Samstag, 6. Oktober 2012

Live Review Bethlehem – K17 Berlin

Entwicklung ist eine feine Sache, solange sie in Maßen geschieht. Und in diesem Sinne sind die drei Progressiven, die hier zusammen auf Tour gehen, in jedem Fall ein Gewinn für die Szene, auch wenn das „Alles nach Transilvanian Hunger ist eh Kommerz“-Fanatiker sicherlich anders sehen. Auf letzteres ist es wohl zurückzuführen, dass sich der Publikumsandrang etwas zurückhält. Dabei sind Kommerzgedanken bei Betrachtung von Merchpreisen und Eintritt definitiv fehl am Platz.

 DORDEDUH bieten als besonderes Angebot ihr erstes Album „Dar De Duh“ bereits vor dem offiziellen Release an, und können auf der Bühne auch musikalisch überzeugen. Auf Platte kommen die Ex-Negura-Bunget-Recken nicht an die Großtaten ihrer alten Band heran (zu denen definitiv auch das letzte, ohne die beiden aufgenommene Album zählt), live dagegen entfachen die Songs eine sehr viel stärkere Wirkung und lassen noch großes erhoffen. Die Musiker vereinen in vorbildhafter Weise Begeisterung und echte Emotionalität mit einer astreinen Performance (allein über die Beckenarbeit des Drummers und das Tapping des Bassisten kann man ganze Abhandlungen schreiben), Man rangiert in jedem Fall meilenweit über allem, was die Verbindung von Black Metal und Folk außerhalb von Rumänien hervorgebracht hat – und schließt dabei langsam aber sicher die Lücke zur Ex-Band.

Dennoch setzen SECRETS OF THE MOON da noch locker-leicht einen drauf. Die fortschrittlichen Düsterheimer erreichen noch nicht ganz ihre übliche Präzision, können sich dafür vor Spielfreude kaum halten. Sowas nennt man erster Tourtag, und ich für meinen Teil könnte so was ruhig häufiger haben. Auch die Setlist hat einiges zu bieten: 'Blood Into Wine' macht den Anfang, 'Lucifer Speaks' umnd 'Seraphim Is Dead' sind immer wieder gern gehörte Standarts, 'Serpent Messiah' ist auch live der Höhepunkt der neuen Platte, 'Shepherd' ist eine handfeste Überraschung – also alles da (dumm nur, das mein persönlicher Liebling 'Miasma' zwar auf der Setlist steht, aber nicht gespielt wird). Das Publikum ist irgendwie lahm, was die Musiker dankenswerterweise überhaupt nicht zu stören scheint.

 BETHLEHEM sind gegen diese zweifache Übermacht nur ein laues Lüftchen. Bis auf die Schießbudenfigur am Gesang (da hatte die Truppe auch schon bessere) könnte die Truppe rein optisch gut einem Ostrock-Revival entsprungen sein. Gut, wenn die musikalische Leistung stimmt, von mir aus, aber auch die kann als, sagen wir mal, höchst umstritten angesehen werden. Zwar ist technisch alles im grünen Bereich, aber der Ausdruck der Instrumentalisten wird den gespielten Songs definitiv nicht gerechnet und stinkt im Vergleich zu unzähligen, von BETHLEHEM beeinflussten Bands klar ab (als Verglich kann man wohl mal wieder Shining strapazieren). Auch sonst tendiert die Ausstrahlung der Musiker gen Null. Das macht den Auftritt noch nicht schlecht, denn gute Songs sind und bleiben gute Songs, aber als jemand, der mit hohen Erwartungen an den Gig herangeht (und die Truppe in letzter Zeit nicht live gesehen hat), fällt es schwer, nicht enttäuscht zu sein. Das hier ein Positionstausch zwischen BETHLEHEM und Secrets Of The Moon mehr als angebracht gewesen wäre, versteht sich von selbst. Im Übrigen wird die Setlist auch hier stark gekürzt, da der Curfew des K17 beachtet werden muss. Schade darum ist es nicht wirklich.

Felix Patzig

Setlist SECRETS OF THE MOON:
Blood Into Wine
Seraphim Is Dead
Serpent Messiah
Lucifer Speaks
Nyx
Shepherd
The Three Beggars

Setlist BETHLEHEM:
The 11th Commandment
Vargtimmen
Berührung meiner Nemesis
Aphel – Die schwarze Schlange
Schatten aus Alexander Welt
Du sollst dich töten
Tagebuch einer Totgeburt

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es fällt mir schwer, den Text der "Live Review Bethlehem – K17 Berlin", so anzunehmen. Dieses absolut negative Gewäsch über Bethlehem und diese achso versöhnlichen Worte über SOTM gehen einfach nicht klar. Zwar kann ich nur vom Gig in der RoFa sprechen, aber Bethlehem waren einfach Bethlehem, nämlich grandios. Sound, Setlist, Präsenz,.... unbeschreiblich gut.

Und wenn der Herr Patzig nicht mit Darkmetal klar kommt, soll er das bitte objektiver darstellen.

Mit besten Grüßen
G. Havoc

Unknown hat gesagt…

Moin G.,

deine Meinung sei dir unbenommen (erst recht, da ich genauso wenig auf dem Konzert in der Rockfabrik war wie du auf dem im K17). Eins will ich an dieser Stelle aber klarstellen: Ich schätze Dark Metal und habe mich sehr auf den Auftritt von Bethlehem gefreut, da mir deren Musik auf Scheibchen sehr gut gefällt. Umso größer war für mich die Enttäuschung, als ich vor der Bühne stand. Diese Enttäuschung habe ich in diesem Review in Worte gefasst, denn auch ich kann einen Auftritt nur so beschreiben, wie ich ihn empfinde.

Was an meinem Kommentar über Secrets Of the Moon "versöhnlich" sein soll, erschließt sich mir nicht...ich fand die Band (genau wie Dordeduh) granatenstark!

Rock On
Felix