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Montag, 19. August 2013

Wacken Open Air 2013 - Review



Wacken 2013 Report


Vor jedem Wacken-Sommer fragt man sich: Kann sich das Festival dieses Jahr noch steigern? Für 2013 gilt eindeutig: Ja, es kann. Und das ist keine leichte Aufgabe für eine Veranstaltung dieses Ausmaßes und dieser Medienpräsenz. Kein Show-Schaffender möchte seine Fans sagen hören: In den letzten Jahren war es aber auch schon mal besser. Was tut also das Wacken Open Air? Es besticht durch eine einzigartige Mischung aus allseits beliebtem Classic Rock, weltberühmten Mega-Acts und nahezu allen Subgenres des Metal gepaart mit dem umfangreichsten Rahmenprogramm dieses Planeten. Das alles natürlich zu beachtlichen Preisen, aber dafür bekommt man auch mehr geboten, als anderswo – und das wissen die Gäste auch. Dazu gibt’s astreinen Sound und eine hochprofessionelle Produktion und Organisation. Und die nettesten, matteschwingenden Metalheads, die man sich wünschen kann.

Der erste große Headliner ist Deep Purple. Bei den Profis merkt man von der ersten Minute, dass diese Bühnenpräsenz nicht einfach erlernt werden kann, sondern über Jahrzehnte in Fleisch und Blut übergegangen ist. Die Dramaturgie der Songs, die gezielten Soli, die Akzente – einfach Weltklasse. Danach bringen Rammstein, der wohl größte deutsche Musikexport, den Wacken-Acker zum brennen. In ihrer exklusiven Show spielen sie alle ihre Hits und sogar die angereisten australischen Fans singen bierschwanger lauthals mit. Mit dem skurrilen über genialen bis peinlichen Streich, die Schlager-Ikone Heino für einen Song auf die Bühne zu holen, können die internationalen Gäste zwar nichts anfangen, aber egal. Wenigstens rrrollt der weißhaarige alte Mann das R wie Till Lindemann. Auf jeden Fall eine tolle Show. Unsere Leder-Leber Lemmy musste seinen Auftritt mit Motörhead leider nach wenigen Songs gesundheitsbedingt abbrechen – schade. Der letzte Headliner ist kein geringerer, als die überaus witzige Rock-Legende Alice Cooper. Der mediale Elternschreck der 70er Jahre zeigt, dass er sein Handwerk noch immer bestens versteht. Und natürlich wird er wiedermal auf der Bühne enthauptet – geil. Als seine Band dann ausholt, um mit einer perfekten Serie von Songs der Beatles, The Doors, The Who, Jimi Hendrix und schließlich Pink Floyd Gänsehaut und Tränen zu erzeugen, ist es vorbei. An dieser Stelle kann einen der Herr – oder auch Mephisto – getrost zu sich holen, denn es gibt nichts mehr zu sehen auf dieser Welt.

Da steht sie nun wieder, die ominöse Frage: Kann sich das Wacken nächstes Jahr noch steigern? Der Kartenvorverkauf ist jedenfalls schon ein neuer Rekord: ausverkauft nach weniger als 48 Stunden. Und das, obwohl erst ein Dutzend Bands für das kommende Jahr bekannt waren und trotz der umstrittenen Personalisierung der teuren Tickets. Beim 25. Jubiläum 2014 will also jeder dabei sein. Und wie wir das Wacken kennen, wird es sich mehr als lohnen.


Review von Armin H.

Mittwoch, 22. August 2012

Party.San 2012 - Festivalbericht

Hell is Open Again!
 Mit einem großartigen Billing, der üblichen Gemütlichkeit und nebenbei dem besten Festivalwetter der Saison lockte das Party.San zum zweiten Mal Fans der krachigen Musikrichtungen nach Schlotheim. Die Kinderkrankheiten des letzten Jahres wurden beseitigt, die Plane über der Bühne hält von Anfang an. Lobend hervorgehoben werden muss das Nahrungsangebot, das preiswert wie auch schmackhaft ist. Eine wichtige Neuerung ist die Newcomerbühne im Zelt, die während der Umbaupausen ab 17:00 Uhr bespielt wird. An sich eine gute Idee, leidet diese durchgängig unter einem bescheidenen Sound und sehr spartanischem Licht (wobei letztes bei eingen Bands sogar die Stimmung zu steigern vermag). Was leider wieder zunimmt, ist braunes Gesocks auf dem Festival, selten so viele abgeklebte Kutten gesehen wie dieses Jahr. Leider hat die Security diesbezüglich auch schon einmal mehr Einsatz gezeigt als dieses Jahr. Verstehe mich keiner falsch, unter gar keinen Umständen will ich die schreiend inkompetente Horrorsecurity von 2008 wiederhaben, aber eigentlich gibt es da doch auch einen gelungenen Mittelweg. Ansonsten ist das Party.San einmal mehr ein friedliches, freundliches Festival mit vielen tollen Bands.

Donnerstag:

Die War-Metaller DEAD CONGREGATION eröffnen das Party.San-Open air und donnern in kürzester Distanz mit maximaler Brutalität ins Ziel. Bemerkenswert ist das schon, einzig die Unterscheidbarkeit fehlt ein bisschen.
IN SOLLITUDE sind der Farbtupfer des Billings, schaffen es aber spielend, sich ihr Publikum zu erkämpfen. Der Mercyfull Fate-Gedächtnissound kombiniert mit dem extravagannten Äußeren des Sängers (die die langweiligen Outfits seiner Mitmusiker etwas betont) verschaffen der Band Aufmerksamkeit, die bereits nach kurzer Zeit in Jubel umschlägt. Viel mehr war für diese Band wohl nicht zu erreichen.
Die Berliner Death-Doomer NECROS CHRISTOS sind heute zwischen zwei hektischen Akts eingeklemmt, was ihre Schwere nur noch hervorhebt. Für Lacher sorgt das zuerst falsch herum aufgehängte Banner,  was erst kurz vor Showbeginn auffällt. Danach liefert das Quartett beste Schwarzhymnen ab, wobei sich 'Necromantic Nun' einmal mehr als Highlight entpuppt. Arbeiten sollte man noch an der Präsentation. Die englischen Ansagen sind leider nicht besonders stimmungsfördernd.
Bei NIFELHEIM gibt es dagegen nix zu meckern, und das obwohl nur die Hälfte der Toxic Twins angetreten ist. Tyrant ist lieber in die USA gefahren, um Iron Maiden zu sehen, anstatt mit seiner Band auf dem Party.San und dem Summerbreeze zu spielen, was ihm von Seiten seines Zwillingsbruders wenig Sympathie eingebracht hat. Pissig genug ist der aber sowieso schon, wenn er auf die Bühne geht, was der NIFELHEIM-Show nur gut tut. Und tatsächlich, selten sieht man bei Black Metal-Konzerten so viel Bewegung, und sie scheint primär vom Sänger aufs Publikum über zuspringen. Das musikalische Fundament trägt dagegen die Gitarrenfraktion, die dem Wahnsinn den nötigen Schub verpasst. Großartiger Auftritt!
Dagegen kommen VALLENFYRE natürlich nicht an, auch wenn diese gleichfalls einen starken Auftritt auf die Bühne legen. Man kann sich zwar durchaus zu Recht fragen, ob diese Band nicht doch zwei Positionen weiter vorne besser aufgehoben wäre, denn man sieht ihr ihren Newcomerstatus eindeutig an der Performnace an, musikalisch ist jedoch alles im grünen Bereich. Und das ist ja die Hauptsache.
Die Magie des ruhigen Tons war seit jeher das Fachgebiet von SOLSTAFIR. Ihre Melodien transportieren eine kalte, klare Schönheit, die vermutlich symbolisch für ihr Heimatland steht (was ich nicht wissen kann, denn ich war noch nie in Island). Nachdem das Quartett anfänglich mit geringem Zuschauerinteresse zu kämpfen hat, kann sich später kaum jemand den zauberhaften Spannungsbögen ihrer Musik entziehen. Wunderbar!
Dagegen hat man SODOM schon mal in besserer Form gesehen. Trotz grandioser Setlist (u.a. 'M-16', 'Outbreak Of Evil', 'Surfin' Bird', 'Remember The Fallen', leider wird der Set gekürzt, so dass 'Ausgebomt' und 'Bombenhagel' nicht zum Einsatz kommen) waren die Sodomisten irgendwie schon mal mitreißender. Vielleicht liegt es an der unerträglichen Hast, mit der sie durch ihren Set gehen?
Iregendwie konnte ich BOLT THROWER noch nie viel abgewinnen, und auch heute lässt mich ihr stumpfer Midtempo-Death Metal eher kalt. Die Band bekommt mal wieder den Fanfreundlichkeits-Award, aber die Hauptrollen haben heute andere Bands gespielt.

Freitag:

Bei MALIGNANT TUMOR verzahnt sich starkes Songwriting mit guter Gitarrenarbeit und beschissenem Gesang, der einem die Band zwar nicht komplett verleiden kann, aber den Hörgenuss doch erheblich schmälert.
Da sind ASSAULTER eine komplett andere Liga und demonstrieren, dass Thrash nicht zwangsläufig was mit unsauberem, eintönigen Gerumpel ohne Inhalt zu tun haben muss. Die Songs sind roh und grob, dabei jedoch abwechslungsreich und die Gitarren sind messerscharf. Aus Australien scheint diesbezüglich viel Qualität zu kommen, und Deströyer666 werden ihr Monopol für Aussiethrash bald verlieren. Uns kann es nur recht sein.
IRON LAMB sind dagegen nur ein müder Furz. Abgetragener Schunkelthrash ohne auch nur eine Unze Kreativität. Das Songmaterial ist belanglos, die Darbietung engagiert, aber gezwungen, die Publikumsreaktionen halten sich in Grenzen.
Da sind GOSPEL OF THE HORNS schon besser, auch wenn die Venom-Verehrer gegenüber ihren Kumpeln von Assaulter klar den Kürzeren ziehen. An sich gibt es an dem Auftritt wenig auszusetzen, häufig entwickelt er auch seine Momente, doch den Songs würde ein Funken mehr Kreativität definitiv gut tun.
Mit ENTRAILS zieht dann der Death Metal schwedischer Prägung in Schlotheim ein. Und der Auftritt ist tatsächlich astrein, als ob die Schweden seit ihrer Gründung (ENTRAILS gehören zur ersten schwedischen Death Metal-Welle, haben sich aber nach kurzer Zeit wieder aufgelöst) nichts anderes gemacht hätten. Liegt es am auslaufenden Maya-Kalender, dass es so viele damals vergessene Bands heute noch einmal wissen wollen? Die Songs halten auch heute noch höchsten Qualitätstandarts stand, und die Truppe ist hungrig.
Zu SKALMÖLD dünnen sich die Reihen dann wieder aus, was weniger an deren okayem Auftritt liegt (auch wenn man im direkten Vergleich zu den Landsleuten von Solstafir natürlich untergeht), sondern daran, dass friedlicher Folk Metal auf dem Party.San nach wie vor fehl platziert ist. Das sollte der zu Unrecht ignorierte und nebenbei soundmäßig komplett versaute Eluveitie-Gig vor drei Jahren oder der ebenfalls schwach besuchte Heidevolk-Auftritt im letzten Jahr eigentlich eindrucksvoll gezeigt haben, mit Schunkelfolk ist hier nix zu holen. SKALMÖLD tun, was sie können, und das können sie gut, doch auf dem nächsten Paganfest wären sie definitiv besser aufgehoben.
Das Zelt eröffnen VIVUS HUMARE, über die nicht viel mehr zu sagen ist, als dass sie tierisch öden Black Metal der Inzuchtgeneration spielen. Der unterirdische Sound im Zelt macht die ganze Choose auch nicht besser, während das sparsame Vorband-Licht (lediglich Lampen von hinten) zumindest in diesem Fall seine Wirkung entfaltet (dennoch sollte da definitiv noch nachgebessert werden).
GENERAL SURGERY gehören zu den besseren, weil groovigeren und nebenbei auch unterhaltsameren Grindbands. Die Blutschürzen sind nicht neu, aber immer wieder lustig, die Musik stellt keine Geschwindigkeitsrekorde auf, bleibt dafür aber immer nachvollziehbar.
CHAPEL OF DISDEASE fahren im Zelt gute Reaktionen ein nud werden vielfach vollmundig gelobt, wollen mir aber mal so gar nicht zusagen. Schade eigentlich...
DARK FORTRESS haben mit einem unterirdischen Sound zu kämpfen, worunter ihre Show doch recht erheblich leidet. Das ist schade, denn musikalisch gehört die Truppe zu den besten Bands des Tages, die Kombination Black Metal + Keyboard funktioniert nur in den seltensten Fällen so gut wie hier. Dennoch sind die Reaktionen nicht gerade überschwänglich, auch wenn sich die Musiker ordentlich ins Zeug legen. Schade!
Auf der Newcomerstage erwischen DECEMBER FLOWER einen recht zähen Start, entwickeln aber nach kurzer Zeit viel Charme. Die Band huldigt melodischem Death Metal aus einer Zeit, in der das noch keine Trendmusikrichtung war (alte Dissection, At The Gates, Edge Of Sanity) und steckt viel Herzblut in ihre Musik.
Etwas heftiger geht es bei IMMOLATION zu, die zwar auch immer wieder Melodien einflechten, dabei aber doch einen ganzen Zacken schneller und rauer sind. Die Truppe hat heute einen eher mittelmäßigen Tag erwischt, liefert aber dennoch mehr als solide Death Metal-Kost ab. Vielleicht liegt es auch an der angetretenen Elite des Genres, dass IMMOLATION im Vergleich ein klein wenig blass wirken.
Sehr viel schwedischer, aber ähnlich melodisch sind OBSCURE INFINITY, die vor allem Grave und Entombed huldigen und dabei eine sehr gute Figur machen. In einer Zeit, in der einige der alten Helden sich zur Ruhe begeben (Dismember) oder live nur noch mittelmäßige Leistungen bringen (Obituary) sind solche Bands wichtig – selbst wenn sie über kaum Eigenständigkeit verfügen.
Das ist eine hervorragende Überleitung zu GHOST BRIGADE, denen es an Eigenständigkeit nicht mangelt und die wie letztes Wochenende auf dem Wacken restlos begeistern können. Das Postcore (oder wie man dieses unmöglich zu kategorisierende Gebräu auch immer nennt)  hier so gut ankommt, war keineswegs beschlossene Sache, doch die Mischung aus solidem Groove, intensivem Riffing, harschem Gekreische und sanftem Gesäusel tut ihre Wirkung.
Ein harscher Kontrast dazu sind die Blackies von HARADWAITH, die in beeindruckender Weise demonstrieren, wie sehr sie seit dem Albumrelease gewachsen sind. Auf Platte immer einen Ticken zu brav, zeigt das Quintett live Zähne und blanken Wahnsinn. Da ist ein Auftritt des Dark Fortress-Shouters gar nicht mehr nötig, um die Stimmung anzuheizen. Ein Start-Ziel-Sieg und der Höhepunkt des heutigen Zeltprogramms.
NILE haben technische Probleme, weshalb sich ihr Auftritt verzögert. Als es dann schließlich losgeht, gibt es allerdings die Pure Ancient Egypt Madness in Tüten zum mit nehmen. Hektisches Headbanging gehört da genauso zum Bild wie heruntergeklappte Unterkiefer, aber auch Leute, die unter Kopfschütteln das Gelände verlassen. Also alles wie immer.
IMMORTAL lassen sich dann ordentlich Zeit, bis sie sich auf die Bühne bequemen. Abbath hat nicht gerade seinen kommunikativen Tag erwischt, ansonsten werden IMMORTAL ihrem Ruf als den Kiss des Black metal aber mehr als gerecht – das reicht vom Feuerwerk bis zu den Tanzschritten. Wie zu erwarten bietet die Setlist Altfans nicht besonders viel, aber mit 'The Sun No Longer Rises' und 'The Call Of The Wintermoon' sind zumindest zwei Highlights der Frühphase dabei, während „Sons Of Northern Darkness“ überreichlich bedacht wird. Spielerisch ist natürlich alles im grünen Bereich, letzendlich siegt der Unterhaltungsfaktor aber gegenüber dem frostigen Black Metal-Gefühl. Aber anders will das diese Band vermutlich gar nicht.

Samstag:

Leute, ich hab zwei Tage Festival in den Knochen, bin müde und darf mir dann so eine Wichse wie RECTAL SMEGMA antun? Der Scheiß ist weder lustig noch musikalisch in irgend einer Weise relevant. Voll für'n Arsch (daher vermutlich auch der Name) und Sadismus für die Ohren! Bloß weg hier...
Da sind mir die TRASH AMIGOS schon tausend Mal lieber. Das Western-Konzept entfacht kaum Wirkung, aber musikalisch gehört die Truppe zu den stärkeren und demonstriert, warum wir mehr Thrash Metal auf dem Party.San brauchen (naja, vielleicht nicht dieses Jahr, aber teilweise wird dieses Genre ja doch recht stiefmütterlich behandelt).
CATTLE DECAPITATION kommen da nicht richtig mit und über das Prädikat „solide“ auch kaum hinaus. Der Gig mag an sich okay sein, man hat ihn aber vor Ende der nächsten Umbaupause auch schon wieder vergessen.
Das ausgerechnet die suizidalen NOCTE OBDUCTA den meisten Spaß in dem Backen haben, war so nicht zu erwarten. Während die Truppe musikalisch genau das gibt, was man von ihr erwartet (wobei mir persönlich die Stimme vom Keyboarder/Zweitsänger tierisch auf den Senkel geht), wirkt sie in den Spielpausen recht unterhaltsam und angenehm unaufgesetzt. Alles in allem eine Art Opeth-Paket, dass so unbedingt weiterverfolgt werden sollte!
ARCHGOAT gewinnen zusammen mit Bolt Thrower den Fanfreundlichkeitspreis. Fünf Euro für das aktuelle Album ist nicht mehr preiswert, sondern im Grunde geschenkt (bei vielen Bands sind schon die Singles teurer). Musikalisch gibt es den saftigsten Gitarrensound des Festivals und starken War Metal, der sich auch nicht für einen gewisse Variablität zu schade ist. Für Stirnrunzeln sorgen dagegen die unverständlich ins Mikro gegrunzten Songtitel.
Ragnarok haben es noch nicht aufs Gelände geschafft, weshalb WARBRINGER sich netterweise bereit erklären, ihren Slot vorzuziehen. Das ist schade für ein paar Thrash-Fans, die die Truppe dadurch leider verpassen, und einige Black Metal-Fans gucken ebenso in die Röhre, weil halt unklar ist, wann ihre Faves spielen. Der Auftritt ist solide, denn WARBRINGER gehören zu den besseren neuen Thrash Bands und haben ordentlich Liveenergie. Wie viele ihrer Kollegen haben sie allerdings auch das Problem, dass ihren Songs noch die letzte Portion Identität fehlt.
Auch TOXIC HOLOCAUST ziehen ihren Gig vor, sind aber eine komplett andere Liga als ihre Vorgänger. Mit 'War Is Hell' startet das Trio in einen schnellen, lauten und krachigen Set, der kaum Wünsche offen lässt. Lediglich über eine zweite Gitarre sollte man unbedingt nachdenken. Schön ist dagegen, dass es zwischen den Songs keine langen Pausen gibt und Kracher auf Kracher folgt.
Endlich sind RAGNAROK angekommen und müssen sofort auf die Bühne hetzen, was eine gewisse Missstimmung auslöst. Ist das vielleicht der Grund für die super Liveleistung, oder hat die Band tatsächlich in den letzten zwei Jahren einen Quantensprung hingelegt, was ihre Liveperformance angeht. Die Truppe strotzt nur so vor Energie und gibt alles. So soll es sein!
Der Death Metal von INCATATION läuft danach ebenso gut rein, auch wenn sie den geneigten Hörer mit Überraschungen verschonen. Musikalisch top, die Performance ist gut und das Publikum weiß das zu würdigen.
Bei KALI-YUGA kann man leider nicht so recht weitermachen, denn auch wenn deren Melodic Death Metal vordergründig gut gespielt ist, wirkt er im Songwriting teilweise stark schaumgebremst. Hier fehlt eindutig das letzte Quäntchen Aggression.
Das könnte man über INSOMNIUM genauso sagen, doch genau dafür schätzen die Fans diese Band ja. Ich für meinen Teil fühle mich höchst angeödet und verziehe mich so bald wie möglich ins Zelt.
Denn da spielt mit VENENUM die beste Death Metal Band des gesamten Festivals. Tiefschwarz und morbide feuert das Quartett seine Geschosse ins Publikum, dass ihm schon nach kürzester Zeit aus der Hand frisst. Atmosphäre und Brutalität zeigen sich in selten gesehener Eintracht, und die Bühnenshow wirkt als perfekte Ergänzung zur Musik. Der Unterschied zum nur mittelmäßigen Auftritt auf dem Hells Pleasure im letzten Jahr ist gewaltig. Diese Band sollte man auf der Rechnung haben!
Gegen diese Urgewalt kommen die Saufziegen von TAKARD einfach nicht an, auch wenn sie natürlich wieder eine Best-Of-Setlist vom feinsten und viel Bewegung auffahren. Das Publikum sammelt sich für den letzten Durchgang, und Gerre zeigt sich wieder einmal als sympathischer Frontmann, weshalb der Applaus berechtigt ist.
NAGLFAR liefern danach eine erstklassige Kostprobe ihres Könnens und verzaubern mit melodisch-dunklen Großtataen à la 'I Am Vegeance' und 'Darkest Road'. Leider ist gerade bei dieser Band der Sound ganz schön beschissen, was die Freude ein wenig trübt, doch Sänger Kristoffer weiß das mit seinem Charisma und seinem Engagement auszugleichen. Erstaunlich ist, wie wenig das neue Album in der Setlist berücksichtig wird.
Zum Schluss blasen BEHEMOTH zum Angriff und demonstrieren, dass niemand Deicide zu vermissen braucht: Live kommt sowie kaum noch jemand mit den Polen mit. Der Drahtseilakt zwischen Authetizität und Professionalität legen Nergal und Co. Mit Bravour hin. Songauswahl, Show, Präsenz, es gibt kein Gebiet, auf dem die angeschwärzten Deather noch irgendeine Konkurrenz fürchten müssten. Ein beeindruckender Schlussknall!

Review von Felix P.

Impressionen und Live-Bilder gibt's von Total Utfrysning Photography genau HIER!

Dienstag, 2. August 2011

Hell's Pleasure 2011 - Festivalbericht


Hell's Pleasure Festivalbericht
Pößneck, 22.-23.7.2011

Das „Hells Pleasure“ Festival ist ein kleines Underground Metal Festival im südlichen Osten Deutschlands, das in mehr als einer Hinsicht an das Party.San vor den jährlichen Preiserhöhung erinnert. Mit ein paar hundert Leuten ist das Festival fein und übersichtlich, der Eintritt beträgt 35 Euro, Festivalshirts bekommt man für zehn Euro und das Bier für zwei Euro. Der Campingplatz liegt auf einer Motorcrossstrecke, was aufgrund des steinigen Bodens locker mal zwei, drei Heringe kosten kann. Zwischen Campingplatz und Festivalgelände liegt eine Marktmeile, deren Angebot das Publikum des Festivals ganz gut wiederspiegelt: Underground aller metallischen Stillistiken ist vertreten, eine Betonung liegt auf dem Black Metal, gelegentlich findet man ein paar ekelige braune Einsprengsel (Artikelweise, NSBM Stände gab es nicht), hingegen bleibt Mainstream Metal Merch weitgehend außen vor. Zum Thema braun: Die vorhandenen Nazis sind in der starken Minderzahl und benehmen sich dementsprechend weitgehend unauffällig. Das über der Biertheke aufgehängte Poster „No Politics! No Weapons! No Priests!“ fasst den Zustand ganz gut zusammen, womit jeder leben können sollte.
Kommen wir also zu den erfreulichen Dingen! Die kleine Bühne wird von mittags bis nachts bespielt, wobei man sich Mühe gegeben hat, Bands, die für ihre Stimmung die Dunkelheit brauchen, auch erst nachts auftreten zu lassen. Meinen Dank dafür, bei vielen Festivals bleibt dieses Detail häufig vernachlässigt. Der Sound ist recht durchwachsen, festivaltypisch ist gerade der Gesang häufig zu leise, während die Gitarren fast grundsätzlich im Vordergrund stehen, dabei aber gelegentlich etwas verwaschen aus den Boxen kommen. Bei einem Open Air mit 20 Minuten Umbau und Line Check darf man halt keinen Traumklang erwarten. Dafür ist der Sound verdammt laut. Für Festivals dieser Größe typisch ist die Security eher klein und der Umgang mit den Besuchern locker. Dass das ganz offensichtlich gut funktioniert, spricht für das Publikum. Lediglich wenn unerwarteterweise mal ein Crowdsurfer in Richtung Bühne gejagt wird, kommen die Securities ins Schwitzen – das passiert einfach so selten, das es jedes Mal eine Überraschung ist.

Freitag:

Division Speed: Mit DIVISION SPEED eröffnet eine Thrash Band das Festival. Der Vierer beginnt die Show auf ein paar Stratos, bevor der Sänger mit Panzerfaust, die er aber quasi sofort weglegt, auf die Bühne kommt. Der Sound ist bewusst beschissen, unverzerrt und kraftlos. Nach zwei Songs werden die Stratos dann zerschlagen und die Saitenfraktion hängt sich ihre regulären Instrumente um den Hals. Der Sound wird sofort saftiger. Das schafft Stimmung, die die Sachsen auch bitter nötig haben, denn ihr Songmaterial setzt ausschließlich auf die Stumpf-ist-Trumpf-Karte und verfügt über keine nennenswerten musikalischen Qualitäten. Dazu wird es erschreckend rumpelig gespielt, so das von einem „Zusammenspiel“ nur im allerweitesten Sinne die Rede sein kann. Bei allem Respekt vor primitiver Musik, aber man kann es auch übertreiben. Endgültig vorbei ist es dann, als die P.A. Kurzzeitig ausfällt. Als Festivalstart mögen DIVISION SPEED funktionieren, aber wenn sie sich weiterentwickeln wollen, müssen Songmaterial wie auch Liveperformance noch besser werden.

Black Oath: Weiter geht es mit todtraurigem Doom Metal. BLACK OATH riffen sich langsam und ultraschwer durch ihre 40 Minuten und verbreiten dabei schwermütige Stimmung. Einziges Manko der Italiener ist ihr Sänger A.Th., der gefühlvoll und charismatisch, dabei aber gerne unsauber singt. Das stört nur mäßig, da der Gesang eh wenig zu hören ist, und so erlebt die Doomgemeinde ihren ersten Höhepunkt. Unterm Strich bekommen BLACK OATH den Jubel, den sie verdienen.

Maim: Mit MAIM wird das Tempo dann wieder angezogen. Brutaler, technischer Death Metal mit weitgehender Abwesenheit von Melodien. Die Schweden walzen sich durch einen brutalen Set und erhalten dafür zu recht positive Reaktionen. Die Musik hat zwar keinen echten Innovationswert, hält live aber die klassischen Death Metal Helden am Leben. Leider wird der Set auf Dauer etwas eintönig, womit er auch die größte Schwäche der aktuellen Strömung beinhaltet. Das Potential ist definitiv da, aber ein bisschen mehr Variabilität darf es gerne sein.

Saturnalia Temple: Waren Black Oath schon langsam, bleiben SATURNALIA TEMPLE fast stehen. Die Zutaten des Duos plus Liveschlagzeug sind dabei einfache, ständig wiederholte Riffs, die das Publikum hypnotisieren und verzaubern sollen. Dumm nur, dass das nicht so recht klappen will, denn die Riffs sind längst nicht stark genug. Und so erweist sich der, als besonders wirkungsvoll gedachte, einfache und gleichförmige Aufbau der Songs als Killer, denn die Riffs zünden nicht, sondern fliegen nur ziellos in der Gegend rum. Einige Die-Hard Fans würden sicherlich widersprechen, denn zumindest ein paar Leute nicken inbrünstig mit, aber prinzipiell sind SATURNIA TEMPLE in ihrer Langsamkeit einschläfernd und in ihrer Gleichförmigkeit nervend.

Obliteration: OBLITERATION reißen das Publikum mit ihrem klassischen, schwedisch angehauchten Death Metal sofort mit und sorgen für viele Headbanger und lautes Gebrüll. Ihr Spiel ist variantenreich, immer melodisch genug, um abwechslungsreich zu sein, aber nie so melodisch, als das es auch nur einen Hauch an Brutalität einbüßt. Dazu wissen die Norweger in allen Tempovarianten zu überzeugen und glänzen auf der Bühne mit viel Aktivität. Ein Fest für Death Metal Fans und eine eindrucksvolle Demonstration von musikalischer Klasse. Gegen Ende des Auftritts erfahren die Musiker dann von den Anschlägen in Norwegen und zeigen sich betroffen, was in einer kurzen Ansage zum Ausdruck kommt. Dass sie ihren Set danach so schnell wie möglich beenden wollen, um danach mehr zu erfahren, kann ihnen wohl kaum jemand verübeln.

Root: Die Tschechen ROOT bezeichnen ihren Stil als Epic Black Metal. Diesen spielen sie schon eine ganze Weile, nämlich über 20 Jahre. Leider hat das der Qualität nicht besonders gut getan. Die Strukturen sind abgestanden, die Tempowechsel vorhersehbar und die Riffs nur selten wirklich aggressiv. Damit sind ROOT in der Generation In Flames eigentlich recht passend, für das Hells Pleasure aber nicht wirklich geeignet. Zudem legt man gerade zu Anfang des Sets ein wenig zu sehr Gewicht auf Downtemposongs, so dass die Stimmung von Obliteration nicht übernommen werden kann.

Enforcer: Die Schweden sind mit ihrem klassischen Heavy Metal heute der Ausreißer des Festivals. Das macht aber gar nix, den ENFORCER sind bereit, um die Fans zu kämpfen und sprinten von Anfang an los, als hätten sie Chillisoße an den Beinen. Für große Diskussionen sorgt die Übernahme der zweiten Klampfe durch Sänger Olof Wikstrand. Der kann sich natürlich weniger bewegen und man merkt ihm auch noch an, wie anstrengend die neue Doppelbelastung für ihn ist. Das ändert aber nichts daran, dass die neue Besetzung funktioniert und das Songmaterial für sich ausgezeichnet zündet. ENFORCER müssen weiterhin hart arbeiten, doch es ist kein Grund zu erkennen, warum diese Band nicht noch größer werden sollte. Lediglich das Zugabespielchen sollte man sich bei einem so kurzen Set doch lieber sparen.

Ghost: GHOST haben viele Fans unter den Besuchern des Hells Pleasure, jedenfalls steigt der Druck auf die ersten Reihen mit Beginn des Auftritts beträchtlich, denn jeder will einen Blick auf die fünf Kuttenträger und den Papst bekommen. Vor allem letzterer ist es, der den Auftritt der Schweden mit seiner Gestik und seinem Gesang maßgeblich bestimmt. Seine Segensgesten und seine Bewegungen vermitteln eine Würde, die durch die Texte und die schwarzen Männer im Hintergrund effektiv karikiert wird, so das eine vollendete Blasphemie daraus erwächst. Das einzige Problem dabei: GHOST brauchen unbedingt mehr Songmaterial, um die Setlist stärker variieren zu können. Durch ihre einstudierte Performance gleicht die Show der in Berlin beinahe bis aufs Haar. Wenn GHOST auf Dauer relevant bleiben wollen, brauchen sie mehr Abwechslung.

Nifelheim: Iron Maiden haben heute einen Day Off, deshalb können sich die Toxic Twins mal wieder um ihre eigene Band kümmern und als Stachelschweine of Darkness and Evil einen schweinegeilen Auftritt hinlegen. Unterstützt werden sie dabei von den beiden Necrophobic Gitarristen, die nach wie vor das wohl beste schwedische Black Metal Gitarrenduo sind. Ihr brillantes, in jedem Moment tightes Gitarrenspiel fügt der punkigen Note der Chefdenker Hellbutcher und Tyrant eine edle Nuance hinzu, die den starken, trotz beständig hohen Tempos variablen Songs die Klarheit gibt, die sie brauchen, um sich in ihrer gesamten, finsteren Pracht entfalten zu können. Zudem haben die Schweden (im Gegensatz zu den meisten Norwegern) auf der Bühne einen schier unersättlichen Bewegungsdrang, so das man alle Mitglieder (mit Ausnahme des Drummers natürlich) beständig am Bühnenrand sehen kann. Das treibt die Stimmung an sämtliche Siedepunkte, und wohl kaum eine andere Band wird an diesem Wochenende so abgefeiert wie NIFELHEIM.

Year Of No Light: YEAR OF NO LIGHT haben sich für den Abschluss des Tages noch etwas Besonderes einfallen lassen. Die Ambienttruppe vertont live den Stummfilm „Vampyr“ aus dem Jahre 1932 neu. Dieser uralte Horrorfilm, der sich vor allem durch eine gewisse Surealität auszeichnet, eignet sich für ein solches Vorhaben perfekt. Leider verschenken YEAR OF NO LIGHT mit einer Verspätung im Guns'n'roses Maßstab (etwas mehr als eine Stunde später als angekündigt geht es los) einen Gutteil der Spannung. Zudem ist die musikalische Umsetzung zwar definitiv geglückt und jagt einem die Gänsehaut über den Rücken, aber nur wenige Fans halten die 80 Minuten in ihrer Gesamtheit durch. Sehr schade, denn das war definitiv sehenswert und sollte unbedingt wiederholt werden.

Samstag:

Reveal: Es gibt Stile in unserer lustigen, bunten Musikwelt, die sind absolut unvereinbar, und dazu gehören definitiv Indie Rock und Black Metal. Genau das versuchen REVEAL, was dann wie kraftloses Geschrammel mit furchtbar unpassendem Gekrächze klingt. Instrumentalbesetzung und Sänger sind für sich genommen definitiv fähig, passen jedoch auf Teufel komm raus nicht zusammen. Das Gebräu wirkt zwar im ersten Moment innovativ und interessant, läuft sich aber bereits nach kurzer Zeit tot, was sich dann auch in den Publikumsreaktionen niederschlägt.

Invidious: Man könnte lästern, das die Stimmung zunimmt, sobald die Innovation abnimmt. Damit tut man den Death Metallern von INVIDIOUS aber Unrecht, denn auch wenn ihre Musik nicht wirklich die genialste Erfindung seit dem ABS ist, macht sie zu dieser Tageszeit definitiv Spaß. Das sehen auch die Fans so, die die Schädel kreisen lassen und den Schweden reichlich Applaus spenden. Schön, das so viele Bands dem klassischen Death Metal huldigen und nicht einfach nur auf dem „Immer schneller, immer brutaler“-Trip sind, der auf Dauer einfach nur nervt.

Jex Thoth: Obwohl JEX THOTH vor nicht einmal einem Jahr in Deutschland unterwegs waren, hat sich in der Zwischenzeit viel getan. Der Keyboarder, bisherige Spaßbremse der Band, ist ersatzlos gestrichen worden, der Bassist wurde ausgewechselt und ein neuer Gitarrist ist dabei, der den Sound der Band andicken soll. Die Folge ist ein zuerst recht gewöhnungsbedürftiges neues Klangbild, das zwar rockiger und dementsprechend festivaltauglicher, häufig aber auch weniger atmosphärisch rüberkommt. Daran muss sich der geneigte Zuschauer erst gewöhnen, allerdings herrscht zumindest etwas mehr Bewegung auf der Bühne. Blickfang ist dabei natürlich Sängerin Jex Thoth, deren Charisma aber durch den Bühnengraben nicht ganz so stark zum Tragen kommt, da es zu weiten Teilen auf der Nähe zum Publikum aufbaut. Dennoch ist sie mit ihrer Ausstrahlung allen Kolleginnen voraus und hat das Publikum vom ersten bis zum letzten Moment in der Hand.

Venenum: VENENUM treiben mit ihrem Bühnenaufbau viel Aufwand und schleifen sogar einen Grabstein auf die Bühne. Dazu wird ein totes Frettchen ins Publikum geworfen, das aber postwendend wieder zurückkommt. Dieser etwas lächerliche Vorgeschmack zeigt, das sich VENENUM vielleicht doch lieber auf ihre Musik konzentrieren sollten, denn die ist zwar gutes Headbangfutter, lässt aber noch den großen Aha-Moment vermissen. Klassischer, leicht komplex angehauchter Death Metal mit ein paar wenigen Black Metal Anleihen steht auf dem Programm und treibt durch vergnügliche 40 Minuten. In diesem Sinne: Weniger „Trara“, mehr „Dröhn“!

Nekromantheon: Das Trio NERKROMANTHEON besteht zu zwei Dritteln aus Obliteration Leuten, aber qualitativ hat das dummerweise überhaupt nicht abgefärbt. Der Thrash Metal der Truppe hat keine Ausstrahlung, sondern nur eine kindische Punkbetonung, die die Qualitäten des Genres auf einfaches Zwei-Akkord Geriffe reduziert. Niemand verlangt, das jede Thrash Band progressive Gewitter im Stile von Megadeth entfesselt oder das melodische Element von Slayers „South Of Heaven“ in vergleichbarer Brillanz übernimmt, aber wenn man beim Zuhören beginnt, auf Kreators „Endless Pain“ technische Anleihen und abwechslungsreiche Arrangements zu finden, dann ist die spielende Band definitiv über das Ziel hinausgeschossen. Auch wenn das diverse Fans vor der Bühne anders sehen: So macht Thrash zumindest mir keinen Spaß – und so sollte man auch ernsthaft überlegen, ihn lieber Trash zu schreiben.

Tribulation: Da kommen die Schweden von TRIBULATION gleich doppelt gut. Die Death Metaller sind nur einen Ticken melodischer als das Gros ihrer Kollegen aus dem Schwedentodmetier, sie sind aber auch einfach gute Songwriter und halt auch schon ein paar Tage am Start, so dass das Songmaterial reifen konnte. Dazu kommt noch die zusammen mit Nifelheim energetischste Perfornmance des Wochenendes. Bei so viel Spielfreude, hochklassigen und eingängigen Songs und noch recht gutem Sound ist das Publikum natürlich von Anfang an dabei und feiert TRIBULATION von vorne bis hinten ab. Die Death Metaller machen alles richtig und gehen damit als einer der Festivalsieger vom Platz.

Gospel Of The Horns: Gegen die geballte Ladung Power von Tribulation können GOSPEL OF HORNS nicht so recht anstinken, dennoch ziehen sie routiniert und spielfreudig ihr Ding durch, womit sie die Fans schnell auf ihrer Seite haben. Ihr angeschwärzter Thrash Metal ist für die feierwütige Masse noch einmal Gelegenheit, die Becher zu erheben und den Hals ordentlich zu belasten. So gewinnen auch GOSPEL OF HORNS sicherlich keinen Innovationspreis, haben und machen aber Spaß – viel mehr kann und will man ja gar nicht verlangen.

Negative Plane: NEGATIVE PLANE sind der progressive Teil des Tagesprogramms und kontrastieren damit effektiv weite Teile des Billings. Das gefällt nicht jedem, dennoch ist es vor der Bühne gut voll. Und was diese drei Musikmagier von der Leine lassen, hat nicht nur Klasse, es hat einfach alles: Sinn und Verstand, brillante Technik, unglaublich viel Gefühl, Abwechslung und ganz viel Tiefe. NEGATIVE PLANE brillieren in jedem Moment, sie zelebrieren ihre eigene Musik mit Selbstbewusstsein, ohne ob ihrer zweifellos vorhandenen Fähigkeiten arrogant zu wirken. Sie überzeugen in jedem Tempo, in jeder Lautstärke und unabhängig von technischer Schwierigkeit. Wenn Gitarrist/Sänger Nameless Void unter seine Schreie ein Tappingsolo packt, klappt einem der Unterkiefer gen Boden, und man wähnt sich bei einem Frickelact im Sinne von Dream Theater oder Symphony X. Damit tut man dieser großartigen Band aber Unrecht, denn emotional ist dieser Auftritt ganz große und finstere Klasse und hat mit den friedlichen Proggies absolut nichts zu tun. Einfach nur großartig!

Rotting Christ: Die Griechen versuchen heute noch ein Mal in ihrem Leben eine Black Metal Band zu sein und setzen heute dementsprechend auf ein Old School Set. Über den Erfolg lässt sich streiten, denn auch wenn die Songauswahl vor allem den frühen Fans zweifellos Spaß macht und die Band über viel Ausstrahlung verfügt, wirken die Songs schaumgebremst. Der Gastauftritt von Primordial Fronter A. Nemtheanga ist dann auch nur ein nettes Gimmick, vor allem, da der Ire naturgemäß bei seiner Hauptband sehr viel mehr Charisma entwickelt. Die Publikumsreaktionen sind dennoch sehr positiv, was vor allem der Ausstrahlung der Musiker zu verdanken ist. So hört man nach dem Auftritt zwar auch negative Stimmen – die positiven überwiegen allerdings.

Candlemass: Mit einer Runde klassischen Doom Songs verwöhnt uns heute der Headliner CANDLEMASS. Songs wie „Sollitude“ und „Hammer Of Doom“ sind Klassiker und werden zudem von der Band wunderschön dargeboten. Vor allem Sänger Robert Lowe brilliert heute und hat schon nach kurzer Zeit die Fans auf seiner Seite – das Publikum frisst ihm aus der Hand, applaudiert artig und macht auch seine Mitsingspielchen mit. Wieder einmal wird klar, was für ein Glücksgriff der In Sollitude Sänger für CANDLEMASS ist. Dabei ist die Instrumentalarbeit wuchtig, aber nicht zu schwer, so dass die Songs den Hörer nicht erschlagen, sondern seine Ohren umschmeicheln und in großer Gelassenheit zu seiner Seele wandern. Das ist zwischen den vielen Knüppelbands nicht nur eine schöne Abwechslung, es ist an dieser Stelle auch durchaus passend. Und einfach nur toll umgesetzt.

Ascension: Danach folgt das absolute Kontrastprogramm. Jeder Funken von Gemütlichkeit verfliegt und macht einer unglaublich intensiven Finsternis Platz, die nichts Geringeres als die absolute Vernichtung aussagt. Bereits der Bühnenaufbau und die Lichtshow demonstrieren eindrucksvoll den Unterschied zwischen gut gemeint und gut gemacht. Schädel und Kerzen werden auf der Bühne drappiert, in der Mitte steht ein in Knochen eingehüllter Mikrofonständer, die vier Intrumentalisten tragen ein schwarzes Corpsepaint, während das des Sängers durch die beständig grellrote Beleuchtung fast unmöglich zu erkennen ist. ASCENSION spielen heute ihren ersten Auftritt und sind dabei beeindruckend gut aufeinander eingespielt. Dazu hat die Band eine diabolische, kaum in Gedanken erfassbare, aber stark spürbare Aura. Vor allem der Sänger ist in seiner ganzen Gestik und seinem wahnsinnig ausdrucksstarken Gesang der fleischgewordene Ausdruck zerstörerischer Dunkelheit. Er gibt dem Gesamtkunstwerk ein Gesicht – oder eher eine entstellte Maske, die man wie wahnsinnig anstarrt. Die Reaktionen des Publikums halten sich in Grenzen, Klatschen und Gröhlen scheint fehl am Platze zu sein. Der absolute Höhepunkt und würdige Abschluss des Festivals.A

Fazit: Ein schönes, kleines, gemütliches Festival mit niedrigen Preisen und tollem Billing. Vielmehr kann man nicht verlangen.

Alle Bilder vom Festival.

Für euch waren vor Ort: Felix, Diana und Jäcki

Dienstag, 5. Juli 2011

Hell's Pleasure - Vorbericht


In ein paar Mwochen ist es schon wieder soweit: Das HELL´S PLEASURE, DER Geheimtipp für alle Doom und Black Metal Freunde, geht am 22/23.7.2011 in die siebte Runde.

Wie auch die Male davor auf der Motorcross Strecke in Pößneck, die genug Platz und Auslauf für Festivalwütige bietet. Das Billing kann sich selbstverständlich wieder mehr als sehen lassen. Nicht nur dass die deutschen ASCENSION, die mit ihrem letzten Album „Consolamentum“ wohl eines der fessensten deutschen Black Metal Scheiben auf den Markt geworfen haben, versprechen eine exklusive Festivalshow. Desweiteren wurden keine geringeren als die Occult Horror Doomer BLACK OATH aus Italien geangelt und ROTTING CHRIST werden eine äußerst empfehlenswerte Old School Show ihrer Alben "Passage To Arcturo", "Thy Mighty Contract", "Non Serviam" und "Triarchy Of The Lost Lovers" abliefern. Eine der besten europäischen Doom Ambient Bands, namentlich YEAR OF NO LIGHT dürfen da natürlich auch nicht fehlen und obendrauf werden sie einen live Movie Soundtrack zu Carl Theodor Dreyer's Masterpiece „Vampyr“ spielen. Headlinen wird das HELL´S PLEASURE diesmal die Doom Legende aus Schweden: CANDLEMASS (weitere Infos zu den Bands -> hier). Also auf keinen Fall verpassen und Karten sichern und das schnell, denn im VVK sind nur insgesamt 777 Stück erhältlich und das für schlappe 35 Euronen!

In Short:

Location: Motocross-Strecke Pößneck, 07381 Pößneck/Schweinitz

Vorverkauf: Wochenendticket 35 € (inkl. Porto und Gebühr)
Abendkasse: Wochenendticket 40 €
Tageskarte Samstag (22. Juli 2011): 28 €

-> Karten

Bis jetzt bestätigte Bands:

Ascension (D)
Black Oath (IT)
Candlemass (SWE)
Division Speed (D)
Enforcer (SWE)
Ghost (SWE)
Gospel Of The Horns (AUS)
invidious (SWE)
Maim (SWE)
Negative Plane (US)
Nekromantheon (NOR)
Nifelheim (SWE)
Obliteration (NOR)
Reveal (SWE)
Root (CZ)
Rotting Christ (GRE)
Saturnalia Temple (SWE)
Tribulation (SWE)
Year of No Light (F)

Venenum (D)

Für weitere Infos

Sonntag, 26. Juni 2011

Metalfest 2011 - Festivalbericht


METALFEST 2011 Festivalbericht
Dessau, 27.-29.5.2011

Zum zweiten Mal findet am Flughafen Dessau das Metalfest Open Air statt. Zu einem Eintrittspreis von ca. 70 Euro bekommt man drei Tage lang volles Programm auf zwei Bühnen. Zeitgleich findet das Metalfest auch in Österreich und der Schweiz statt, so dass die Bandauswahl weitgehend zwischen diesen Ländern rotiert. Zur Bandauswahl ist folgendes zu sagen: Das Billing hat sich im Vergleich zum letzten Jahr und dem Legacy Fest vor zwei Jahren gewaltig verbessert. Statt nur Bands von im Trend liegenden Musikrichtungen zu buchen, ist das Programm zwischen allen Musikrichtungen gut durchmischt, so dass für jeden etwas dabei sein sollte. Zudem hat man sich ein Beispiel am Bolt Thrower Gig im letzten Jahr genommen und weitere Besonderheiten, etwa die Oldschoolshow von Entombed oder das Deutschlanddebüt von Hell, aufs Festival geholt, um den Fans etwas besonderes bieten zu können. Dafür ein großes Lob!

Das Festivalgelände wurde grundlegend umstrukturiert. Statt im Hangar steht die zweite Bühne nun im Zelt. Das ist im Prinzip durchaus positiv zu sehen, da der Sound im Hangar, gerade wenn dieser nicht gefüllt war, ziemlich matschig und verhallt war. Dieses Problem hat man im Zelt naturgemäß nicht, da der Sound bei weichem Boden und Decke sowie offenen Seiten nicht so stark zurückgeworfen wird und die Anzahl der Besucher dementsprechend weniger relevant ist. Leider ist der Sound das ganze Wochenende hindurch auf beiden Bühnen eher mäßig. Die Gitarren sind häufig zu leise, zudem fallen auf der Hauptbühne einige Lautsprecher kurzzeitig sogar komplett aus. Dazu klagten im Nachhinein einige Musiker im Zelt über Monitorprobleme, wodurch das Zusammenspiel hörbar litt.

Der Eingang wurde zentraler gelegt, die Wege auf dem Festivalgelände verkürzt. Leider wurden Ein- und Ausgang definitiv unterdimensioniert, weshalb es gerade bei den Headlinern zu starken, extrem nervigen Verzögerungen gekommen ist. So kann man auch mal locker eine Band verpassen oder kommt nach getaner Halsmassage nicht auf den Zeltplatz zurück.

Strafverschärfend hinzu kommt die Security. Während es über die Grabensecurity absolut nichts schlechtes zu berichten gibt, sondern man im Gegenteil ein großes Lob für deren Professionalität aussprechen muss, sieht das beim Eingang anders aus: Die Kontrollen sind häufig langsam und trotzdem nicht besonders gründlich, dazu gerne mal unfreundlich. Zudem werden einige Sachverhalte, beispielsweise die Erlaubnis zum Befahren des Campinplatzes am Freitag, recht willkürlich gehandhabt. Da besteht Nachbesserungsbedarf, vor allem bezüglich des Briefings der Security, denn die Leute können auch nur bei guter Vorbereitung ordentlich arbeiten. Aber, um nochmal was positives zu sagen, gab es eigentlich Anzeichen von NSBM auf dem Gelände? Im Publikum hält es sich in sehr engen Grenzen, auch an den Ständen habe ich nicht besonders viel zu dem Thema gefunden. Lobens- und unbedingt Nachahmenswert, so wird es gemacht!
Der Metalmarkt ist, wie letztes Jahr, über weite Teile des Geländes verteilt, dabei aber definitiv kleiner. Anders sieht das mit den Fressständen. Hier gibt es so ziemlich alles, was das Herz begehrt, zu für Festivalverhältnisse recht günstigen Preisen. Ein Knackpunkt im wahrsten Sinne des Wortes ist einmal mehr der Steinboden vor der Bühne. Nicht nur, dass man sich leicht verletzen kann, der Staub killt einem im Moshpit die Lungen. Da ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich viele Besucher aus überzähligen Shirts Touareg-ähnliche Verkleidungen basteln.
Die hygienischen Verhältnisse sind, wie sie auf einem Festival eben sind. Hier muss man der Organisation ein Lob aussprechen: Es waren genug Dixis da. Das diese irgendwann gemieft haben, ist nicht weiter verwunderlich und in aller erster Linie dem Alkoholpegel ihrer Benutzer zuzuschreiben. Ansonsten kann man für einen Euro aufs Porzellanklo, für zwei Euro Duschen und für fünf Euronen bekommt man eine Flatrate für beides.

FREITAG

Vor den meisten Hauptbühnenbands kommt eine Frau auf die Bühne, um die Band anzusagen. Leider war die Dame nicht wirklich rhetorisch begabt, sodass sie „Ausziehen“ Rufe quasi magisch angezogen hat. Das eine ist so nervig wie das andere, also bitte die Ansagerin in Zukunft weglassen.

KIVIMETSÄN DRUIDI

Man kennt sie schon vom Paganfest, und besser sind KIVIMETSÄN DRUIDI seitdem auch nicht geworden. Man mag die Bauchtanzeinlagen der Sängerin noch als Geschmackssache abstempeln, aber sie singt teils grauenhaft schief. Die dazugehörige Finntroll-meets-Nightwish Musik macht das auch nicht interessanter. Einigen Humpafans gefällt das Ganze, aber viel ist nicht vor der Bühne los, und man sieht auch häufig Verständnislosigkeit. Eine Band der Kategorie „Unnötig“.

GUNS OF MOROPOLIS

Die Drei Jungs von GUNS OF MOROPOLIS haben erst vor kurzem eine gute Plattenkritik bei uns abgegriffen. Jedoch war es nun an der Zeit, sich der Tatsache zu stellen, auf einer großen Bühne zu spielen. Schon ziemlich früh musste die Band aus Heidenheim auf die Main Stage, um ein paar Songs von ihrem neuen Album “In Dynamite We Trust” zu präsentieren. Spielerisch traten sie zwar souverän auf, doch hatten sie große Probleme die große Bühne zu nutzen. Einige Songs kamen zwar sehr gut beim Publikum an, jedoch bedarf es der Band noch an einiger Erfahrung auf einer großen Stage. Das Potential der Band ist auf jeden Fall zu sehen bzw. zu hören.

TREEB

Die jungen Berliner von TREEB mussten am ersten Tag als 2te Band im Zelt auftreten und versuchten mit aller Mühe die ca. 50 Nasen zu unterhalten. Dabei verschenkten sie nach jedem Song eines ihrer Alben um die Meute schön bei sich zu halten. Spielerich, müsste man noch etwas an der Gitarrenfraktion arbeiten, aber es war dennoch ein gut gelungener Auftritt.

MILKING THE GOATMACHINE

Das sieht bei den Grindziegen schon anders aus. Viel Verkehr ist zwar immer noch nicht vor der Bühne, aber MILKING THE GOATMACHINE können trotz ihres Blödelimages musikalisch komplett überzeugen. Der grunzende Drummer ruft angenehme Autopsy Assoziationen hervor, wenngleich die beiden Bands jetzt nicht so viel miteinander zu tun haben. Dazu schaffen es die vier Ziegen, ihren Sound bei aller Härte und Unbarmherzigkeit immer abwechslungsreich zu halten. Mal schnell, mal groovig, aber immer viehisch gut. Was ich mir noch wünschen würde, wäre eine ausgefeiltere optische Umsetzung des Ziegenkonzeptes (wie wäre es mit einem gesprengten Viehtransporter als Bühnenbild?), aber man kann ja bekanntermaßen nicht alles haben. Mäh!

MERCENARY

Die Dänen haben zwei Mitglieder (Gesang und Keyboard) verloren und sich entschlossen, ohne Ersatz zu viert weiterzumachen. Was sich erst mal merkwürdig liest, macht live durchaus Sinn. Basser René Pedersen macht den Gesangsjob mindestens genauso gut, und auch wenn die Wechselgesänge immer ein schönes Gimmick im Sound von MERCENARY waren, hat die neue Besetzung einen ganz entscheidenden Vorteil: Der neue Sound ist viel rauer und unpolierter als der der viel keyboardlastigere der Vorgängerbesetzung. Das wird bereits beim Opener „World Hate Center“ klar, bei dem sich MERCENARYS als spielstark und unverbraucht präsentieren. Die Keyboards sind zwar nach wie vor im Off dabei, sie sind aber längst nicht mehr so dominant. Dazu kommen die neuen Songs, die die Band ein weiteres Mal gereift zeigen. Wahrscheinlich werden MERCENARY nie zu den kommerziell Großen des Melodic Death Metal gehören, doch sie sind definitiv eine der besten Bands des Genres – auch wenn das hier und heute kaum jemand zu bemerken scheint, der Bühnenvorplatz ist jedenfalls ziemlich leer.

DESTRUCTION

Das diesjährige Billing hat so einiges für Thrash Fans zu bieten, und DESTRUCTION legen dabei schon mal ordentlich vor. Brachial und zerstörerisch pflügen sie durch den selben Set, der schon auf der Tour mit Overkill so gut funktioniert hat – wenn er auch viel zu kurz ist. „Mad Butcher“, „Hate is my Fuel“, „The Butcher strikes back“, „Nailed to the cross“, „Thrash till Death“, DESTRUCTION schießen heute in komprimierter Form alles zusammen. Aufgrund der kurzen Spielzeit hält sich Schmier heute mit Ansagen zurück, aber das zum ersten Mal recht zahlreich anwesende Publikum will auch lieber Musik hören und dreht zu den Thrash Heroen ordentlich ab. Da verwundert es auch nicht, dass es zum ersten Mal an diesem Tag Zugaberufe gibt.

RIMORDIAL

Mit RIMORDIAL betritt einer der absoluten Höhepunkte die Festivalbühne. Sänger Alan gehört zu den packendsten Frontmännern dieser Welt und liefert eine whiskeyschwangere Wahnsinnsperformance ab, mit der er das Publikum immer wieder anstachelt. Sein Charisma macht den Genius dieser außergewöhnlichen Band für die Festivalbesucher greifbar. Ohne Intro, ohne vorherige Ankündigung kommt er auf die Bühne und fordert vom Opener „No Grave Deep Enough“ bis hin zum abschließenden „Empire Falls“ vollen Einsatz – und er bekommt ihn! Trotz der Uneingängigkeit der Songs – neben den genannten werden „Gods to the Godless“, „Lain with the Wolf“, „Bloodied Yet Unbowned“ und das obligatorische „The Coffinships“ gespielt – geht das Publikum mit und lässt sich auf eine wahnsinnig emotionale Reise in die Tiefe ein. So spricht Alan auch am Ende davon, was für ein großes Geschenk es sein, vor einem Publikum außerhalb Irlands ein Lied über die irische Hungersnot spielen zu können und darauf solche Resonanzen zu bekommen. Einfach nur nicht von dieser Welt!

RAGE

Klassischen Metal gibt es von RAGE. Allein das ist schon eine Neuerung gegenüber dem letzten Jahr, wo es diese Musikrichtung fast gar nicht gab. Das Trio legt jedenfalls mit „The Age of Darkness“ und viel Spielfreude los. Die Setlist ist dann ein guter Querschnitt der Diskographie mit Songs wie „Hunter and Prey“ (gewidmet den Damen), „Soundchaser“ (absolut großartig), „Straight to Hell“ (Hellyeah), „Down“ (als Rausschmeißer), „Higher than the Sky“ (mit obligatorischem Mitsingteil), „Set This World On Fire“ (nochmal mitsingen), „Drop Dead“ (Mit schöner Ansage – Peavy wird misanthropisch, wenn er seine Schwiegermutter besuchen muss) und dem Orchesterstück „Empty Hollow“. Letzteres nimmt im Set naturgemäß recht viel Platz weg, ist aber eine der absoluten Gänsehautnummern, sodass sich kaum jemand ernsthaft darüber beschweren kann. Auch sonst gibt es nichts zu meckern. RAGE beweisen einmal mehr, warum sie eines der Metalurgesteine sind.

EVOCATION

Weiter geht’s im Zelt mit den Schweden EVOCATION. Die spielen Death Metal klassisch schwedischer Prägung, sind dabei aber in den Gitarren unglaublich melodiös, ohne die Härte zu vernachlässigen. Dafür gehört ihnen eine Medaille verliehen! Da ist es auch nicht wirklich verwunderlich, dass das ungefähr halbvolle Zelt Kopf steht. Und auch die Band selbst freut sich, vor dem begeisterten Publikum spielen zu dürfen. So ist es schade, wie schnell dieser Gig vorbeigeht. Wer seinen Death Metal abwechslungsreich und pfiffig arrangiert mag und nicht nur stumpf auf die Fresse braucht, sollte dieser Band unbedingt eine Chance geben.

CRADLE OF FILTH

CRADLE OF FILTH sind nicht gerade dafür bekannt, häufig Konzerte zu geben, oder eine spitzen Show zu geben. Dennoch schaffen sie es ab und an für positive Überraschungen zu sorgen. In diesem Jahr müssen sie sich erneut auf einer großen Bühne beweisen und viele Fans sind definitiv davon geblendet, ihre Band lange nicht mehr live gesehen zu haben. Was CRADLE OF FILTH da allerdings abliefern ist allerdings nicht gerade feinste (Dani) Sahne. Die hohen Kreiche von Dani sorgen für viele enttäuschte und belustigte Gesichter im Publikum. Die Gitarren sind definitiv zu leise, aber wenigstens stimmt die Songauswahl an diesem Abend.

WHILE HEAVEN WEPT

Die Doomer haben mit Scar Symetrie den Platz getauscht und sind eindeutig eher was für Gourmets. Jedenfalls ist das Zelt doch recht leer, und viele der Anwesenden wollen sich auch nur einen guten Platz für Darkened Nocturn Slaughtercult oder Entombed sichern. Davon lassen sich WHILE HEAVEN WEPT aber nicht beeindruckend. Entspannt, aber durchaus mitreißend rocken sie sich durch einen viel zu kurzen Set. Zwischen Blastbeats und Stakkato Riffing entsteht hier ein Ruhepol, und so ist es durchaus passend, dass Sänger Rain Irving dem Publikum mindestens so viele Kusshände zuwirft wie er Pommesgabeln zeigt. Das mag man albern oder dröge finden – man kann sich aber auch mal zurücklehnen und sich von den schönen Melodien tragen lassen.

DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT

Größer könnte der Kontrast zu While Heaven Wept kaum sein. Blasphemisch, rasend, finster und kalt jagt der Vierer um Frontkreischerin Onielar durch einen Highspeedset, dessen Intensität in seiner Boshaftigkeit liegt. Hierbei agieren DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT an der Grenze zwischen Authentizität und beinahe lächerlicher Überzogenheit, erzwingen auf diese Weise aber immerhin stetige Aufmerksamkeit und gleiten zu keinem Zeitpunkt ins komödiantische ab, wie es andere Black Metal Bands regelmäßig tun. Musikalisch sind die Black Metaller definitiv über jeden Zweifel erhaben und Onielar kreischt sich in höchsten Tonlagen die Seele aus dem Leib – und versprüht dabei ohne Zweifel ein dämonisches Charisma. Alles in allem eine imposante Black Metal Demonstration.

AMON AMARTH

Die Headliner des ersten Abends sind AMON AMARTH und eigentlich weiß man doch schon alles zu der Band. Super Songauswahl, geile Feuerschow, noch geileres Licht, ein verdammt großer Banner und eine gut koordinierte Band. Der Sound allerdings, ist vorne viel zu laut und wird hinten vom Wind vernichtet. Schade, denn sonst wäre alles perfekt gewesen. Wie jede andere Band des Festivals leiden auch AMON AMARTH unter der kurzen Spielzeit. Die Fans hätten sich über mehr gefreut.


ENTOMBED

Endlich ist es soweit! DIE Death Metal Band Schwedens hat uns ein Set versprochen, der nur aus Songs der ersten Alben besteht. Und ENTOMBED halten Wort und bringen uns einen brutalen Oldschoolset, der Fanherzen höher schlagen lässt. Das ist die Ursuppe des schwedischen Death Metal, und auch wenn man einige dieser Songs regelmäßig in den Livesetlists des Quintetts findet, tut es gut, sie auch mal in dieser geballten Power zu hören. Songs der Güteklasse „Left Hand Path“ schreibt einfach kaum eine Band, und auch ENTOMBED sind da nie wieder so recht herangekommen. Ansonsten hat auch die Band wie immer viel Spaß an ihrem Set, einzig Sänger L-G Pertov wirkt etwas tapsig und unkoordiniert, growlt sich aber durch die tiefsten Tiefen und kommt dabei auch noch ungemein sympathisch rüber.

SAMSTAG

TROLLFEST

TROLLFEST ziehen, nimmt man die musikalische Qualität als Maßstab, schon ziemlich viele Leute vor die Bühne. Was den Entenhumpa der Truppe wirklich interessant macht, erschließt sich mir jedenfalls nicht wirklich. Musikalisch eher belanglos und nicht mal besonders witzig werden die Songs abgespult. Für den Alkoholkonsum mag das reichen, aber wie man dazu auch musikalisch ansprechender anregen kann, beweisen Tankard kurz danach.

TANKARD

Die Frankfurter Saufziegen machen von Anfang an keine Gefangenen und legen mit ordentlicher Spielfreude los. Gerre kann keine zwei Zehntelsekunden stillstehen und sprintet über die Bühne, reißt das Publikum mit und regt es zum Mitmachen an. Dazu kommt noch eine großartige Setlist, die beweist, dass auch neuere Nummern der Marke „Stay Thirsty“ oder „Rules for Fooles“ mit altem Zeug wie „The Morning After“, „Chemical Invasion“ oder „(Empty) Tankard“ mithalten kann. Großartig!

HELL

Das Deutschland Debüt der Pioniere HELL stößt nicht wirklich auf das Interesse, auf das Band und auch Veranstalter offensichtlich gehofft haben. Nach Tankard machen viele Banger erst mal Pause und so ist der Platz vor der Bühne leider kaum gefüllt. Einige Kuttenträger bangen sich mit hohem Engagement durch das Set, ansonsten ist eher neugieriges Zuschauen angesagt. Und das lohnt sich, denn zu sehen gibt es einiges: schwarze Uniformen und weiße Schminke für die Instrumentalisten, während Sänger David Bower mit Headset und Dornenkrone die Songs dramaturgisch ausgestaltet und dabei wie ein Musicalschauspieler wirkt. Das geht hin bis zur Selbstzüchtigung, was sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Insgesamt aber definitiv ein gutklassiger Auftritt, der Lust auf mehr macht.

MISERY INDEX

Der brutalste Act des Tages ist definitiv MISERY INDEX und was die Jungs dort vollziehen ist der reinste Wahnsinn. Schlagzeuger Adam Jarvis ist ein Tier am Instrument und sorgt für offene Münder. Und auch die Setlist lässt keine Wünsche übrig. Der Sound ist dermaßen fett, dass keine Haarsträhne der anderen gleicht. Bis auf einen Soundaussetzer an den Gitarren, gibt es bei diesem Konzert nichts auszusetzen. Oder doch? Nämlich, bitte mehr Spielzeit für MISERY INDEX. Da geht noch einiges.

BELPHEGOR

Jetzt wird es blasphemisch! BELPHEGOR gehören ohne Zweifel zu den Meistern des Black/Death Metal und beweisen das auch heute wieder mit einem brutalen Set, der einige neue Songs enthält, die zumindest live im Härtegrad nicht einen Milimeter abfallen. „In Blood - Devour This Sanctity“ steht gleichwertig neben „Belphegor – Hell's Ambassador“ oder „Bondage Goat Zombie“, Dazwischen findet auch noch „Lucifer Incestus“ Platz, und mit „Angeli Mortis De Profundis“, „Rise to Fall and Fall to Rise“ und „Impaled Upon the Tongue of Sathan“ gibt es noch drei weitere Neuvorstellungen. Zum Abschluss wird noch der Wunsch des Mobs nach nacktem Fleisch in Form einer leicht geschnürten SM-Braut mit Gasmaske erfüllt – mäßig ansehnlich, aber durchaus passend zur garstigen Musik.

VANDERBUYST

Die Holländer von VANDERBUYST sind unter Kennern definitiv die Band des Festivals. Leider haben das nicht viele genossen, denn nur knapp hundert Nasen trafen sich im Zelt um die Songs der Band abzufeiern. Aber kommen wir zum Punkt. VANDERBUYST sind einfach nur geil und jeder von euch da draußen sollte sich selber davon überzeugen. Die Leidenschaft, mit der sie ihre Songs zelebrieren ist jede Sekunde spürbar. Drei Jungs, die auf der Bühne so was von steil gehen, dass noch so einige Bands davon lernen können. Vor allem Gitarrist Willem Verbuyst legt eine so was von geile Performance hin, dass kein Mund bei diesem Auftritt geschlossen ist. Ein Muss für jeden NWOBHM und Hardrock Fan.

SODOM

Mit „In War And Pieces“ haben sich SODOM eindrucksvoll an der zuletzt schwächelnden Albenfront zurückgemeldet und das dann auch mit einer Headlinertour gefeiert. Nun auf dem Festival mit begrenzter Spielzeit sind es dann aber doch vorrangig die Klassiker die zum Zuge kommen. „Agent Orange“, „The Saw Is The Law“, „Remember The Fallen“ oder das abschließende „Bombenhagel“ sind Publikumslieblinge, die aus voller Kehle mitgebrüllt werden und für reichlich Nackenschmerzen sorgen. Leider ist gerade bei SODOM der Sound ziemlich beschissen, wodurch die Songs nicht alle sofort zu erkennen sind. Das versucht die Band mit ihrer Ausstrahlung wieder wettzumachen, was ihr auch weitgehend gelingt – Gemecker hört man im Nachhinein aber trotzdem so einiges.

WINTERSUN

Lange haben wir gewartet, um WINTERSUN mal live erleben zu können. Ursprünglich waren sie für das Legacy Fest, also 2009, angesagt. Aus diesem Auftritt wurde aber nichts, denn das Album war noch nicht fertiggestellt. Das ist heute nicht anders, dennoch trauen sich die Finnen auf die Bühne und werden dort empfangen wie verlorene Söhne. Mit einem Opener wie „Beyond The Dark Sun“ kann man ja auch nicht viel falsch machen – außer das man damit seinen größten Hit gleich zu Anfang verschossen hat. Das machen WINTERSUN aber mit der Vorstellung eines neuen Songs namens „The Way Of Fire“ wieder wett. Gelegentlich könnten die Songs für mein Verständnis ein bisschen schneller auf den Punkt kommen, dennoch liefert die Band eine beeindruckende Show ab, bei der das Publikum durchdreht.

SAXON

Nachdem Onslaught wegen Stimmproblemen ihres Sängers Sy Keeler ausfallen und die Metalcoreler Dawn of Disease einspringen, kann man sich seine Oldschoolkeule auch gleich von SAXON geben lassen. Und die lassen heute nochmal richtig die Sau raus. Es ist immer wieder erstaunlich, vor allem aber erfreulich, mit welcher Energie diese nun nicht mehr ganz jungen Herren nach wie vor zu Werke gehen. Das am 3. Juni erscheinende neue Album „Call to Arms“ wird ausführlich vorgestellt, wobei die gespielten Songs durchaus Lust auf mehr machen, vor allem der baladeske Titelsong sorgt für Gänsehaut. Zudem hat es mit „Demon Sweeny Todd“ unerwarteterweise ein „Into The Labyrinth“ Song in den Reigen geschafft, der neben den Klassikern durchaus bestehen kann – und das, obwohl das Album nun nicht gerade eine Offenbarung ist. Dazu gibt es dann natürlich noch Klassiker wie „Crusader“, „Wheels Of Steel“, „Princess Of The Night“ und „Motorcycle Man“. Zudem fahren SAXON die vermutlich protzigste Lichtshow des Festivals auf. Ein durch und durch überzeugender Auftritt!

ARAFEL

Die Israelis profitieren gerade mächtig vom Promibonus ihres neuen Frontmanns Helge, den man als ehemaligen Sänger von Equilibrium kennt. Das tut ARAFEL spürbar gut, denn auf diese Weise können sie ihre Musiker vor einem viel größeren Publikum präsentieren. Und auch wenn das Quintett keineswegs eine Sensation des Genres ist und auch nicht wirklich innovativ oder markant klingt, sind ihre Songs doch wesentlich natürlicher und weniger statisch als bei Helges Ex-Band. Genrefans bekommen also neues Futter, was nicht zuletzt an der sehr sauber und erstaunlicherweise recht unauffällig aber gefällig gespielten Geige liegt.

SECRETS OF THE MOON

Ein Lob muss man der Organisation mal machen: Die Black Metal Bands sind auf diesem Festival perfekt auf alle Tage verteilt. Gestern Darkened Nocturn Slaughtercult, morgen Helrunar und Watain und heute Belphegor und SECRETS OF THE MOON. Letztere spielen vor recht kleinem Publikum und müssen sich zudem mit uninteressierten Eisregenfans rumschlagen. Das hindert den Vierer aber nicht daran, mit dem Titelsong des noch gar nicht erschienen neuen Albums „Seven Bells“ gleich mal fulminant loszulegen. SECRETS OF THE MOON holen die drückende Finsternis ihrer Alben auf die Bühne, sind dabei aber noch doomiger, härter, rauer und überraschenderweise auch eingängiger als auf Platte. Es gibt kaum Ansagen und die Songs werden variiert und teilweise als Medleys durchgezogen. Höhepunkt ist das wieder ins Set integrierte „Miasma“ - vertonter schwarzer Wahnsinn!

SONNTAG

EXCREMENTORY GRINDFUCKERS

Der Albumtitel „Headliner der Herzen“ passt durchaus zu den EXCREMENTORY GRINDFUCKERS, denn sie ziehen um 12:15 bereits eine beeindruckende Zuschauermenge vor die Bühne. Mit ihrem Spaßgrind, mit dem sie die schrecklichsten Auswüchse von Schlager und Popmusik durch den Kakao ziehen, treffen sie die Stimmung vieler Festivalbesucher. Ganz klar, hier wäre eine bessere Spielposition angebracht gewesen. Und so grindet und tanzt man sich durch eine superlustige Show und wird gleich mal mit dem Fleischwolf wachgemacht.

SUICIDAL ANGELS

Die Regelung, das Festival von Freitag bis Sonntag stattfinden zu lassen, hat einen entscheidenden Nachteil: Es gibt zum Sonntagnachmittag eine Publikumsflucht gen Heimat. Dementsprechend spielen alle nun folgenden Bands vor, im Verhältnis zu ihrer Größe, recht kleinen Kulisse. Das betrifft auch die SUICIDAL ANGELS, die mit einem Programm, das inhaltlich dem Thrashfest ähnelt, aber eine ganze Ecke routinierter dargeboten wird, durch ihre Bühnenzeit holzen. Dazu kann man sagen: Das neue Album „Dead Again“ macht die Setlist abwechslungsreicher, vor allem was Tempo und Dynamik angeht. Das tut den Griechen gut, da sie dabei auch nicht weicher, sondern nur effektiver werden.

AMORPHIS

Was soll man zu AMORPHIS groß sagen? Die Finnen sind einfach eine starke Liveband und mischen auch heute laute und leise Töne mit der ihnen eigenen Perfektion. Trotz guter, engagierter Show sind die Reaktionen allerdings ein wenig zurückhaltend. Was ist los? Müdigkeit nach drei Festivaltagen? AMORPHIS lassen sich jedenfalls nicht aus dem Konzept bringen und rocken die Bühne.

HELRUNAR

Im Zelt starten HELRUNAR ihre Frostattacken auf das leider nicht sehr zahlreich anwesende Publikum. Es ist wirklich erstaunlich, wie diese Truppe klischeetriefende Themen wie frostige Landschaften oder Paganismus behandeln kann, ohne dabei selbst zu einem Klischee zu verkommen, wie es bei 90% der Pagan/Black Metal Bands passiert. HELRUNAR haben eine ganz eigene Art des Ausdrucks gefunden und gehen in dieser komplett auf. Sie spielen Satyricon Riffs mit einer Hingabe und Frische, wie Satyricon es selbst niemals hinbekommen würden und sie transportieren die Kälte früher Mayhem, ohne deren Wahnsinn und Raserei übernehmen zu müssen. Stattdessen kochen sie ihr eigenes Süppchen, dem mit der Überhymne „Älter als das Kreuz“ noch die letzte, alles vollendende Zutat hinzugefügt wird. Auch wenn mir mal wieder „Dreifach Dorn“ fehlt: Das hier war ganz großes Ohrenkino.

KRISIUN

Im Black Metal Sandwich zwischen Helrunar und Watain fühlen sich die drei Brasilianer ausgesprochen wohl. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn ihr technischer Death Metal ist nicht nur musikalisch beeindruckend sauber gespielt, er besitzt auch etwas, das diesem bedauernswerten Genre üblicherweise eher fehlt, und das ist Identität. Die drei Brüder haben es einfach drauf, ihren brutalen wie auch uneingängigen Ohrenhappen das gewisse Etwas mitzugeben, das einen nicht nur aufs Griffbrett starren lässt, sondern auch zum Mitmachen animiert. Basser/Sänger Alex ist ein sympathischer Frontmann, der mit seinen Dankeshuldigungen genau den richtigen Ton für solche späte Festivalstunde trifft. Dazu gibt es noch einen neuen, für meine Ohren recht eingängigen Song, und damit ist auch alles in Butter. KRISIUN sind der Death Metal Höhepunkt des Festivals!

WATAIN

Während auf der Hauptbühne Sabaton wie einst Opa was vom Krieg erzählen und das schön mit Keyboards unterlegen, steht die Bühne im Zelt quasi in Flammen, weshalb kurzfristig und auch ziemlich hektisch die Feuerwehr mit einem Löschfahrzeug anrückt. Die Feuerwehrmänner werfen entsetzte Blicke zur Bühne und sprinten übers Gelände, brechen das Konzert aber nicht ab (was einen Tag davor in der Schweiz durch die Hände der Polizei tatsächlich geschehen ist). Mit zehn Minuten Verspätung legen die Schweden also los und überziehen in ihrer dunkel gesetzlosen Art um glatte zwanzig Minuten. Nach dem mächtigen Orgelintro legen WATAIN mit „Malfeitor“ los und lassen das Publikum bei „Devil's Blood“ auch mal wieder an ihrer Blutshow teilhaben – mit frischem Blut, während ihr eigener Sud mal wieder bestialisch stinkt. Auch sonst bringen WATAIN bei aller Black Metal Attitüde genug optische Reize und Showelemente in den Gig ein, Flammenwerfer werden gezündet, die Bühne ist mit Schädeln, Ketten u.ä. verziert, Sänger Eric tobt rum wie ein Besessener, gibt zwischen den Songs aber den Prediger gegen „Heuchler, Pazifisten und Bullen“. Musikalisch ist alles tiefschwarz, die Setlist ist bei der kurzen Spielzeit natürlich weitgehend Standard, „Storm of the Antichrist“, „Reaping Death“, „Sworn to the Dark“, „Rabid's Death Curse“, „Total Funeral“ und abschließend „Serpent's Chalice“ werden in intensiven, packenden und hasserfüllten Versionen dargeboten und beweisen, das WATAIN schon sehr lange in der Schwarzmetal Elite angekommen sind.

Fazit: Das Metalfest ist ein schönes Open Air, das dieses Jahr mit geilem Billing aufwarten konnte, aber organisatorisch auch noch an einigen Kinderkrankheiten litt. Wenn diese ausgeräumt werden können, vor allem was den Sound angeht, wird sich das Festival etablieren und seinen festen Platz im Festivalkalender einnehmen. Zu wünschen wäre es!

BEHIND THE STAGE

Metalfest-Sprüche der Redaktion

"Ich bin so gestorben Alter, ich dachte ich sterbe!" (Alex)

"Meine Binde rutscht." (Fabi)

"Leg doch die Scheißbirke da um, oder wat dit fürn Baum is!" (Marc)

"Schwarzwurzeln sind bestimmt gar keine Wurzeln, das ist nur so ein Name... so wie Bienenstich." (Marc)

"Freunde sind wie Kartoffeln: Wenn man sie isst, sind sie tot." (Alex)

"Athen? Ich dachte du kommst aus Griechenland." (Alex zu Tamboly)

"Warum sitzen da alte Menschen drin?" (Alex nach dem Sichten eines Autos mit Immortal-Heckscheibenaufkleber und Kennzeichen KI-LL 1234)

Für euch waren vor Ort: Felix, Berus, Diana, Fabi, Tamboly, Jäcki und Alex