Samstag, 17. September 2011
Aura Noir - Live Review The Ace Berlin
Berlin, The Ace Konzertbericht – 13.09.2011
Aura Noir, Occulta, Division Speed
Es ist schön, zu sehen, dass die Monopolstellung des K17 für Black Metal Konzerte in Berlin langsam aber sicher verschwindet und auch andere Clubs in den Genuss von namhaften Acts aus diesem Genre kommen. Das ACE ist, was das angeht, definitiv eine Empfehlung wert, denn das Hinterhofschuppenambiente passt perfekt zum rauen, schmutzigen Charakter der Musik, die optische Dekoration lässt aber auch die klassischen Genres nicht vergessen, und im Hintergrund hört man gerne mal Motörhead oder uralte Kreator. Der Sound ist im Durchschnitt kein Glanzsound, aber immerhin ausgewogen und nicht zu basslastig – das hat man in anderen Clubs viel schlimmer.
Guter Sound ist aber gerade beim heutigen Package grob überbewertet. Immerhin reden wir hier über Musik in der Schnittmenge zwischen Black und Thrash Metal in ihrer rauen, ungeschliffenen Urform, weshalb der Holzhammer heute gegenüber dem Skalpell ganz klar überpräsent ist. Spielfreude statt Feinmechanik, Riffgewitter statt Melodien und Blastbeats statt Jazzfills – das ist das, was heute gefordert und geboten wird. Auch außerhalb der Bühne merkt man den Undergroundcharakter der Veranstaltung: CD's und Shirts sind spottbillig und die Musiker mischen sich ganz ungeniert unter das Publikum, teilweise gehen sie bei den gerade spielenden Bands am meisten ab. So soll es sein!
Ein Freund von DIVISION SPEED werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr. Rumpelthrash schön und gut, aber die Riffs und Strukturen treiben gerne mal in Richtung Einfältigkeit. Es gibt nun mal einen Unterschied zwischen minimalistisch (wertfreie Umschreibung) und dilletantisch (qualitative Einschätzung). Wer allerdings was mit der Keule aufs Maul haben will, das die Zähne nur so splittern, ist bei den heute schon fast Heimvorteil genießenden Sachsen genau richtig. Und, alles was Recht ist, DIVISION SPEED haben im kleinen Club zumindest Ausstrahlung und reißen das Publikum mit. Mit dem Bühnengraben der Festivals verschwindet auch die Distanz zwischen Musikern und Publikum, was der Band spürbar gut tut. Zum letzten Song gibt es noch einen Sänger- und einen Gitarristenwechsel, der vor allem im Gesangsbereich definitiv ein Gewinn ist.
OCCULTA könnten danach sowas wie die Kritikerlieblinge sein, denn obwohl sie tatsächlich aus Berlin kommen, haben sie zwar sehr viel weniger Zuspruch als DIVISION SPEED, sind musikalisch aber die stärkste Band des Abends. Sie bringen einen Schuss Exzentrik in ihre Musik und ihr Auftreten, der immer wieder an Megadeth erinnert. Der Bass brummt mehr als das er donnert und spielt eine dominante Rolle im Sound, Schlagzeug und Gitarre werden interessant gespielt und laden durchaus dazu ein, auch einmal genauer hin zu hören, ohne dabei tatsächlich vertrackt zu werden. Dazu ein Sänger, dessen Ansagen zwar zu vernachlässigen sind, der aber mit sehr viel Energie und Engagement an seine Performance herangeht – musikalisch wie optisch. Und so taut das Publikum auch nach und nach auf und gibt OCCULTA doch noch den Zuspruch, der dieser Band zusteht. Kultig: Sänger und Gitarrist verlassen bereits während des letzten Songs die Bühne und stellen damit die Rhythmusfraktion ins Zentrum der Aufmerksamkeit, was dieser spürbar gut tut.
Der Headliner und unangefochtene Platzhirsch, was die Publikumsreaktionen angeht, ist dann aber doch AURA NOIR. Es ist voll, es ist verschwitzt und das Publikum hat Bewegungsdrang. Und auch AURA NOIR haben richtig Bock und schwanken stimmungsmäßig zwischen den Aggressionen vom Bassist/Sänger Apollyon und der rock'n'rolligen, an Vollbeat erinnernden Coolness von Sänger/Gittarist Aggressor. So wird der garstige Black Metal der Band auch immer wieder mit Rock'n'Roll artigen Einschüben aufgelockert, was das ganze abwechslungsreich und spannend macht. Experimente sind erwünscht und respektiert, die Grundformel wird aber nicht verwässert. Die anderen beiden Bandmitglieder sind zumindest auf der Bühne eher farblos, aber definitiv fähige Musiker, die ihren Teil zum Sound beitragen. Der bringt das Publikum komplett zum Ausrasten, und es verwundert auch niemanden so recht, das alle am Ende der Show tierisch verschwitzt sind und die Shirts von AURA NOIR guten Absatz finden.
Fazit: Ein rundes Package, das viel Spaß gemacht hat.
Review von Felix Patzig
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