Gilt für Securities eigentlich akademisches Viertel? Ich
glaube, ich hatte noch kein einziges Mal einen exakt pünktlichen Einlass,
irgendwas um 15 Minuten zu spät ist er immer. Dankenswerterweise kommt man heute
reibungslos rein, was auch wichtig ist, denn bereits eine halbe Stunde nach
Einlass geht die erste Band auf die Bühne. Also wenig Zeit, um mal kurz am
Merchandise-Stand zu schauen (25 € pro Shirt, 10 € pro CD, die Vorbands sind
billiger) und sich dann am besten gleich einen guten Platz zu suchen.
Wobei man zumindest auf das THE HOLLYWOOD ARSON PROJECT auch
gut hätte verzichten können. Postrock von der ganz nervigen Sorte steht auf dem
Programm, austauschbar, musikalisch lahm (wenn auch optisch engagiert),
komplett überflüssig. Das ein Teil des Publikums den Kram auch noch gut findet,
kann den Eindruck, dass die Truppe nur dabei ist, weil ein Teil auch bei Serjs
Backing Band The Flying Cunts Of Chaos spielt, auch nicht wirklich abschwächen.
Bei VIZA (die sich wiederum einen Gitarristen mit The
Hollywood Arson Project teilen) wird es für mein Empfinden nicht besser - was
aber primär daran liegt, dass ich World Music halt nicht abkann. Das Septett
wäre prima Standunterhaltung für den Karneval der Kulturen, und im Publikum
steppt der Bär. Das ich die Songaufbauten und Klangbilder für unglaublich flach
halte, ist dementsprechend mein Problem. Trotzdem, das Cover von The Doors
'Alabama Song' ist mit grenzwertig noch sehr wohlwollend umschrieben.
Dann betritt endlich SERJ TANKIAN die Bühne, und sofort
fängt das Huxleys an, zu beben. Der Holzboden war schon immer gut dafür
geeignet, dem Publikum beim Hüpfen einen zusätzlichen Adrenalinstoß zu geben,
und Serj nutzt das mit dem Blitzopener 'Figure It Out' aus, um sofort
klarzustellen, wer hier der Chef im Ring ist. Live profitieren viele Songs
(u.a. 'Empty Walls', 'Occupied Tears' oder 'Feed Us') von einem erhöhten
Härtegrad und einer engeren, fokussierteren Stilausrichtung, die dem
Liveerlebnis entgegenkommt und im krassen Gegensatz zur Grenzenlosigkeit von
Serjs Alben steht - ein reizvoller Kontrast, der dem Publikum zudem eine zu
statische, an den Vorbildern festgeklammerte Interpretation der Hits erspart.
Der Meister selbst glänzt neben seiner Stimme noch an der Gitarre, am Synthie,
am E-Piano (letzteres bei der fantastsichen Zugabe 'Gate 21') und - natürlich -
in seinen engagierten Politansagen, die zu dem Sänger mindestens genauso dazu
gehören wie seine Stimme (und die nie in die Kloake der billigen
Populismus-Parolen abrutschen - dieser Mann hat tatsächlich etwas zu sagen!
Danke dafür!). Seine Mitmusiker - so fähig sie auch sind - können gar nicht anders,
als neben dieser schillernden Ausstrahlung zu verblassen, obwohl Serj ihnen
genug Platz einräumt und sich überhaupt nicht wie ein egozentrischer Superstar
des Schlages Axl Rose benimmt. Die Fans wissen das zu würdigen und feiern nicht
nur "Ihren" Star, sondern die gesamte Band komplett ab. Höhepunkt ist
allerdings trotzdem der in der Zugabe verbratene System-Hit 'Aerials', bei dem
die ganze Halle noch einmal komplett Kopf steht, bevor nach 90 Minuten Schluss
ist.
Fazit: Solange Serj derartig intensive Konzerte gibt, werde
ich für meinen Teil mir die überteuerten System-Tickets sparen.
Felix Patzig
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