaunlich viele Leute, viel mehr jedenfalls, als beim qualitativ eher noch schwächeren Kings Of Black Metal Gig. Immerhin fangen sich CORPUS CHRISTI noch und schaffen in der Performance eine gewisse Klasse zu erreichen, die zumindest zeitweise über das arg durchschnittlich geratene Songmaterial hinweghilft. Ein solider Gig, der sicher seine Freunde gefunden hat, aber heute Abend kaum mehr als ein Nebenschauplatz ist.
REVENGE sind heute die Technikfraktion und nerven damit ganz gewaltig. Mit mehr oder weniger sinnfrei aneinandergereihten Songfragmenten versuchen sie gewaltige Necropolen zu errichten, können aber zu keinem Moment darüber hinwegtäuschen, das ihre finsteren Klangbauwerke nicht von einem meisterhaften Baumeister gut durchdacht zusammengesetzt sondern mit dem Katapult mäßig gezielt und in der Zufallsreihenfolge aufeinander geschossen wurden. Das kann man evil, true oder authentisch nennen – ich nenne es dilletantisch und überambitioniert. Da die Musiker ihre Instrumente durchaus beherrschen, wäre vielleicht ein kleiner Schritt zurück ganz sinnvoll, um sinnvolles Arrangieren zu lernen. Vielleicht ist das aber auch gar nicht gewünscht – ich wünsche mir diese Band jedenfalls aus meinem Aufmerksamkeitsfeld raus.
Wie bereits erwähnt, sieht man INQUISITION doch recht regelmäßig – umso überraschter bin ich über den tiefschwarzen Sturm, der mir entgegen weht. Ist das wirklich dieselbe Band? Versteh mich keiner falsch, die Amis waren schon immer eine klasse Liveband. Dagon ist so ziemlich der unterbewertestete Klampfer im Black Metal. Seine Riffs schwanken zwischen messerscharfen Thrashattacken und schon regelrecht symphonischen Spiel, das locker zwei bis drei Gitarren anderer Bands ersetzt. Seine Gesangsleistungen sind dabei genauso über jeden Zweifel erhaben wie Incubus Drumming – es fällt dem Duo nicht schwer, ihre Mammutkompositionen auch zu zweit ohne technische Hilfe umzusetzen. Das ist beeindruckend, aber lediglich das Fundament. Das kennt und mag man, genau wie die Songs der beiden. Trotzdem, heute ist irgendetwas anders als bei vielen anderen Auftritten, ein Quäntchen finstere Brillanz, das diesen Auftritt unvergesslich werden lässt. Das ist kaum zu erklären, aber mitreißender waren INQUISITION selten! Und das reicht als Fazit.
Review von Felix Patzig
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