Montag, 24. Mai 2010

Metalfest Germany Festivalbericht

Metalfest Open Air 2010 Germany
Flughafengelände Dessau
12.5.2010 - 15.5.2010

Wo letztes Jahr das Legacy Fest stattfand, findet heute das Metalfest statt. Das Konzept ist weitgehend dasselbe geblieben, auf zwei Bühnen spielen viele Bands, darunter auch einige Newcomer. Dabei steht weiterhin ein trendbewusstes Programm in Vordergrund, Bereiche wie Doom oder klassischer Heavy Metal sind stark unterrepräsentiert. Die Metalmeile wurde vergrößert und nach vorne verlegt, um Platz für mehr Fressbuden schaffen, die leider häufig komplett überteuert sind. Dankenswerterweise hat sich die Organisation von ihrer unpraktischen Festivalwährung getrennt. Die Securities sind kompetent und gehen ihrer Arbeit gewissenhaft nach – teilweise etwas zu gewissenhaft für meinen Geschmack, das jemand aufgrund eines Kiss Patches nicht aufs Gelände gelassen wird, ist schon reichlich unverständlich, erst recht, wenn man auf dem Gelände regelrechte NSBM-Kutten sieht und auch die Händler nicht komplett unbräunlich sind.
Der Flugplatz und sein Steinboden sind eine zweischneidige Sache. Einerseits ist er hart und beim Hüpfen im schlimmsten Fall gefährlich, andererseits zeigen die anderthalb Tage Dauerregen auch die Vorteile des Geländes, erst recht, wenn man mal mit dem hoffnungslos verschlammten Campingplatz vergleicht. Hier ein Lob an die Organisation: Bei erstbester Gelegenheit wird zumindest auf der Hauptstraße Stroh ausgeschüttet. Das ist Wacken Feeling!

Mittwoch:

Für die früh angereisten, gab es am Mittwochabend schon mal schön auf die Ohren, bei einer netten Warm-Up Party im Hangar.
Diese startete mit Moshquito und Ultrawurscht. So richtig laut wurde es dann, als die mutigen Recken aus Grailham-City mit "Zapf Beauty" gemeinsam mit dem Battlechoir den Kampf gegen die dunklen Mächte aufnahm, um den heiligen Gral zu retten. Vor der Metal-Hammer Warm-Up
Party durften die Ziegenköpfe von Milking the Goatmaschine noch mal richtig rumknüppeln und konnten sich mit ihrem Grindcore/Death Metal gut in Szene setzten. Eine gelungene feucht fröhliche Einleitung in die nächsten Tage.

Donnerstag:

Donnerstagmittag kommen als erstes die Taubertaler Black/Deather von LEGIO MORTIS auf die Bretter der Mainstage. Bei noch annehmbaren Temperaturen um 10°C kommen die Leute recht spärlich um sich die erste Band des Tages anzusehen. Rumpelnd spielt die Band auf und jeder einzelne, bis auf Sänger Marc, ist zu diesem Zeitpunkt (und dem restlichen des Konzertes) aktiv wie eine Stehlampe, sodass das Publikum gar gelangweilt drein schaut.

Zur noch frühen Stunde betraten die Polen TRAUMA die Bühne, die mit ihrem Old School Death Metal zu dieser Uhrzeit nur wenige Metalheads an die Bühne locken konnten. Dennoch spielten sie unter Soundproblemen ihre Show gekonnt durch.

Don’t spit about those who choose to pose. Dieser Satz bewahrheitet sich bei dieser Band aufs Schärfste. Gekleidet wie ihre Freundinnen (nur schlechter!) hüpft das Quintett bei brauchbarem Sound auf der Bühne rum und gibt ein paar starke Tanzsongs zum Besten. Der Auftritt hat definitiv Unterhaltungswert, und so ziehen ENFORCER das Publikum schnell auf ihre Seite. Weiter so.

ARKONA aus Russlands, die in Deutschland auch keine Unbekannten mehr sind, gaben rund um Frontfrau Masha Vollgas und wurden vom
Metalfest Publikum sehr gut aufgenommen. Der russische Pagan/Folk Metal, der aufs erste Hören eigenwillig klingt, aber einen deutlichen Partycharakter aufweist, konnte mit „Goi Rode Goi“ die ersten Köpfe kreisen lassen.

Die Ostfriesen BURIAL VAULT die bereits im Vorjahr auf dem Legacyfest gespielt haben, können mit ihrem mitgereisten Fans eine gute Stimmung verbreiten. Und so dürfte der gleichnamige Song "Burial Vault" noch besser bei den noch unbekannten Metallern im Kopf bleiben.

Das ist bei den Thrash-Granaten der SUICIDAL ANGELS grundlegend anders. Wie schon auf der Tour mit Overkill präsentieren sich die Griechen spielfreudig, dabei aber immer mit der nötigen Aggression. Zudem bringt der Vierer eine nette Oldschoolnote rüber, ohne dabei altbacken zu klingen. Das danken ihnen die Fans mit Sprechchören und vielen fliegenden Haaren. Schön, dass sich Qualität durchsetzt.

LEAVES EYES, die Band für die angereisten Gothic Metal Fans sorgte für eine recht volle Bühne. Wovon die meisten dem weiblichen Geschlecht angehört haben. "Liv Kristine" und "Alexander Krull" machen im Duett ein sehr gutes Bild und konnten die gute Stimmung auf die Fans übertragen, die sich mit lautem Applaus bedankten. Hits wie "My Destiny" und "Njord" durften natürlich nicht fehlen
und wurden lauthals mit gegrölt.

SALTATIO MORTIS sind heute die Exoten des Festivals. Dessen sind sie sich durchaus bewusst, und dementsprechend fahren sie ihr Mittelaltergedudel auf das Nötigste zurück und trumpfen mit hohem Härtegrad einschließlich verschärfter Double-Bass-Attacken auf. Balladen gibt es keine, stattdessen die volle Keule, was auch bedeutet, dass das letzte verstärkte Album „Wer den Wind säht“ zu weiten Teilen dem deutlich gitarrenlastigeren „Aus der Asche“ weichen muss. Das gefällt dem Publikum ganz offensichtlich, so das es sogar zu einer Wall of Death kommt, und die breit grinsenden Spielmänner locker als Gewinner von der Bühne gehen.

Die Prog-Power-Thrasher von NEVERMORE sind leider von starken Soundproblemen geplagt. Sie kommen später auf die Bühne, der Sound ist schlecht, und zu allem Überfluss fällt auch noch ständig Warrel Danes Mikro aus, bis er es genervt gegen ein anderes tauscht, das aber auch nicht richtig funktioniert. Durch die kürzere Spielzeit ergibt sich eine merkwürdige Setlist, bei der gleich drei Songs vom noch gar nicht veröffentlichten Album „The Obsidian Conspiracy“ zum Zuge kamen, aber viele bekannte Songs schmerzlich vermisst werden. Die neuen Songs klingen stark und lassen Großes hoffen. Ich hoffe mal wieder auf eine Nevermore Headlinertour mit ausgedehnten Spielzeiten, Klassikern bis zum geht nicht.

ROTTING CHRIST, die griechische Black/Dark-Metal-Band, die sich nur selten in Deutschland sehen lassen, bitten zur frühen Abendstunde im Hangar zum Schlachtfest. Dieses lassen sich die Metalfestgänger nicht zwei Mal sagen und so spielten Rotting Christ vor einem gut besuchten Publikum, die fleißig die Köpfe kreisen ließen und hasserfüllt ihre Fäuste in die Luft streckten. Ein wirklich gelungener Auftritt der Griechen, die aus dem nicht optimalen Sound das Beste gemacht haben.

Saufen, Party, KOPRIKLAANI! Das ist immer eine gute Mischung. Da dürfen Songs wie "Vodka" und "Beer Beer" bei den finnischen Folk Metallern nicht fehlen, die von den durstigen Zuschauern dankbar aufgenommen werden und den Festivalbereich in ein großes Partylager verwandeln.

"By the Sword in My Hand", dieser Weg war nicht einfach. TÝR, die sympathische Pagan Metal Gruppe von den Färöer-Inseln, hatte es weiß Gott nicht leicht und hatten Jahre lang mit wenig Beachtung zu kämpfen. Doch mit dem aktuellen Album ist die größte Hürde genommen und so tummelten sich bei "Hold The Heathen Hammer" reichlich Metalheads vor der Bühne. Was Tyr mit großer Spielfreude und satt Hits wie "Hail to the Hammer" dankte.

Packt die Kruzifixe weg und kippt das Weihwasser ins Klo, die Legion der Verdammten ist da! Und LEGION OF THE DAMNED machen von Anfang an keine Gefangenen und ballern los, das es eine wahre Freude ist. Die Holländer haben eine mit Hits und einigen Raritäten gespickte Setlists dabei und gehen bis in die Haarspitzen motiviert auf ihren alles zermalmenden Vernichtungsfeldzug. Dazu stimmt hier auch der Sound, und als einzige Band des Festivals haben LEGION OF THE DAMNED auch eine starke Pyroshow dabei. Definitiv eines der Highlights des Festivals.

Mit "Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz" beginnt die dunkle Vorstellung der österreichischen Folk Black Metalband DORNENREICH. Die 2 Mann Combo Eviga und Inve können trotz großer Konkurrenzbands auf der Mainstage mit Bolt Thrower und Legion of the Damned ein großes Publikum vor der Bühne binden kann. Mit ihren progressiven, deutschen Black Metalsongs, die durch eine düstere Geige unterstrichen wird, können Dornenreich eine düstere und melancholische Stimmung im Hangar verbreiten. Die von den anwesenden Metallern gut aufgenommen wurde.

Da haben die Holländer gut vorgelegt und gespannt wird drauf gewartet wie BOLT THROWER sich nach dieser Vorlage macht. Beim einzigen Festival Gig 2010 in Deutschland gehen sie klar als Merchandise Gewinner vom Feld. Bevor Bolt Thrower überhaupt gespielt haben, sind die Merchandise Sachen bereits zu günstigen Preisen restlos ausverkauft. Das Spricht Bände und die Metalheads sind heiß auf die Briten. Mit einer Kälte und brachialen Sound betreten die Engländer die Bühne und kennen keine Gnade. Professionell und druckvoll werden die Songs dem dicht gedrängtem Publikum entgegengeschmettert.
Nach dem Motto "No Guts No Glory" räumt Bolth Thrower hier auf und schickt die Metalheads mit kräftigen Nackenschmerzen ins Zelt.

Freitag:

Am Freitagmorgen machen die Bremer DEATHRIP den Tagesstart und ballern noch vor verhaltener Zuschauerzahl ihre Death Metal Setlist runter.

Mit anfänglichen technischen Störungen hatte die Black Band URGEHAL zu kämpfen, aber davon ließen sich die Schwarz-Metaller aus Norwegen dennoch nicht abbringen und boten ihren satanischen Anhängern eine kalte und Gewalt verherrlichenden Show. Frontmann "Trodor Nefas" bedankte sich erfreut mit einem Fuck You, Fuck You All bei den Fans.

Am frühen Nachmittag des Freitags ist dann Zeit für eine Band der man ohne Frage zwiespältig gegenüber stehen kann. VARG aus Coburg, denen man das rechte Gedankengut unterstellt, spielen nach den Schwarzmetallern von URGEHAL und so haben sich vor der Bühne allerhand folkloristische Freunden versammelt und man sieht auch mal das ein oder andere Horn, welches gen Himmel, Odin, Band oder Bühne gestreckt wird. Nach einigen Songs macht nun Sänger Freki eine Ansage gegen den Vorwurf, die Band sei eine NSBM Band und erklärt, dass jeder in der Band seine eigene politische Meinung habe, sich allerdings keiner mit dem Gedankengut eines Rechtsradikalen anfreunden würde und sie definitiv keine Nazis sind. So wird der nächste Song mit den Worten "NAZIS FUCK OFF!" eingeleitet und jegliche Zweifel seitens des Publikums sind verflogen. Nach nun ein paar weiteren Songs gehen die Jungs unter kleinem Jubel von der Bühne.

Die Death Metal Keule von VADER scheint vielen gerade recht zu kommen. Jedenfalls sind die Eingänge ziemlich gut verstopft, und vor der Bühne hat sich eine ansehnliche Meute angesammelt. Die Polen sind trotz des Sauwetters gut gelaunt und metzeln sich durch ein energetisches, im Vergleich zu vielen Death Metal Bands auch sehr abwechslungsreiches Set.

Die zweite ostfriesische Band auf dem Metalfest heißt BATTUE aus Aurich und so kann die Treibjagdt beginnen, mit einer großen Anzahl von mitgebrachten Fans konnten die Ostfriesen hoch auftrumpfen und den Hangar im Laufe ihres Auftritts für eine Newcomer Band beachtlich füllen. Von BATTUE mit ihrem Mix aus Death Trash Metal werden wir in nächster Zeit wohl noch mehr hören.

Zu einer ganz besonderen Show kommt es dann, als DEICIDE die Mainstage betreten. Endlich einmal hat Glen Benton es geschafft die amerikanischen Lande zu verlassen um nun auch einmal in Europa hinter dem Mikro den auf Erden gekommenen Satan zu mimen. Hinter der Bühne allerdings konnte man auch mal ein Lächeln auf dem Gesicht des Bösen erhaschen. Die Show an sich ließ allerdings zu wünschen übrig. Von Benton selber schien es vorzuziehen als einzige Interaktion mit dem Publikum es dabei zu belassen, seine Plektren in die Masse zu werfen. Hits wie "Death to Jesus" und "Kill the Christians" werden runter gerappelt und einzig Gitarrist Kevin Quirion wirkt als hätte er Spaß am Konzert und seine Soli kommen „tight“ rüber. Auf der anderen Seite Jack Owen sieht gelangweilt aus wie immer und er würde es doch er vorziehen, wenn man ihm eine Couch auf die Bühne stellen würde. So neigt sich die Show dem Ende, was Drummer Steve Asheim augenscheinlich ganz recht kommt, da sein Drumming immer unsauberer wurde.

RIGER mit ihrem deutschsprachigen Pagan Death/Black Metal, ließen die Frankfurter die Ahnen hochleben. Die einzige Frau in der Band Nicola, machte an der Gitarre einen guten Eindruck und passte auch optisch gut zum Männerblock. So wurde fleißig bei "Auf die Ahnen" mit gegrölt und wir dürfen auf die Deutschland-Tour der Hessen im Herbst gespannt sein.

Als FINNTROLL und ELUVEITIE angekündigt haben, einen gemeinsamen Set zu spielen, war ich, wie viele andere auch, erstmal skeptisch. Und der Anfang ist auch recht zäh, es dauert ein bisschen, bis die Bands wirklich durchstarten können. Allerdings erweist sich die Abwechslung im Set ab einem bestimmten Punkt als bereichernd, zudem funktionieren vor allem die FINTROLL Kompositionen mit angereichertem Instrumentarium (Geige, Drehleier) sehr viel besser als in den Liveorginalen. Insofern sind weitere Kooperationen dieser Art unbedingt wünschenswert.

Im weiteren Verlauf des Abends dann ein weiteres Highlight auf der Hangar Stage. Die Halle ist zum ersten Mal während des gesamten Festivals brechend voll, denn alle sind gekommen um sich die einzigartige A capella Metal Show von VAN CANTO anzusehen. Die sechs sind gerade aus der Schweiz angekommen und hatten nur kurze Zeit zum verschnaufen, um es auch dem deutschen Publikum recht zu machen. Der Opener ist auch der Opener der aktuellen Platte " Tribe of Force" und so wird sich mit "Lost Forever" warm gemacht und man sieht viele erstaunte Gesichter, da es so etwas wie diese Band eine für viele nicht für mögliche gehaltene Sache ist. Weiter geht es mit "To Sing a Metalsong" wobei das Publikum mit einbezogen wird uns immer wieder die Stelle "All for One" grölt. Ein weiterer Hingucker ist Sängerin Inga die nicht nur mit ihrer Stimme beeindruckte. Viele sich freuende Gesichter sieht man dann beim GRAVE DIGGER Cover "Rebellion" der ordentlich abgefeiert wird was allerdings noch nicht alles ist, denn als die Band während ihres Songs "The Mission" mit METALLICAs "Master Of Puppets" beginnt wurde so gut wie von jedem jede Textzeile gesungen. So auch von Teufel/CORVUS CORAX, der die Jungs und Mädels tierisch abfeiert. Nach den letzten Klängen standen viele Münder immer noch offen, wahrscheinlich von dem Solo-Battle das sich Ross und Stef geliefert haben und niemand im Saal jemals geglaubt hätte das das ohne Gitarre möglich sein könnte. So entführten wir die Band und zogen los um wenigstens noch das Ende der Show von Testament zu sehen.

Und dann noch mal eine Thrashband. TESTAMENT haben zwar einen überlangen Soundcheck, dafür aber auch den besten Sound des Festivals, der Thrash-Perlen wie „New Order“ oder „Into the Pit“ würdig zu veredeln weiß. So braucht Frontsympath Chuck Billy auch nur vier Takte, um das Publikum zum Mitsingen zu bekommen. Dazu die starke Instrumentalarbeit der restlichen Band, und TESTAMENT sind der würdige Höhepunkt des Tages.

MARDUK, rund um Sänger „Mortuus“, machen von Anfang an klar: Hier gibt es keinen Spaß, sondern rohen Black Metal. Dieses wird in ihrer vollen Macht zelebriert und so keift sich „Mortuus“ durch das Dessau Publikum, während prasselnde Schlagzeug Rhythmen auf die Black Metaller hernieder hageln. Hier wird nichts mehr stehen gelassen und spätestens nach "Baptism by Fire" und
"Christ Riping Black Metal" weiß hier jeder was Sache ist.

Am Schluss des zweiten Tages geben sich HEIDEVOLK die Ehre. Mit zweistimmigen Männergesang und ausschließlich niederländischen Texten, in denen sie die Kultur der niederländischen Provinz Gelderland, sowie die germanische Mythologie besingend, betreten
die Holländer voller Selbstbewusstsein die Bühne. Mit neuem Album und vollem Tourplan im Rücken, wird hier ordentlich gefeiert. "Sachsenland" hallt es zur späten Stunde durch den Hangar. Die Jungs aus der Provinz Gelderland sind hellwach und spielten vor begeistertem Publikum einen guten Auftritt und spätestens jetzt dürfte keiner mehr nüchtern sein.

Samstag:

Am letzten Tag meinte der Wettergott über Dessau es nicht gut mit uns. Es regnet und stürmt und dies bekommen auch MINDREAPER zu spüren, die am Samstag die Opener Position auf dem Mainstage inne haben. Ihr Death/Trash Metal verklingt vor einer Hand voll Frühaufsteher.

ADDICTION OF A MURDERER mit ihrem Mix aus Hardcore und Death Metal geben sich große Mühe eine gute Stimmung vor der Bühne zu produzieren. Doch so richtig will ihnen das nicht gelingen. Ganz anders bei den Death Metalern DOWNFALL, die mit modernem Death Metal die ersten Köpfe zum kreisen bringen.

RITUAL KILLING haben auch mit dem Tagesproblem der kleineren Bands zu kämpfen und nur die härtesten kämpfen sich bei diesem Wetter zum Festivalgelände. Trotzdem geben die Coburger alles und bieten den wenigen Anwesenden eine gute Show.

Überraschen konnten auch HROPTATYR , die mit ihrem Debütalbum "Auf zu neuen Ufern" am Start waren. Musikalisch erinnerten die jungen Mittelfranken an Bands wie Equilibrium und Wolfchant und konnten mit "Aus der Asche" und "Symbole der Vergangenheit" gute Akzente setzen. Wir dürfen gespannt sein, was Sie uns in der Zukunft noch zu bieten haben.

Bei IMPERIUM DEKADENZ passte diesmal das Wetter wie die Faust aufs Auge. Der schleppende Progressive Black Metal schleicht aus den Boxen und zieht einen dunklen Schleier voller Verzweiflung hinter sich her. Das Wetter verstärkt diese melancholische Stimmung noch zusätzlich und so füllen sich die Reihen vor der Bühne zu den dunklen Klängen.

Wir sind hässlich, wir sind asozial, wir sind SCHELMISH! So betritt die dritte Mittelalter-Band des Metalfest die Bühne. So wirklich passen die "Hässlichen Kinder" wie sich Schelmish auch scherzhaft nennen, nicht auf die Bühne. Dennoch werden sie von zahlreichen Fans gut gefeiert und verlassen die Bühne mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen.

Mit Spannung wird die nächste Band erwartet, denn DECAPITATED sind nach ihrer Auszeit wieder auf den Bühnen dieser Welt zu finden.
Nur einer fehlt, der bereits verstorbene Drummer "Witold Kieltyka" R.I.P. Er wird von "Krihm" ersetzt, der kräftig ins Drumm-Set prügelt. Verlernt haben Sie definitiv nichts und können das Publikum vom ersten Song direkt an sich binden. Die Menge ist aus dem Häuschen und feiert mit ihren Helden einen gelungenen Wiedereinstieg.

Die Todesengel sind lebendig wie immer. Sie posen und rennen umher und gehen damit als einer der begeistertsten und begeisterndsten Bands des Wochenendes durch, während sie uns quasi im Vorbeirennen mitgröl- und headbangtaugliche Thrashhymnenn abliefern. Die Setlist ist gut durchmischt, nach dem Opener „Lord of Hate“ kommen auch ältere Werke zum Zug. Wer bis jetzt noch nicht wach war, sollte es nach dem Auftritt von DEATH ANGEL sein.

Warum warm anziehen, wenn man sich auch warm trinken kann! So oder so ähnlich dürfte das Motto Von ALESTORM rund um Frontmann und Keyboarder "Christopher Bowes" gewesen sein. Leicht bekleidet und mit viel Blödsinn im Kopf, enterten Alestorm mit ihrem Scottish Pirate Metal die Bühne. Während der Show entwickelt sich eine rauschende Metal Party und so stülpte sich "Christopher Bowes" letztendlich eine zugeworfene Piratenmaske auf und hatte sichtlich Spaß daran, mit ihr zu spielen. Die kleinen Verspieler störten dabei auch nicht und so wurde fleißig bei "Keelhauled" und "Heavy Metal Pirates" mitgegrölt.

Sepultura: Als ich SEPULTURA das letzte Mal gesehen hab, stand da eine Rumpelband mit kurzen, nichtssagenden Songs und austauschbarer Performance auf der Bühne. Das ist heute anders. Die Brasilianer sind immer noch nicht wirklich um technische Finesse bemüht, doch bei Songs wie „Arise“ oder „Troops of Doom“ kommt zumindest raus, warum diese Band eine Thrashlegende ist, auch wenn sie heute einer der tausend Acts dieses Genres sind, die nur noch von ihrer Geschichte leben. Ansonsten noch eine Anmerkung: „Was macht denn der Neger da auf der Bühne?“ ist mal die bescheuertste und unmetallischste Frage, die ich auf einem Festival je gehört hab…noch meilenweit vor „Wo ist mein Kajalstift?“ und „Haben sie auch Linkin Park CDs?“

„Cause I’m TNT, I’m Dynamite“. Ich gebe zu, ich habe die ganze Zeit nur auf diesen Satz gewartet. Jetzt mal ernsthaft, der Schunkel Death Metal von SIX FEET UNDER ist doch für den Fan der gepflegten Prügelei kaum zu ertragen. Erfolgreich ist er trotzdem, weil er gut groovt und dadurch sogar eine eigene Identität gewinnt. Dazu ist Chris Barnes mal ein Charakterkopf, wie man ihn sich wünscht. Also alles okay – aber verzieht euch, ich will BEHEMOTH gucken.

BEHEMOTH brauchen die Dunkelheit, denn ihre Show wird sich erheblich von der Prügelshow auf dem letztjährigen Legacy Fest unterscheiden. Heute ist nicht der Moshpit Mittelpunkt des Geschehens, es sind die Musiker und ihr magisches Gesamtwerk, das einen in seinen Bann zieht. Bereits der Opener "Ov Fire and Void" kriecht über die vor der Bühne wartenden Massen wie ein langsamer, aber alles verschlingende Lavastrom, der im von unheilvollen Fanfaren angekündigten "Demigod" in einem Vulkanausbruch mündet.

TWILIGHT OF THE GODS haben also eine doppelte Last zu schultern: Sie müssen das von BEHEMOTH ausgepowerte Publikum an der Bühne halten und sie müssen der Legende BATHORY einen würdigen Tribut abliefern. Ob letzteres gelingt, mögen bitte andere beurteilen – auch wenn ich BATHORY würdige und sie als eine der wichtigsten Extrem Metal Bands aller Zeiten sehe, habe ich mich nicht genug mit ihnen beschäftigt, um zu verstehen, was die Magie ihrer Musik ausmacht. Bleiben wir daher bei den Publikumsreaktionen. Die sind überwiegend positiv, allerdings ist nicht zu übersehen, das TWILIGHT OF THE GODS ein für Headlinerverhältnisse recht kleines Publikum haben. Und auch ich wandere nach fünf oder sechs Songs lieber zu SHINING ab, als mir diese zugegebenermaßen hochkarätige Covertruppe zu geben.

Ein weiteres Mal präsentiert sich Kvarforth geläutert, auch wenn regelmäßig Stinkefinger in Richtung Publikum gehen. Dafür tut die einmal mehr auf die Musik reduzierte Show ihre Wirkung und zieht die Zuschauer und Zuhörer in den Bann. Die Setlist ähnelt dabei der von der letzten Tour und wird von der Band einschließlich frisch ausgewechseltem Bassisten mit einer schönen Mischung aus Routine und Inbrunst vorgetragen. So sind SHINING der würdige Abschluss des Festivals und die einzige Hangarband, die in der Lage ist, auch mit Höhepunkten der Marke Behemoth mithalten zu können.

Fazit: Wenn man die organisatorischen Mängel beheben könnte, würde das Festival sicherlich noch gemütlicher werden. Und auch ein paar Bands weniger und dafür mehr Spielzeit für die anderen würden dem Festival sicher nicht schlecht zu Gesicht stehen. Ansonsten komm ich aber auch so gerne wieder.

Für euch waren auf dem Metalfest 2010: Patrick B. | Alexander G. | Felix P. | Rene W. und Eliane H.

Alle Bilder sind Eigentum der Berlin Metal Legion! (next days!)
Benutzung nur auf Anfrage unter patrick.kiraproductions@googlemail.com

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr schöner Bericht! :)

Wizardkira hat gesagt…

Danke sehr :)